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Archiv "Gesundheitspolitik: Gesundheitsbasar" (07.01.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 1–2

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7. Januar 2010 A 33 wird eine Teilnahmerate von 70

Prozent, das würde die GKV mit et- wa 300 Millionen Euro pro Jahr be- lasten, mithin drei Milliarden Euro in zehn Jahren. Nicht enthalten sind darin die Kosten der PKV, für das Aufsuchen der Radiologenpraxen (Wegekosten, Verdienstausfall), die Kosten für die weiteren Untersu- chungen an Zehntausenden von Frauen bei falschpositiven Befun- den (und deren Angst und Leid), die Verwaltungskosten der Versicherun- gen. Lassen wir alles zusammen 3,5 Milliarden Euro in zehn Jahren be- tragen. Bei einem durchschnittli- chen Stundenlohn von 15 Euro muss dafür erstmal 233 Millionen Stunden gearbeitet werden. In dieser Zeit verschleißen die Knochen, ist man oft drinnen und nicht an der fri- schen Luft und in der Sonne, nicht bei seiner Familie, wird gestresst und gemobbt, bekommt davon Krebs, fährt nachts auf dem Nach- hauseweg gegen den Baum usw.

Fazit: Unter dem Strich entsteht durch das Mammo-Screening er- heblich mehr Schaden als Nutzen.

Die Frauen sollten ihre Brust abtas- ten, das reicht. Bei Verdacht sollten sie zu ihrer Ärztin gehen, die kann dann indikativ röntgen. Diese kann ihnen dann auch unter anderem sa- gen: Das Risiko für eine heute 20- bis 29-Jährige, bis zum 80. Lebens- jahr an Brustkrebs zu erkranken liegt bei neun Prozent, bei Frauen über 60 sowieso nur noch bei drei Prozent.

Dr. med. Dieter Wettig, 65199 Wiesbaden-Dotzheim

Männer benachteiligt

In den beiden Artikeln wird die Überschätzung des Erfolgs von Früherkennungsmaßnahmen (hier Mammographie-Screening und PSA-Screening) thematisiert.

Neben dieser vom Geschlecht unab- hängigen Frage ist es höchst inter - essant, dass trotz der um sechs Jah- re längeren Lebenserwartung der Frauen für eine fragliche, geringe Reduktion der Frauensterblichkeit 300 Millionen Euro jährlich von der Allgemeinheit aufgebracht werden, während für eine ähnliche Redukti- on der Männersterblichkeit die

Männer ihre PSA-Untersuchung aus eigener Tasche individuell be- zahlen müssen und keine öffentli- chen Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Ähnlich verhält es sich mit der Krebsvorsorge, die Frauen ab dem 20. Lebensjahr zusteht, während Männer erst ab dem 45. Lebensjahr eine Krebsvorsorge erhalten und dies, obwohl der Hodenkrebs einen ersten Häufigkeitsgipfel um das 30.

Lebensjahr hat.

Beide politische Entscheidungen sind eine sachlich nicht nachvoll- ziehbare Benachteiligung der Män- ner aufgrund ihres Geschlechts. Sie verstärken die bestehende Un- gleichheit der Lebenserwartung noch, anstatt sie zu vermindern.

Der gesellschaftliche Konsens – gleiche Lebenschancen unabhängig vom Geschlecht – ist unumstritten.

Angesichts der um ca. sechs Jahre verkürzten Lebenserwartung der Männer folgt daraus zwingend, die bestehende Mittelverweigerung für Männergesundheit rasch zu besei - tigen und in Zukunft zusätzliche Mittel im Gesundheitswesen vor- nehmlich zur Verbesserung der Männergesundheit einzusetzen, – dies zumindest so lange, bis sich die Lebenserwartungen der Ge- schlechter angeglichen haben.

Dr. med. Ulrich Mors, 73235 Weilheim

GESUNDHEITSPOLITIK

Zur Analyse des Ko- alitionsvertrags (DÄ 45/2009: „Der Koali- tionsvertrag von CDU/

CSU und FDP: Neue Farbe − neue Hoff- nung“ von Sabine Rieser et al. und „Gesundheitswirtschaft:

Deutsche Bank unterstützt Rösler“).

Ohne Distanz

Das Titelbild des gelb angepinselten Gesundheitsministeriums mit dem Spruch „Neue Farbe – neue Hoff- nung“ – ohne auch nur einen Hauch von journalistischer Distanz, wie sie zum Beispiel mit einem Frage- zeichen hätte ausgedrückt werden können – finde ich . . . schlicht uner- träglich. Selbst wenn man die ärzte-

politischen Dogmen von der Freibe- ruflichkeit, der freien Arztwahl und der Therapiefreiheit akzeptiert, so resultiert hieraus aus meiner Sicht noch keine natürliche Präferenz

„der Ärzteschaft“ für eine bestimm- te Partei, die das Wort „frei“ in ih- rem Namen trägt.

Hoffnung ist es jedenfalls nicht, was mich beseelt angesichts des er- klärten Willens, den Solidarpakt aufzuheben und das System für eine zunehmende Steuerfinanzierung zu öffnen einerseits und geplanten Steuersenkungen andererseits. Zu- mindest nicht Hoffnung im Bezug auf eine rationale Medizin in einer solidarischen Gesellschaft. Hoff- nung werden „Leistungsanbieter“

hegen, die „den Gesundheitsmarkt als Geldquelle nutzen“ und ab- schöpfen wollen. Medizin als (zu- mindest auch) sozialer Beruf – war da mal was?

Enno Liebenthron, 28203 Bremen

Gesundheitsbasar

Mit dem Ergebnis der Bundestags- wahlen ist aus Patienten- und Ärz- tesicht vor allem die Erwartung verknüpft, dass Gesundheitspolitik im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wieder ideologiefrei sowie leistungs- und qualitätsorientiert er- folgen soll. Umso bedenklicher er- scheint es, wenn Schmidt und Lau- terbach von Banken und Unterneh- mensberatern abgelöst werden. Wir Ärzte, die unter der bisherigen zen- tralistischen Gesundheitspolitik ge- nug zu leiden hatten, sollten nach dieser Erfahrung sehr darauf be- dacht sein, die gesundheitspoliti- sche Entwicklung in unserem Lan- de nicht wieder medizinfernen Ein- flüsterern zu überlassen. Es kann nicht sein, dass Fliege und Dienst- wagen von Nadelstreifen und Victoryzeichen abgelöst werden.

Medizin ist und bleibt eine Quali- tätswissenschaft mit ethischen und sozialen Grundsätzen. Selbstver- ständlich muss einer nachweislich qualifizierten und hochspezialisier- ten ärztlichen Leistung ein entspre- chend angemessenes und gutes Ho- norar folgen. Nur darf dabei der Begriff Gesundheitsmarkt nicht mit Gesundheitsbasar verwechselt wer- Z

a 4 t C F n Rieser et al und Ge

B R I E F E

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A 34 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 1–2

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7. Januar 2010 den. Der in dem zitierten Artikel

erwähnte „zweite Gesundheits- markt“ in Kombination mit dem Begriff „Abschöpfen“ unterstreicht nur allzu deutlich die Intention, mit den gängigen Mitteln und Metho- den aus der Banken- und Berater- branche in der Medizin ökonomi- schen Erfolg zu erzielen gemäß dem Motto: Dollarzeichen statt Äskulapstab. Vielleicht wäre es in der Zukunft angebrachter, Meldun- gen wie die hier zitierte am Ende der jeweiligen Ausgabe des DÄ un- ter Verschiedenes zu veröffentli- chen und nicht durch den Abdruck auf einer der ersten Seiten Wichtig- tuerei den Glanz von Wichtigkeit zu verleihen.

Dr. med. Christian Deindl, 90489 Nürnberg

Als bloße Maske entlarvt

Die Vorstellung von gesundheitspo- litischen Positionen der verschiede- nen Parteien vor der Bundestags- wahl hatte den Anschein von Neu- tralität geweckt. Der Jubel über die Neubesetzung des Gesundheitsmi- nisteriums, noch bevor Herr Rösler irgendwelche Taten (abgesehen na- türlich von einer frei gehaltenen Rede) vorweisen kann, entlarvt die- ses Bemühen um Ausgewogenheit nun als bloße Maske – schade! Ich fühle mich durch diese Parteinahme nicht vertreten.

Katrin Frieber, 37077 Göttingen

Angriff

Sehr schön, wie die Redaktion sich in einem sechsseitigen Artikel zur Gesundheitspolitik äußert. Die den- kende Leserschaft hätte sich dies schon seit Jahren gewünscht. In der roten Ära hatten Sie die Schmähta- ten des Ministeriums immer ge- schickt zu verpacken und zu verste- cken verstanden. Kritik oder neutra- le Berichterstattung fand in Ihrem Blatt berufspolitisch nicht mehr statt. Jetzt trauen Sie sich aus Ihrer Deckung heraus und gehen über in einen zweifelnden und kommentie- renden Angriff. Die Frage der Se- riosität bleibt zu stellen . . .

Dr. Martin Prantl, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung Liberaler Ärzte e.V., 83435 Bad Reichenhall

MDK

Für die meisten Ärz- tinnen und Ärzte ist das 20-jährige Jubi- läum der Medizini- schen Dienste kein Anlass zum Feiern (DÄ 43/2009: „Medi- zinische Dienste der Krankenversiche- rung: Ungeliebt, aber geachtet“ von Jens Flintrop).

Wenig Achtung

Leider fällt es mir äußerst schwer, eine auch nur geringfügige Achtung vor dem MDK zu entwickeln, wie dies aus Ihrer Überschrift suggeriert werden soll. Das Gegenteil ist der Fall. Interessant wäre zu wissen, was dieser MDK eigentlich die All- gemeinheit und die Versicherten so kostet, der sich hinter gläsernen Prachtbauten verbirgt und seinen Mitarbeitern „ordentliche Vergütun- gen nach Tarifvertrag und eine 38,5-Stunden-Woche“ bietet. Dies sollte in Bezug zu einem gegebe- nenfalls erwirtschafteten „Erfolg“

des MDK auf Einsparungen für die Krankenkassen gesetzt werden. Das für den Bürokratie-Apparat MDK verschwendete Geld sollte stattdes- sen den Versicherten zugeführt wer- den. Da liegen meines Erachtens erhebliche Ressourcen. Als Kranken- hausarzt, der sich nahezu wöchent- lich mit zum Teil hanebüchenen MDK-Urteilen herumplagen muss, kann ich nicht die Dankbarkeit von Herrn Professor Hoppe „für 20 Jah- re gute Zusammenarbeit“ teilen.

Dr. Thorsten Matthes, Eduard-Arning-Klinik für Dermatologie und Allergologie, Asklepios Klinik St. Georg, 20099 Hamburg

Lichtblicke sind Ausnahmen

Ein Jubiläum zum 20-jährigen Be- stehen ist immer Anlass, die Tätig- keit und Wirkung einer Organisati- on in diesem Zeitraum zu reflektie- ren . . . Für die Region, die ich im

„eigenständigen Begutachtungs- bereich DRG-System“ überblicke (Berlin-Brandenburg), kann ich Hunderte von Gutachten zeigen, die jeglichen medizinisch gutachterli- chen Grundsätzen widersprechen.

Das Problem dabei sind nicht nur die unzureichenden Gutachten selbst, sondern dass die Kranken- kassen auf Grundlage dieser Gut- achten agieren. Es gibt aber auch einige Lichtblicke unter den Gut- achtern. Dies sind Kollegen, die sich mit der Aufgabenstellung aus- einandersetzen und den Fall inhalt- lich korrekt begutachten. Leider sind diese die Ausnahmen von der Regel . . . Es ist und bleibt der medi- zinische Dienst der Krankenversi- cherung/Krankenkasse!

Michael Chudy, Stellvertretender Vorsitzender des RV Nordost der Deutschen Gesellschaft für Medi- zincontrolling e.V. (DGfM), Johanniter-Krankenhaus im Fläming GmbH, 14929 Treuenbrietzen

GOÄ-RATGEBER

(DÄ 44/2009: „Kom- plexe Eingriffe am Schultergelenk – was fällt unter ,Ar- throplastie‘?“ von Ursula Hofer).

Zwei unterschiedliche Gelenkstrukturen

. . . Die Erläuterungen sind zwar auf den ersten Blick fundiert. Wenn man jedoch die konkreten anatomi- schen Grundlagen, die hier zitiert werden, betrachtet, so handelt es sich doch eindeutig um zwei unter- schiedliche Gelenkstrukturen. Das Schultereckgelenk ist die Verbin- dung zwischen Schlüsselbein und Acromion und hat nun absolut nichts mit dem eigentlichen Schul- tergelenk zwischen Humeruskopf und Glenoid zu tun. Sowohl die Stabilisierungsstrukturen, die anato- mischen Strukturen wie die mögli- chen Behandlungen unterscheiden sich grundsätzlich. Daher kann si- cherlich nicht unter einer Arthro- plastik des Schultergelenks eine Behandlung einer AC-Gelenks-Ar- throse subsumiert werden. Analog müsste die Behandlung einer Sa- croilitis in der Behandlung einer Arthroplastik des Hüftgelenks mit integriert sein. Dies dürfte jedem wohl sehr abwegig erscheinen.

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Wilhelm Friedl, Chefarzt der Chirurgischen Klinik II, Klinikum Aschaffenburg, 63739 Aschaffenburg F

t d l s A ( zinische Dienste der

GO G

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B R I E F E

Referenzen

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