DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Was in eine
Bereitschaftstasche ehört Peter Knuth Die Bundesärztekammer,
die Kassenärztliche Bun- desvereinigung und das Deutsche Ärzteblatt errei- chen immer wieder Anfra- gen über die optimale Zu- sammenstellung eines Kof- fers für den Notfalldienst.
Abgesehen von den be- reits vorliegenden Publika- tionen läßt sich eine stan- dardisierte Empfehlung nur beschränkt abgeben:
Man kann unterscheiden zwischen Geräten und Prä- paraten, die jeder Arzt im Notfalldienst ständig bei sich führen sollte, und sol- chen, mit denen er beson- dere persönliche Erfahrun- gen hat beziehungsweise die seiner Klientel entspre- chen. In diesem Rahmen sind die Empfehlungen zu sehen, die (auf Anfrage) Dr. Peter Knuth von der Geschäftsführung der Bun- desärztekammer zusam- mengestellt hat. R. Gross
D
ie Ausrüstung einerBereitschaftstasche für den kassenärzt- lichen Notfalldienst hängt sowohl von den individuellen Fähigkeiten des Not- falldienst tuenden Arztes als auch den speziellen örtlichen Gegeben- heiten ab. So wird eine Notfall- diensttasche im ländlichen Bereich, wo die Rettungsdienste mit ihrer speziellen notfallmedizinischen Aus- rüstung längere Anfahrtswege ha- ben, eine andere Gestaltung haben müssen als bei einem Arzt in einer Großstadt mit ihrem schnell verfüg- baren Rettungsdienst. Dennoch gibt es eine „Grundausstattung" der Be- reitschaftstasche, die wie folgt ausse- hen kann:
Diagnostikausrästung
❑ Stethoskop
❑ Blutdruckmeßgerät
❑ Fieberthermometer
❑ Taschenlampe
❑ eventuell ein Otoskop
❑ Gummifingerlinge, Einmalhand- schuhe
❑ Teststreifen (am besten als Kom- binationsstreifen, die mehrere Para- meter im Blut und Urin zulassen)
❑ Holzspatel
❑ Stauschlauch (Gummiware)
Desinfektionsmittel und Verbandmaterial
❑ Sprühdose-Desinfektionsmittel, treibgasfrei
❑ Verbandpäckchen
❑ Mullbinden
❑ Elastische Binden
❑ Zwei Dreiecktücher
❑ Wundschnellverband
❑ Sterile Gazeplatten
❑ Kleines Metallinetuch für Ver- brennungen
❑ Eine Verbandschere stabiler Ausführung, gleichzeitig Kleider- schere.
Spritzenausrüstung
❑ Venenverweilkanüle (Braunüle oder Viggonyle Braun), Größen 0,8-1,4-2,0, je zwei Stück. (Die Braunüle 2,0 kann gleichzeitig zur Entlastung eines Spannungspneu- mothorax benutzt werden.) Je 5 In- jektionsspritzen (Einmalmaterial) 2 ml, 5 ml, 10 ml, 2 Spritzen ä 20 ml.
Gerät zum Freimachen, Freihalten der Atemwege
❑ Absaugpumpe, manueller An- trieb
❑ Wendel-Tuben der Größen 20, 26, 32 Charrire
❑ Beatmungsbeutel mit Masken- satz der Größen 0, 2 und 4.
Formulare, Rezepte, Krankenhauseinweisun- gen, Totenscheine
Medikamente
Hier werden bis auf Ausnahmen nur Medikamentengruppen genannt.
Das spezielle Präparat muß je nach individueller Erfahrung des Kolle- gen ausgewählt werden.
❑ Analgetika (BTM-pflichtige, BTM-freie Präparate)
❑ Antiallergika, Antihistaminika
❑ Antiarrythmika
❑ Antidote: Hier erscheint nur Atropinsulfat notwendig.
❑ Antiepileptika
❑ Antiemetika
❑ Antihypertonika
❑ Antikonsulsiva für Kinder: Chlo- ralhydrat-Rektiole oder Desitin- Rektiole 5 und 10 mg (= Diazepam)
❑ Bronchospasmolytika (als Injek- tionslösung und als Inhalations- spray)
❑ Kortikoide
❑ Diuretika A-2188 (52) Dt. Ärztebl. 84, Heft 33, 13. August 1987
Die Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft informiert
Immergrünkraut-Präparate zurückgezogen
r
Dem Bundesgesundheits- amt liegen Unterlagen und Veröffentlichungen vor, die ei- nen begründeten Verdacht er- kennen lassen, daß Immer- grünkraut-haltige Arzneimittel schädliche Wirkungen verursa- chen, die über ein nach den Er- kenntnissen der medizinischen Wissenschaft vertretbares Maß hinausgehen.
Dieser Verdacht gründet sich insbesondere auf die Ergeb- nisse der Aufbereitung durch die Kommission für den human- medizinischen Bereich, phy- totherapeutische Therapierich- tung und Stoffgruppe (Kommis- sion E), die im Bundesanzeiger Nr. 173 vom 18. September 1986 veröffentlicht wurden. Auf- grund der von den betroffenen Pharmazeutischen Unterneh- mern eingereichten Unterlagen kommt die Kommission zu fol- gendem Ergebnis:
„Da die Wirksamkeit von Immergrünkraut und Immer- grünkraut-Zubereitungen nicht ausreichend belegt ist, ausrei- chende Plasmaspiegel an Vinca- min mit der Droge und Drogen- zubereitungen nicht erreicht werden und der Verdacht einer Blutbildveränderung durch Un- tersuchungen am Menschen nicht ausgeräumt wurde, ist die therapeutische Anwendung der Droge und ihrer Zubereitungen nicht vertretbar."
Das Bundesgesundheitsamt widerrief deshalb die Zulassung Immergrünkraut-haltiger Arz- neimittel am 30. Juli 1987.
Präparate*)
Bayrimed Pharma, Westerbergstr.
2, 8162 Schliersee: Gesundheits Elixier, Flüssigkeit
Bio-Naturkraft GmbH, Biol. Präpa- rate, Gruber Str. 64, 8011 Poing: Eleu- therokokkus Lebensextrakt, Flüssig- keit; Eleutherokokkus Extrakt Lebens- tropfen, Flüssigkeit; Korea Ginseng Natur-Lebenstonikum, Flüssigkeit
Bioforce GmbH, Brauneggerstr.
60/62, 7750 Konstanz 12: Vincagerosan, Flüssigkeit
Biozellkraft Naturarzneimittel GmbH, Eppsteiner Str. 16, 6234 Hat- tersheim: Vinca Tonicum, Flüssigkeit
Christoph Mix, Wiesentheider Str.
4, 8711 Abtswind: Christoph Mix Im- mergrün, Tee
Deka-Pharma, Westerbergstr. 2, 8162 Schliersee: Gesundheits-Elixier, Elixier
Dr. Förster GmbH & Co., Biol.
Arzneimittel, Waldstr. 163, 6078 Neu- Isenburg: Eleutherokokkus Lebensex- trakt comp., Flüssigkeit
Dr. Sommer GmbH, Höhenweg 3, 8501 Burgthann: Taiga Eleu Thero- kokk, Flüssigkeit
Herbaria Kräuterparadies GmbH, Westerbergstr. 2 a, 8162 Schliersee: Im- mergrün-Kräutertabletten, Tabletten
Olympia GmbH, Am Holzweg 28-34, 6239 Kriftel: Korea Ginseng Na- tur-Lebenstonikum, Flüssigkeit
Max Ruge Nachf., Inh. Herbert &
Helmut Göze, Lange Herzogstr. 2, 3340 Wolfenbüttel: Immergrün, Tee
Salus-Haus Dr. med. Otto Greither, Bahnhofstr. 24, 8206 Bruckmühl/Mang- fall: Vinca Minor Tonicum, Flüssigkeit
*) Nach der Auflistung des Bundesge- sundheitsamtes ohne in Apotheken und Drogerien hergestellte Präparate; ohne Gewähr für Vollständigkeit.
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❑ Infusionslösungen: 2/3 Elektrolyt- Infusionslösung 500 ml Volumener- satzmittel (z. B. Hydroxyäthyl- stärke) 500 ml
❑ Kardiaka: Digoxin oder Digito- xin Spasmolytika
Fakultativ empfiehlt sich bei entsprechender Ausbildung drin- gend die Mitführung eines funk- tionsfähigen Intubationsbesteckes und eines entsprechenden Sorti- ments Endotrachealtuben sowie des notwendigen Zubehörs, wie Blok- kerspritze und Blockerklemme. Bei den Endotrachealtuben muß nicht ein komplettes Sortiment mitgeführt werden, sondern es genügt je ein Tubus der gebräuchlichen Größen:
❑ Neugeborene 14 Charrire
❑ Kleinkind 18 Charrire
❑ Schulkind 26 Charrire
❑ Frauen 34 Charrire
❑ Männer 36 Charrire
Die beste Ausrüstung kann nur so gut sein, wie der Anwender der Ausrüstung. Daher ist es ein zwin- gendes Gebot, die ärztliche Fortbil- dung auch auf dem Gebiet der Not- fallmedizin zu nutzen. Die Möglich- keiten hierzu sind vielfältig.
Hingewiesen sei auf die notfall- medizinischen Seminare auf den In- ternationalen Fortbildungskongres- sen der Bundesärztekammer, auf die Fortbildungsveranstaltungen zum Arzt im Rettungsdienst sowie die Möglichkeit, auch einmal im engen, persönlichen Kontakt mit dem An- ästhesisten des benachbarten Kran- kenhauses unter Opferung einer morgendlichen Stunde notfallmedi- zinische Praktiken zu erlernen.
Ärztliche Kompetenz drückt sich nicht zuletzt im sicheren und wirkungsvollen Handeln in der Not- fallsituation aus.
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Peter Knuth Arzt für Anästhesiologie Bundesärztekammer Herbert-Lewin-Straße 1 5000 Köln 41
Dt. Ärztebl. 84, Heft 33, 13. August 1987 (53) A-2189