ENERGIE
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Ana nta Anggraini, Rüdiger Krause und Ha ns-Peter Löhrlei n, Kassel
Altö l e u n d -fette verbrennen
Wiederverwertung von nativen Ölen und Fetten im energetisch/technischen Bereich
Pflanzliche AltölefAltfette müssen nicht unbedingt exportiert werden und nach Verfütterung als Schweinefleisch auf unseren Markt zurückkehren. Es ergeben sich neue Entsorgungswege, wobei stark verschmutzte Fette aus Abscheidern im Rahmen der Kofermentation ökonomisch verwertet werden und Fette aus dem Nahrungsm ittel- und Gastronom iebereich nach Rein igung und Umesterung als Kraftstoff und Heizöl im Sinne einer regionalen Kreislaufwirtschaft Verwen
dung finden können. Die vorgelegten Untersuchungen zeigen, daß es m it optimierter Aufbereitung in kleintechni
schen Anlagen durchaus möglich ist, Altfette zu Kraftstoff oder Heizöl umzu
wandeln und in n icht modifizierten Moto
ren oder Brennern bei guten Abgaswerten und nahezu unveränderter Motorcharak
teristik einzusetzen.
N
ach Schätzungen fallen in Deutschland jährlich rund 1 M io.t nativer Fetta bfälle a n . Die d urch Sammlung erfaßten Altfette gehen gegenwärtig zu 80 % i n die Futtermittel prod uktion [4] . 18 % werden in der chemischen Ind ustrie stofftech
nisch wiederverwertet, der verbleibende Rest verschwindet in dem sogenannten grauen Entsorgungsmarkt
Gerade die in Altspeiseölen vorkom
menden Peroxide, Di-, Tri- und Polymere sowie deren Spaltprodu kte sind für Tiere toxisch. Obwohl noch nicht geklärt ist, wie diese I nhaltsstoffe genau wirken, ist d ie Verwend u ng von Altfetten zur Herstell ung von Mischfutter in Deutschland einge
schränkt [3] .
I m europäischen Ausland hat sich die Situation konträr e ntwickelt. Während Österreich den Einsatz von Altfetten im Futtermittel gänzlich zugu nsten einer energetischen N utzung unterbinden möchte, haben d ie N iederlande nahez u alle Freiheiten, die die EG-Gesetzgebung ermöglicht, gestattet, was sie zum l m
portland N ummer eins für Altfette a ller Art
macht. Die Niederlande nehmen fast 90 % der deutschen Altfette, die in die Futtermittel prod u ktion gelangen, a uf. Da sich der Verzehr n iederländischer Mast
produkte allerd ings nicht a usschließlich a uf den heimischen Markt beschrä nkt, m üssen a uch wir uns Geda n ken zum Ver
bleib unserer R eststoffe machen.
Ähnl ich ist. zur Zeit d ie Situation bei bio
logischen Hydraulikölen [ 1 , 2], die als Sondermüll kostenwirksam e ntsorgt wer
den müssen. Der Einsatz der genannten Altfette als Kraftstoff würde n icht n u r ei
nen wertvollen Beitrag zur Schonung fos
siler Ressourcen leisten, sondern auch das nicht q ua ntifizierbare Risiko der gä n
gigen Entsorgung über d ie Mast eliminie
ren . Voraussetzung für eine Akzeptanz d ieses Kraftstoffes wäre jedoch die Ein
ha ltung allgemeiner Sta ndards und eine wi rtschaftliche und ökologische Herstel
lung.
Ziel des Vorhabens
M it der Aufbereitung von bereits verwen
deten Pflanzenölen (als Sekundärroh
stoff) zu Kraftstoffen wurde d ie Möglich
keit der Doppelnutzung - zuerst a ls Le
bensm ittel und dann als Kraftstoff - weitgehend nachgewiesen [3]. Gleichzei
tig wurden unproblematische Entsor
gungswege aufgezeigt, d ie nicht nur für Altfette, sondern auch für technische Bioöle relevant sein können und somit den Hemmschuh der allgemeinen Markt
einführung, die teuere Entsorgung, besei
tigen.
Folgende Ziele werden daher weiter verfolgt:
• ein dezentrales, kleintechnisches Auf
bereitu ngsverfah
ren von Altfetten (im Sinne des Kreislaufwirt
schafts- und Ab
fa llgesetzes vom Oktober 1996) zu
Bild 1: Verfahren der Herstellung von Altölmethylester (AME) ,
Fig. 1 : Processes for producing methylester
Trei bstoffen zu entwickeln,
• diese i n Motoren u nd Bren nern nach relevanten Kriterien zu u ntersuchen
• und über einen breiteren Praxiseinsatz im energetisch/techn ischen Bereich grundlegende Erkenntnisse bezüglich der Wiederverwertung a nfa llender Alt
fette zu ermitteln.
Methode
Vor diesem Hintergrund erarbeitet das Fachgebiet Agrartechni k Verfahren, die die dezentrale Aufbereitung von Altfetten zu Kraft- und Bre n nstoffen für Motoren und Brenner gestatten .
D i e Verfahren zeichnen sich dadurch a us, daß sie einfache P rozesse, d ie für ei
ne kleintechnische, d ezentrale Aufberei
tungsa nlage geeignet sind, integrieren ( Bild. 1 ) . Es wird a ngestrebt, a usschließ
lich werthaltige Prod u kte zu erzeugen.
Vor einem breiteren P raxiseinsatz wur
den systematische U ntersuchungen der biotechnischen Stoffeigenschaften a uf
bereiteter Altspeiseöle im H i n blick a uf die vorgesehene Verwendung d u rchgeführt.
Parameter wie Dichte und Viskosität wur
den besti mmt und Leistungs- und Emis
sionsmessungen a uf einem B renner- und einem Motorenprüfstand ermittelt.
Ziel d feser U ntersuchungen war es, Grundlagen für einen Vergleich der ver
schiedenen Altfettmethylester (AME), so
woh l mit dem traditionellen Dieselkraft
stoff ( D K) oder Heizöl EL als auch mit dem Rapsmethylester ( R M E) u nd einem nach dem Schur-Verfah ren add itivierten Rapsöl, NADI gena n nt [8], zu ermitteln.
A M E a l s Kraftstoff im Diesel motor
Um die Reprod uzierbarkeit der Prüfläufe bei allen zu u ntersuchenden Kraftstoffen sicherzustellen, wurde die Steuerung des Prüfstandes vollstän d ig a utomatisiert. Es wurden zu jedem Kraftstoff Vollastkennli
nien des Prüfmotors ü ber das gesamte Drehzah l band ermittelt, u m. im Anschluß Verbra uchs- und Emissionsmessu ngen nach dem Prüfzyklus Typ G der D I N EN 281278-4 zu fahre n [7] .
M.Sc. Ananta Anggraini ist Doktorandin, Prof.
Dr.-lng. Rüdiger Krause Leiter und Dr. Hans
Peter Löhrlein Akad. Oberrat im FG Agrar
technik des Fachbereiches Landwirtschaft der Universität Gesamthochschule Kassel, Nordbahnhofstr. 1a, 37213 Witzenhausen.
Die genannte Heizungsanlage ist von der Fa.
Buderus für Versuchszwecke gestellt. from used oil (AME) L__ ____________________ __,
140 52. Jahrgang LANDTEC H N I K 3/97
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speed [rpm) Drehzahl [U/mln) (mglkWhJ (vol%)
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--Diesel . . . • RME -AME - . -.N � I
.HEIZOL .DIESEL 1 DOIESEL 2 CRME .AME .NADII
Bild 2: Drehmoment in Abhängigkeit von der Drehzahl beim Betrieb
mit verschiedenen Kraftstoffen Bild 4: Abgasemissionen bei Betrieb in der Heizungsanlage mit ver
schiedenen Brennstoffen Fig. 2: Torque depending on revolution du ring operation with different
fue/s
Fig. 4: Exhaust emissions during operation of a heating plant with diffe
rent fue/s Die i n Bild 2 gezeigten Drehmoment
kurven der vier verschiedenen Kraftstoffe sind nahezu identisch. Auch die Lei
stu ngskurven der vier Kraftstoffe sind deckungsgleich, es gibt also keine er
ken n ba ren U nterschiede im Laufverhal
ten des Motors.
Zur thermodynamischen Bewertu ng des motorischen Betriebes wird der Kraft
stoffverbra uch herangezogen.
Es zeigt sich damit, daß AME bezüglich der gewählten Kriterien keine nen nens
werten U nterschiede gegen ü ber D K und RME a ufweist u nd als vollwertiger Kraft
stoff a nzusehen ist.
I m Vergleich zum DK weisen die Kraft
stoffe auf Pflanzenölbasis dem geringe
ren Heizwert entsprechende, höhere Ver
bra uchswerte a uf.
AME als Brennstoff in der Heizungsanlage Verbrauchs-, Leistungs- u n d Emissions
wertemessung waren das Ziel des Ver
gleichstests der u nterschiedlichen Brennstoffe. Es sollte a ufgezeigt werden, welche stoffspezifischen Eigenschaften die auf nativer Basis erzeugten B renn
stoffe gegenüber M ineralöl a ufweisen.
Zur Aufnahme der entsprechenden M eßwerte wurde eine ha ndelsübliche Heizungsanlage mit einer Leistung von 21 kW aufgeba ut und mit der nötigen Sensori k versehen. Die Anlage ist mit ei-
140
120 ,--,....,., ... , 100
80 60 40 20 0
[glkWh] [kW]
Kraflstoffverbrauch Heizleistung (spec. fuel (heating power) consumption)
.HEIZÖL . DIESEL 1 C DIESEL 2 CRME
52. Jahrgang LANDTEC H N I K 3/97
nem Blaubrenner der Fa . B uderus ( Li
zenz MAN) versehen.
Aufgrund der volumetrischen Dosie
rung und der u nterschiedlichen B renn
werte ergaben sich bei unverä nderter Pumpeneinste l l u ng unterschiedliche Ein
schaltdauern, die ihrerseits für den unter
schiedl ichen Brennstoffverbrauch ver
a ntwortlich waren ( Bild 3) . U na bhä ngig vom eingesetzten Brennstoff konnte d ie Heizung " i hren " Wirkungsgrad halten.
Die Abgasa nalyse der in der Heizu ngs
anlage eingesetzten Brennstoffe wird in Bild 4 vergl iche n .
Erwartungsgemäß zeigt sich e i n signifi
kanter U nterschied in der S02-Emission.
Ü berraschend, vergl ichen mit Erfahrun
gen aus dem Kraftfahrzeugbereich, ist der deutlich geringere NO,-Anteil der bei
den Methylester im Gegensatz zu D K.
Dies läßt sich jedoch mit dem höheren Verbrauch (Bild 3) erklären. Aber auch um die Verbra uchsdifferenz bereinigt zei
gen sich die N O,-Werte günstiger, und ei
ne Analogie zum Verbrennungsmotor, die noch zu untersuchen wäre, liegt nahe.
Schlußfolgerung
Ei nwertige Fettsä ureester nativer Fette sind grundsätzlich für den Einsatz i n Die
selmotoren und B rennern geeignet. I m Durchschnittsbetrieb wird d ie .geringere Leistungsdichte der nativen Energieträger
!"CJ Gastemperatur (gas temperature)
ü ber einen höheren Verbrauch kompen
siert. Bei richtiger Wah l der Verfah
rensschritte weisen
Bild 3: Technische Parameter der ver
schiedenen Brennstof
fe auf dem Brenner
prüfstand Fig. 3: Technical parameter of different fuels at the combusti
on test stand
Methylester a us Altfetten eine Qualität a uf, d ie technisch mit denen a us frischen Oien in jeder H i nsicht vergleichba r ist, was sie somit unter dem Aspekt der Ge
samtbilanz wertvoller macht.
Fei neinstellungen am Verbra u cher kön nen Emissions- u nd Verbra uchswerte geringfügig verbessern helfen, jedoch müßten im I nteresse eines wünschens
werten M isch betriebes d iese Feineinstel
lungen a utomatisch erfolgen.
Literatur
[ 1 ] Backe, W und Ch. Busch: Rapsölbasische Druckübertragungsmedien - Aufgaben, An
forderungen, Stand der Technik, Praxis und Forschung. Tri bologie & Schmierungstech
nik, 41 ( 1 994), H. 1
[2] Bockey, D.: Bio-Öle - ein Entsorgungspro
blem? -Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. ( U FO P), Bann- Bad Go
desberg, 1993
(3] Junsch, C. und R. Meyer-Pittroff: Verwertung von pflanzlichem Altfett als biogener Kraft
stoff. Tagungsband, 3. Symposium im Kreis
lauf der Natur, Würzburg 3. bis 5.7. 1995 [4] Kerstin, R. und N. von der Pütten: Entsorgung
von Altfetten in Hessen. Hess. Landesanstalt für Umwelt, H. 222. Wiesbaden, 1996 (5] -:La bor- und U mwelttechnik. Unser Wissen
für die U mwelt. B roschuren. Herstellung von Kraftstoff aus fetthaltigen Abfällen. Firmenun
terlagen LUT Jena, 1996
[6] Mitte/bach, M. und W Junek: Verfanren zur Herstellung eines Fettsä ureestergemisches aus Abfallfetten bzw. Ölen und Verwendung dieses Gemisches als Kraft- bzw. B rennstoff.
Patentschrift, Österreich , 1988
[7] Schmitz, S. und W Imme/: Abgasemissions
messung am I NTRAC 2003 H nach dem neu
en Prüfstandard ISO 8 1 78. Diplomarbeit Fachhochschule Köln, 1994
[8] Schur, H.P.: Schur-Verfahren: Dieselkraftstoff
substitut aus Pflanzenöl. Bad Urach, 1993 Schlüsselwörter
Altfett/Aitöl, B iokraftstoff, B ioheizöl, Alt
methylester, Abgaswerte, Motorkennwer
te Keywords
Recycling of used vegetable oil, biofuel, exhaust emissions, engine emissions, en
gi ne characteristics
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