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Archiv "Anti-Aging-Medizin: Hoffnung oder Humbug? Schlusswort" (16.11.2007)

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A3188 Deutsches ÄrzteblattJg. 104Heft 4616. November 2007

M E D I Z I N

Schnelle Vorteilnahme

Die jetzige Popularität der „Anti-Aging-Medizin“ ist sicher auch auf die nur noch kleine Anzahl von Leuten zurückzuführen, die eine „humanistische“

Schulbildung und Lebenseinstellung erhalten, weil die meisten Mitbürger eher auf schnelle Vorteilnahme bedacht sind, anstelle sich damit abzufinden, dass dauerhafte „Früchte“ auf harter Arbeit und Ausdauer basieren.

Das Motto „Mens sana in sano corpore“ gilt heute mehr denn je. Einige Bundesländer versuchen Anreize zu finden, damit wieder mehr Kinder eine humanisti- sche Gymnasialbildung durchlaufen. Das sogenannte

„Fasten“ hat sicherlich auch heute noch eine Bedeu- tung. Weltweit werden jetzt Programme ins Leben ge- rufen, die die Wichtigkeit körperlicher Ertüchtigung betonen. In beider (körperlicher und mentaler) Hin- sicht ist die richtige Menge an Stress entscheidend bei der Erzielung von „Anti-Aging-Effekten“, basierend auf „in medias res“ (Aristoteles) (1). Sogenannte anti- oxidative Therapien sind sehr kritisch zu betrachten.

Eine chronische Einnahme von mehr als 5 000 IU Vitamin A pro Tag kann bei Erwachsenen zur Intoxi- kation führen. Die in den USA leichfertige Einnahme diverser Substanzen, die sich gut vermarkten lassen, ist problematisch. Die Popularität von Anti-Aging- Cocktails einschließlich Wachstumshormon und Testosteron wird verdeutlicht durch Pressemitteilun- gen wie dem Autopsiebericht von dem 39-jährigen Supermodel Anna Nicole Smith. Um dieser Praxis entgegenzuwirken, hat die Endocrine Society soge- nannte Practice Guidelines publiziert (2). Bei Män- nern, insbesondere im fortgeschrittenen Alter, kann die Diagnosestellung „Androgenmangel“ Schwierig- keiten bereiten (3). Wachstumshormon wird auch beim alternden Menschen durch körperliche Ertüchti- gung von der Hypophyse ausgeschüttet, wenngleich diese Stimulation mehr Anstrengung kostet als in der Jugend, sofern keine Erkrankungen der Hypophyse vorliegen oder andere Faktoren, die die Sekretion die- ses anabolen Hormons reduzieren.

LITERATUR

1. Koch CA, Stratakis CA: Genetic factors and stress. In Fink G (editor):

Encyclopedia of Stress, Vol 2., Academic Press, San Diego, CA, 2000;

205–12.

2. Wierman ME et al.: Androgen therapy in women: an endocrine society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab 2006; 91:

3697–710.

3. Kazi M, Geraci SA, Koch CA: Considerations for diagnosing and treating testosterone deficiency in elderly men. Am J Med 2007; 120:

835–40.

Prof. Dr. med. habil. Christian A. Koch, FACP, FACE Director, Division of Endocrinology

University of Mississippi Medical Center 2500 N State Street

Jackson, MS 39216, U.S.A.

E-Mail: ckoch@medicine.umsmed.edu

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des In- ternational Committee of Medical Journal Editors besteht.

Schlusswort

Den Ausführungen von Prof. Koch ist zuzustimmen. Im Anti-Aging-Bereich gibt es einen grauen Markt, der mit teilweise dubiosen Angeboten arbeitet. Überdosierungen können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Vor allem gilt dies für die hormonelle Substitution. Ziel mei- nes Beitrages war es, darauf hinzuweisen, dass derartige Therapien immer ärztlich verordnet, individuell angepasst und nach entsprechender Diagnostik erfolgen dürfen.

Weniger nachvollziehbar sind dagegen für mich die Ausführungen von Frau Prof. Dören. Die WHI-Studie ist zur Bewertung der HRT sicherlich wichtig, stellt jedoch nicht die alleinige Grundlage dar. Sonst müssten wir kün- fig Frauen zur Brustkrebsprophylaxe eine Östrogen-Mo- notherapie empfehlen. In dem entsprechenden Arm der WHI-Studie zeigte sich nämlich eine signifikante 33-pro- zentige Reduktion von invasivem Brustkrebs (HR 0,67;

KI 0,47 bis 0,97). Wer Evidenz nicht nur in der WHI-Stu- die begründet sieht, wird sich einer derartigen Empfeh- lung wohl kaum anschließen.

Bezüglich des kardiovaskulären Risikos hat die diffe- renzierte Auswertung der WHI-Studie in jüngster Zeit ebenfalls Ergebnisse gebracht, die dem von Frau Doeren einseitig negativ gezeichneten Bild widersprechen. So zeigte sich im Östrogen-Arm für die Gruppe der 50- bis 59-jährigen Patientinnen eine 34-prozentige signifikante Risikoreduktion bei Auswertung der Herzinfarkte und kardialen Todesfälle (1). Mittels CT ließ sich eine 30- bis 50-prozentige signifikante Reduktion im Calciumscore im Vergleich zu Placebo feststellen (2). Entgegen den Aus- führungen von Frau Dören war in dieser Altersgruppe auch das Risiko für Schlaganfälle nicht erhöht.

Die gleiche, jüngste Auswertung der WHI zeigt bei Einbeziehung sämtlicher Frauen unter 60 Jahren (Östro- gen- und Östrogen-Gestagen-Arm) eine signifikante Re- duktion der allgemeinen Mortalität (HR 0,70; KI 0,51–0,96). Dieser harte Studienendpunkt zeigt die Mög- lichkeit jenes „zeitlichen Fensters“, in dem eine differen- zierte und individualisierte HRT mehr Nutzen als Risiken bietet. Im Übrigen hat die Neubewertung der HRT unter dem Gesichtspunkt einer altersadjustierten Verordnung längst Eingang sowohl in die nationalen (3) wie auch in die internationalen Leitlinien (4) gefunden.

LITERATUR

1. Hsia J et al.: Estrogen equine estrogens and coronary heart disease.

Arch Intern Med 2006; 166: 357–65.

2. Manson JE et al.: Estrogen therapy and coronary-artery calcification.

NEJM 2007; 356: 2591–602.

3. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.: Anwen- dungsempfehlungen zur Hormonersatztherapie im Klimakterium und in der Postmenopause. Frauenarzt 2006; 47: 494–5.

4. International Menopause Society. IMS updated recommendations on postmenopausal hormone therapy. Climacteric 2007; 10: 181–94.

Dr. med. Bernd Kleine-Gunk Euromed Clinic, Europa-Allee 1, 90763 Fürth E-Mail: kleine-gunk@euromed.de

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

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