Die Rate überwiegend milde verlaufender Rezi- dive des menstruellen TSS ist mit 20 bis 30 Pro- zent recht hoch.
Eine vorbeugende antibiotische Behandlung soll zwar auch die Rezidivrate des menstruellen TSS mindern, die Empfehlung, auf Tampons zu verzichten, wird aber im allgemeinen zur Pro- phylaxe ausreichen.
Besonders gefährdet erscheinen Patienten, bei denen im Serum keine Antikörper gegen das TSS-Toxin nachgewiesen werden können.
Epidemiologie
Als das TSS Anfang der achtziger Jahre in den USA seinen Häufigkeitsgipfel erreichte (im Juni 1983 waren 2204 Fälle registriert), wurden dort 6 bis 14 Erkrankungen auf 100 000 men- struierende Frauen pro Jahr errechnet. Nur in vier bis-fünf Prozent der Fälle waren männliche Patienten betroffen.
In Europa ist das TSS wesentlich seltener, und die Mitteilungen aus dem deutschsprachi- gen Raum beschränken sich auf Einzelbeobach- tungen (Übersicht bei 4, 5). 1980 traten 93 Pro- zent des TSS während der Menses auf, 1983 noch 73 Prozent. Dieser Rückgang verläuft pa- rallel zur Inzidenz, die nach der freiwilligen Zu-
rücknahme hochsaugfähiger Tampons vom Markt Ende 1980 um die Hälfte zurückging.
Nicht alle menstruellen TSS lassen sich durch den Gebrauch von Tampons erklären. Auch an- tikonzeptive Schwämme, Spiralen und postpar- tale Infektionen kommen in Betracht.
Eine allgemeine Empfehlung gegen die An- wendung von Tampons kann man mit der Ge- fahr eines drohenden toxischen Schocks aber kaum begründen, dazu tritt die Erkrankung hierzulande zu selten auf. Der hauptsächlich an- geschuldigte Supertampon (Handelsname: Re- ly®) war in der Bundesrepublik nicht im Handel.
Literatur
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What have we learned? Postgrad Med 8 (1987) 147-160 2. Hirsch, M. L. and E. H. Kass: An annotated bibliography of
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Shock Syndrome. Rev Infect Dis 9, Suppl 5 (1987) 482-489 4. Niebel, J.: Das Toxinschock-Syndrom. Internist 24 (1983)
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Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Karl-J. Wießmann Klinik für Innere Medizin
Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 • 2400 Lübeck 1
Schlaganfall und KHK bei milder Hypertonie
Vom britischen Medical Re- search Council wurden Analysen zur Studie der Arzneimitteltherapie bei milder Hypertonie zur detaillierten Information über die günstigen Aus- wirkungen der Behandlung in diver- sen Untergruppen durchgeführt.
Die vier Hauptprämissen bei der Aufstellung einer rationalen Therapie waren:
1. eine deutliche Senkung der Schlaganfall-Häufigkeit durch aktive Behandlung;
2. das Fehlen einer signifikanten Gesamtwirkung der Behandlung auf den Myokard-Infarkt;
3. das Wissen, daß von 100 unbe- handelten Patienten der höchsten Risikogruppe (Patienten im Alter von 55 bis 64 Jahren mit systoli- schem Bluthochdruck, die zu Beginn der Studie rauchten) innerhalb von fünf Jahren fünf Patienten einen Schlaganfall und zehn Patienten ei-
ne Koronarerkrankung bekommen würden, und
4. die Kosten der verlängerten Be- handlung - sowohl hinsichtlich der Dauer des Klinikaufenthaltes als auch finanziell gesehen.
In der Gruppe mit hohem Risi- ko würde die Behandlung der 100 Patienten mit Bendrofluazid in der
FÜR SIE REFERIERT
Verhütung von drei oder vier der fünf Schlaganfälle resultieren, hätte jedoch wenig Auswirkungen auf die erwartete Anzahl der Myokardin- farkte. Die Behandlung mit Propra- nolol bei nichtrauchenden Männern in der höchsten Alters- und Blut- druckkategorie würde zu einer Re- duktion der Zahl der Schlaganfall- Patienten von drei auf einen oder zwei führen und könnte die Zahl der
Myokardinfarkte von sieben auf vier reduzieren. Mit Propranolol behan- delte Raucher hätten vermutlich kei- ne Vorteile.
Bei Frauen waren die Betrach- tungen zur Schlaganfallverhütung ähnlich wie die bei Männern; bei der Wirkung der Senkung des Bluthoch- drucks zur Verhütung von Myokard- infarkten bei Frauen war keine klare Aussage möglich. Arzneimittelbe- handlung reduziert - so das Ergebnis der Autoren - die Zahl bestimmter Anfälle bei leichtem Bluthochdruck, sollte jedoch nicht routinemäßig für alle Patienten mit dieser Erkran- kung empfohlen werden. Jhn
Medical Research Council Working Party:
Stroke and coronary heart disease in mild hypertension: risk factors and the value of treatment, Brit. Med. Journal 296 (1988) 1565-1570.
Prof. W. S. Peart, MRC Epidemiology and Medical Care Unit, Northwick Park Hospital, Harrow, Middlesex HM 3UJ, England.
A-3522 (60) Dt. Ärztebl. 85, Heft 49, 8. Dezember 1988