• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Die Sonographie in der Früherkennung und Prävention der Arteriosklerose" (30.08.1993)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Die Sonographie in der Früherkennung und Prävention der Arteriosklerose" (30.08.1993)"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

° MEDIZIN ZUR FORTBILDUNG

Die Sonographie in der Früherkennung und Prävention der Arteriosklerose

Angiologie/Phlebologie

( 6 )

Gottfried Rudofsky

Die bildgebenden Ultraschalltechni- ken und insbesondere die Farbdu- plexsonographie vermitteln neue Er- kenntnisse auf dem Gebiet der Ge- fäßkrankheiten, da sie nicht nur wie die Angiographie eine Beurteilung des perfundierten Gefäßinnenraumes erlauben, sondern darüber hinaus auch eine Analyse der Gefäßwand und ihre Strukturen. Vor allen Din- gen auf dem Gebiet der frühen Arte- riosklerose, die bislang in vivo beim Menschen mit keiner anderen Tech- nik befriedigend erfaßbar war, erge- ben sich neue Ansatzpunkte für Epi- demiologie und Prävention, da auch Verlaufsuntersuchungen auf Grund der nicht-invasiven Methode möglich sind. Dabei zeichnet sich in ersten Untersuchungen ab, daß in Abhän- gigkeit von den jeweiligen Risikofak- toren zur Arteriosklerose auch unter- schiedliche Befunde an den Gefäßen zu erheben sind und damit auch un- terschiedliche Ansätze in der Präven- tion der Arteriosklerose gefordert werden müssen.

Klinik und Poliklinik für Angiologie (Direk- tor: Prof. Dr. med. Gottfried Rudofsky) Uni- versität Essen.

D

ie Prävention der Arterio- sklerose orientierte sich in früheren Jahrzehnten an der Existenz erfaßbarer Risiko- faktoren. Damit mußte sie mehr oder weniger ungezielt erfolgen, in der Hoffnung, klinisch oder mit funktio- nellen Methoden noch nicht faßbare Gefäßeinengungen zum Stillstand oder verzögertem Wachstum zu brin- gen. Mit der klinischen Untersu- chung (Auskultation und/oder Palpa- tion der Gefäße) oder den Funkti- onsdiagnostiken, zum Beispiel Oszil- lographie oder Dopplersonographie, können nur fortgeschrittene Gefäß- wandveränderungen, die hämodyna- misch wirksam sind, erfaßt werden.

Gefäßveränderungen waren also nur dann nichtinvasiv erfaßbar, wenn sie bereits Turbulenzen der Blutströ- mung (Auskultation oder Doppler) oder Reduktion des Blutflusses ver- ursachten. Darüber hinaus ist auskul- tatorisch die Zunahme des Schwe- regrades einer Karotistenose nur grob möglich, zum Beispiel Übergang eines niederfrequenten Strömungs- geräusches in ein hochfrequentes Stenosegeräusch. Auch mit nichtin- vasiven Funktionsbeurteilungen, zum Beispiel mittels der direktionalen Dopplersonographie, ist nur sehr un- genau eine Zuordnung zu einzelnen Stenosegraden machbar (11, 17, 18).

Mit den bildgebenden Echtzeit- sonographieverfahren sind in mehr- dimensionalen Darstellungen seit na- hezu 15 Jahren nichtinvasive Darstel- lungen von Organstrukturen und -be- wegungen, oder besser deren Echo- reflektionen, möglich. Dies gestattet natürlich auch die Untersuchung von beschallbaren Gefäßen und damit erstmalig die Erfassung von frühen Stadien der Arteriosklerose.

In Kombination mit dem gepul- stem Dopplerverfahren als elektroni- sche Duplexsonographie können auch sehr komplexe oder mit dem reinen B-Bildverfahren schlecht er- kennbare Wandveränderungen ana-

lysiert werden. Eine weitere Verbes- serung in der Treffsicherheit, Ver- einfachung und Verkürzung der Un- tersuchungszeit stellt die jüngste Ge- neration der Angiodynographiegerä- te (Farbduplex) dar, da hier auf „ei- nen Blick" Wandveränderungen und ihre hämodynamische Rückwirkung sichtbar werden.

Die Dokumentation der Gefäß- ultraschalluntersuchung sollte mög- lichst mit Videotechniken erfolgen, weil nur so Bewegungsvorgänge wie Gefäßpulsation, Kompressions- und Aufweittests eindeutig zu dokumen- tieren sind. Vor allem geringfügige Gefäßwandveränderungen müssen immer in möglichst vielen Schnitten darstellbar sein, um Artefakte aus- schließen zu können. Derzeit sind nur geometrisch definierbare For- men einer quantitativen Analyse zu- gängig, ansonsten muß eine deskrip- tive Beschreibung erfolgen (11, 12).

Allerdings sind inzwischen dreidi- mensionale Verfahren in der Ent- wicklung, so daß in absehbarer Zeit auch komplexe Gefäßwandläsionen volumetrisch erfaßt werden können (Abbildung 4).

Im Folgenden sollen einige frü- he strukturelle Wandveränderungen am arteriellen Gefäßsystem beschrie- ben werden, da man je nach Ausprä- gung der lokalen Arteriosklerose und verursachendem Risikofaktor völlig unterschiedliche Ultraschallbilder er- halten kann. Der simultane Einsatz des elektronischen Duplex hift dabei, Artefakte von tatsächlichen Verän- derungen zu differenzieren. In Ab- hängigkeit zu den zu Grunde liegen- den Risikofaktoren lassen sich unter- schiedliche Prädilektionsstellen fest- stellen. Bei der familiären Hypercho- lesterinämie findet sich im Gegensatz zu allen anderen Risikofaktoren eine konzentrische vom Aortenbogen auf- steigende Lipideinlagerung in den Karotiden (16).

Bei Hypertonikern ist vor allem im Bereich der Gefäßgabeln in den Ar2248 (36) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993

(2)

251 16:2 9 mm S ESSEN,PROF.RUDOFSKY 23 mm D<

- 7 FEE 1990 2 mm Lt

7.5 MHz 0 dz R<

PMMLR -:‹ EM STR

POWER: MED MODE PW PRF = 3.23 L1FILT: 100 HE

+25

ib:ee mm

7 FEE 1990 7.5 MHz PUML9 POWER: MED MODE = PW - PRF : 3.23 WFILT: 100 HE

+25 0 M +13

+0 -12

L,

L.U.N.rhUr. .KUUUrbISY G t mm US

2 mm U ,-0 dz A<

-, X,EM STR

J11 16:2 9 mm S ESSEN.PROF_RUDOFSKY 29 mm D< i

7 FEE 1990 . 2 mm U

7.5 MHz

Pl..1I1LR -,,,.. .< 0 EPA , \

PPER: MED .-,-,--er4 ....

MODE : PW - PRF : 3.23

•EILT: 100 HE

+25 0 M +13

+0 -12

1.

, ,

EDIZIN ZUR FORTBILDUNG

Abbildung 1 a—c: Abtastung eines flachen arteriosklerotischen Plaque mit dem gepulsten Doppler (weißer Strich im b-Bild), im jeweiligen unteren Bild- teil die entsprechende Blutströmungsgeschwindigkeit und das Flußprofil der untersuchten Gefäßregion.

a: (oben links) In der Gefäßmitte unauffällige Blutströmung. Es fällt eine par- tielle Verkalkung des Plaques mit Schallschatten auf. Die Plaqueoberfläche erscheint zum Teil unregelmäßig konturiert, zum Teil mit unscharfer Begren- zung und wolkigen Strukturen zum Lumen, so daß thrombotische Auflagerun- gen oder Echoartefakte zu diskutieren sind.

b: (oben rechts) Bereits in der Nähe der wolkigen Strukturen erkennt man turbulenten Blutfluß bedingt durch die ins Lumen ragenden Gefäßwandstruk- turen.

c: (unten rechts) In den wolkigen Strukturen wird nur in der Systole, also bei Auslenkung der Gefäßwand, Blutfluß registriert, daher muß angenommen werden, daß die wolkigen Strukturen aufgelagertes thrombotisches Material und nicht Artefakte sind.

Aufprall- und Totwasserzonen die erste Arteriosklerose lokalisiert.

Auch die unterschiedlichen Risiko- faktoren zeigen unterschiedliche Be- vorzugung der Gefäßprovinzen (sie- he unten Monica-Projekt).

Frühe Wandveränderungen im Sinne beginnender Arteriosklerose zeigen zunächst einmal wenig echo- reflektierende (weiche) subintimale Veränderungen. Von einigen Auto- ren wird als initiales Stadium eine Gefäßwandverdickung beschrieben, die aber von anderen bislang nicht nachvollzogen werden konnte. Das sogenannte „Speckelmuster" bleibt über den initialen Veränderungen erhalten. Je nach Art dieser subinti- malen Infiltrate wird sich entweder ein homogenes oder heterogenes Echomuster ergeben. Mit hochemp- findlichen Ultraschallgeräten ist in cholesterin-, fibrinhaltiges thrombo- tisches oder Blutungsinfiltrat zu dif- ferenzieren. Dabei zeigt die frische subintimale Wandeinblutung die ge-

ringste bis keine Echodichte und er- scheint am Infiltratrand von unschar- fer Begrenzung, gegebenenfalls mit Echovermehrung verbunden (1). Bei älteren Infiltrationen kann es zu bin- degewebiger Kondensation oder auch Kalkablagerungen kommen.

Dabei nimmt die Echodichte natür- lich deutlich zu. Kalkablagerungen verursachen Echoauslöschungen hin- ter dem Plaque. Sind diese an der Gefäßvorderwand lokalisiert, so kann die Echoauslöschung den Gefäß- innenraum betreffen, in dieser Zone ist dann auch kein Dopplersignal ab- zuleiten. Sind sie an der Hinterwand gelegen, so ist der retrovaskuläre Raum echofrei.

Je mehr und je länger sich arte- riosklerotische Prozesse an den Prä- dilektionsstellen entwickeln können, um so heterogener erscheinen die Wandveränderungen. Es finden sich neben verkalkten, „alten" Ablage- rungen auch frische, kaum oder we- nig echogebende Veränderungen

dicht nebeneinander oder übereinan- der geschichtet.

Andere Einlagerungsprozesse — wahrscheinlich vor allem an Stellen von extrem hohen Gefäßwandbela- stungen, insbesondere bei Walkbe- wegungen in der Nähe der Gefäßga- beln oder auch in der Höhe des Ad- duktorenschlitzes an der A. femoralis superficialis — können zum Absche- ren dieser Veränderungen führen oder zu deren Aufbruch oder zumin- dest zum Aufbruch der Deckschich- ten. Die Veränderungen sind dann in der Oberfläche rauh und schartig strukturiert. Im weiteren ist die Ent- wicklung von kraterförmigen Ausbil- dungen bis hin zu Ulzerationen — der Ulkusrand steht in einem Winkel von weniger als 90 Grad zur Gefäßwand — aus diesen Veränderungen heraus möglich.

Hier kann der Duplex zur ei- gentlichen Plaquebegrenzung mit dem „small part sample volume" ein- gesetzt werden, mit dessen Hilfe der Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993 (37) Al-2249

(3)

Abbildung 3: Altersab- hängige Geschlechtsver- teilung von Arterioskle- rose an drei typischen Gefäßabschnitten (aus 2).

A. Carotis 100

90 - 80 - 70 - 60 - 50 - 40 - 30- 20- 10- 0 A. Femoralis

100 90 - 80 70- 60- 50- 40- 30- 20- 10-

0 Poplitea 100

90 - 80 - 70 - 60 - 50

-J

40 - 30 - 20- 10-

0-

A

A

26-37 36-47 46-57 56-67 26-37 36-47 46-57 56-67 Alter

% Relative Stenosehäufigkeit bei Personen ohne Risikofaktoren 100

0 Stenosen < 40%

122 Stenosen > 40%

10 - 10 20 30 20 -

30 - 40 - 50 - 60 - 70 - 80 90 100

% Relative Stenosehäufigkeit bei Personen mit Risikofaktoren 90 -

80 - 70 - 60 - 50 - 40 - 30 - 20 -

10 -

Alter

MEDIZIN ZUR FORTBILDUNG

Plaque in seiner Ausdehnung zum Gefäßlumen hin abgetastet werden kann. Durch Echoüberlagerung frag- liche Krater- oder Ulkusbildungen, die lediglich als dunkelgraue Verän- derungen in hellgrauen Ulzerationen imponieren, können mit dem Dopp- ler im small part sampling volume Verfahren dennoch als solche Wand- veränderungen, die als mögliche Thromboemboliequelle in Frage kom- men, erkannt werden (Abbildung 1).

Auf Grund der komplexeren he- terogenen Strukturen sind diese

Abbildung 2: Altersabhängige Häufigkeit von ar- teriosklerotischen Wandveränderungen bei Pa- tienten ohne und mit gehäuften Risikofaktoren für Ateriosklerose (aus 3).

Wandveränderungen sicher schon als fortgeschrittenere arteriosklerotische Veränderungen zu klassifizieren.

Erscheinungsformen der Arte- riosklerose im Ultraschall:

1. Initiale Phase der Wandschä- digung

2. Strukturänderung der Wand (weicher Plaque)

3. Eigendynamik des Plaque a) Reparation ganz oder teilweise (Narbe)

b) Übergang der bindegewebigen Narbe durch Kalkeinlagerung

4. An Prädilektionsstellen er- neute Wandschädigung vor allem des

Endothels über dem ersten Plaque und Vergrößerung der Läsion

5. Aufbruch des Plaque bei wei- terer Größenzunahme

6. Thrombotische Auflagerun- gen an dem nun rauhen Plaque

7. Daraus Möglichkeit der Ste- nosebildung, der erneuten Exulzera- tion und Fragmentierung von kalk- harten Plaques.

Hochauflösende Geräte erlau- ben die Erfassung von Wandverände- rungen mit weniger als 1 mm Aus- dehnung. Da diese kleinen Plaques meist gut geometrisch als Halbellip- soide definierbar sind, bieten sich hier Volumenbestimmungen an. Da- mit ist es möglich, frühe präklinische Arteriosklerose nichtinvasiv quanti- tativ zu erfassen und in ihrem Ver- lauf zu kontrollieren. So wurde zum Beispiel an einem Krankenhauskol-

lektiv von 600 Patienten mit nicht Ar- teriosklerose-bedingten Diagnosen die A. carotis routinemäßig beschallt und die Plaquehäufigkeit in Abhän- gigkeit zu den Risikofaktoren für Ar- teriosklerose gesetzt. Bei Patienten mit gehäuften Risikofaktoren fand sich eine um eine Altersdekade frü- here Manifestation der beginnenden Veränderungen und ein um zwei De- kaden früheres Auftreten der steno- sierenden Gefäßprozesse (5) (Abbil- dung 2).

In einer weiteren epidemiologi- schen Untersuchung wurde im Rah- men des Monica-Projekts der WHO überprüft, mit welchem Zeitaufwand bei der Ultraschall-Untersuchung von A. carotis, femoralis und poplitea im Rahmen von Vorsorgeuntersuchun- gen gerechnet werden muß (1452 Teilnehmer). Alle Gefäße ließen sich

A1-2250 (38) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993

(4)

Abbildung 4: Dreidimensionale Gefäßaufnahme.

MEDIZIN

durchschnittlich in 15 Minuten dar- stellen. Es fanden sich dabei Alters- und Risikofaktoren-abhängig zuneh- mend arteriosklerotische Läsionen, bei den männlichen Teilnehmern um eine Dekade früher als bei den Frau- en (2) (Abbildung 3).

Neben dem Alter korrelierten mit Plaquebildungen an der A. caro- tis sehr eng der HDL-Anteil des Ge- samtcholesterins, das Zigarettenrau- chen sowie der stattgehabte Herzin- farkt, Schlaganfall oder Diabetes mellitus. Schwächere Korrelationen zeigten bei Männern das Gesamtcho- lesterin und, die Hypertonie. Bei Frauen zeigten das Cholesterin, Hy- pertonie und HDL signifikante Zu- sammenhänge.

An der A. femoralis korreliert das Plaquevorkommen mit dem Ge- samtcholesterin. An der A. poplitea ließen sich keine Korrelationen nachweisen.

Über den Wachstumsverlauf gibt eine prospektiv angelegte Studie an Probanden mit zwei oder mehr Risi- kofaktoren zur Arteriosklerose erste Informationen. Bei der Aufnah- meuntersuchung mußte mindestens eine nicht exulzerierte Plaque in den untersuchten Gefäßarealen nach- weisbar sein. Ferner durften bei lee- rer Anamnese keine Symptome oder Befunde für das Vorliegen einer Durchblutungsstörung an Herz, Hirn oder Gliedmaßen sprechen.

Die Patienten werden aus epide- miologischen Studien zur Häufigkeit von degenerativen Gefäßkrankheiten an Arbeitnehmer der metallverarbei- tenden Industrie (Gesamtteilnehmer 2597) und dem öffentlichen Dienst zweier rheinländischer Städte rekru- tiert. Aus letzterer Studie wurden aus bisher 4087 Teilnehmern — 2523 Männer und 1564 Frauen (mittleres Alter 46 bzw. 44 Jahre) — zur Arterio- skleroseprävention 395 Untersuchte (313/82) gewonnen. Zur Teilnahme nicht bereit waren 288. Therapiebe- dürftige lumeneinengende, komplexe Plaques wurden bei 503 Männern und 133 Frauen (insgesamt 636) ge- funden. Therapiebedürftige stenosie- rende Plaques wurden bei insgesamt 12 Teilnehmern an der A. carotis und bei 20 Männern und einer Frau an den Femoralarterien gefunden. Im bislang nicht diagnostizierten Stadi-

ZUR FORTBILDUNG

um II einer PAVK befanden sich zehn Männer und eine Frau im Sta- dium III nach Fontaine.

Seit 1983 wurden in mehreren gleich konzipierten Studien insge- samt 211 Probanden über 15 Monate bis zu vier Jahren beobachtet und ausgewertet. Sie werden in dreimo- natigen Abständen untersucht, die Plaques in ihrer Größe vermessen und daraus das Plaquevolumen be- stimmt. Die untersuchten Gefäßpro- vinzen sind die Arteriae carotis, ilia- ca, femoralis und poplitea beidseits so wie die Aorta abdominalis.

Im Rahmen dieser Studien wur- de von zwei Untersuchern Untersu- chungen zur Reproduzierbarkeit der Meßwerte durchgeführt. Die Unter- suchungsintervalle wurden so ge- wählt, daß die Wahrscheinlichkeit spontaner Schwankungen durch Um- bauvorgänge gering war. Der mittlere Variationskoeffizient lag um 14 Pro- zent und bei 16 Prozent, so daß eine befriedigende Reproduzierbarkeit auch kleinerer Plaques angenommen werden kann. Der individuelle Seiten- vergleich des Plaquewachstums zeigte einen gleichartigen Verlauf von Wachstum und Rückbildung. Damit ist eine hinreichende Genauigkeit für Langzeitbeobachtung von arterioskle- rotischen Läsionen gegeben.

Es fand sich keine bevorzugte Seitenlokalisation. A. femoralis und A. carotis sind die am häufigsten be- troffenen Gefäße, gefolgt von der A.

iliaca, poplitea und wenn auch nicht signifikant am wenigsten betroffen die abdominelle Aorta. Dabei waren immer an der A. carotis oder femora- lis Veränderungen feststellbar, an den anderen untersuchten Gefäßen konnten nie isolierter Befall oder im Laufe der Untersuchungen isolierte Neuentstehungen festgestellt wer- den, so daß nur beide Gefäße zusam- men als „Kennarterien" für Arterio- sklerosebefall des peripheren Gefäß- systems anzusehen sind, da isolierter Befall einer Arterie möglich ist.

Vergleicht man die Plaque- wachstumsrate bei den Langzeitun- tersuchungen beider Hauptlokalisa- tionen, so zeigt sich über der Carotis ein geringeres Wachstum als über der Femoralis, über der sich die Pla- quevolumina in 20 Monaten mehr als verdoppelt haben. Bei der Verlaufs- verfolgung von Plaques einzelner Probanden findet man ein rascheres Wachstum größerer Plaques, wobei Regression und Progression nahezu synchrones Verhalten auch im Seiten- vergleich zeigen. Eine komplette Re- paration kann nur vereinzelt bei klei- neren Plaques festgestellt werden. >

Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993 (39) A1-2251

(5)

Erste Ergebnisse zur pharmakologischen Prävention

Im einzelnen wurden dabei fol- gende Substanzen eingesetzt:

... Plazebo

..,. Azetylsalicylsäure (ASS) in der Dosierung von 1,5 und 1 g/d

... ASS in der Kombination mit Dipyridamol (3 x 1/d)

... Naftidrofuryl 900 mg/d ..,. Lipidsenker ess. Phospholipi- de (EPL-Substanz)

... Pilotstudie mit Anipamil (Ca-Antagonist) versus ASS 300 mg

ASS zeigte im Vergleich zu Pla- zebo bei 1,5 g/d ein gesteigertes Pla- quewachstum möglicherweise be- dingt durch den antiphlogistischen Effekt bei dieser Dosierung, der na- türliche Reparationsvorgänge an den Plaques behinderte. Bei der niedrige-

Prognostische Bedeutung der

Bluttransfusion beim kolorektalen

Karzinom

Eine randomisierte klinische Studie wurde bei 475 chirurgischen Patienten mit kolarektalem Karzi- nom durchgeführt, bei denen sich durch Eigen- beziehungsweise Fremdbluttransfusion zwei Gruppen ergaben, inklusive vermiedener Transfusionen. Ein Zweittumor wur- de radiologisch ausgeschlossen. Am häufigsten war das Rektumkarzinom im Duke-Stadium B.

In der Prognose ergab sich bei den zwei Gruppen kein signifikanter Unterschied. Die Vier-Jahres-Über- lebensraten betrugen 67/62 Prozent, rund 65 Prozent waren über vier Jah- re rezidivfrei. Das Rezidivrisiko nahm generell nach Transfusion (Ei- gen- oder Fremdblut) zu, ohne diese jedoch signifikant ab. Mögliche Er- klärung: Durch präoperative Eigen- blutspende könnte die "natural-kil- ler-cell-activity" abnehmen. Die Art der Transfusion hat keine kausale

ZUR FORTBILDUNG I FÜR SIE REFERIERT

ren Dosierung von 1 g/d konnte kein Unterschied zu Plazebo beobachtet werden. Die Kombination von ASS und Dipyridamol reduzierte, auf Grund zu kleiner Kollektive nicht signifikant, das Plaquewachstum im Vergleich zu Plazebo. Naftidrofuryl konnte, wahrscheinlich über die Se- rotoninrezeptor- (H2) inhibierende Wirkung das Wachstum nachhaltig verzögern.

Bei Patienten mit Fettstoffwech- selstörungen, die additiv zur Diät mit Lipidsenkern behandelt werden mußten, konnte unter EPL nach 9 bis 12 Monaten eine deutliche Abnahme des Wachstums festgestellt werden, die auch im weiteren Beobachtungs- zeitraum (bis zu 18 Monaten) an- hielt.

In einer ersten doppelblinden Pilotstudie mit einem Kalziumant- agonisten und ASS zeigte sich bei rückbildungsfähigen Plaques eine

Bedeutung für die Prognose des ·ko- lorektalen Karzinoms, vielmehr be- steht eine Korrelation zwischen Transfusion per se (unter absoluter Indikation) und schlechter Prognose auf dem Boden der perioperativen Situation beziehungsweise des para- neoplastischen Syndroms (zum Bei- spiel Anämie, Blutung, Ausdehnung

des Primärtumors). sei

Busch, Olivier R. C. et al.: Blood transfu- sions and prognosis in colorectal cancer.

N. Engl. J. Med. 328 (1993) 1372-1376.

Dr. J. Jeekel, Dept. of Surgery, Universi- ty Hospital Rotterdam - Dijkzigt, Dr.

Molewaterplein 40, 3015 GD Rotterdam, the Netherlands

Arteriosklerose und Hirnläsionen

Um eine möglichen Korrelation zwischen kernspintomographisch er- faßten Läsionen der weißen Hirnsub- stanz und dem Vorliegen einer Arte- riosklerose nachzuweisen, wurden aus der sogenannten "Rotterdam El- derly Study" 111 Teilnehmer unter- sucht. Neben zerebralen Kernspinto-

Ac2252 ( 40) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 34/35, 30. August 1993

deutlich ausgeprägtere Regression, 60 Prozent zu 44 Prozent, unter Ani- pamil und bei Plaquewachstum eine langsamere Progression, 38 Prozent gegen 47 Prozent, als bei ASS in ei- ner bis zu neunmonatigen Beobach- tungsdauer.

De~c~---­

Ärzteblatt

90 (1993) A1-2248-2252 [Heft 34/35]

Die in Klammern gesetzten Zahlen bezie- hen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über den Verfas- ser.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Gottfried Rudofsky Klinik und Poliklinik für Angiologie Universitätsklinikum

Hufelandstr. 55 45147 Essen

mogrammen, die bei den zufällig ausgewählten Studienteilnehmern durchgeführt wurden, wurden Caro- tis-Duplex-Untersuchungen, 12-Ka- nal-EKGs sowie dopplersonographi- sche Verschlußdruckmessungen der unteren Extremität durchgeführt und typische pathologische Veränderun- gen als Kriterien für das Vorliegen einer Arteriosklerose gewertet.

Teilnehmer mit Läsionen der weißen Hirnsubstanz hatten signifi- kant häufiger arteriosklerotische Veränderungen der Carotiden, das Ausmaß der Stenosierung korrelierte jedoch nicht mit den Hirnverände- rungen. Auch das Vorliegen einer peripheren arteriellen Verschluß- krankheit korrelierte signifikant mit den Hirnläsionen, nur die koronare Herzerkrankung stellte bei dieser Fragestellung keinen eigenständigen

Risikofaktor dar. acc

Bots, M. L., J. C. van Swieten, M. M.

Breteler, P. deJong, J. van Gijn, A. Hof- mann, D. E. Grobbee: Cerebra! white matter lesions and atherosclerosis in the Rotterdam Study. Lancet 341 (1993) 1232-1237.

Prof. D. Grobbee, Abt. für Epidemiolo- gie und Biostatistik, Medizinische Fakul- tät, Erasmus-Universität, PF 1738, 3000 DR, Rotterdam, Niederlande.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Indikationen: Orale Formen: Stabile und instabile Angina pectoris bei gleichzeitig bestehender Linksherzinsuffi- zienz, Angina pectoris im akuten Stadium des Herz- infarktes

Läßt sich diese Veränderung nach der Behandlung nicht mehr nachweisen, so belegt das kei- neswegs die Regression einer Stenose, sondern lediglich, daß der Thrombus sich spon-

In der Göteborg-Studie erlitten Männer und Frauen mit einer stammbetonten Körperfettverteilung unabhängig vom Grad des Überge- wichtes wesentlich häufiger einen Herzinfarkt

Gegenanzeigen: Nicht anwenden bel dekompensierter Herzinsuffizienz, akutem Herzinfarkt, schwerer Überleitungsstörung im Herzen, schwerer Angina pectoris, arteriellen Blutungen,

Die Bogalusa-Daten zeigen demnach eindrucksvoll, daß schon bei Kindern und Jugendlichen deutliche arte- riosklerotische Gefäßverände- rungen stattfinden und daß dieser Prozeß

Der etwas zeitraubendere se- parate Anschluß einer Bifurka- tionsprothese an beiden Becken- arterien ist nur dann notwendig , wenn die aneurysmatische Aus- sackung

Die Entscheidung für eine Beein- flussung von Risikofaktoren nur bei Gruppen mit höchstem Risiko setzt außerdem voraus, daß alle Risikoträger identifiziert werden —

Eine Ex- trapolation der Ergebnisse erlaubt die Schlußfolgerung, daß bei Eu- ropäern männlichen Geschlechts bereits einige Jahre nach der Ge- burt Plaques entstehen können und