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in der Hoffnung, durch die Rückbesinnung aufdas"Projekt der Moderne&#34

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Academic year: 2022

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In welchem Style sollen wirbauen?AmEnde unseres Jahrhunderts ist die Euphorie über die kürzlich errungenen Freiheiten einem Gefühl grenzenloser Beliebigkeit gewi- chen. Die noch vor wenigen Jahren als Rettung vor der bedrückenden Normativität einer steril bürokratischen Nachkriegsmoderne gefeierte postmoderne Vielfalt ruft heute ihreseits Frustrationen hervor. "Die Bauten und ihre Formen sind wieLebensmittel~

verpackungen - Verpackungen, durch die man die Ware sehenkann",bemerkte etwa der japanische Architekt Toyo100bitter! . Eine vergleichbare Diagnose, wohinmansieht. Das Publikum indes nutzt seine Freiheit: Es beantwortet die Suche der Architekten mitIndif- ferenz; seit Jahrzehnten spricht man nicht nur in Bezug aufs Bauen von "repressiver To- leranz".

Inihrer Angst vor einem endgültigen UntergangimDesign stürzt sich die Architektur - wie schonim19. Jahrhundert - aufjedes neue, Geltung versprechende Schlagwort: Nach Dekonstruktion nun eine "Zweite Moderne" - in der Hoffnung, durch die Rückbesinnung aufdas"Projekt der Moderne" vielleicht doch noch der befürchteten Bedeutungslosigkeit der Architektur begegnen zu können. Dabei übersieht man jedoch geflissentlich die Problematik schon der ersten Moder- ne, insbesondere des Neuen Bauens. Hatte man nämlich am Beginn unseres Jahrhunderts hoffnungsvoll dieim19. Jahr- hundert aufgetretene Spaltung der Disziplin in kunstgewerbliche Architektur und ingenieurmäßige Konstruktionda- durch abzuwenden gesucht, dass man die Grundsätze einer verantwortungsbewussten, anspruchsvollen Gestaltung auf alle Bereiche des Bauens anwendete, so bewirkte dieser Schritt letztlich das genaue Gegenteil. Was als Überwindung der rein akademischen, "hohen" Architektur unternommen wurde, endete - so muss man heute erkennen - mit derem end- gültigen Trlumpf. Statt der von der Avantgarde erstrebten Aufhebung von KunstimLeben entsteht eine sorgfältig abge-

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schirmte Expertenkultur, die den Alltag nur als Objekt :ihrer Schöpfung akzeptiert. Bauen insgesamt wird nach der"Revo- lution" des Neuen Bauens aus der Perspektive der "hohen" Architektur gesehen und an :ihrem Maßstab gemessen. Mit dem gesteigerten Anspruch Hand in Hand geht das Unbehagen an der realen Architektur. Die akademische Elite schwankt ZWischen Spott über die ästhetische Hilflosigkeit des Häuslebauers und Verachtung gegenüber den markt- schreierischen Inszenierungen landläufiger Investmentarchitektur.

Das anspruchsvolle GebäudeWillals Kunstwerk gesehen werden, als Objekt visueller Betrachtung herausgehoben aus dem Alltag in eine Sphäre "interesselosen Wohlgefallens", wie Kant die als angemessen erwartete Stimmung bereits am Anfang der Moderne beschrieben hatte2In unseren farbigen Architekturblättern werden Gebäude folglich grundsätzlich menschenleer und ohne Spuren von Alterung oder Gebrauch präsentiert; die Bauten erscheinen unter Ausblendungih- rer lediglich als Ablenkung verstandenen Umgebung zum reinen Selbstzweck stilisiert. Nicht nur jedoch ist Architektur schon immer in :ihrer Zweckhaftigkeit gefangen -fürKant selber war dies Grund genug, sie kurzerhand aus dem Reich der Kunst zu verbannen. Vielmehr verfügt Architektur auch im Unterschied zur Kunst nur selten über einen kontextuel- len Rahmen, der den beanspruchten ontologischen Unterschied zum interessegeleiteten Alltag absichern könnte3

Sicherlich suchen wir Architekten selbst - eingestimmt durch medial vermitteltes Vorwissen - Bauten gezielt aufund neh- men diese auch außerhalb eines alltäglichen Handlungszusammenhangs ästhetisch bewusst wahr. Eine solcherart her- ausgehobene, auf das architektonische Objekt fokussierte Wahrnehmung ist jedoch im Alltag eher unwahrscheinlich.

AlltäglicheArchitektur?

In der Regel werde Architektur, wie bereits Walter Benjamin in einer be- rühmten, aber zum Schaden der Architektur weitgehend folgenlos geblie- benen Stelle ausdrückt, unbewusst und beiläufig wahrgenommen: "in der Zerstreuung und durch das Kollektivum"4Architektur werde taktil durch Gebrauch und optisch durch Wahrnehmung rezipiert; in beiden Fällen erfolge dies jedoch weniger "auf dem Wege der Aufmerksamkeit als auf dem der Gewohnheit [ ... ] weniger in einem gespannten Aufmerken als in beiläufigem Bemerken"6. Architektur bleibt eingebunden in eine alltägliche lebensweltliche Situation - ja erfüllt in "unsichtbarer" Selbstver- ständlichkeit :ihre Aufgabe am Besten, wie dies Heidegger nahezu zeit- gleich zu BenjaminS Beobachtungen mit der Unterscheidung einer "vor-

gängigen Zuhandenheit" gegenüber bloßem Vorhandensein in Sein und Zeit ausgedrückt hatte: "Das umsichtsfreie, nur noch hinsehende Entdecken des Raumes neutralisiert die umweltlichen Gegenden zu den reinen Dimensionen. Die Plät- ze und die umsichtig orientierte Platzganzheit des zuhandenen Zeugs sinken zu einer Stellenmannigfaltigkeitfürbeliebi- ge Dinge zusammen [ ... ] Die ,Welt' als zuhandenes Zeugganzes wird verräumlicht zu einem Zusammenhang von nur noch vorhandenen ausgedehnten Dingen."6

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