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Archiv "Frühgeborenenversorgung: Es geht ums Überleben" (15.10.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 41

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15. Oktober 2010 A 1947

D

er Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im Juni dieses Jahres die Mindestmengen für die Versorgung von Frühgeborenen mit einem Geburtsge- wicht von unter 1 250 Gramm von 14 auf 30 Fälle im Jahr erhöht. Dieser ab 2011 in Kraft tretende Beschluss wird erhebliche Auswirkungen auf die Versorgungsrea- lität in Deutschland haben – nicht nur für die betroffe- nen Eltern und Kinder, sondern auch für die behandeln- den Kliniken. Denn bei der aufwendigen Versorgung der Frühgeborenen geht es für die Krankenhäuser nicht selten um Einnahmen im sechsstelligen Bereich. Fallen diese Gelder infolge der Mindestmengenregelung auf Dauer weg, ist nicht nur die Klinik, sondern im Zweifel das Überleben des gesamten Krankenhauses gefährdet.

Entsprechend deutlich sind die Positionen der beteilig- ten Akteure.

Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) hält die Ausrichtung des G-BA-Beschlusses für richtig, fordert jedoch eine noch stärkere Zentralisie- rung. „Bei der Frühgeborenenversorgung weisen orga- nisatorische, betriebswirtschaftliche und medizinische Gründe in dieselbe Richtung: hin zu einer Mindestgrö- ße und damit zu Mindestversorgungskapazitäten“, sagte der VUD-Vorstand Dr. med. Andreas Tecklenburg auf einer Pressekonferenz in Berlin. Eine Studie aus Baden- Württemberg aus dem Jahr 2006 habe gezeigt, dass die Sterblichkeit von Kindern, die vor der 26. Schwanger- schaftswoche geboren wurden, in kleinen Krankenhäu- sern mehr als doppelt so hoch gewesen sei wie in spe- zialisierten. Volkswirtschaftlich müsse zudem hinter- fragt werden, ob es Sinn mache, Personal und Ausstat- tung an vielen kleinen Standorten vorzuhalten, ergänzte VUD-Generalsekretär Rüdiger Strehl.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Bundesärztekammer (BÄK) sind anderer Ansicht.

So hat die DKG jüngst die Ergebnisse einer Analyse des BQS-Instituts veröffentlicht, in der die Mortalität von Frühgeborenen im Jahr 2009 untersucht worden war. Unter Einbeziehung unterschiedlicher Risikoprofi- le wurde dabei eine zu erwartende Anzahl verstorbener

Frühgeborener errechnet und mit der tatsächlichen Zahl verstorbener Frühchen verglichen. Ergebnis: 63 Pro- zent der Krankenhäuser, die weniger als 30 Frühgebo- rene mit einem Geburtsgewicht von unter 1 250 Gramm im Jahr behandeln, wiesen eine niedrigere Mortalität auf als erwartet. Bei Krankenhäusern mit ei- ner Fallzahl von mindestens 30 waren es 59 Prozent.

Durch die vorgesehene Mindestmenge von 30 würden also, so die DKG, überproportional viele gute Kranken- häuser von der Versorgung ausgeschlossen. Zudem würden bei der Versorgung von Frühgeborenen außer- halb von Ballungszentren, insbesondere in den neuen Bundesländern, deutliche Probleme entstehen.

Die Bundesärztekammer kritisiert, dass die Annah- me des G-BA, große Kliniken würden per se eine bes- sere Qualität liefern, überhaupt nicht belegt sei. Der G-BA folge damit nicht den Grundlagen der evidenzba- sierten Medizin, sagte BÄK-Vorstandsmitglied Dr.

med. Günther Jonitz.

Die Auswirkungen der neuen Regelung sollen evalu- iert werden, teilte der G-BA mit. Da der Beschluss je- doch Tatsachen schafft und in seiner Folge Fachabteilun- gen kleinerer Häuser schließen werden, werden in der Fläche Fachwissen und Infrastrukturen abgebaut, die nicht wieder auf Knopfdruck aufgebaut werden können.

Das sollte jedem bewusst sein.

FRÜHGEBORENENVERSORGUNG

Es geht ums Überleben

Falk Osterloh

Falk Osterloh Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik in Berlin

S E I T E E I N S

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