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Das produzierende Klassenzimmer

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Academic year: 2022

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Vorbildliche Mint-schule

Das produzierende Klassenzimmer

Unterricht im Betrieb, Lehrer mit Herzblut und ständig neue und vor allem nachhaltig gute Ideen: So hat sich die Gemeinschaftsschule Meldorf in Schleswig-Holstein den Titel „MINT-Schule“ verdient, eine Auszeichnung der NORDMETALL-Stiftung. Wir haben erlebt, was Bücher mit Fassadenverblendung

zu tun haben.

Die RohMasse auFtRagen und gleichmäßig in die Schablonen verteilen... okay, fertig! Dann mit selbstgebauten Werkzeugen die Oberfläche gestal- ten… sieht gut aus! Und nun ganz vorsichtig die Schablone abheben, damit nichts verrutscht…

geschafft! Die vier Schülerinnen sind eifrig bei der Sache in einer Werkstatt der Firma Meldorfer Flach- verblender. Auch die anderen Schülergruppen arbeiten emsig. Robert Langanke, Colorist bei dem Dithmarscher Unternehmen, schaut ihnen über die Schulter und gibt gelegentlich Hinweise. Was auf den ersten Blick nach einem Praxistag in einem Unternehmen aussieht, ist regulärer Schulunter- richt der Gemeinschaftsschule Meldorf zwischen Brunsbüttel und Büsum.

„Vom Rohstoff zum fertigen Produkt“ heißt der Wahlpflichtunterricht für Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse – und alle sind be- geistert dabei, gerade weil dieser Unterricht immer vor Ort im Unternehmen stattfindet. „Das ist super interessant hier“, meint Vanessa, „man lernt ganz praktisch, warum man eine Fläche berechnen

muss.“ Darüber muss ihr Technik- und Ma-

thematiklehrer Sven Lorenz schmun-

zeln.

Ihm persönlich wurde ein mehrtägiges Lehrer- praktikum im Produktionsbetrieb ermöglicht – nun kennt er die Tätigkeiten aus eigener Erfahrung. Die enge Kooperation zwischen Schule und Betrieb fin- det er „unbedingt nachahmenswert,

denn hier lernen die Schüler nicht nur theoretisch etwas über die Herstellung von Produkten, sondern vollziehen die Prozesse selber und lernen gleichzei- tig, wie ein Betrieb funktioniert.“

Auch Matthias Schimmel, Leiter der Personalent- wicklung bei Meldorfer Flachverblender, sieht für alle Beteiligten nur Vorteile in der Zusammenarbeit:

„Unsere Firma und unsere Mitarbeiter lernen da- durch, wie Jugendliche heute ticken, welche Bedürf- nisse und Stärken sie haben. Außerdem sind hier auf dem platten Land gute Fachkräfte rar und wir wollen dem Mangel langfristig entgegenwirken.

Deswegen bilden wir zukünftig auch Industrieme- chaniker und Maschinen- und Anlagenführer aus.“

Dabei helfe der enge Kontakt zu den Schülern manchmal sogar unerwartet direkt.

„Ein Kursteilnehmer war besonders engagiert und hat sich ganz begeistert um eine Ausbildung bei uns beworben. Die Noten waren uns da gar nicht so wichtig. Aber wir hatten aus dem Unterricht so ein gutes Bild von ihm, dass wir ihn als Azubi

lehrer als azuBi

Foto: Augustin

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eingestellt haben“, berichtet Personalentwicklungsleiter Schimmel.

Dieser Unterricht an einem sogenannten außerschuli- schen Lernort ist nur ein Beispiel für die vielfältigen Ak- tivitäten der Gemeinschaftsschule Meldorf in den Fel- dern Mathematik, Informatik, Naturwissen- schaften und Technik (MINT). Die enge Kooperation mit Unternehmen, anderen weiterführenden Schulen, Berufsbildungs- angeboten und weiteren Partnern hat Sys- tem. „Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler mit möglichst vielen Lebenswelten bekannt machen und ih- nen unabhängig vom Unterstützungspotenzial ihrer El- tern die bestmögliche Schulbildung und Berufsorientie- rung bieten“, sagt Schulleiterin Sabine Schwartz.

Ein wesentlicher Schwerpunkt ist dabei der MINT-Be- reich. In der siebten Klasse entscheiden sich die Schüler verbindlich für ein vierstündiges Profilfach, das bis zum Schulabschluss fortgeführt und ab der neunten Klasse durch ein zweistündiges Profilangebot erweitert wird. Hinzu kommen frei wählbare Projekt-Arbeitsge- meinschaften mit thematisch passenden Inhalten. Im Profil Naturwissenschaften kann das „Angewandte Na- turwissenschaften“ sein – oder „Erfindungen verändern die Welt“. Im Profil Arbeit, Wirtschaft, Verbraucherbil- dung gibt es die Kurse „Unsere (Um)welt voller Hand- werk und Technik“, „Elektronik“ oder eben „Vom Roh- stoff zum fertigen Produkt.“ Hierbei arbeitet die Schule ungewöhnlich vielfältig und eng mit regionalen Part- nern zusammen. Das Berufsbildungszentrum bietet den Handwerks- und Technik-Unterricht, die Volks- und Raiffeisenbank ein Bewerbungstraining.

Dabei hat die Schule keineswegs eine lange Tradition im MINT-Bereich. Erst 2008 wurden Hauptschule und Realschule in Meldorf zur Gemeinschaftsschule zusam-

mengelegt. Abgesehen von der Lage direkt gegenüber, hatten sie damals wenig ge- meinsam. Das hat sich in wenigen Jahren grundlegend verändert. Mit enormem Enga- gement haben Schulleitung und Lehrerkol- legium Konzepte entwickelt und umgesetzt und dabei brachliegende Bereiche wie den Technik-Unterricht wie- der aufgebaut. „Unser Ziel ist, dass jeder Schüler und jede Schülerin den bestmöglichen Bildungsabschluss erreicht und den Übergang in die berufliche Ausbildung oder die gymnasiale Oberstufe wählt. Nach den bisheri- gen Erfahrungen, Evaluationen und Berichten scheint uns das auch ganz gut zu gelingen“ freut sich die Schul- leiterin Sabine Schwartz.

2013 gehörten die Meldorfer auch zu den ersten vier Schulen in Schleswig-Holstein, die den Titel „MINT- Schule“ erhalten haben. Unter der Schirmherrschaft der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Waltraud Wende wurde der Titel erstmals von der NORDMETALL- Stiftung, dem UV Nord und dem Ministerium verliehen.

„Die Gemeinschaftsschule Meldorf ist genau einer der

lernen durch lehren

Leuchttürme, die wir mit unserer Auszeichnung ge- sucht haben und immer noch suchen“, sagt Peter Golin- ski, Bereichsleiter Bildung und Wissenschaft bei der NORDMETALL-Stiftung: „Es ist uns sehr wichtig, dass sich exzellente Unterrichtskonzepte und beispielhafte Unternehmenskooperationen weiter entwickeln kön- nen. Wir unterstützen unsere MINT-Schulen daher bei der Öffentlichkeitsarbeit. Jeder soll wissen, wo sich Leh- rer, Schüler, Eltern aber natürlich auch Unternehmen ganz besonders um die wichtigsten Zukunftskompeten- zen kümmern“, so Golinski.

„Bei allen unseren Unterrichtsangeboten achten wir darauf, dass die Kinder und Jugendlichen zusammen lernen und arbeiten – egal, welchen Bildungsabschluss sie erreichen wollen“, erklärt Inga Hinz, Lehrerin für Na- turwissenschaften. Die Lesekompetenz nimmt an der Gemeinschaftsschule Meldorf fächerübergreifend den Rang einer Schlüsselqualifikation für jegliches Lernen ein. „An unserem Unterricht nehmen vom Förderschü- ler bis zur zukünftigen Gymnasiastin alle gemeinsam teil. Sie haben aber ganz unterschiedliche Fähigkeiten, wenn es um das Verstehen einer Textaufgabe oder einer Versuchsanleitung geht. Systematisch begleiten wir un- sere Schülerinnen hin zum selbstverständlichen An- wenden verschiedener Lesestrategien. Zudem bereiten wir Lehrer Aufgaben passend vor und können die Kin- der so entsprechend ihrer Fähigkeiten fördern bzw. for- dern“, erklärt die Lehrerin und Lesetrainerin Kerstin Ehmen.

Ein weiteres erfolgreiches Prinzip an der Schule ist das „Lernen durch Lehren“. Hier erarbeiten sich Schüler der neunten und zehnten Klasse eigenstän-

dig die Hintergründe physikalischer oder chemischer Phänomene und entwickeln da- zu altersgerechtes Unterrichtsmaterial und Experimente für jüngere Schüler. „Wie wird ein Duschgel hergestellt?“, „Woraus besteht

Hautcreme?“ sind Fragen, mit denen sich Fünftklässler unter Anleitung der großen Schüler beschäftigen. Höhe- punkt sind die Experimente, bei denen sie selber Dusch- gel und Hautcreme herstellen.

Da wird eifrig Kakaobutter geschmolzen, sorgfältig mit Mandelöl und weiteren Substanzen vermischt und ergänzt durch genau abgezählte Tropfen Aloe Vera, Panthenol, Parfümöl und Konservierungsmittel. Fünf Kleingruppen beugen sich über Waagen und Töpfe mit heißem Wasser, hantieren mit Pipetten und sind hell- wach bei der Sache. Dabei entstehen viele Fragen und kleine Probleme, aber die großen Schüler helfen allen gelassen. „Klar probier´ ich das Duschgel Zuhause aus“, sagt ein begeisterter Fünftklässler am Ende der Doppel- stunde und auch die Lehrerin Inga Hinz ist zufrieden.

„Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt unserer Arbeit im MINT-Bereich“, erklärt sie. „Wir nutzen einen bunten Strauß von Methoden, wobei die praktischen Erfahrun- gen immer wichtiger geworden sind.“ n DJ

Mehr Praxis gehT nichT

alle ProfiTieren

Foto links: Schüler werden zu Lehrern und führen mit Jüngeren Experimente durch

Foto unten: Technik-Lehrer Lorenz und seine Schüler lernen im Betrieb

Foto rechts: Schul- leiterin Schwartz und ihre Kollegen haben nur fünf Jahre bis zur Auszeichnung als MINT-Schule gebraucht

Foto unten: Besseres Lesen hilft auch in Mathe, Chemie und Physik

Fotos (4): Augustin

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