A 2202 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 45|
12. November 2010A K T U E L L
Zahl der Woche
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Prozent der Erwerbstätigen gingen im Jahr 2008 aus gesundheitlichen Gründen früher in Rente.
Familienplanung und Mutterschaft spielen in Deutschland für Frauen mit einem türkischen oder osteu - ropäischen Migrationshintergrund eine wichtige Rolle. Ihr Informati- onsbedarf zu entsprechenden The- men ist einer Studie der Bundes- zentrale für gesundheitliche Auf- klärung (BZgA) zufolge hoch.
Konkret waren lediglich sechs Prozent der türkischen und acht Prozent der osteuropäischen Be- fragten über 34 Jahre kinderlos, bei den westdeutschen Frauen sind es 17 Prozent.
Befragt wurden in Berlin, Stutt- gart, Nürnberg und Oberhausen mehr als 1 600 Frauen zwischen 20 bis 44 Jahren. Je niedriger ihr Bil- dungsstand, desto früher heirate - ten die Frauen und desto mehr Kinder bekamen sie. Nach Angaben der BZgA vergrößert eine niedrige Schulbildung zudem den Informati- onsbedarf. „Türkische Frauen be- vorzugen Ärztinnen und Ärzte, um sich zu informieren, und das am liebsten in ihrer Muttersprache“, heißt es in der Auswertung. Das Internet als Informationsquelle ge- winne an Bedeutung, vor allem für Frauen mit höherer Schulbildung.
MIGRANTINNEN
Studie zu Verhütung und Mutterschaft
Mehr als 70 Prozent der Schlagan- fallpatienten erreichen die Klinik immer noch zu spät für eine Throm- bolyse. Darauf wiesen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Stiftung Deutsche Schlag- anfall-Hilfe anlässlich des Welt- SCHLAGANFALL
Behandlung nicht optimal
schlaganfalltages am 29. Oktober hin. Bei typischen Anzeichen, wie plötzlicher Lähmung von Arm und/
oder Bein, Sprachstörungen, Seh- störungen, akutem Schwindel und starken Kopfschmerzen, sei es wich- tig, umgehend über die Telefon- nummer 112 den Rettungs- dienst zu rufen, appellierten die Organisationen an die Bevölkerung.
Schlaganfälle sind in Deutschland die zweithäu- figste Todesursache und die häufigste Ursache für Be- hinderungen im Erwachse- nenalter. Dabei sei das den Schlaganfall-Kern umgeben- de Gebiet im Gehirn oft
noch durch eine Thrombolyse zu retten. „Bis zu viereinhalb Stunden nach dem Gefäßverschluss ist es noch möglich, das Gerinnsel medi- kamentös aufzulösen“, sagte der Vorsitzende der DSG, Prof. Dr. med.
Joachim Röther.
Dennoch stirbt der Fachgesell- schaft zufolge weltweit alle sechs Sekunden ein Mensch an den Fol- gen eines Schlaganfalls, in Deutsch- land waren es 2008 circa 63 000 Menschen. Defizite gibt es laut DSG in Deutschland aber auch bei der Weiterbehandlung nach einer Rehabilitation. Oft werde die phy- siotherapeutische Behandlung nicht so lange fortgesetzt, wie sie nötig wäre, kritisierte Röther. ER
Der Befragung zufolge wird als Verhütungsmittel in allen drei Her- kunftsgruppen am häufigsten die
„Pille“ genommen. Unabhängig vom Herkunftsland brechen mehr Frau- en mit niedriger Schulbildung eine Schwangerschaft ab als Frauen mit höherer Bildungsqualifikation.
Die Ergebnisse wurden auf einer Tagung „Frauen lieben – Familien- planung und Migration“ von BZgA und Bundesfamilienministerium in Berlin vorgestellt. Man wolle dis- kutieren, welche Beratung Migran- tinnen benötigten, wie man sie am besten anspreche und wie man un- terschiedliche Gruppen unter den Migranten am besten erreiche, er- klärte die BZgA-Direktorin, Prof.
Dr. Elisabeth Pott. Rie
Zu spät für die Lyse: Trotz typi- scher Symptome wird oft nicht sofort die 112 gewählt.
Foto: mauritius images Foto: Caro
Der Informationsbedarf bei Migrantinnen zum Thema Familien- planung ist laut der BZgA-Umfrage hoch.