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Archiv "Fortschritte in der Suchtkrankenhilfe" (13.03.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen TAGUNGSBERICHT

Unter starker Beteiligung von Re- dakteuren medizinischer Fachzeit- schriften sowie Berichterstattern von Presse, Funk und Fernsehen wurde kürzlich im Vortragszentrum der Neuen Messe Düsseldorf unter Vorsitz von Prof. Dr. med. Dietrich Langen (Mainz) von der „Aktion Suchthilfe e. V." ein Symposion über Alkoholismustherapie durch- geführt. Es brachte eine Vertiefung der Erkenntnis, daß und warum dem Arzt in der Bundesrepublik bisher so wenig verläßliche Infor- mationen über die erfolgverspre- chenden Behandlungs- und Reha- bilitationsmöglichkeiten der ihm auffallenden Alkoholiker zur Verfü- gung stehen (unter den. etwa 700 Teilnehmern befanden dich über 300 Ärzte).

Dieser „rote Faden" des Symposi- ons wurde bereits im ersten Refe- rat deutlich, das Dr. med. Lothar Schmidt (Berlin) über „Erfahrun- gen mit einem konzentrierten klini- schen Behandlungsmodell" hielt.

Schmidt ist Chefarzt der psychoso- matischen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses und hat den Lehr- auftrag der Freien Universität Ber- lin für Alkoholismusbehandlung am Klinikum Steglitz. Außerdem ist er 1. Vorsitzender der Landesstelle gegen die Suchtgefahren und Lei- ter des Sozialmedizinischen Dien- stes in Westberlin. (Besondere An- erkennung seiner Verdienste um die Entwicklung einer differenzier- ten Alkoholismustherapie erhielt Schmidt am 6. Februar durch die Auszeichnung mit dem Bundesver- dienstkreuz).

Schmidt sagte u. a.: „Nach dem heutigen Erkenntnisstand benötig- ten Alkoholiker ein breites Thera-

pieangebot, das unter Berücksich- tigung einer sorgfältigen Differenti- aldiagnose von der ambulanten bis zur langfristigen klinischen Be- handlung zu reichen hat. Somit ha- ben auch die sechsmonatigen (und länger dauernden) langfristigen Kuren in den Fachkrankenhäusern des ‚Deutschen Heilstättenverban- des e. V' (Kassel) eine wichtige Bedeutung. Sie stellen ein Glied in einer notwendigen Behandlungs- kette dar."

„Jede klinische Behandlung stellt unabhängig von ihrer Dauer nur eine Initialtherapie dar, an die sich eine jahrelange ambulante Be- handlung (Nachsorge) anschließen muß. Das für die Umstrukturie- rungsprozesse notwendige Grup- penfeld finden Alkoholkranke bei den „Anonymen Alkoholikern", den Abstinenzverbänden und ambulan- ten Behandlungszentren, durch de- ren Arbeit Stabilisierungsprozesse beschleunigt werden.

„Es ist auffallend und sollte auch in Deutschland nicht übersehen wer- den, wieviel Alkoholiker im Rah- men dieser Selbsthilfegruppen aus- schließlich ambulant, ohne klini- sche Behandlung abstinent wer- den. Unter ihnen befinden sich zahlreiche in ihrem Krankheitspro- zeß fortgeschrittene Kranke.

„Obwohl Vorurteile oft die härte- sten Gegner einer fortschrittlichen Entwicklung sind, lassen sich Er- fahrungen und Tatsachen auf die Dauer nicht übersehen und igno- rieren. Sie zwingen uns zur kriti- schen Überprüfung unserer Denk- modelle. Deshalb werden wir in en- ger Zusammenarbeit mit dem ‚In- ternational Council an Alcohol und

Addictions` und der Gesundheits- behörde des Berliner Senats unse- re Erfahrungen immer wieder kri- tisch prüfen. Wir sind noch Lernen- de und haben den Vorteil, noch vieles verbessern zu können."

Dr. med. Max M. Glatt aus Mittel- england (er war Vorsitzender der Psychiatrie-Sektion auf dem 28. In- ternationalen Kongreß über Alko- holismus, der 1968 in Washington stattfand) referierte unter dem Aspekt seiner 25jährigen persönli- chen Erfahrung in der Behandlung von Alkoholikern. Was Glatt mitzu- teilen hatte, paßte als Fortsetzung genau zu den Ausführungen seines Vorredners Schmidt. Er unter- strich, daß der Alkoholismus in den verschiedenen Ländern kaum ir- gendeine abweichende Eigenart besitzt, die unterschiedliche Be- handlungsmethoden rechtfertige.

Das „Jellineck-Schema" sei für Al- koholiker in der ganzen Welt in gleichem Maß gültig, und mit ihm lasse sich beweisen, daß Amerika- ner nicht „anders alkoholkrank"

seien als Deutsche. Eine der wich- tigsten Passagen aus dem Glatt-Referat labtet: „Auf jeden Fall ist es klar, daß in einer solchen Krankheit wie dem Alkoholismus mit seiner multifaktoriellen Ätiolo- gie keine berufliche Disziplin, auf sich allein gestellt, alle Antworten hat. Der Alkoholismus erfordert vielmehr eine integrierte multi- und interdisziplinäre Therapie, in wel- cher Ärzte, Fürsorger, Seelsorger, Sozialaiebeiter, die Patienten selbst, ihre Familien, Anonyme Alkoholi- ker und viele andere ohne berufli- che Eifersucht eng miteinander zu- sammenarbeiten müssen."

Diese Ausführungen widerlegen übrigens die in einer Presseerklä- rung der Deutschen Hauptstelle gegen Suchtgefahren unmittelbar nach dem Symposion aufgestellten Behauptungen, auf dem Symposion der Aktion Suchthilfe sei versucht worden, die nur wenige Wochen dauernde Intensivtherapie der psy- chosomatischen Kliniken als die Behandlungsart schlechthin hoch- zuloben. Rudolf A. Zierholz

Fortschritte

in der Suchtkrankenhilfe

Ein Symposion über die Therapie des Alkoholismus

754 Heft 11 vom 13. März 1975 DEUTSCHES ÄRZTE BLATT

Referenzen

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