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MS-Therapie und Schwangerschaft

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Academic year: 2022

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Die zur Behandlung der multiplen Sklerose üblichen Medikamente sind während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert oder eingeschränkt zugelassen. Des- halb wird empfohlen, die Therapie möglichst schon vor einer geplan- ten Konzeption zu beenden. Eine aktuelle Studie untersuchte, welche Auswirkungen eine Glatiramerace- tatexposition in utero auf den Fetus und auf die kindliche Entwicklung nach der Geburt hat.

BIOMED CENTRAL NEUROLOGY

Da multiple Sklerose (MS) insbeson- dere Frauen im reproduktionsfähigen Alter betrifft, sind Sicherheit und Ver- träglichkeit von krankheitsmodifizie- renden Therapien bei Schwangeren mit schubförmig-remittierender MS (RRMS) von grosser Bedeutung. Dies betrifft vor allem Patientinnen mit hochaktiver MS, bei denen das Absetzen der krank- heitsmodifizierenden Therapie bei ge- planter Schwangerschaft das Schubri- siko erhöhen kann.

In den letzten Jahren wiesen Studien darauf hin, dass Interferon-␤ in der Frühschwangerschaft sicher ist. Zu Glatirameracetat ist die Datenlage limi- tiert. Einige wenige Studien lassen ver- muten, dass eine Glatirameracetatex- position in der Frühschwangerschaft weder das Missbildungsrisiko noch die Frühabortrate erhöht. Zudem gibt es Hinweise, dass eine kontinuierliche Glatirameracetatbehandlung während der Schwangerschaft das postpartale Schubrisiko senkt.

In eine aktuelle Studie wurden MS-Pa- tientinnen aus 21 italienischen MS- Zentren, die in den Jahren 2002 bis 2008 schwanger wurden, aufgenom- men und prospektiv beobachtet. Die Patientinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

❖Frauen, die innerhalb der 4 Wochen vor der Konzeption und/oder während der Schwangerschaft Glatiramerace- tat oder Interferon-␤erhalten hatten (EP = drug exposed pregnancies)

❖Frauen, die vor der Konzeption min- destens 4 Wochen lang sowie wäh- rend der Schwangerschaft kein Gla- tirameracetat oder Interferon-␤ er- halten hatten (NEP = non-exposed pregnancies)

Ergebnisse

Insgesamt wurden Daten zu 423 Schwan- gerschaften erfasst. Bei 318 hatte keine Medikamentenexposition stattgefun- den (NEP), bei 88 hatte eine Exposition (EP) gegenüber Interferon-␤, bei wei - teren 17 eine Exposition gegenüber Glatirameracetat vorgelegen.

Die Schwangerschaften führten in der Interferon-␤-EP-Gruppe zu 75 Lebend- geburten, in der Glatirameracetat- EP-Gruppe zu 16 Lebendgeburten und in der NEP-Gruppe zu 295 Lebend - geburten.

Die Glatirameracetatexposition, die sich im Durchschnitt über etwa vier Wochen erstreckt hatte, war nicht si - gnifikant mit einem erhöhten Spontan- abortrisiko assoziiert (OR = 0,44;

95%-KI 0,044–4,51; p = 0,49). Hin-

sichtlich durchschnittlichen Körper - gewichts und durchschnittlicher Kör- perlänge bei der Geburt gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Schwangerschaften, die gegenüber Glatirameracetat exponiert gewesen waren, und jenen, bei denen keine Medikamentenexposition stattgefun- den hatte (p = 0,751).

Bei 4 von 16 Frauen mit Glatiramer- acetatexposition kam es zu Frühgebur- ten (25%). Damit war die Häufigkeit von Frühgeburten bei den gegenüber Glatirameracetat exponierten Schwan- gerschaften nicht signifikant höher als bei den nicht exponierten Schwanger- schaften (p > 0,735). Dies traf auch für die Rate an Kaiserschnitten zu.

Nach Glatirameracetatexposition wur- den weder ernste fetale Komplikatio- nen noch Missbildungen dokumen- tiert. Die mediane Nachbeobachtungs- zeit betrug 2,1 Jahre. In dieser Phase wurden zwei Entwicklungsanomalien beobachtet (leichte Sprachstörungen);

beide traten bei Kindern auf, die in utero keiner MS-Medikation ausge- setzt gewesen waren.

Schlussfolgerungen

Die Daten der italienischen Kohorte belegen, dass eine Exposition der Mut- ter gegenüber Glatirameracetat weder mit einer erhöhten Frequenz an Spon- tanaborten noch mit anderen negativen Schwangerschaftsereignissen oder feta- len Komplikationen assoziiert ist. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie las- sen eine In-utero-Exposition gegenüber Glatirameracetat als sicher erscheinen und können Neurologen bei der Bera- tung von MS-Patientinnen mit Kinder- wunsch unterstützen. Insbesondere bei Patientinnen mit hoher Krankheitsakti- vität und einem hohen postpartalen Schubrisiko kann nach Ansicht der Au- toren eine Fortsetzung der Glatiramer- acetatbehandlung erwogen werden. ❖ Andrea Wülker

Giannini M et al.: Pregnancy and fetal outcomes after glatiramer acetate exposure in patients with multiple sclerosis: a prospective observational multicentric study.

BioMed Central Neurology 2012; 12: 124.

Interessenlage: Die Mehrzahl der Autoren gibt an, von verschiedenen Pharmaunternehmen Honorare beispiels- weise für Referenten- und Beratungstätigkeiten erhalten zu haben.

MS-Therapie und Schwangerschaft

Wie sicher ist Glatirameracetat bei Patientinnen mit Kinderwunsch?

STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 3 2013

151

Merksätze

❖Bisher wurden Medikamente zur Behandlung der multiplen Sklerose häufig vor oder bei Eintritt einer Schwangerschaft abgesetzt.

❖Die vorliegende Studie zeigt, dass Glatiramer- acetat weder mit einer erhöhten Frequenz an Spontanaborten noch mit anderen negativen Schwangerschaftsereignissen oder fetalen Komplikationen assoziiert ist.

❖Deshalb kann insbesondere bei Patientinnen mit hoher Krankheitsaktivität und einem grossen postpartalen Schubrisiko eine Fort- setzung der Glatirameracetatbehandlung erwogen werden.

Referenzen

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