um den Patienten gruppieren. Dies führe dann auch zu Einsparungen bei den Liegezeiten und den Behandlungs- kosten.
Im Klinikum rechts der Isar werde deshalb demnächst für bestimmte Tumorentitäten ein Tumorboard eta- bliert, in dem das gesamte erforderliche onkologische Know-how zusammen- gefasst wird, berichtete Siess. Ein in- terdisziplinäres Disease-Management- Team als gemeinsame onkologische Anlaufstelle von Strahlentherapeuten, Chirurgen, Onkologen, Radiologen, Nuklearmedizinern und Pathologen werde die Kombinationstherapien ko- ordinieren. Auch eine engere Zusam- menarbeit mit onkologischen Schwer- punktpraxen sei vorgesehen.
Ein Umdenken in der Chirurgie for- derte auch der Deutsche Ärztinnen- bund. Nach einer aktuellen Umfrage der Organisation, welche die Präsiden- tin des Ärztinnenbundes, Dr. Astrid Bühren, bei einer Sitzung unter dem Thema „Ist die Chirurgie männlich?“
vorstellte, liegt der Frauenanteil in ein- zelnen chirurgischen Fächern zwischen null und 23 Prozent. Noch werde die Chirurgie von Männern dominiert, sag- te Bühren. Bei den habilitierten Chir- urgen liege der Frauenanteil in der pla- stischen Chirurgie mit 20 Prozent noch am höchsten. Nicht viel besser sei das
Bild bei den wissenschaftlich arbeiten- den Ärztinnen, bei den Oberärztinnen und bei den Fachärztinnen.
Nach Bührens Aussage gibt es keine vernünftigen Argumente, weshalb nur 22 Chirurginnen in Chefarztpositionen sind. Erst jetzt wurde mit Prof. Doris Henne-Bruns (Kiel) die erste Chirurgin als Ordinaria auf einen Lehrstuhl nach Ulm berufen. Die Wirtschaft habe längst begriffen, dass sie nur dann im Wettbe- werb bestehen kann, wenn die besten aus beiden Geschlechtern ihre Fähigkei- ten einbringen können, sagte Bühren. In der Chirurgie müsse das notwendige Umdenken erst noch einsetzen.
Für Aufsehen sorgte schließlich auch die Zustimmung des Generalsekretärs der Deutschen Gesellschaft für Chirur- gie, Prof. Wilhelm Hartel, zur Forde- rung nach einer Rezertifizierung der Ärzte, wie sie vom Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Ge- sundheitswesen in seinem Sonder- gutachten erhoben worden war. Die Ärztekammern müssten umdenken und ihre abwiegelnde Haltung in dieser Frage aufgeben, sagte Hartel. Für die Chirurgen forderte er ein von Kam- mern und wissenschaftlichen Fachge- sellschaften gemeinsam abgestimmtes Prüfungssystem, dessen Kriterien von jedem fortbildungswilligen Arzt er- reichbar sind. Jürgen Stoschek
P O L I T I K
A
A1232 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 19½½11. Mai 2001
Neues Laserverfahren erkennt ein malignes Melanom frühzeitig
E
in neuartiges Laserverfahren zur Früherkennung des malignen Mela- noms haben Wissenschaftler des Berli- ner Max-Born-Instituts (MBI) und der Ruhr-Universität Bochum entwickelt.Herzstück des Verfahrens, für das keine Gewebeproben entnommen werden müssen, ist ein so genannter Femtose- kundenlaser, mit dem es möglich ist, das maligne Gewebe im frühen Stadium mit hoher Sicherheit zu identifizieren. Die Methode beruht darauf, dass das kran- ke Gewebe durch eine genau dosierte Laseranregung zu einem charakteristi- schen ultraschwachen Leuchten ge- bracht wird. „Durch die verwendeten extrem kurzen Laserimpulse können
wir zwischen gutartigen Pigmentkon- zentrationen und dem malignen Mela- nom unterscheiden“, erläutert Dr. Die- ter Leupold, Projektleiter am Max- Born-Institut. „Der Unterschied – so- zusagen die Antwort des Hautgewebes – bildet sich in Form eines charakteristi- schen Spektrums ab.“
Die Grundlagenforschungen haben mit ortsfesten Femtosekundenlasern in den MBI-Labors stattgefunden. Jetzt wollen die Forscher zusammen mit zwei mittelständischen Berliner Unterneh- men ein mobiles Diagnostikgerät ent- wickeln, um diesem neuen Hautkrebs- Früherkennungsverfahren den Weg in
die Klinik zu ebnen. EB
Aids-Forschung in Deutschland erlebt starke Kürzungen
A
uf einem Aids-Gipfeltreffen, das kürzlich in der nigerianischen Haupt- stadt Abuja stattfand, forderte der Ge- neralsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, zur weltweiten Mobil- machung gegen die Immunschwäche- krankheit auf. „Vor diesem Szenario er- scheinen der Deutschen Aids-Gesell- schaft die erheblichen Kürzungen bei der Förderung der HIV- und Aids-For- schung in Deutschland unverständlich“,erklärte der Vorsitzende der Deutschen Aids-Gesellschaft e.V. (DAIG), Prof.
Norbert Brockmeyer von der Dermato- logischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum. Zwei erfolgreiche Aids-Ver- bundprojekte seien im Februar ausge- laufen – ein Folgeprojekt sei nicht in Sicht. Auch das vom Bundesforschungs- ministerium geförderte infektiologische Stipendienprogramm werde Ende 2001 ersatzlos beendet.
Derzeit unterstütze die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit circa sechs Millionen DM jährlich einen beträchtlichen Teil der Grundlagenfor- schung zum Thema HIV-Infektion und Aids, erklärte Brockmeyer. Klinische Forschung im engeren Sinne werde von der DFG allerdings nicht gefördert.
Von den Bundesländern stellte nur der Freistaat Bayern jährlich 1,8 Millionen DM aus Landesmitteln für die Aids- Forschung zur Verfügung.
„Die HIV-Infektion ist nach wie vor eine Gefährdung für die gesamte Be- völkerung. Daher muss Aids-For- schung auch in Deutschland möglich sein und stattfinden und nicht nur in den USA und europäischen Nachbar- ländern“, erklärte Brockmeyer. EB
Foto: Roche