Archiv "Der Blaue Esel" (23.04.1986)

Gerhard Vescovi

Der Blaue Esel

Als der Sieg des Christentums

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alten Götter aus ihrer Rolle und ^, Bedeutung gestürzt und ihre Ten-f pel zerstört hatte, da wurden die Götter des Heidentums zornig. Die Menschen mißachteten sie, denn der Donner und Blitz des Jupiter, die verheerenden Kräfte des Mars, die Schönheit der Venus und die Gefräßigkeit des Satur

Chronos' Macht über die

den nur noch von den unt ten der Gesellschaft, den D . htern, verehrt. Diese Demütigung sta- chelte die Götter zu äußerster An- strengung an, ihre alte Bedeutung wiederzuerlangen. Aber der Geni- us des Chri ntums begegnete dem mit der raft und Moral der Liebe, so d die Mythologie für alle Zeit ins ei e# Schwärmer und ins Land de Poesie verwie- sen wuke,'

Der Jammer bei en alten Göttern war groß, denn daß man da unten eine Sorte Filderkraut nach Deme- ter benannt e Namen Merkurs als Titel ei seitung undJu- no als Ziggret arke benützte, das ging den Herrschaften von einst zu weit.

Nach langen, wilden Träumen fand Jupiter endlich eine Jahrhun- dertidee, sich für die Demütigung der alten Götter an den Menschen

nachhaltig zu rächen. Schließlich kannte er die Menschen und wuß- te um ihre Schwächen, besonders um ihre Neugier und Wißbegier, uch um den Hang zur Selbstherr- hkeit und Unabhängigkeit von

,j dem höheren Wesen.

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beschloß er, die Aufklä- rung -eugscheißerei - in seine Die u Ahmen und sie in Gestalt d RgAdo.rä mit allen notwendigen aben auszustatten.

Stoff fü te neue Gottheit m Jupiter chweizer Käse, da ihm Lochkäse für ,die Durchgän- gigkeit von spitzfindigen Gedan- ken und Parolen für die neue Göt- tin am besten erschL n. Vulcanus formte daraus die, g4;lergdigöp Gestalt der mit e !ger"' Jugend ausgezeichneten Göttin, deren -r- ste Worte ein Dank an Jupiter ren: >Gratias Jupiter optimum! D caseo helvetico me coagulisti — Dank dir höchster Jupiteieli Aus, Schweizer Käse hast du mich er

chaffen.“

Obwohl die neue Götterdame nackt vor ihnen stand, schämte sie sich nicht, denn die Götter hatten vergessen, sie mit ilamgefühl auszustatten. Dennoc kleidete sie Minerva aufreizend an, gab ihr Unterricht in allen Künsten und lehrte sie, über alles zu diskutie- ren und zu räsonieren. Aber auch Venus tat des ihrigen mehr als ge- nug und ließ ihr eine Prachtfrisur durch ihren Leibcoiffeur hindon- nern und ihre Brüste so formen,

daß Vulcanus zusehends nervöser wurde.

Chronos ließ Vulcanus eine Uhr fertigen, die Pandora am Arm tra- gen konnte und auf die sie ständig nervös schauen mußte, um alle Welt in Zeitnot zu versetzen. Wäh- rend die Grazien ihr Lüsternheit eingaben und die Horen ihr zeitge- Mäßen Schmuck anlegten, trat MeNur hinzu und verlieh ihr die Gabd großer Worte u inreißen- der Lüge. r brachte bei, mit eindri en Parolen ubli- kum eistern. 7-L .1 brachte M rk ^{r;. . `} lipfaus der -n Sond Wer,

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Gesellschaft und d. men aufgehübse

egen der den zu lass4n.

Leseprobe aus: „Der BI .u- Esel — Roman aus der Nachkriegszeit" von Gerhard Vescovi, Engelhorn Verlag, Stuttgart;

Zeichnung Hermann Fay, „Bunter Tierat- las für Kinder", Verlag J. F. Schreiber, Esslingen

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POST SCRIPTUM

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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1250 (108) Heft 17 vom 23. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A