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Archiv "Drogennachweis: Wie Haare körperfremde Substanzen speichern" (10.11.2000)

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Academic year: 2022

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ür Gerichtsmediziner sind Haare ein biologischer Marker, der anders als Blutproben oder die Urinanaly- se die Sensitivität nicht nach wenigen Tagen verliert. Sie verdanken dies der Tatsache, dass Haare nicht nur aus Ke- ratin, Melanin, einigen Lipiden und Wasser bestehen. Bei der Bildung der Haare in den Haarfollikeln werden auch andere Substanzen in das epider- male Gewebe eingebaut. Vorausset- zung ist, dass sie zum Zeitpunkt der Haarbildung im Blut vorhanden sind.

Bei einmaligem Drogenkonsum kommt es zu einer singulären Ablage- rung, die langsam mit dem Haar nach außen wächst, bis ein Haarschnitt die Spuren beseitigt. Bis dahin können mehrere Monate vergehen, denn das Haarwachstum beträgt etwa 13 mm pro Monat. Eine Langhaarfrisur ist dement- sprechend von Nachteil, denn mit der Länge der Haare vergrößert sich auch das „window of detection“, also der Zeitraum, in dem ein Drogenkonsum seine Spuren im Haar hinterlässt.

Skinheads sind nur scheinbar im Vorteil:

Um den Drogenkonsum zu verheimli- chen, wäre eine Rasur der gesamten Körperbehaarung notwendig.

Die Nachweisgrenze der Haaranaly- se liegt je nach Substanz zwischen 0,1 bis 1 ng/mg Haare. Dennoch ist ein ein- ziger Drogenkonsum nicht sicher nach- weisbar, bei einem chronischen Abusus fällt der Test jedoch in der Regel positiv aus. Es stehen heute Assays für die wichtigsten Drogen (Opiate, Kokain, Cannabis, Amphetamine, Ecstasy) und eine Reihe von Genussmitteln (Niko- tin) und Medikamenten (Barbiturate) zur Verfügung.

Der Nachweis von Kokain wurde erstmals im Jahr 1981 beschrieben.

Hierfür wurde ein Radioimmunassay

(RIA) benutzt. Noch sicherer ist die Gaschromatographie plus Massenspek- trometrie (GC-MS), die heute als Stan- dard gilt. Die Methoden erlauben zwar eine quantitative Bestimmung des Ko- kains im Haar, ein Rückschluss auf die Dosis ist allerdings nicht möglich. Auch der genaue Zeitpunkt der Drogenein- nahme kann nicht exakt berechnet wer- den. Hier stößt die Haaranalyse derzeit

noch an ihre Grenzen. Vor dem Nach- weis wird das abgeschnittene Haarbü- schel gewaschen. Dies soll falsch-positi- ve Ergebnisse verhindern. Denn Ko- kain gelangt nicht nur über das Blut ins Haar. Auch eine Inkorporation über ei- ne Luftexposition ist möglich. Der Test fiele positiv aus, weil sich der Beschul- digte in dem gleichen engen Raum (et- wa einer Toilette) aufgehalten hat, wo vorher Crack geraucht wurde. Drogen- konsumenten haben jedoch keine Chance, durch intensives Waschen die Haare drogenfrei zu bekommen.

Im nächsten Schritt muss die Protein- struktur des Haares mit Hilfe von Enzy- men zerstört werden. Alternativ kann die Droge auch mit Säuren oder Lö- sungsmitteln aus den Haaren heraus- gelöst werden. Welche Methode ver-

wendet wird, hängt letztlich von der Droge ab. Nach einem chemischen Rei- nigungsschritt erfolgt dann der eigentli- che Nachweis mit RIA oder GC-MS.

Lange Zeit spielte die Haaranalyse vor allem in der Forschung eine Rolle, etwa wenn es um die Frage ging, ob Na- poleon durch Arsen oder Blei vergiftet wurde, ob Cannabis im alten Ägypten bereits als Droge konsumiert wurde oder ob die Koka kauenden Indios in den Anden auf eine prähistorische Tra- dition zurückblicken können. In den letzten Jahren hat sich die Analyse in der Gerichtsmedizin jedoch fest eta- bliert, ist sie doch die einzige Möglich- keit, längsschnittartig eine Aussage auch über zurückliegenden Drogen- konsum zu machen.

Die Gerichtsmedizinischen Institute haben inzwischen gut zu tun. Auftrag- geber sind neben Krankenhäusern vor allem die Kriminalpolizei und Gerichte.

Die häufigsten forensischen An- fragen betreffen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und eine mögliche strafmildernde Wir- kung eines chronischen Drogen- konsums. In Italien erhalten die Delinquenten den Führerschein erst zurück, wenn sie per Haarana- lyse nachweisen können, dass sie seit längerer Zeit clean sind.

Denkbar ist ein Einsatz bei der Blutspende, um Drogenabhängige von der Spende abzuhalten.

Doch während die Haaranalyse in vielen Ländern vor Gericht zu- gelassen ist, lehnt das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Ver- fahren ab, wie der Leichtathlet Dieter Baumann jüngst feststellen musste.

Dieser hatte sich ebenso freiwillig wie der Trainer Christoph Daum einer Haar- analyse unterzogen. Er konnte damit nachweisen, dass er das Dopingmittel Nandrolon nicht über längere Zeit ein- genommen hatte. In Deutschland wur- de er daraufhin freigesprochen. Das IOC hingegen erkennt die Haaranalyse zum Drogenscreening nicht an, da das Verfahren nicht exakt genug sei.

Außerdem hängt die Kokain-Aufnah- me in das Haar möglicherweise von dessen Melaninkonzentration – sprich der Haarfarbe – ab. Ließe das IOC den Test zu, würden Menschen mit dunkler Haarfarbe diskriminiert. Rüdiger Meyer P O L I T I K

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A2986 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 45½½½½10. November 2000

Drogennachweis

Wie Haare körperfremde Substanzen speichern

Von den Möglichkeiten und Grenzen der Haaranalyse zum Nachweis von chronischem Drogenkonsum

Etwa 200 Milligramm Haare – das entspricht einem bleistiftdicken Büschel – reichen für den Nachweis von

Kokain aus. Foto: Eberhard Hahne

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