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Archiv "Lebensversicherung: Rating soll für mehr Transparenz sorgen" (30.05.1997)

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A-1506 (54) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 22, 30. Mai 1997

V A R I A WIRTSCHAFT

F

ür die Lebensversiche- rungen schlägt im dere- gulierten Versicherungs- markt nun auch die Stunde der Rating-Agenturen. Sie haben im schon länger dere- gulierten Ausland, vor allem in den USA, eine große Be- deutung erlangt. Doch derar- tige Agenturen pflegen die Versicherungsgesellschaften mehr durch die Brille des Gläubigers zu sehen als durch die des Kunden, sprich: sie fällen vor allem Urteile über die Bonität des Versiche- rungsunternehmens, aber nicht über die Qualität des Produktes. Dabei steht diese für den Kunden eindeutig im Vordergrund.

Klarheit erst nach Ablauf

Wer eine Lebensversiche- rung abschließen will, will wis- sen, wie sich seine Anlage (auch im Vergleich zu Kon- kurrenzprodukten) verzinst.

Vier Prozent (Rechnungszins) garantieren die Versiche- rungsgesellschaften. Aber da- mit ist kein Kunde zu locken.

Die Versicherungen stellen daher eine bestimmte Ablauf- leistung und Rendite in Aus- sicht. Aber ohne Gewähr: was der Kunde letztlich an Rendi- te erzielt, weiß er erst nach Ablauf der Versicherung.

Ein Kunde kann sich vor Abschluß einer Lebensversi- cherung nur an die Progno- sen halten. Also bei dem ab- schließen, der am meisten verspricht? Dies wäre ein schlechter Ratschlag, weil die Versprechen unverbindlich sind. Professor Jörg Finsinger

vom Lehrstuhl für Finanz- dienstleistungen an der Uni- versität Wien hat einen soge- nannten Glaubwürdigkeitsin- dikator entwickelt (siehe Ta- belle). Er vergleicht dabei die versprochenen Renditen mit den in der Vergangenheit er-

zielten. Eine Versicherung, die weit mehr verspricht, als sie in der Vergangenheit er- brachte, ist also mit einer ge- wissen Skepsis zu betrachten.

Eine große Differenz kann zum Beispiel bedeuten, daß neuen Kunden bessere Be- dingungen versprochen wer- den als alten. In 20 Jahren ist aber auch ein Versicherungs- nehmer, der heute abschließt, ein Altkunde. Er muß be- fürchten, daß dann mit ihm genauso verfahren wird wie mit den heutigen Altkunden.

Auch wenn die Qualität des Produktes für den Kun- den zunächst einmal die größere Bedeutung hat, darf die Bonität des Versiche- rungsunternehmens nicht un- berücksichtigt bleiben. Die Ertragsstärke und Leistungs-

fähigkeit des Unternehmens ist für den Kunden der Ga- rant dafür, daß es die progno- stizierte Ablaufleistung auch auf lange Sicht zahlen kann.

Auch Größen, die die Er- tragsstärke und Bonität des Versicherungsunternehmens beeinflussen, wie Gewinn- beteiligung, Verwaltungsko- stenquote, Abschlußkosten- quote, Bestandszusammen- setzung und Eigenmittel, müssen also in das Rating einfließen. Aber mit welchem Gewicht?

Die Stiftung Finanztest macht halbe-halbe: Produkt- und Unternehmensdaten werden zu je 50 Prozent berücksichtigt. So kann es dann passieren, daß ein „sehr gut“ für die Unternehmens- beurteilung und ein „zufrie- denstellend“ für das Produkt insgesamt zu einem „gut“ in der Gesamtnote führen.

Professor Finsinger, der mit einem Versicherungs- makler an einem eigenen Ra- ting-System für Lebensversi- cherungen tüftelt, hält diese hälftige Gewichtung für völ- lig willkürlich. Dem Kunden helfe sie überhaupt nicht wei- ter. Solange es keinen ver- nünftigen Schlüssel für die Gewichtung gibt, sollten die für die Ertragsstärke wichti- gen Kennziffern auf jeden Fall veröffentlicht werden, damit sich der Kunde dar- über ein Bild machen kann.

Denn früher hatte das Bun- desaufsichtsamt für das Versi- cherungswesen auch geprüft, ob Versicherungsunterneh- men bestimmte Kennziffern erreichen (Finanzierungs- nachweis) oder ob sich das Unternehmen vielleicht gera- dewegs in die Pleite steuert.

Heute beschränkt sich das Amt auf eine Mißbrauchs- und Solvenzaufsicht.

Aber selbst wenn den Ver- sicherungsnehmer in erster Linie das Produkt interes- siert, kann es Bewertungs- probleme geben. Welches Gewicht soll ein hoher Rück- kaufswert im Vergleich zu ei- ner hohen Rendite haben?

Mit 6,5 Prozent geht der Rückkaufswert in die Ge- samtnote bei der Zeitschrift

„Finanztest“ ein. Wer eine Versicherung kündigen muß, erhält nur den meist kümmer- lichen Rückkaufswert ausge- zahlt. Für einen Versiche- rungsnehmer in einer solchen Notlage wird er einen hohen Stellenwert haben. Für ande- re wird er eine unbedeutende Rolle spielen. Fazit: Für Ver- sicherungsnehmer ist es also auf jeden Fall wichtig, welche Kriterien herangezogen wur- den. Nur so kann man dann seine eigenen Schlußfolge- rungen ziehen. Armin Löwe

Rating soll für mehr Transparenz sorgen

Tabelle

Glaubwürdigkeitsindikator (in Prozent)

Lebensversicherer Prognostizierte Entwicklung im Ablaufrendite Vergleich zu den für die Zukunft in der Vergangen-

heit erzielten Renditen

Debeka 7,10 10,96

HUK-Coburg 7,14 10,91

Hannoversche 6,98 10,84

Cosmos 7,38 10,48

R1V 6,52 10,27

Provinzial Hannover 6,48 10,25

Stuttgarter 6,45 10,18

ÖLV Braunschweig 6,67 10,16

Provinzial Kiel 6,44 10,13

Neue Leben 6,97 10,12

ÖVA Leben 6,17 10,08

Westfälische

Provinzial 6,46 20,02

Wüstenrot 5,81 20,87

Quelle: Wissenschaftliches Institut für Marktentwicklung und Management

Lebensversicherung

Lebensversicherung hat nicht nur vom Wortklang her etwas mit Sicherheit zu tun. Aber ein Stück Si- cherheit ist für Versicherungsnehmer verlorenge- gangen. Ausländische Unternehmen drängen auf den deutschen Markt, die nur der Aufsicht in

ihrem Heimatland unterliegen. Sie bieten Produk-

te an, deren oft kleine Unterschiede zum Tarif

der Konkurrenz für Kunden kaum zu erkennen

sind. Das Angebot ist vielfältiger geworden, aber

auch intransparenter – Zeit für Rating-Agenturen?

Referenzen

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