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Archiv "Lithium-Therapie und Schwangerschaft" (16.08.1979)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE

In einem in Heft 50/1978 des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTES erschiene- nen Artikel über die „Ambulante Phasenprophylaxe affektiver Psy- chosen mit Lithiumsalzen" war auch die Frage der möglichen Teratogeni- tät kurz erwähnt worden. Die Zahl der Patienten, die Lithium einneh- men, mag absolut gesehen nicht sehr, groß sein. Da es sich aber um eine Langzeittherapie handelt, sollte auch der niedergelassene Arzt über die Problematik informiert sein, um betroffene Patientinnen entspre- chend beraten zu können. Es er- scheinen deshalb einige ergänzende Anmerkungen zu dieser Thematik vom heutigen Kenntnisstand aus sinnvoll.

Nach dem Stand vom September 1978 des „International register of lithium babies" (1) deutet sich eine etwas erhöhte Frequenz schwerwie- gender Mißbildungen (11 bis 12 Pro- zent; Normalbevölkerung insgesamt ca. 3 Prozent) nach lithiumbehan- delten Schwangerschaften an. Da es sich hierbei jedoch um retrospektive Studien handelt mit einer bislang recht begrenzten Fallzahl, läßt sich gegenwärtig nur annehmen, daß ei- ne lithiumbedingte Zunahme der Mißbildungsrate — wenn überhaupt vorhanden — gering ist.

Die Art der Mißbildungen spricht je- doch für eine teratogene Wirkung des Lithiums auf das kardiovaskulä- re System: Unter bislang 25 regi- strierten mißgebildeten „Lith iumba- bies" fanden sich bei 18 (72 Prozent;

Durchschnittsbevölkerung 12 Pro- zent) kongenitale Herzerkrankun- gen, wobei es sich bei einem Drittel der Fälle um die schwere Epstein- sche Anomalie handelt, die in der

Durchschnittsbevölkerung nur 1/80 der kardiovaskulären Mißbildungen ausmacht. — Ohne Mißbildungen zur Welt gekommene Lithiumkinder scheinen sich in der weiteren psy- chischen und körperlichen Entwick- lung nicht von anderen Kindern zu unterscheiden.

Im allgemeinen kann nach dem heu- tigen Wissensstand empfohlen wer- den, eine Lithiumbehandlung zu un- terbrechen, wenn eine Frau eine Schwangerschaft plant, die Behand- lung so schnell wie möglich zu stop- pen, nachdem eine nicht geplante Schwangerschaft festgestellt wor- den ist, und die Behandlung nicht vor Ablauf des ersten Drittels oder der Hälfte der Schwangerschaft wie- der zu beginnen.

Erwägenswert ist darüber hinaus, ob eine Konzeption unter Lithium- behandlung eine 'Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch darstellt.

Eine Spätschwangerschaft stellt kei- ne Gegenindikation für eine Li- thiumbehandlung dar, doch sollte die Dosierung der um 30 bis 50 Pro- zent erhöhten renalen Lithiumexkre- tion angepaßt werden. Da sich die Lithiumclearance analog der Kreati- ninclearance post partum abrupt wieder auf Normalwerte senkt, er- scheint eine Unterbrechung der Li- thiumtherapie für einige Tage vor und nach der Entbindung ratsam.

Hat eine Frau bereits in der Spät- schwangerschaft Lithium erhalten, so sollte sie ihr Kind ohne große Bedenken stillen: Wegen der leich- ten Plazentapassage findet im feta- len Leben eine LithiumeXposition

statt, die der Li-Konzentration des mütterlichen Blutes entspricht, wäh- rend die Serum-Lithiumkonzentra- tion beim Brustkind nur 1/10 bis 1/2 der mütterlichen Li-Konzentration ausmacht. Lithiumpatientinnen während der Laktation sollten aber auf die Gefahr von Li-Intoxikation infolge Dehydratation, eventuell schon im 'Rahmen einer Erkältung, beim Neugeborenen hingewiesen werden.

Literatur

Schou, M., and Weinstein, M. R. (1979): „Pro- blems of Lithium Maintenance Treatment Du- ring Pregnancy, Delivery and Lactation" (in press)

Dr. med. G. Ulmar

Professor Dr. med. R. Degkwitz Psychiatrische und Nervenklinik der Universität Freiburg

Hauptstraße 5 7800 Freiburg i. Br.

ECHO

Zu: „Gehörgangsreinigung mit Wattestäbchen Sinn oder Un- sinn?" von Dr. med. Gerhard Ret- tinger in Heft 26/1979, Seite 1747

Ohrpflege — eine weitverbreitete Unsitte

„Bei der weitverbreiteten Gewohnheit, den Gehör- gang mit Wattestäbchen zu säubern, handelt es sich um eine Unsitte. Die Reinigung des Gehörgangs — sei es mit Wattestäbchen, Streichhöl- zern, Haarnadeln, Büroklam- mern oder anderen Geräten

— ist wegen der Selbstreini- gung des Ohres nicht nur überflüssig, sondern, wie G.

Rettinger von der Hals-, Na- sen- und Ohrenklinik der Universität Erlangen in ei- nem Beitrag im DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATT — (26/

79 S. 1747) feststellt, auch mit Gefahren verbunden."

(Frankfurter Allgemeine Zei- tung)

Lithium-Therapie

und Schwangerschaft

Ergänzende Mitteilung zu der Arbeit „Ambulante Phasenprophylaxe affektiver Psychosen mit Lithiumsalzen" von Dr. Adelheid Czernik

in Heft 50/1978, Seite 3051 ff.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 33 vom 16. August 1979 2097

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