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Archiv "Gesundheitswesen: Kommunizierende Röhren" (17.01.2003)

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Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 317. Januar 2003 AA65

S E I T E E I N S

Krankenhäuser

Düstere Perspektiven R

und 500 Krankenhäuser sind mit

Beginn dieses Jahres in eine neue Epoche gestartet. Sie haben sich in das Wagnis der diagnosebezogenen Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups) begeben, um noch vor der verpflichtenden Einführung im Jahr 2004 auf freiwilliger Basis das neue, mehr leistungsbezogene Pauschal- entgeltsystem zu erproben.

Die Krankenhäuser müssen das neue System implementieren, ohne zusätzliche Mittel aus den gedeckel- ten Budgets zu erhalten und ohne dass ausreichend qualifiziertes Fach- personal für die Dokumentations-, Kalkulations- und Preisfindungsar- beiten abgestellt werden kann.

Dass die Krankenhäuser, die frei- willig in das DRG-Wagnis eingestie- gen sind, von der Nullrunde ausge- nommen sind, hat deren Startbedin-

gungen nicht grundlegend geändert.

Für die übrigen droht infolge der starren Budgetdeckelung eine Mi- nusrunde mit drastischem Perso- nalabbau und Leistungskürzungen.

Das „Totsparen im Krankenhaus“

wird Folgen zeigen: In diesem Jahr sollen rund 27 300 Klinikarbeitsplät- ze abgebaut werden. Jedes Kranken- haus wird im Durchschnitt 15 Mitar- beiter entlassen müssen. 82 Prozent der Krankenhäuser haben angekün- digt, dringend erforderliche Neube- setzungen offen zu lassen. Im Bereich der Pflege werden 70 Prozent der of- fenen Stellen nicht besetzt.

Die Klinikmitarbeiter werden bei fast gleichem Salär mehr arbeiten müssen, die persönliche Betreuungs- zeit der Patienten wird sich deutlich verringern. Die Kliniken sehen zu einem Drittel die Einführung und

den Ausbau von Wartelisten auf sich zukommen. Zwei Drittel der Krankenhäuser wollen überfällige Investitionsvorhaben zurückstellen.

Für viele Kliniken dürfte in die- sem Jahr eine Durststrecke pro- grammiert sein. Lediglich die bisher schon überdurchschnittlich prospe- rierenden Häuser dürften in der budgetneutralen Einführungsphase in den Jahren 2003 und 2004 ökono- mische Vorteile aus den neuen Fall- pauschalen erzielen.

Der Paradigmenwandel in der Klinikfinanzierung wird zwar die Leistungstransparenz verbessern. Er wird auch das Denken in funktiona- len Unternehmenszielen forcieren.

Die unliebsame Folge ist aber: Künf- tig werden die Ökonomie und der Rechenstift noch mehr die Medizin dirigieren. Dr. rer. pol. Harald Clade

Gesundheitswesen

Kommunizierende Röhren D

ie Versorgungssicherheit hat eine

zentrale Bedeutung im Gesund- heitswesen. Der Bürger muss die Gewissheit haben, dass Krankheit für ihn und seine Familie niemals zu einer existenzbedrohenden finanzi- ellen Belastung wird. Der medizini- sche Fortschritt muss allen Bürgern zugute kommen, und der alte Mensch darf nicht ausgegrenzt wer- den. Hinzu kommt: eine wohnortna- he Versorgung insbesondere in der ambulanten hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung.

Mit der Versorgungssicherheit eng verbunden ist aber die Pla- nungssicherheit für den niedergelas-

senen Arzt und Zahnarzt, für den Apotheker und für den Zahntechni- ker wie für das Krankenhaus und die Arzneimittelindustrie. Der finanzi- elle Aufwand für die Einrichtung ei- ner Arzt- oder Zahnarztpraxis, einer Apotheke oder eines zahntechni- schen Labors ist erheblich. Die stän- dige Anpassung an den medizintech- nischen Fortschritt erfordert einen hohen Aufwand.

Unbestritten ist dieses Risiko Teil der Freiberuflichkeit, Teil auch einer sozialen Marktwirtschaft. Das Risi- ko muss jedoch kalkulierbar sein.

Anderenfalls wird dort nicht mehr investiert, wo gerade diese Investiti-

on die Grundlage für den medizini- schen Fortschritt und damit für die Behandlung des Patienten nach dem Stand der medizinischen Wissen- schaft ist.

Versorgungssicherheit und Pla- nungssicherheit im Gesundheitswe- sen sind kommunizierende Röhren.

Das eine setzt das andere voraus, das eine bedingt das andere. Gesund- heitspolitische Entscheidungen sind daraufhin zu prüfen, ob sie die Ver- sorgungssicherheit des Bürgers oder die Planungssicherheit von Lei- stungserbringern gefährden. Weder das eine noch das andere kann ge- wollt sein. Prof. Dr. med. Fritz Beske

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