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Archiv "EMANZIPATION: Stachelpflanzen" (18.11.1983)

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Bericht und Meinung

BRIEFE AN DIE REDAKTION

AN ANKE FUCHS

Zu den Editorials „Fuchs du hast ..." (Heft 34/1983) sowie

„Und, Fuchs, du sollst nicht ..." (Heft 35/1983), in denen von einem „Positions- papier sozialdemokratischer Sozialpolitik," ,vorgelegt von Frau Fuchs, die Rede war.

Frau Fuchs hatte in diesem Zusammenhang wieder ein- mal Stimmung gegen die Ärz- teeinkommen zu machen ver- sucht:

Erbärmliches Schauspiel

.. Jeder Freiberufler schafft sich seinen Arbeits- platz selber. Für Arbeitsun- fähigkeit, Urlaub, Rente, Krankenkassenbeiträge usw. kommt er in voller Hö- he selber auf; dies heißt, daß auch der niedergelas- sene Arzt seine Lohnne- benkosten selber trägt, und dies nach Abzug der Freibeträge aus versteu- ertem Einkommen. Die niedergelassenen Ärzte schaffen aber nicht nur ih- re eigenen Arbeitsplätze, sie schaffen mindestens 300 000 Arbeitsplätze für Arbeitnehmer. Der Kran- kenschein-Durchschnitt pro Quartal 1982 liegt bei 50 DM. Der Schornsteinfe- ger erhält für die Bestim- mung der Rußleitzahl ca 45 DM. Die Maurerstunde ko- stet 50 DM, die Meister- stunde liegt meistens hö- her — alles gegönnt — nur zum Vergleich. Die Pen- sion eines A-16-Beamten kann von den meisten Frei- beruflern — niedergelasse- nen Ärzten — nicht finan- ziert werden. Die Vergeu- dung von Steuergeldern — nur die auffällige Vergeu- dung — wird auf 30 Milliar- den DM geschätzt; eine Summe, mit welcher die gesamte ambulante Medi- zin und die ambulante Arz- neimittelversorgung be- zahlt werden kann.

Wenn man daran denkt, daß die niedergelassenen Ärzte 300 000 Arbeitsplät- ze schaffen, daß die phar-

zeutische Industrie 90 000 Arbeitsplätze schafft, wenn man überlegt, wieviel Not durch die sogenannten

„Anbieter" Ärzte, die im übrigen nichts anbieten, sondern nur Leistungser- bringer sind, behoben oder gelindert wird, wenn man sich erinnert, was die Menschen ohne die mo- dernen Heilmittel zu leiden hätten, wie viele Menschen frühzeitig ohne sie sterben müßten, dann ist doch wirklich die Frage gestat- tet, warum die SPD in den 13 Jahren ihrer Regie- rungszeit dem vom Bund der Steuerzahler geforder- ten „Amtsankläger für Ver- schwendung von Steuer- geldern" nicht geschaffen hat, wenn wenige Beamte 30 Milliarden DM unge- straft durch den Schorn- stein jagen! 15 bis 30 Mil- liarden DM kostet die Wirt- schaftskriminalität. Auch hier hat die SPD es mitver- säumt, entsprechend grei- fende Gesetze zu verab- schieden. Das Jahrhun- dertwerk des Kranken- hausfinanzierungsgeset- zes hat die Krankenhaus- ausgaben unmäßig gestei- gert. Auch diese Liste könnte seitenfüllend wei- tergeführt werden. Frau Fuchs, warum betreiben Sie gerade bei den Ärzten das absurde und erbärm- liche Schauspiel, den Um- satz als Einkommen darzu- stellen. Es interessiert doch nur das Einkommen, das nach Abzug der Steu- ern und sonstiger Abgaben zur Verfügung steht — an- ders natürlich, wenn diese Abgaben nicht vom Ein- kommensbezieher bezahlt werden! Es drängt sich der Verdacht auf, daß Sie durch Falschinformation Neidgefühle und -komple- xe produzieren wollen, um so ein Feindbild gegen den Freiberufler, insbesondere gegen den in freier Praxis niedergelassenen Arzt zu schaffen

Dr. med. Wolfgang Grote Frohnhofweg 2

5000 Köln 40

EMANZIPATION

Zu dem Leserbrief von Frau Dr. med. I. Olbricht und Frau Dr. med. U. Baumgardt „Spöt- ter in Weiß" (Heft 36/1983), der sich auf einen Feuilleton-Bei- trag über Prof. Rudolf Grashey bezog („Man kann nicht leben nur von Wissenschaft", von Prof. Dr. med. G. Jörgensen, Heft 14/1983), kam (erwar- tungsgemäß) ein völlig konträ- rer Brief:

Stachelpflanzen

Nun wird • Prof. Rudolf Grashey zu einem Frauen- feind umstilisiert, und das ist er in seinem Leben nie gewesen. Ich erinnnere mich an ihn aus fernen Kin- dertagen und dann aus je- ner Zeit, in der ich junger Arzt wurde. Er kam 1928 nach Köln, mein Vater war damals Dekan der Medizi- nischen Fakultät. Beide lebten auf einer Wellenlän- ge und wurden schnell gu- te Freunde. Für mich als Schüler waren es Stern- stunden, wenn ich bei ih- ren Unterhaltungen zuhö- ren durfte. Von den Damen aber wußte ich, daß jede sich glücklich schätzte, die auf irgend einem Fest den Vorzug hatte, neben oder in der Nähe von Herrn Prof.

Grashey zu sitzen. Über- haupt waren die Zeiten gar nicht frauenfeindlich, ganz im Gegenteil, die Frau wur- de auf einen Schild geho- ben, sie wurde verehrt und wenn es sein mußte mit Blut verteidigt. Wohlfahrt, der 1980 seine Dissertation über Grashey schrieb, kannte diesen sicher nicht mehr, sonst hätte er besser formuliert. Gegen das Emanzentum jedoch, dar- über geht das Gedicht

„Fräulein Doktor", sind aus gutem aber vergebli- chem Grund in allen Kultu- ren die Denker zu Felde gezogen: Seneca und Sueton sahen das Haupt- übel, das den römi- schen Untergang einleite- te, in der Gleichberechti- gung zwischen Mann und Frau. Damals fanden über dieses Thema die ersten

parlamentarischen Rede- schlachten statt: ... Ein besonderer Emanzenfeind war Juvenal, der die Frau- en in Männerberufen gei- ßelte ... : „Sie wissen über alles Bescheid, was in Tracien und bei den Völ- kern des fernen Orients geschieht, diskutieren die Gefahren, die dem König von Armenien oder den Parthern drohen und erör- tern in Gegenwart ihrer schweigenden Männer vor den Generälen im Feld- herrnmantel mit gellender Stimme ihre militärischen Ansichten, und sie äußern sich zu Plänen und Theo- rien und Neubesetzung leitender Positionen. Sie zeigen Interesse für alles, geben sich weltoffen, denn das wird als fortschrittlich angesehen, und sie küm- mern sich vorwiegend um fremde Angelegenheiten, nur nicht um ihre eige- nen."

... Das alles aber richtet sich nur gegen die Emanzi- pierte, niemals gegen die Frau, auch die spätrömi- schen Schriftsteller haben das immer wieder betont.

Seneca: ... die römische Frau der alten Zeit, wurde immer von ihrem Gefol- ge begleitet, jedermann machte ihr, wo immer sie auftrat, Platz. Auch kein Richter durfte sie jemals anrühren, Ehescheidun- gen gab es nicht ... "

Emanzipierte finden wir in den Untergangszeiten aller Kulturen, bei den Grie- chen, Römern, Ägyptern usw. Bei den Römern ist es am besten belegt. Übri- gens kann man das auch bei allen Klassen und Ras- sen im Tierversuch, in je- der Form reproduzieren:

Jede Hierarchie bricht in Wohlstandszeiten ausein- ander, die Mitglieder wer- den aggressiv emanzipato- risch und die Art erlischt.

Das ist ein Naturgesetz.

Ich selbst habe 24 Jahre in großen Kliniken unter, ne- ben und über Kolleginnen gedient. Schon die phy- 6 Heft 46 vom 18. November 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

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Die Information:

Bericht und Meinung BRIEFE AN DIE REDAKTION

siologischen Unterschiede werden immer bestehen bleiben! In der großen und kleinen Chirurgie standen in diesem von mir miter- lebten Vierteljahrhundert die Männer besser ihren Mann. Glücklicherweise blieben die meisten Kolle- ginnen, was sie für uns so anziehend machte, Frau- en! Über Geschmack läßt sich nicht streiten. Die Ju- denverfolgung und Ras- sendiskriminierung in solch einen Leserbrief ein- zubringen, erlaubt jedoch Rückschlüsse auf pro- grammiertes Denken. Von Vorbehalten gegen Frauen zu schreiben, setzt einen Begriffswandel dieses schönen alten deutschen Wortes Frau voraus, den ich nicht nachvollziehen

kann. „Ist's ein Wunder bleibt man gern solchen Stachelpflanzen fern?"

Prof. Dr. Hermann Güttich Frühlingstraße 22 c 8035 Gauting

BLÜTENLESEN

Aufschwung

Der Handel belebt sich. Auch die Men- schen sind käuflich geworden.

Östliches

Allmählich singt die Nachtigall auch im Bauer.

TIERSCHUTZ

Zu der Glosse „Von der deut- schen Gründlichkeit" in Heft 34/1983 eine von tatsächlich gründlicher Vorschriften- kenntnis zeugende Zuschrift:

Gemäß § 34

Gemäß § 34 der Impfstoff- verordnung — Tiere — in der

Fassung vom 2. Januar 1978 (Bundesgesetzblatt I Seite 15) dürfen Mittel bei Tieren (hier: Sera, Impf- stoffe, etc.) nur von Tier- ärzten angewendet wer- den. In der Verordnung über die Einfuhr und die Durchfuhr von Hunden und Hauskatzen ist eindeu- tig festgelegt, daß der Zolldienststelle für jedes Tier nachgewiesen werden

muß, daß es gegen Tollwut schutzgeimpft worden ist;

dieser Nachweis ist durch eine tierärztliche Impfbe- scheinigung oder durch Vorlage eines gültigen in- ternationalen Impfpasses für Hunde und Katzen zu führen, worin durch Unter- schrift und Dienstsiegel oder Stempel eines Tier- arztes bescheinigt wird, daß das Tier mit einem zu- gelassenen Impfstoff ge- gen Tollwut schutzgeimpft worden ist. Dem Verfasser der Glosse waren diese rechtlichen Bestimmun- gen wohl nicht bekannt.

Nur so ist es zu erklären, daß er seiner Verwunde- rung darüber Ausdruck verleiht, daß sich Beamte in Erfüllung ihrer Dienstob-

Der HALBE Kölner Dom wäre nur

HALB so wirkungsvoll

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 46 vom 18. November 1983 7 it

Referenzen

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