Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Krankenhausinstitut:
Zwei "reformrelevante"
Forschungsprojekte
Das Deutsche Krankenhausinsti- tut (DKI), Düsseldorf, hat im Rah- men der regierungsamtlichen Forschungsvorhaben auf dem Ge- biet des Gesundheitswesens zwei Projekte in Angriff genommen, die im Hinblick auf die beabsich-
tigte Revision des Krankenhausfi-
nanzierungsgesetzes (KHG) hoch- aktuell sind: Im Auftrag und auf Rechnung des Sundesministeri- ums für Arbeit und Sozialordnung hat das DKI bereits vor geraumer Zeit zusammen mit der in Köln an- sässigen Gesellschaft für be- triebswirtschaftliche Beratung mbH (GEBERA) eine deskriptiv- analytische Studie in Angriff ge- nommen, die die Wirkungsweise und politische Umsetzungsmög- lichkeit "alternativer Pflegesatz- modelle" ventilieren soll.
Die Vergehensweise des Projek-
tes: Das derzeitige System der Be-
triebskostenfinanzierung und die
damit verbundenen Grundprinzi-
pien werden aufgrund der ein- schlägigen Fachliteratur doku- mentiert und nach Gestaltungs- zielen systematisch bewertet.
Auch exemplarische Beispiele der Betriebskostenfinanzierung der Krankenhäuser aus dem Ausland werden untersucht, inwieweit sie für die Neuordnung der Betriebs- kostenfinanzierung in der Bun- desrepublik relevant sind.
Im Mittelpunkt der Düsseldorfer Analyse steht eine bewertete Wir- kungsanalyse, die Auskunft gibt über die Kostensteuerungswirk- samkeit, die Möglichkeiten, die Verweildauer zu verkürzen, "Be- darfsgerechtigkeit" nach stationä- ren Leistungen zu realisieren oder die Nachfrage der Patienten zu begrenzen. Auch werden Fra- gen der Qualitätssicherung im Hinblick auf eine möglicherweise medizinische Über- und Unterver- sorgung der Patienten mit diagno- stischen, therapeutischen und pflegerischen Leistungen ebenso
untersucht wie die Beeinflussung der Qualität von Einzelleistungen.
~ Ein bereits vorliegender Zwi- schenbericht des Gutachtens kommt zum Schluß, daß eine Ab- kehr vom vollpauschalierten Pfle- gesatz sowie vom Selbstkosten- deckungsprinzip und ein Über- gang zu einer abteilungsbezoge- nen Fallpauschale die höchste preisliche und innerbetriebliche Steuerungswirksamkeit habe.
Eine weitere Expertise des Kran- kenhausinstituts, die ebenfalls im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung durchgeführt wird, erörtert alter- native Systeme der Krankenhaus- finanzierung und Krankenhausan- gebotsplanung. in die Untersu- chung soll eine Projektion des Fi- nanzbedarfs im Bereich der Kran- kenhaus-Investitionen einbezo- gen werden. Im Hinblick auf die für das Frühjahr 1984 angekündig- te Reform des Krankenhausfinan- zierungsgesetzes sollen die Er- gebnisse beider Vorhaben Ende
1983 vorliegen. EB
Dr. Carstens plädiert für realistische Beurteilung der Naturheilverfahren
Frau Dr. med. Veronika Carstens hat zur Zusammenarbeit zwischen
"Schulmedizinern" und Vertre- tern der "Erfahrungsheilkunde"
aufgerufen. Trotz des offenkundi- gen Trends zu den Naturheilver- fahren könnten letztere niemals den Anspruch auf Alleingültigkeit stellen, sagte Frau Carstens bei der Eröffnung des 52. Kongresses der "Gesellschaft der Ärzte für Er- fahrungsheilkunde" in Baden-Ba- den. "Wir haben ebenso unsere
Reinfälle wie die Schulmedizin,
täuschen wir uns darüber nicht", meinte Frau Dr. Carstens. Sie warnte davor, alles, was sich bio- logisch nenne, als unschädlich und wirksam anzusehen. An dem Kongreß nahm auch eine DDR-De- legation, an ihrer Spitze Prof.
Manfred von Ardenne, teil. dpa
Amtsärzte tragen Geißler ihre Sorgen vor
Der öffentliche Gesundheits- dienst (ÖGD), die dritte Säule un- seres gegliederten Gesundheits- wesens, ist für die Gesunderhal- tung unserer Bevölkerung unver- zichtbar, bestätigte Bundesge- sundheitsminister Dr. Heiner Geißler dem Bundesvorstand der Ärzte des öffentlichen Gesund- heitsdienstes bei einem Gespräch in Bann. Der ÖGD müsse Gesell- schafts- und Gruppenmedizin be- treiben, die über das Individuum hinaus die Gesamtbevölkerung und gefährdete betreuungsbe- dürftige Gruppen erfasse, heißt es in einer Presseerklärung über das Treffen. Geißler versicherte, er werde im Rahmen seiner Möglich- keiten den öffentlichen Gesund- heitsdienst weiterhin unterstüt- zen, wenn auch Länder und Ge- meinden organisatorisch für die- sen ~ereich verantwortlich seien. Der Vorsitzende des Bundesver- bandes der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Dr. med. Eberhard Pfau, schilderte dem Bundesgesundheitsminister die Bemühungen um eine bundesein- heitliche Weiterentwicklung des öffentlichen Gesundheitsdienstes und warnte vor den Gefahren di- vergierender Landesgesundheits- dienstgesetze. Pfau kam auch auf die, aus seinem Kreis immer wie- der geäußerten, Sorgen wegen ei- ner drohenden Aufgabenreduzie- rung der Gesundheitsämter zu sprechen. Der öffentliche Ge- sundheitsdienst könne nur dann attraktiv für den ärztlichen Nach- wuchs sein, wenn ihm genügend ärztliche Aufgaben verblieben.
Pfau machte keinen Hehl daraus, daß dabei auch Einkommensfra- gen eine Rolle spielen, und setzte sich für die Erhaltung der ärzt- lichen Nebentätigkeiten im öffent- lichen Gesundheitsdienst ein.
Diese seien zudem für den Abbau des Gutachtenstaus bei den So- zialversicherungsträgern und nicht zuletzt für die eigene ärzt- liche Fortbildung wichtig. NJ
28 Heft 47 vom 25. November 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A