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Archiv "Recherche: Guter Überblick" (30.03.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 13⏐⏐30. März 2007 A853

B R I E F E

BUNDESAUSSCHUSS

Die Protonenthera- pie beim Rektum- karzinom wird von den Krankenkassen nicht bezahlt (DÄ 3/

2007: „Keine Nut- zenbelege beim Rektumkarzinom“).

Falsche Schlussfolgerung

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate lese ich im DÄ, dass sich der G-BA gegen die Übernahme der Kosten für die Protonentherapie aus- gesprochen hat. Dieses Mal fehlen angeblich „Nutzenbelege“ beim Rektumkarzinom. Ich ginge sogar so weit zu vermuten, dass gar keine Be- lege vorliegen, denn unter den welt- weit mehr als 50 000 Patienten, die inzwischen mit Protonen behandelt wurden, finden sich so gut wie keine mit Kolorektalkarzinom. Daraus al- lerdings den Schluss zu ziehen, dass Protonentherapie nichts nützt, ist nicht gerechtfertigt. Wahrscheinlich ist es sogar falsch. Die einzigen Da- ten zum Thema stammen vom Schwer- ionentherapiezentrum HIMAC in Chiba, Japan. Dort wurden mehr als 50 Patienten mit lokal rezidivieren- dem, inoperablem Rektalkarzinom mit Kohlenstoffionen bestrahlt. Nach zwei Jahren lebten noch 73 Prozent – eine bemerkenswert gute Überle- bensrate. Der DÄ-Artikel weist noch darauf hin, dass der G-BA schon die Behandlung des Ästhesioneuroblas- toms mit Protonen abgelehnt hat.

Dieser Tumor ist so selten, dass ihn selbst Spezialisten kaum mehr als einmal im Jahr sehen. Ein allgemei- nes Therapieschema dafür gibt es nicht und wegen der Seltenheit auch keine Studien. Wenn der G-BA Zeit

findet, sich mit einer solchen Rand- erscheinung zu befassen, dürfte es eigentlich keine Probleme in der Krankenversorgung mehr geben.

Ganz gleich, wie dieser Tumor be- handelt wird (solange es nur halb- wegs erfolgreich ist), die Kosten für die wenigen Patienten pro Jahr ma- chen nur einen homöopathisch klei- nen Anteil des GKV-Budgets aus . . . Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dem G-BA nicht in erster Linie um die Wirksamkeit der Protonentherapie geht. Die zi- tierte Äußerung der Vorsitzenden des Verbandes der Angestellten- Krankenkassen könnte man auch da- hingehend interpretieren, dass die Protonentherapie generell verhindert werden soll.

Dr. med. Dr. rer. nat. Ute Linz, Forschungszentrum Jülich, 52425 Jülich

RECHERCHE

Neue Werkzeuge und Verfahren, um schnell zu finden, was man sucht (DÄ 4/2007: „Medizini- sche Recherche:

,Cool Tools‘ im Inter- net“ von Dr. Oliver Obst, Melissa L. Reth- lefsen und Colin M. Segovis).

Guter Überblick

Der Artikel gibt einen guten Über- blick über neue Möglichkeiten der Informationsgewinnung und des Informationsaustausches. Vor dem Hintergrund, dass nur wenige Nutzer wissen, wie viele persönliche Infor- mationen der PC speichert, vermisse ich den kritischen Hinweis zu diesen neuen Features. (Nutzerrechte in der Klinik und Podcast-Empfang, Goo-

gles personenbezogene Datensamm- lung usw.) . . . Leider hat die „Erwei- terung“ von Google, das Einrichten zweier RSS Feeds dazu geführt, dass ich noch mehr Artikel finde, die ich lesen möchte. Daher wächst der Sta- pel an Fachartikeln nun um den ei- nen oder anderen PDF-Ausdruck schneller.

Dr. Florian Ebner,

Diakonie-Klinikum Schwäbisch Hall gGmbH, Am Mutterhaus 1, 74523 Schwäbisch Hall

EMBRYONENFORSCHUNG

Forscher verlangen eine Änderung des Stammzellgesetzes (DÄ 51–52/2006:

„Der Kompromiss gerät ins Wanken“

von Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann und „Der Beginn des Lebens“ von Gisela Klinkhammer).

Keine Zweifel

Lebensbeginn – menschliches Le- ben? Was ist daran noch zweifelhaft?

Haben Genetik und Embryologie diese Fragen nicht längst unmissver- ständlich geklärt? Schon jede unserer funktionierenden Körperzellen ist

„menschlich“ und „lebendig“ – dann soll es ausgerechnet die befruchtete Eizelle mit ihrer von der Wissen- schaft hoch geschätzten Totipotenz nicht sein? Ist diese begriffliche Ver- wirrung (griechisch: diabolein) um

„menschliches Leben“ nicht hausge- macht, vielleicht allein interessenbe- setzt? Natürlich muss jeder Mensch von einer zivilisierten Mitwelt in hu- maner Weise angenommen werden, sonst stirbt der Säugling, verhungert das Kleinkind, verdurstet der De- mente und bleibt der Verunfallte lie-

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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A854 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 13⏐⏐30. März 2007

B R I E F E

gen – wird der Reagenzglasembryo nicht implantiert, stirbt er. Wir alle – und der Embryo im Reagenzglas gehört zur menschlichen Gemein- schaft, wozu denn sonst? – tragen Verantwortung füreinander: Wir dür- fen Unschuldige nicht töten, und der Mächtigere hat den Schwachen zu schützen . . .

Dr. med. Maria Overdick-Gulden,Markusberg 24 e, 54293 Trier

Ein starkes Stück

. . . Völlig im Sinn einer huma- nitären Ethik bemüht sich die natur- wissenschaftliche Medizin, kranken Menschen mit embryonalen menschlichen Stammzellen zu hel- fen. Dagegen haben Ethiker ihr Veto eingelegt, weil embryonale Zellen schon „schutzwürdige Menschen- wesen“ seien, deren Recht auf Le- ben ganz im Sinn des Urteils unse- res Bundesverfassungsgerichts nicht gegen das Leben kranker Menschen aufgerechnet werden dürfe. Aller- dings hat das Bundesverfassungsge- richt auch schon einmal umgekehrt argumentiert. Das war bei der Frage des Schwangerschaftsabbruchs.

Würde er illegal bleiben, entschied unser hohes Gericht damals, dann möge zwar das eine und andere un- geborene Leben gerettet werden, es würde aber das Leben der Schwan- geren gefährdet, die in der Illega- lität beim Kurpfuscher abtreiben ließen, und laut Statistik sei die Zahl der gefährdeten Schwangeren größer als die der geretteten Kinder.

– Darauf erwidern Ethiker, das sei zwar eine gewisse moralische Nach- lässigkeit, aber doch kein Argu- ment, embryonale Stammzellen nicht als schutzwürdige Menschen- wesen anzusehen. Aber damit argu- mentieren sie nicht mehr kompetent auf ethischer Ebene, sondern auf biologischem Laienniveau. Denn ei- ne embryonale Stammzelle besitzt das biologische Potenzial, ein Mensch zu werden, ausschließlich im mütterlichen Uterus, aber nicht mehr im Reagenzglas, wenn keine Mutter da ist. Einen lebenden und leidenden Menschen mit einer em- bryonalen Stammzelle im Reagenz- glas zu vergleichen und beiden das gleiche Recht auf Leben zuzuspre-

chen, obwohl diese embryonale Stammzelle nie ein Mensch werden kann, für den allein ethische Maß- stäbe gelten, das ist schon ein star- kes Stück . . .

Prof. Dr. Dr. Hans E. Müller,

Alter Rautheimer Weg 16, 38126 Braunschweig

Inhuman

. . . Da zahlreiche befruchtete Eizel- len auf dem Weg in den Uterus vor- zeitig absterben, sollte man grund- sätzlich eher von befruchteten Eizel- len sprechen, bevor die Nidation ein- tritt, und nicht von Embryonen. Die- se befruchteten Einzellen sind im Morulastadium bestenfalls in man- chen Fällen mögliche nidationsfähi- ge Fortpflanzungszellen, aber nicht grundsätzlich. Unabhängig davon ist die Beschränkung der deutschen Wissenschaft durch engstirnige kon- fessionsgebundene Geister ein Ein- griff in die Freiheit der Wissenschaft, die in diesem Falle bemüht ist, Krankheiten zu heilen und Men- schenleben zu retten. Das ist aus meiner Sicht inhuman.

Dr. med. H. Walter sen.,Gartenstraße 2, 24211 Preetz

PSYCHIATRIE

Chancen und Miss- verständnisse bei der Zusammenfüh- rung zweier Versor- gungssysteme in der deutschen Psychia- trie nach der Wende (DÄ 51–52/2006: „Psychiatrie im Ost- West-Vergleich: Psychiatrie braucht Öf- fentlichkeit“ von Dr. med. Herbert Loos).

Enorme Vorurteile

Es wurde Zeit, endlich – nach der Wiedervereinigung – einen Blick auf die Psychiatrie in der ehemaligen DDR zu werfen, denn bei uns im Westen sind die Vorurteile noch im- mer enorm. Kaum jemand kennt die zitierten Rodewischer Thesen von 1963, mit denen die sozialpsychia- trische Entwicklung in der DDR be- gann, lange bevor sie bei uns im Westen in Gang kam. Ich konnte be- reits Anfang der 70er-Jahre in der psychiatrischen Universitätsklinik

Leipzig erstaunt erleben, wie bei of- fenen Türen auf demselben Flur mit der Chirurgie, Patienten frei be- handelt wurden, und wie weit die ambulante Nachsorge und die Zu- sammenarbeit mit Firmen bereits entwickelt war, lange bevor wir im Westen damit begannen. Wir haben damals in der Medizinischen Hoch- schule Hannover von den Leipzi- gern gelernt und eine gute Zusam- menarbeit und einen Austausch von Ideen und Praktiken gesucht und ge- funden.

Prof. Dr. med. Alfred Drees, Friedrich-Ebert-Straße 26, 47799 Krefeld

Einseitige Sichtweise

Das Bild, das Dr. Loos von der DDR-Psychiatrie zeichnet, er- scheint mir einseitig und fragmenta- risch . . . Sicher haben diktatorische Machtstrukturen und besonders feh- lende Öffentlichkeit die Psychiatrie beeinflusst und die Entwicklung moderner, humaner Betreuungsfor- men gehemmt. Auch hatte das Sys- tem Einfluss auf die Relation von Emanzipation und Integration, von Befreiung und Disziplinierung, der wurde aber gebrochen von den Menschen und den konkreten Be- dingungen. Wie viele andere soziale Bereiche war die Psychiatrie nicht, wie von Dr. Loos einem allgemei- nen Trend folgend gesehen, einlinig kausal durch die Machtstrukturen des Systems bestimmt . . . Psychia- trie war eine relativ eigenständige soziale Substruktur, die nur be- grenzt vom politischen System ko- lonisierbar war. Das hatte nichts mit politischem Widerstand zu tun, son- dern mit der Differenzierung unter- schiedlicher sozialer Strukturen in einer modernen Gesellschaft und der Dialektik von System und Le- benswelt . . . Es ist falsch, wenn

Die Redaktion veröffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften, auch keine Briefe mit fingierten Adressen. Alle Leserbriefe werden vielmehr mit vollem Namen und voller Anschrift gebracht. Nur in besonderen Fällen können Briefe ohne Namensnennung publiziert werden – aber nur dann, wenn der Redaktion bekannt ist, wer geschrieben hat.

ANONYM

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