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Archiv "Angeborene Herzfehler: Erwachsene fallen in Versorgungslücke" (09.02.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 6⏐⏐9. Februar 2007 A323

M E D I Z I N R E P O R T

E

twa 85 bis 90 Prozent der Kinder, bei denen ein angebo- rener Herzfehler chirurgisch korri- giert worden ist, erreichen das Er- wachsenenalter – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird. „96 Prozent der Kinder werden älter als 16 Jahre“, erklärte Priv.-Doz.

Dr. Klaus Tiemann (Bonn) beim 6.

Kinderherz-Symposium in Bonn.

Auf diese Situation aber ist die Medi- zin kaum vorbereitet: „Es klafft eine deutliche Versorgungslücke, wenn die Kinder der Betreuung durch den

Kinderkardiologen entwachsen“, be- richtete Priv.-Doz. Dr. med. Johannes Breuer (Bonn).

Die Erwachsenenkardiologen ha- ben sich nach seinen Worten mit angeborenen Herzfehlern bislang kaum beschäftigt; viele der Herzfeh- ler-Patienten hätten jedoch mit Fol- gezuständen der operativen Korrek- tur zu kämpfen, wie Herzinsuffizi- enz, Ventrikelfunktions- oder Herz- rhythmusstörungen. Den Kinder- kardiologen wiederum fehle die Er- fahrung, wenn alterstypische Herzer- krankungen wie eine koronare Herz- erkrankung hinzukommen: „Wir ste- hen dann oft vor einer sehr komple- xen Situation“, so Breuer.

Er machte zugleich auf die erheb- lichen Beratungs- und Versorgungs- probleme bei der Patientengruppe aufmerksam. Wie stark darf der in- dividuelle Patient sich körperlich belasten? Ist er flugtauglich? Wel- chen Beruf kann ein Jugendlicher erlernen? Kann die Frau gefahrlos schwanger werden und ein Kind zur Welt bringen? Fragen, die früher oder später von den Patienten ge- stellt werden und beantwortet wer-

den müssen. Die Betreuung von Er- wachsenen mit angeborenen Herz- fehlern erfordere ein hohes Maß an interdisziplinärer Kooperation zwi- schen Kinderkardiologen, Erwachse- nenkardiologen, Herzchirurgen und gegebenenfalls auch weiteren Dis- ziplinen – wie den Gynäkologen –, wenn Frauen mit angeborenen Herzfehlern schwanger würden oder werden möchten, betonte Breuer.

Ideal wäre es nach Meinung von Prof. Dr. med. Harald Kämmerer (München), wenn die betroffenen

Patienten vom Säuglings- bis ins hohe Lebensalter hinein in einer ein- zigen Klinik betreut werden könn- ten. Das aber sei bislang nur in wenigen Zentren möglich. Es habe zur Folge, dass die Patienten oft weite Wege auf sich nehmen müs- sen, um eine adäquate medizinische Hilfe in ihrer speziellen Situation zu erfahren: „Zur Behandlung im Münchner Herzzentrum reisen Er- wachsene mit angeborenen Herz- fehlern im Durchschnitt 300 Kilo- meter“, betonte der Wissenschaftler.

Strukturierte Versorgung aufbauen

Mehr Spezialisten sind gefragt, das macht nach Meinung Kämmerers schon der European Health Survey deutlich, der die Zahl der Menschen mit angeborenem Herzfehler im Erwachsenenalter für Europa auf 1,2 bis 2,7 Millionen beziffert. In Deutschland gehe man von etwa 200 000 bis 300 000 Patienten aller Altersklassen aus, die von einem an- geborenen Herzfehler betroffen sind.

Die Zahl der Erwachsenen mit na- tiven oder operierten angeborenen

Herzfehlern wird auf mehr als 120 000 geschätzt und steigt um etwa 5 000 Patienten pro Jahr an.

Vor diesem Hintergrund hat sich eine europäische Task-Force gebil- det, die Empfehlungen für die Struk- tur einer interdisziplinären Versor- gung erarbeitet, die sich für eine strukturierte Fort- und Weiterbildung zu dieser Thematik stark macht und mit der Erstellung von Therapieleit- linien befasst ist. Nach den Vorstel- lungen der europäischen Arbeits- gruppe sollen in den einzelnen Län- dern überregionale Zentren zur Be- treuung von Erwachsenen mit ange- borenen Herzfehlern geschaffen werden sowie regionale Schwer- punktpraxen und -kliniken.

Die Basisversorgung sollte durch die Hausärzte gesichert werden und bei einfachen angeborenen Herzfeh- lern in Kooperation mit einem Kar- diologen erfolgen, der jedoch keine spezielle Qualifikation braucht. An- ders sollte dies nach Vorstellung der Task-Force bei Patienten mit kom- plexen angeborenen Herzfehlern aus- sehen. Diese brauchen eine Be- treuung durch einen entsprechend versierten Kollegen mit spezieller Qualifikation, deren Kriterien noch zu erarbeiten sind.

Geplant ist nach Angaben von Kämmerer für Kinderkardiologen eine sechsmonatige Weiterbildung in einer kardiologischen Klinik oder einer Klinik der Inneren Medizin und umgekehrt für Erwachsenenkar- diologen eine sechsmonatige Wei- terbildung im Bereich der Kinder- kardiologie. Jeweils weitere sechs Monate sollten in einer akkreditier- ten Schwerpunktpraxis und in ei- nem akkreditierten überregionalen Zentrum absolviert werden. I Christine Vetter

Betreuung von Erwachsenen mit einem angebore- nen Herzfehler: „Eine interdisziplinäre Aufgabe" in Bonn, Veranstalter: Herzzentrum der Universität Bonn

ANGEBORENE HERZFEHLER

Erwachsene fallen in Versorgungslücke

Die sachgerechte Behandlung dieser Patienten erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen in Schwerpunktzentren.

Wir stehen dann oft vor einer sehr komplexen Situation.

Priv.-Doz. Dr. med. Johannes Breuer (Bonn)

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