Die Lunge mit der Fläche ei- nes Tennisplatzes wird erst allmählich als Resorptions- fläche für Arzneimittel ge- nutzt. Schon länger praktiziert wird die inhalative Applikati- on für Glucocorticosteroide bei Asthma und seit jüngster Zeit auch für lang wirksame Beta-2-Mimetika in der The- rapie obstruktiver Atemwegs- erkrankungen.
Aerosoltröpfchen dürfen nur eine definierte Größe haben Um Medikamente in die Bronchiolen und Alveolen der Lunge zu transportieren und dort zu deponieren, dürf- ten die Aerosoltröpfchen nicht größer als 5 µm, Pul- verpartikel nicht größer als 3 µm sein, erläuterte Prof.
Claus Vogelmeier (Marburg) in Wiesbaden, der auch die aktuellen Studien mit inhala- tivem Alpha-Antitrypsin zur Behandlung des Alpha-1-An- titrypsinmangel-Emphysems erwähnte.
Aber nicht nur für die Be- handlung von pulmonalen Erkrankungen eignet sich das Respirationssystem. Vielmehr kann die enorm große Re- sorptionsfläche der Lunge auch dazu benutzt werden, Medikamente in den Blut- kreislauf zu bringen.Als aktu- elle Entwicklungen in dieser Richtung nannte Vogelmeier Morphine, Heparine, Inter- feron-beta1-A und Insulin.
Erst durch die biotechno- logischen Produktionsverfah- ren konnte Insulin in großen Mengen hergestellt werden;
Firmen beschäftigen sich des- halb mit der Erforschung nichtinvasiver Applikations- wege für Insulin systematisch.
Das derzeit als erstes zur Zu- lassung eingereichte Inhalati- onssystem der Firmen-Alli- anz Aventis/Pfizer/Nektar be- steht aus einem Humaninsu-
lin-Trockenpulver, das mit ei- nem mechanisch arbeitenden Inhalator appliziert wird. Wie Dr. Reinhard H. A. Becker (Frankfurt/Main) berichtete, lässt sich damit das Insulin in- dividuell dosieren, es wird problemlos vertragen und re- sorbiert. Die während der kli- nischen Entwicklung behan- delten Patienten zeigten eine gute Akzeptanz.
Dieses inhalative Insulin ist für alle prandial-bezoge- nen Formen der Insulin-The- rapie geeignet. Das gilt für Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
Es vereinigt den schnellen Wirkeintritt eines Insulin- Analogons mit der Wirkdau- er von normalem Humanin- sulin. Das Insulin wird un- mittelbar vor einer Mahl- zeit inhaliert; es bewirkt die gleichen Plasmainsulin- und Blutglucosewerte wie eine subkutane Injektion. Dabei ist die intraindividuelle Varia- bilität offenbar kleiner, was ganz besonders für ältere übergewichtige Typ-2-Diabe- tiker gilt.
Bei Rauchern schwankt die resorbierte Wirkstoffmenge Lanzeitstudien mit großen Kollektiven von Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes haben ergeben, dass mit dem inhalativen Insulin eine eben- so gute Blutzuckerkontrolle zu erreichen ist wie mit sub- kutan injiziertem Insulin.Auch die Hypoglykämierate ist ver- gleichbar. Die auf subkutanes Insulin eingestellten Diabeti- ker bewahrten nach Wechsel auf inhalatives Insulin nahezu identische HbA1c-Werte bei gleichzeitig besseren Nüch- ternglucosewerten.
Bei Typ-2-Diabetikern, die durch Allgemeinmaßnahmen wie gesunde Ernährung und körperliche Aktivität und/
oder orale Antidiabetika kei-
ne akzeptablen HbA1c-Werte erreichten, bewirkte die zu- sätzliche Gabe des inhalati- ven Insulins deutlich niedri- gere HbA1c-Werte und auch bessere Nüchtern- und post- prandiale Blutglucosewerte.
Bei inhalativer Arzneimit- telapplikation besteht ein Hauptrisiko: die pulmonale Toxizität. Bei Langzeitbe- handlung phagozytieren die Alveolarmakrophagen die Arzneipartikel und reichern sie im Lungengewebe an.
Außerdem können neutro- phile Granulozyten Enzyme und Sauerstoff-Radikale frei- setzen und dadurch eine Lun- genfibrose induzieren.
Das ist jedoch bei inhalati- vem Insulin nicht der Fall, wie umfangreiche präklinische und klinische Studien über lange Zeiträume gezeigt haben. Al- lerdings sollten aktive Rau- cher von einer Therapie mit inhalativem Insulin ausge- schlossen werden, weil die Resorptionsverhältnisse in ihrer Lunge sehr schwanken und daher Unter- oder Über- dosierungen zu befürchten sind. Siegfried Hoc
Mittagsgespräch „Inhalation von Insulin – Diabetestherapie von morgen?“ der Firmen Pfizer und Aventis im Rahmen des 110. Kongresses der Deutschen Gesell- schaft für Innere Medizin in Wiesbaden V A R I A
A
A2638 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3924. September 2004
Insulin-Therapie
Zulassung für inhalative Applikationsform läuft
Unternehmen
Drogennachweis
Mobiles Testverfahren
Der Missbrauch von Drogen ist in Deutschland weit ver- breitet und reicht von Mari- huana bis zur Designerdroge Ecstasy. Umso wichtiger sind effiziente, aber vor allem ein- fach durchzuführende Testme- thoden, die den Drogenkonsu- menten möglichst noch an Ort und Stelle überführen kön- nen. Mit dem Dräger-Drug- Test® hat die Firma Dräger Safety (Lübeck) ein völlig neues mobiles System zum Nachweis von Drogenmiss- brauch vorgestellt.
Die Vorteile des neuen Testsystems sind vielfältig: Im Gegensatz zu den herkömm- lichen Nachweisverfahren, bei denen Blut-, Urin- oder Haar- proben benötigt wurden, ar- beitet dieses System mit Spei- chelproben und ist daher schnell, einfach und diskret.
Nach nur knapp 15 Minuten liegt das Ergebnis vor. Der Dräger-Drug-Test ermöglicht einen hochselektiven Nach- weis von bis zu sechs ver- schiedenen Substanzklassen (Cannabis, Amphetamine, Methamphetamine, Kokain, Opiate sowie Phencyclidin).
Damit wird auch der klassi- sche Bereich der „Designer- Drogen“, zum Beispiel Ecsta-
sy, erfasst. Das System setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
>Test-Kit (Speichelprobe- nehmer, Pufferkartusche und Testkassette),
>elektronische Auswerte- einheit und
>Software, die ein redun- dantes Datenmanagementsy- stem ermöglicht.
Die Technologie basiert auf der Kombination selekti- ver immunchemischer Kom- ponenten mit neuartigen Lu- mineszenzpartikeln als Si- gnalgeber für die Nachweis- reaktion. Der Einsatz dieser Lumineszenzpartikel und ei- ner neuen optoelektronischen Auswertung ermöglicht die erforderliche Nachweisemp- findlichkeit von Drogen im Bereich weniger Nanogramm pro Milliliter Speichel.
Mit der Markteinführung des Tests kommt Dräger Safe- ty Forderungen der Straf- verfolgungsbehörden und wei- terer Anwender (Rehabilita- tion, Substitution, Justizvoll- zug, Arbeitsplatzuntersuchung) nach, ein Verfahren für den schnellen, sicheren und einfa- chen Nachweis von illegalen Betäubungsmitteln bereitzu- stellen. Alexander Wehr