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Archiv "Gesundheitssystem: Unverantwortlich" (20.04.2007)

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A1082 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007

B R I E F E

GESUNDHEITSSYSTEM

Erfahrungen und Empfehlungen eines Rückkehrers aus Norwegen (DÄ 3/

2007: „Mehr Mut zum NEIN-Sagen“

von Harald Kamps).

Reform für Deutschland

Der Beitrag spricht mir nach nun- mehr 37 aktiven Berufsjahren als Facharzt für Innere Medizin im sta- tionären Versorgungsbereich völlig aus dem Herzen und bestätigt unein- geschränkt alle persönlichen Erfah- rungen. Die Übernahme des norwe- gischen Prinzips mit Übernahme des

„Nächsten Effektiven Interventions- niveaus“ bei der Behandlung bedürf- tiger Menschen auch in Deutschland wäre eine echte Reform des deut- schen Gesundheitswesens mit der Folge des Abbaus einer oft völlig überzogenen und darum oft sinnlo- sen Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Mit dem NEIN-Prinzip, welches ja gar keine Negierung a priori ist und nur im Deutschen so klingt, ließen sich erhebliche Geld- mittel einsparen, ohne dass die Volksgesundheit irgendeinen Scha- den nähme. Die sehr verbreitete Mentalität, banale, geringfügigste Erkrankungen oder gar nur Befind- lichkeitsstörungen möglichst sofort vom Spezialisten aufwendig diagnos- tizieren und ggf. behandeln zu las- sen, kostet unsere Volkswirtschaft jährlich Unsummen. Dieses völlig unangemessene Anspruchsdenken und -verhalten gehört abgeschafft und eine derartige Entwicklung wäre wirklich eine Reform im deutschen Gesundheitswesen, allerdings eine unbequeme für alle Beteiligten, die

darum leider keine Mehrheiten fin- den wird.

Priv.-Doz. Dr. med. habil. Till Höfs, Chefarzt der Klinik für Kardiologie,

Zentrum für Innere Medizin, Städtisches Klinikum Magdeburg, Birkenallee 34, 39130 Magdeburg

Bravo

Bravo, für den Artikel von Harald Kamps, der einen erfrischenden Ge- genentwurf zum Mainstream der der- zeitigen Reformdiskussion darstellt, die immer nur die Kostenfrage in den Vordergrund stellt, und der unkon- ventionelle Alternativen aufzeigt. In Norwegen verdienen die GPs weit mehr als die Allgemeinärzte hierzu- lande und arbeiten weniger. Eine fi- nanzielle Besserstellung für Haus- ärzte ist auch für Deutschland über- fällig, denn wer sollte diese „fachli- che Instanz, die gesunde Menschen vor den potenziell gefährlichen Ne- benwirkungen des Gesundheitswe- sens bewahrt und den kranken Men- schen den einfachsten Weg zur Bes- serung zeigt“, sonst sein? Aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahre fehlt hier schlicht der Nachwuchs.

Ein weiterer, notwendiger Schritt wäre die verbesserte Weiterbildung dieser Hausärzte, damit sie auch ihre Aufgabe in dem geschilderten Sinne wahrnehmen können. Beides wird leider auch innerhalb der Ärzteschaft seit Jahren verhindert und be- kämpft . . .

Dr. med. Stefan Bilger, Handschuhsheimer Landstraße 11, 69221 Dossenheim

Viel Wahres

Da hat Herr Kamps aber ohne viel professorales Gutachtenklimbim viel Wahres ausgesprochen. So schnell aber wird sich diese Wahrheit nicht

in Konsequenzen niederschlagen, denn

– in der jetzigen Solidarversiche- rungssituation wird der Patient sich mit dem „NEIN-Prinzip“ nicht zu- frieden geben. Es kostet ihn ja in der Regel nichts. Und deshalb: „Wo’s Freibier gibt, wird gesoffen“ (Alt- KBV-Vorsitzender Häussler).

– das Sicherheitsbedürfnis ist auch bei Selbstbeteiligung und Selbstzah- lung riesengroß. Und wer kann vor einer erfolgten Untersuchung schon sicher sagen, dass sie unnötig ist?

Oft genug werden Patienten, die ent- sprechend dem „NEIN-Prinzip“ ver- fahren sind, von den „Koryphäen“

empfangen mit den Worten „Ja um aller Herrgottswillen, warum kom- men sie denn jetzt erst?“ Ich habe noch keinen PSA-Kontrollschleifen- befindlichen aus dieser Schleife rausgebracht.

– die Juristen werden dafür sorgen, dass die Überdiagnostik weiterhin fröhlich Urständ feiert. Solange „re- trospektive Unterdiagnostik“ das Arztversäumnis schlechthin ist (jede Raritätenbeschreibung endet in der Aufforderung, unbedingt auch daran zu denken), wird man von Überdia- gnostik nicht ablassen können . . .

Dr. Alexander Ulbrich,Birkheckenstraße 1, 70599 Stuttgart

Unverantwortlich

Dieser Artikel ist eine Anmaßung sondergleichen, er kommt unserer politischen Führung wie gerufen.

Aufruf: „Menschen helft euch sel- ber! Wir brauchen keine qualifizier- ten Ärzte aus Berufung“. Dieser Kol- lege sollte sofort wieder gen Norden (Norwegen, Schweden etc.) ziehen.

Weshalb ist er aus dem gelobten Land denn wieder nach Deutschland

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich

die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 16⏐⏐20. April 2007 A1083

B R I E F E

gekommen, in das Land, mit dem

„teuersten, aber weltweit besten qua- lifizierten Gesundheitswesen?“ . . . Waren ihm die Gefahren doch zu hoch? . . . Er wagt zu sprechen gegen eine Qualitätsmedizin – die selbst- verständlich kostet! – Wissenschaft kostet! Er verwechselt offensichtlich den „berufenen Arzt“ mit dem „Leis- tungserbringer“ der Politik . . . Alle Punkte seines NEIN-Programms sind falsch und extrem „fahrlässig“ und

„gefährlich“ und als ärztliche Leis- tung und Haltung unverantwort- lich . . .

Dr. Dr. Franz-Josef Broicher,

Bergisch Gladbacher Straße 1191, 51069 Köln

Weniger ist oft mehr

Wie wahr, aber: ganz schön unbe- quem . . . Offensichtlich ist manch- mal etwas Distanz sehr hilfreich, um das Wesentliche ins Visier zu bekom- men. (Noch krasser habe ich das

empfunden bei meiner Rückkehr nach längerer Tätigkeit in Afrika.) Das NEIN würde allen gut tun: den Patienten, die mehr Selbstvertrauen entwickeln könnten, dem medizini- schen Personal, das mehr Verantwor- tung übernehmen würde, und den Ärzten, die sich nicht ständig mit Lappalien herumschlagen müssten.

Und vor allem würde das die Kosten senken. Nur: Nicht nur wir würden uns ja dann zum guten Teil überflüs- sig machen und uns das eigene Was- ser abgraben. Und so bestimmen letztendlich doch die jeweiligen Ei- geninteressen der verschiedenen Be- rufsgruppen, die Verdienstinteressen der Geräte- und Pharmaindustrie und die geweckten Bedürfnisse bei den verunsicherten Patienten, was angeb- lich eine unverzichtbar gute Medizin ausmacht. Weniger und anders wäre oft mehr!

Elisabeth Steinle-Paul,

Heinrich-Baumann-Straße 7, 70190 Stuttgart

Wirtschaftlicher Selbstmord

Solange unser Einkommen an die Zahl der Patienten (Fälle) pro Quar- tal und gegebenenfalls an die Menge der erbrachten Leistungen gebunden ist, ist ein ärztliches Verhalten, wie Herr Kollege Kamps es fordert und wie ich es durchaus für wünschens- wert halte, wirtschaftlicher Selbst- mord . . .

Dr. Uwe Gronau,Clausstraße 2, 31171 Nordstemmen

Subsidiarität

Der Autor beschreibt auf drei Seiten das Prinzip der „Subsidiarität“. Sub- sidiarität = Ein Problem wird auf der niedrigst möglichen Stufe gelöst.

Wenn dies die Oma ist, wie der Au- tor beschreibt, ist es am billigsten.

Wenn dafür das Krankenhaus der Maximalversorgung nötig ist, kommt es teurer. Aber heutzutage

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