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Archiv "Internationale Gesundheitspolitik" (16.01.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Neben dem wissenschaftlichen Er- fahrungsaustausch mit allen westli- chen und östlichen Ländern und den Ländern der „Dritten Welt"

sollte ein besonders intensiver Er- fahrungsaustausch auf den Gebie- ten der Gesundheitspolitik sowie der Organisation der ambulanten und stationären ärztlichen Versor- gung gepflegt werden.

Der Deutsche Ärztetag ist .der Auf- fassung, daß Reformvorstellungen und -vorschläge für das Gesund- heitswesen in der Bundesrepublik Deutschland hinsichtlich ihrer Wirksamkeit soweit wie möglich an praktischen Erfahrungswerten an- derer Länder gemessen werden müssen. Dabei sollte allerdings be- rücksichtigt werden, daß jedes Sy- stem medizinischer Versorgung ihm eigene geographische und de- mographische, wirtschaftliche und gesellschaftliche sowie verfas- sungspolitische Grundlagen und Voraussetzungen hat.

I. Das Berufsbild des Arztes in der Europäischen Gemeinschaft Nach dem Vertrag über die Errich- tung der Europäischen Wirtschafts- gemeinschaft soll Ärzten — nach gegenseitiger Anerkennung der Di- plome und Koordinierung der Be- dingungen für die Berufsausübung

— die Freizügigkeit ermöglicht werden. Bei der Koordinierung der verschiedenen Bestimmungen in den EG-Richtlinien zur Verwirkli- chung dieser Bestrebungen muß die Einheit des Arztberufes erhal- ten bleiben. Die Weiterbildung auf bestimmte ärztliche Tätigkeiten muß sich immer auf die Kenntnis

DAS BLAUE PAPIER

des ganzen Menschen stützen kön- nen, wenn dem Bedürfnis des Pa- tienten nach umfassender Behand- lung und Heilung psychischer und physischer Leiden entsprochen werden soll.

II. Die medizinischen Assistenzberufe

in der Europäischen Gemeinschaft Wenn Ärzten die freie Niederlas- sung in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft er- möglicht wird und auch angestellte Ärzte die freie Wahl ihres Arbeits- platzes in diesen Ländern erhalten, dann muß auch die Freizügigkeit der Berufsausübung der Angehöri- gen ,der medizinischen Assistenz- berufe gewährleistet werden.

Eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen medizinischen und para- medizinischen Berufen wird nur er- reicht, wenn möglichst vergleich- bare Berufsbilder im Gesundheits- wesen aller Mitgliedstaaten der Eu- ropäischen Gemeinschaft geschaf- fen werden.

III. Regionale Arztverzeichnisse in der Europäischen Gemeinschaft Um nach der angestrebten Freizü- gigkeit das ärztliche Leistungsan- gebot auch regional transparent zu machen und damit möglichst ein Überangebot von Ärzten in attrakti- ven Städten oder Landbezirken so- wie eine Verdünnung der Arztdich-

*) Die vorausgehenden Abschnitte des Blauen Papiers wurden in den Hef- ten 25, 28, 31, 32, 33, 36, 37, 38, 40, 41, 43, 44, 47, 48 sowie in Heft 50/1974 veröffentlicht.

Schwedens Gesundheitswesen

Die Lappen sterben aus

Insoweit unterscheidet sich der Norden nicht vom übrigen Schwe- den, auch nicht hinsichtlich der ganz bewußt zur Schau getragenen Rationalität: Daß man sich bei- spielsweise darum bemühen könn- te, eine Minderheit im Lande unter Einsatz gewisser Mühen und Mittel zu schützen und zu bewahren, nämlich die Lappen, hält ein Schwede für überflüssig und unge- rechtfertigt: Schwedens Lappen werden in der nächsten Generation weitgehend in das schwedische Volkstum integriert sein und nur noch in Museen vorkommen. Und man schüttelt über die Norweger, die sich da ganz anders verhalten, ein wenig den Kopf. Die Frage, ob die ärztliche Versorgung der Lap- pen irgendwelche besonderen Pro- bleme stelle, wurde deshalb mit ei- nem Wort verneint.

Die „Nordkalotte"

Trotz dieser Gemeinsamkeiten mit dem Süden und dieser Abweichung von den Nachbarn: Es ist interes- sant zu sehen, wie sich im Norden über die norwegische und finni- sche Grenze hinweg Gemeinsam- keiten bilden. Es wächst ein Zu- sammengehörigkeitsgefühl dieser

„Nordkalotte", das zur Zusammen- arbeit ebenso führt wie zu gemein- samer Distanzierung von Helsinki, Stockholm und Oslo. Die Selbstän- digkeit in der Gestaltung des Ge- sundheitswesens und der ärztli- chen Versorgung, die wir in Nord- schweden beobachten konnten, findet hier zusätzliche Stütze und Stärkung.

Anschrift des Verfassers:

Walter Burkart Redaktion,

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 5023 Lövenich/Köln,

Postfach 14 30

Internationale

Gesundheitspolitik

Das Blaue Papier:

Abschnitt D 8 der „Gesundheits- und sozialpolitischen Vorstellungen der deutschen Ärzteschaft"")

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 3 vom 16. Januar 1975 165

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Internationale Gesundheitspolitik

te in anderen Gebieten zu vermei- den, sollen in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft Arztverzeichnisse geführt werden, die regional und nach der Bevölke- rungsdichte zu gliedern sind.

Für regional zusammengehörige Bevölkerungsgruppen von z. B. je 100 000 Einwohnern sollte ausge- wiesen sein,

I> wie viele niedergelassene Ärzte und wie viele Krankenhausärzte in welchen Gebieten,

I> wie viele Krankenhausbetten welcher Krankenhaus-Versor- gungsstufen,

I> welche Möglichkeiten zu beleg- ärztlicher Tätigkeit in welchen Be- reichen ärztlicher Tätigkeit zur Ver- fügung stehen.

Diese Verzeichnisse sollten regel- mäßig fortgeschrieben werden.

IV. Gleichwertigkeit medizinischer Ausbildungsziele in

deutschsprachigen Ländern

Voraussetzung zur Verwirklichung der Freizügigkeit in der Europäi- schen Gemeinschaft ist die gegen- seitige Anerkennung der ärztlichen Diplome. Die Ärzteschaften der Mitgliedsländer haben auf der Ba- sis von Mindestausbildungszeiten die Gleichwertigkeit einstimmig an- erkannt.

Mit Österreich und der Schweiz sollten, auch wenn sie derzeit der Europäischen Gemeinschaft nicht angehören, dieselben Bedingungen zur Grundlage eines Übereinkom- mens gemacht werden.

Das gleiche sollte auch für die Ausbildung der medizinischen As- sistenzberufe angestrebt werden.

V. Medizinische Entwicklungspolitik

Die Entwicklung des Gesundheits- wesens in den Entwicklungslän-

dern soll auf der Grundlage ihrer besonderen geogYaphischen, eth- nographischen und wirtschaftli- chen Situation spezifisch und plan- mäßig gefördert werden.

Die Weltgesundheitsorganisation mit über 120 Mitgliedstaaten sollte mehr als bisher als Koordinator und Ratgeber tätig werden. Diese Organisation sollte auch Mittel und Wege finden, diese Funktionen un-

bürokratisch und objektiv auszu- üben. Die Bundesrepublik Deutsch- land sollte sich an dieser Aufgabe insbesondere durch Anregung, Vorbereitung und Durchführung entsprechender Modellversuche beteiligen.

Insbesondere erscheint es zweck- mäßig, Programme zu entwickeln und zu erproben, mit Hilfe derer nichtärztliche Medizinalpersonen in dem jeweiligen Entwicklungsland für das Land selbst ausgebildet werden, um auch in dünnbesiedel- ten Gebieten für die medizinische Versorgung der Bevölkerung tätig werden zu können. Diese Personen sollten durch ihre Ausbildung so qualifiziert sein, daß sie die wich- tigsten medizinischen Versor- gungsprobleme unter den gegebe- nen Umständen selbständig über- nehmen können; sie sollten ihre Tätigkeit auf Außenposten jedoch nur nach den Direktiven und unter der Aufsicht von Ärzten leisten.

Die Industrienationen müssen die Entwicklungsländer bei der Weiter- entwicklung der medizinischen und ärztlichen Versorgung mit Rat und Tat fördern. Es genügt nicht, medi- zinische Versorgungssysteme der Industrienationen oder Teile davon in mehr oder weniger abgewandel- ter Form auf die Entwicklungslän- der zu übertragen, da nach den Er- fahrungen der Vergangenheit der- artige Objekte stets zum Scheitern verurteilt waren.

Viele im Ausland ausgebildete Ärz- te der „Dritten Welt" haben die Neigung, nach ihrem jahrelangen Studium entweder in den Gastlän- dern zu verbleiben oder in ihrem Heimatland in den Hauptstädten zu

praktizieren, in denen die medizini- sche Versorgung ohnehin weit bes- ser ist als in ländlichen Regionen.

Es genügt daher nicht, nur für die Ausbildung von Ärzten zu sorgen, es muß vielmehr sichergestellt werden, daß in den Heimatländern adäquate Berufsausübungsmög- lichkeiten gegeben sind.

Für diese Länder empfiehlt sich daher ein System von medizini- schen Versorgungsstationen, die von für diese Tätigkeit besonders ausgebildeten Medizinalpersonen geleitet werden, welche ihrerseits der Aufsicht und Kontrolle von Ärz- ten unterstehen. Die aufsichtfüh- renden Ärzte können mehrere der- artige Stationen betreuen und in schwierigen Fällen, soweit dies die Verkehrsverhältnisse zulassen, zu- gezogen werden.

Wenn erst einmal geeignete Perso- nen für die Besetzung dieser Sta- tionen ausgebildet worden sind, dürfte die Errichtung und Unterhal- tung derartiger Gesundungsstatio- nen keine unerschwinglichen Mittel beanspruchen. Die Einschaltung der Weltgesundheitsorganisation bietet sich an, weil die Initiative und Tätigkeit privater und staatli- cher, nationaler und internationaler Organisationen auf dem Gebiete der medizinischen Entwicklungshil- fe unter mangelhafter Koordinie- rung der Planung besonders auch von durchgeführten Hilfsaktionen leidet.

Der Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur medizinischen Entwicklungspolitik sollte ebenso in Bildungs- und Organisationshilfe bestehen, wie auch die Weiterent- wicklung der Seuchenbekämpfung vor allem durch Modellprojekte zu fördern wäre.

• Wird fortgesetzt

166 Heft 3 vom 16. Januar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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