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Archiv "Realistische Alternative" (03.02.1995)

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POLITIK

sie haben durchaus ihren Stellenwert und können auch vom rhythmolo- gisch erfahrenen Arzt eingesetzt wer- den, aber eine Empfehlung im Zu- sammenhang mit der gleichzeitigen Warnung vor einer Substanz gleichen Wirktyps erscheint paradox und ver- wirrend.

Für eine Kombination, in der ei- ne Klasse-I-Substanz wie Chinidin enthalten ist, gelten die gleichen Auf- lagen wie für eine Monotherapie. Wie auch immer man zu den Einschrän- kungen steht, so sollte doch der wich- tigste Grundsatz, nämlich „Vorsicht im Umgang mit Antiarrhythmika", nicht mißachtet werden. Vor allem solle man immer daran denken, so Andersen, daß man auch bei Vor- hofflimmern den Patienten mit der medikamentösen Therapie etwas

„Schlechtes" tun kann. Mit dem Risi- ko von pro-arrhythmischen Effekten müsse man bei allen Antiarrhythmika und bei allen Patienten rechnen.

Meinertz und auch andere Fach- leute warnen davor, Patienten, deren Vorhof arrhythmie mit Cordichin® gut und ohne Nebenwirkungen einge- stellt ist, jetzt ohne besondere Gründe auf ein anderes Präparat umzustellen.

Mit einer Neueinstellung wäre Mei- nertz aber, wenn er eine Empfehlung abgeben solle, im Moment vorsichtig.

Ähnlicher Ansicht ist auch Professor Dr. Berndt Lüderitz (Bonn). Er hält die Argumente und Begründungen des BfArM zwar für plausibel und stichhaltig, aber wiederum nicht für so gravierend, daß sie sofortiges Han- deln erforderten. Möglicherweise sei es besser, das entspreche eher seiner Vorgehensweise, von der fixen auf die freie Kombination umzustellen und sowohl Chinidin als auch Verapamil individuell zu dosieren. Denn einer der Kritikpunkte des BfArM ist auch das Mischungsverhältnis der Partner.

Experten bieten Hilfe an

Als konstruktiven Vorschlag regt Meinertz an, eine Expertenkommissi- on einzuberufen. Fünf bis sieben rhythmologisch tätige Kardiologen sollten unabhängig von BfArM und Hersteller, eventuell mit einem neu- tralen Beobacher der Arzneimittel-

AKTUELL / KOMMENTAR

kommission, hinter verschlossenen Türen das Problem ausdiskutieren.

Das sei sicherlich besser, als zahlrei- che unabhängige Gutachten einzuho- len, die eventuell im Detail divergier- ten, so daß man ihnen nachsagen könnte, daß „selbst Experten sich

Soll oder kann man sich nur noch wundern, wenn die Realität an einem vorüberzieht? Selbst der alte, ehrwür- dige Duden bewegt unsere Sprache oder wird durch unseren Umgang mit der Sprache bewegt. Wer eine durch- aus begründbare Meinung vertritt, die einem Minister nicht paßt, muß sich

„Maulheld" nennen lassen. Stilfragen sind eben Bildungsfragen und selten genetisch fixiert. Warum sollte es im ärztlichen Beruf und im kollegialen Umgang anders sein? Wir Ärzte sind eben auch von dieser Welt, wenn auch einige es noch nicht wahrhaben wollen.

Eine Berufsgruppe, die sich, wenn auch manipuliert, zur Masse entwickelt, wird auch den Punkt errei- chen, an dem die Quantität in eine neue Qualität umschlägt, und die neue Qualität muß nicht unbedingt ei- ne bessere sein. Der kollegiale Um- gang in Klinik, Praxis und ärztlicher Berufspolitik reduziert sich auf das gerade noch Tragbare. Die Anwen- dung des höchsten Multiplikators oder die Abdingung wird zur Regel.

Die Kollegen liquidieren untereinan- der, so daß sich Gruppenversiche- rungsverträge nicht mehr rechnen.

Politiker manipulieren die Bei- tragsbemessungsgrenze, um immer mehr Bürger zu „Hilfsbedürftigen" zu machen. Die Möglichkeit zur freiwilli- gen Weiterversicherung in der gesetz- lichen Krankenversicherung (GKV) sorgt dafür, daß das Gefühl der selbst- verantwortlichen Mündigkeit sich gar nicht erst entwickelt. Selbst bei nicht ideologisierten Sozialpolitikern wächst die Erkenntnis, daß es mehr Ausnutzer des Sozialsystems gibt, als es dieser Einrichtung gut tut. — Man le- se Ulrich Wickert: „Der Ehrliche ist der Dumme." 90 Prozent der Bevölke- rung verhalten sich eben nicht solida- risch. Eine politisch begründete Ein- richtung wie die GKV wird zwar noch

nicht einig sind". Meinertz: „Dieses Gremium kann keine Entscheidung fällen, aber eine Empfehlung ausspre- chen. So macht es die FDA auch. Die deutschen Behörden möchten in vie- len Fällen ja gerne die FDA imitie- ren." Gabriele Blaeser-Kiel

solidarisch zwangsfinanziert, wird aber unsolidarisch beansprucht, aber auch noch politisch mißbraucht.

Einen Modellversuch zur Erpro- bung der Kostenerstattung zu for- dern, gilt schon als Sakrileg.

Die private Krankenversiche- rung (PKV), teilweise Aktiengesell- schaften, sorgt sich nicht zu Unrecht um ihren Nachwuchs, mehr noch je- doch um die Angst ihres Altbestandes vor Unterversicherung im Rentenal- ter, die nicht unberechtigt erscheint.

Es ist Zeit zum Umdenken.

Wenn der Punktwert in der ver- tragsärztlichen Versorgung langsam bei 8 Pfennigen angelangt ist, bei Großgeräteeinsatz noch weiter sinkt, erhebt sich die Frage, ob der soge- nannte Standardtarif für PKV-Versi- cherte eine realistische Alternative sein kann

Wer die PKV erhalten will, muß dem Nachwuchs eine Chance bieten:

Studenten („PSKV") und den Rent- nern und Pensionären die Angst neh- men, eventuell unterversichert zu sein.

Man kann sich trotz ehrlichem Willen vieler KÖR-Vertreter und Ver- bandsbosse darauf verlassen, daß uns allen die Budgetierung noch lange er- halten bleibt. Der herbeibudgetierte wirtschaftliche Aufschwung wird die niedergelassene Ärzteschaft, wenn überhaupt, als allerletzte treffen.

Das sogenannte Einkaufsmodell wird sich wahrscheinlich über das

„Hausarzt-Abo" schleichend entwik- keln. Aber gerade unter dieser Erwar- tung sollte man dem Standardtarif der PKV positive Aufmerksamkeit schen- ken.

Die Landschaft des Gesundheits- wesens hat sich mit dem Wandel der pluralistischen Massengesellschaft eben auch verändert.

Prof. Dr. med. Horst Bourmer, Köln

Realistische Alternative

A-250 (20) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 5, 3. Februar 1995

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