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Hippokrates Verlag Stuttgart 66. Jahrgang, Heft 9
Das schmerzhafte Handgelenk
Das schmerzhafte Handgelenk — Klinik und konservative Therapie B. Verhestraeten et al.
Das schmerzhafte Handgelenk — allgemeiner Untersuchungsgang B. Verhestraeten et al.
Das schmerzhafte Handgelenk — chirurgische Therapie
P. Hahn, M. Knauf, S. Eren
Gicht und Gichthand S. Kolb und M. Lang
177
183
186
189
Therapeutische Erfahrungen
Zur Therapie der Bronchitis und Tracheobronchitis 193 U. Butt und H. D. Görlich
Kongreßberichte
Prophylaxe der Reisediarrhoe mit Tannalbumin 198 R. Volkert
Macht der Egel das Rennen? 198
D. Seiz
Therapie funktioneller Magenstörungen 199 W. Jost
Myotonolytika 200
P. Nietsch
ZFA-Telex -8-
Impressum 195
ZFA-Magazin 196
Autoren dieses Heftes 199
Internationale Allgemeinmedizin
und Hochschule 1—1507
Bevor das Serum spricht,
warnt das Symptom!
-5-
Pathologische Organreaktionen wie:
# Gefä ß-Spasmen
0 Muskuläre Verspannungen 0 Übererregbares Nervensystem
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3 mmol = 72,9 mg. 5 g Granulat zum Trinken (1 Beutel) enthalten: Magnesium-L-aspar1at- hydrochlorid 3 H^O 1229,6 mg. Magnesiumgehalt: 5 mmol = 121,5 mg. Verdauliche Kohlen
hydrate 3,1 g. Indikationen: Zur Behandlung des primären und sekundären Magnesium- Mangel-Syndroms, besonders zur Prophylaxe und Therapie der durch Magnesiummangel und Streß bedingten Herzerkrankungen. Bei Magnesium-Mangelzuständen, zum Beispiel infolge Fastenkuren, Hypercholesterinämie, Arteriosklerose, Leberzirrhose, Pankreatitis, Schwan
gerschaft, Stillzeit, Einnahme östrogenhaltiger Kontrazeptiva, zur Calciumoxalatstein- Prophylaxe. Kontraindikationen: Niereninsuffizienz mit Anurie, Exsikkose, Calcium-Magne- sium-Ammoniumphosphatsteine. Magnesiocard Ampullen sollen nicht angewandt werden bei AV-Block, Myasthenia gravis. Die Injektion von Magnesiocard bei gleichzeitiger Herzglykosid- Therapie ist nur in Fällen von Tachykardie bzw. Tachyarrhythmie angezeigt. Nebenwirkun
gen: Ampullen: Bradykardie, Überleitungsstörungen, periphere Gefäßerweiterungen. Han
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-6-
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auü^JLrü mir
Bei Handgelenksschmerzen kann die Differentialdiagnose schwierig sein!
Die Ursachen für Schmerzen im Handgelenk kön
nen vielfältig sein.
Angeborene Fehl
bildungen bei
spielsweise können sich im Wachs
tumsalter erstmalig bemerkbar ma
chen. Eine weitere Ursache können Tumoren sein, wo
bei Ganglien die häufigsten Weichteiltumoren und Enchondrome die häufig
sten Knochentumoren sind. Bei Ganglien ist die hohe Rezi
divquote nach Punktionen, mechanischen Destruktionen, kleineren Entlastungsschnitten und Kortisoninjektionen zu beachten. Differentialdiagnostisch müssen außerdem zum Böispißl Ihfektionen, Verlelzungsfolgen oder Nervenkom- pressionssyndrome mit einbezogen werden . . .
Das schmerzhafte Handgelenk —
Klinik und konservative Therapie Seite 175
Praktische Tips zur Anamneseerhebung beim schmerzhaften Handgelenk
Neben der fa
miliären Anam
nese können ge
zielte Fragen Hinweise auf die Ursache des Schmerzes ge
ben. Auf jeden Fall muß nach sportlicher oder beruflicher Belastung, Vorerkrankungen und der Schmerz
qualität gefragt werden. Bevor das Handgelenk selbst unter
sucht wird, muß die Beweglichkeit der Halswirbelsäule geprüft werden, um ein radikuläres oder pseudoradikuläres Geschehen auszuschließen. In der Schulterregion muß darauf geachtet werden, ob sich Hinweise auf eine degenerative Veränderung der Rotatorenmanschette oder der Bizepssehne ergeben. Erst nach Abschluß dieser Untersuchungen sind In
spektion und Palpation des Handgelenks dran.
Das schmerzhafte Handgelenk -
allgemeiner Untersuchungsgang Seite 181 0
Zeitschrift für Allgemeinmedizin
66.Jahrgang 31. März 1990 Heft 9
Bernhard Verhestraeten*, Rolf Venbrocks und Renee Fuhrmann
Das schmerzhafte Handgelenk — Klinik und konservative Therapie
Zusammenfassung: Als Ursache der Handgelenkschmerzen sind neben angeborenen Fehlbildungen Tumoren, Infektionen, Veränderungen der Sehnen und des Sehnengleitgewebes, Nervenkompressionssyn- drome, aseptische Knochennekrosen, degenerative oder entzündliche Erkrankungen der Gelenke sowie frische Verletzungen und Verlet
zungsfolgen aufzuführen. Aus dem komplexen Aufbau des Handgelen
kes und der Vielzahl an unterschiedlichen anatomischen Strukturen auf engstem Raum resultieren die Schwierigkeiten der differentialdiagno
stischen Abklärung. Auf die therapeutischen Möglichkeiten wird nur insoweit eingegangen, wie eine konservative Behandlung möglich ist.
Angeborene Fehlbildungen
Die große Vielfalt der angeborenen Fehlbildungen ist als Ursache des Handgelenkschmerzes in der Praxis des Allgemeinmediziners verhältnis-
Aus der * Orthopädischen Universitätskli
nik Bonn (Komm. Direktor; Prof. Dr. K. J.
Münzenberger) und der Orthopädischen Universitätsklinik Essen (Direktor: Prof. Dr.
K. F. Schlegel)
mäßig selten anzutreffen. Im Wachs
tumsalter können jedoch bis dahin nicht in Erscheinung getretene Ko
alitionen speziell der Handwurzel
knochen belastungsabhängige Be
schwerden verursachen.
Klinisch steht je nach Lokalisation eine normale oder gering einge
schränkte Beweglichkeit, gelegent
lich auch ein beginnendes Fehl
wachstum im Vordergrund.
Die Diagnose ist nur durch die entsprechenden Röntgenaufnahmen zu sichern.
Die Therapie ist in der Regel kon
servativ (gegebenenfalls der Versuch einer Wuchslenkung). Nur bei dro
hendem Fehlwachstum oder zuneh
mendem Funktionsverlust muß je nach Lokalisation und Alter des Jugendlichen operativ vorgegangen werden (beispielsweise Korrektur
osteotomie oder interkarpale Ar
throdese nach Wachstumsabschluß).
Tumoren Ganglien
Bei den vom Bindegewebe ausge
henden Weichteiltumoren handelt es sich meist um Ganglien, die von der Gelenkkapsel, ligamentären Verbin
dungen oder Sehnenscheiden ausge
hen. Sie stellen sich am häufigsten dorsoradial oder radiopalmar dar
Z. Allg. Med. 66. 177—182 (1990). © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1990
178 Handgelenk — Klinik und konservative Therapie
Abbildung 1: Dorsal liegendes Handge
lenksganglion
(Abb. 1). Wenn sie sich deutlich vor
wölben, ist die Diagnose mit großer Sicherheit zu stellen. Handelt es sich jedoch um okkulte Handgelenksgan
glien, die der klinischen Untersu
chung nicht zugänglich sind, muß eine Handgelenksarthrographie zur Klärung herangezogen werden.
Hohe Rezidivquote nach Punktionen, mechanischen Destruktionen, kleinen Entlastungsschnitten oder Kortisoninjektionen
Klinisch stehen, abhängig von der Größe und der Lokalisation des Ganglions, dumpfe, meist bela
stungsabhängige Schmerzen und ge
legentlich Parästhesien bei Kom
pression des N. medianus oder N. ul- naris im Vordergrund. Okkulte, dor
sale Handgelenksganglien können über eine Druckschädigung des R.
dorsalis des N. interosseus erheb
liche, meist nicht genau lokalisier
bare Beschwerden von stechendem Charakter verursachen.
Punktionen, mechanische De
struktionen, kleinere Entlastungs
schnitte oder Kortisoninjektionen sind mit einer extrem hohen Rezidiv
quote belastet.
Enchondrome
Die Enchondrome sind die häufig
sten Knochentumoren an der Hand
Abbildung 2; »Pathologische Fraktur« des Zeigefingergrundglieds bei Enchondrom.
Röntgenologisch metaphysäre Aufhel
lungszone mit Ausdünnung und Sklerosie
rung der Kortikalis
mit solitärem oder multiplem Vor
kommen. Wenn die Knochenauftrei
bung nicht äußerlich in Form einer Schwellung zu erkennen ist, wird die Diagnose häufig erst nach Auftreten einer »pathologischen Fraktur« ge
stellt (Abb. 2 und 3).
Röntgenologisch ist die Diagnose meist mit großer Sicherheit zu stel
len, wenngleich differentialdiagno
stisch zystische Knochentumoren ab
gegrenzt werden müssen. Bei unkla
ren radiologischen Befunden dient die Szintigraphie der Aufdeckung weiterer Knochenherde.
Therapeutisch ist die operative Exkochleation des Tumors und die Auffüllung mit autogener Spongiosa indiziert (Abb. 3).
Infektionen
Weichteil Infektionen
Aufgrund der klinischen Symptoma
Abbildung 3: Vier Wochen nach Exkoch
leation des Tumors und Auffüllung mit autogener Spongiosa
tik mit Ausbildung einer oft erheb
lichen Schwellung, Rötung und Überwärmung der Hand sind die meist palmar lokalisierten Infektio
nen sicher zu diagnostizieren. Die Eintrittspforte kann eine kleine Ba
gatellverletzung sein, die nach einer gewissen Latenzzeit zu einem dra
matischen Krankheitsbild mit Befall der gesamten Hohlhand führen kann, oder in seltenen Fällen eine metastatische Keimabsiedlung.
Die klinische Diagnostik ist in der Regel ausreichend; Laboruntersu
chungen und Temperaturkontrollen können als Verlaufskontrolle ange
schlossen werden.
Therapeutisch sind großzügige Entlastungsschnitte mit Wunddebri- dement und die anschließende Drai
nage des gesamten Ausbreitungsge
bietes erforderlich. Auf eine suppor
tive Antibiotikatherapie nach Keim
austestung kann nur selten verzichtet werden.
Handgelenk — Klinik und konservative Therapie 179 Knocheninfektionen
Knocheninfektionen im Sinne einer Ostitis oder Osteomyelitis sind meist Folge einer stattgehabten eitrigen Infektion, seltener hämatogenen Ur
sprungs.
Zur Diagnosesicherung sind das Röntgenbild, Laboruntersuchungen und gegebenenfalls auch die Kno
chenszintigraphie erforderlich.
Therapeutisch ist die exakte Se- questrotomie unter Antibiotika
schutz die Behandlung der Wahl.
Gelenkinfektionen
Infektionen der Handwurzelgelenke oder des Handgelenks sind wegen der Kommunikation der verschiede
nen Gelenkkompartimente schwer
wiegende Krankheitsbilder.
I Ein operatives Gelenkdebride- ' ment ggf. mit anschließender Spül- i Saug-Drainage und systemische An- { tibiotikatherapie sind unumgänglich.
Erkrankungen der Sehnen und Sehnenscheiden
sonders bei chronischen Verlaufsfor
men mit Verdickung des Sehnen
fachs durch diese Maßnahmen nicht zu einer anhaltenden Besserung der Beschwerden kommt, ist die kom
plette operative Spaltung des ersten Streckerfaches indiziert.
Tendovaginitis stenosans
Der »schnellende Finger« entsteht durch eine relative Enge der Beuge
sehnen unter dem Ringband in Pro
jektion auf das entsprechende Fin
gergrundgelenk palmarseitig.
Die Beschwerden werden oft als ziehend oder stechend mit Ausstrah
lung bis in die Handgelenksregion beschrieben. Während die Beugung des betroffenen Fingers meist noch endgradig frei ist, kann beim Ver
such der aktiven oder passiven Streckung der Finger nur mit einem schmerzhaften Schnellen in die Ex
tension gebracht werden.
Als Therapie ist die komplette Ringbandspaltung mit partieller Ent
fernung der meist verdickten Seh
nenscheiden angezeigt.
Tendovaginitis de Quervain Tendoperiostosen
Ij Die chronische oder akut einset-
j
zende Entzündung des Sehnengleit- I gewebes im ersten Streckerfach i (Sehne des M. abductor pollicis lon- gus und des M. extensor pollicis brevis) verursacht neben einer Schwel
lung und Druckempfindlichkeit etwa 1 cm proximal des Proc. styloideus radii belastungsabhängige Schmer
zen beim kraftvollen Halten oder Er
greifen von Gegenständen.
Die klinische Untersuchung zeigt, daß mit dem in die Faust einge
schlossenen Daumen die Ulnarduk- tion im Handgelenk erhebliche Schmerzen verursacht (Finkelstein- Test).
Therapeutisch können die Ruhig
stellung des Handgelenks mit Dau
meneinschluß über 2 bis 4 Wochen sowie gezielte Kortikoid-Infiltratio
nen durchgeführt werden. Da es be
In das Handgelenk und den Unter
arm projizierte Schmerzen haben ih
ren Ursprung häufig im Ellbogenge
lenk im Sinne der Epicondylitis hu
meri radialis oder ulnaris.
Beim Tennisarm kann die Hand schmerzen!
Die Beschwerden treten oft nach vermehrter sportlicher Betätigung (»Tennisellbogen«) auf. Im Vorder
grund steht der lokale Druckschmerz über dem Epicondylus und der Deh
nungsschmerz (Beugung oder Strek- kung der zur Faust geschlossenen Hand gegen Widerstand).
Die Therapie ist zunächst konser
vativ mit physikalischen Maßnah
men (Ultraschall, Iontophorese), lo
kaler Kälte- und Salbenapplikation, dann konsequenter Immobilisation
im Oberarmgips und schließlich ge
zielter Injektionstherapie mit Korti
koiden. Bei Beschwerdepersistenz ist dann die Denervation oder die Einkerbung der Muskelansätze am Epicondylus indiziert.
Nervenkompressions’
syndrome
Karpaltunnelsyndrom
Die Kompressionsneuropathie des N. medianus im Bereich des volar
seitigen Handgelenks kann bei viel
gestaltiger Pathogenese unterschied
liche Symptome verursachen.
Klassisch ist das »Einschlafen« der vom N. medianus versorgten Finger, wobei der Mittelfinger am häufigsten betroffen ist. Nächtliche brennende Schmerzen mit Ausstrahlung bis zur Schulter, Schwellgefühl, Steifigkeit der Finger und Kraftlosigkeit sind die meist beklagten Beschwerden.
Klinisch imponiert oft ein Druck
schmerz im Karpalkanal, ein positi
ves Hoffmann-Tinel-Zeichen und Kribbelparästhesien bei forcierter Palmarflexion und Dorsalextension (Phalen-Test). Die Thenaratrophie ist nur bei länger bestehender Ner- veneinengung vorhanden.
Die verlängerte motorische und sensible Nervenleitgeschwindigkeit bestätigt die Diagnose.
Differentialdiagnostisch müssen Zervikobrachialgien und vaskuläre Ursachen ausgeschlossen werden.
Therapeutisch können eine vor
übergehende Ruhigstellung des Handgelenks, vorsichtige Kortikoid
injektionen und neurotrope Vit
amine zur Beschwerdebesserung führen. Die komplette Spaltung des Karpalkanals zur Dekompression des N. medianus in Kombination mit einer epifaszialen Neurolyse und ge
gebenenfalls einer Beugesehnente- nosynovektomie bleibt jedoch die Therapie der Wahl.
180 Handgelenk — Klinik und konservative Therapie Kompressionssyndrome des
N. ulnaris
Einengungen des N, ulnaris im Sul
cus N. ulnaris durch degenerative oder posttraumatische ossäre Verän
derungen, bindegewebige Septen oder atavistische Muskulatur können zu Parästhesien des ulnaren Unter
arms und der ulnaren Handhälfte führen. Kraftminderung und Atro
phien im Gebiet der Mm. interossei und des M. adductor pollicis vervoll
ständigen das klinische Bild.
Differentialdiagnostisch müssen spinale und zervikale Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Die Diagnose ist wiederum durch Messung der Nervenleitfähigkeit und elektromyographisch zu verifi
zieren.
Therapeutisch ist die operative Therapie (Neurolyse) und subkutane oder submuskuläre Verlagerung des N. ulnaris) angezeigt.
Die Einengung des R. profundus und superficialis N. ulnaris im Hand
gelenksbereich (Loge de Guyon) ist bei Radfahrern oder andauernder Druckeinwirkung auf die Hypothe- narregion nicht selten.
Die Klinik kann wegen der zahl
reichen anatomischen Varianten mit sensiblen oder motorischen Ausfäl
len einhergehen.
Nach neurologischer Bestätigung der Verdachtsdiagnose steht die ope
rative Nervendekompression an.
Kompressionssyndrome des N. radialis
Der R. superficialis N. radialis ist aufgrund seiner oberflächlichen Lage über dem radiodorsalen Hand
gelenk traumatischen Einflüssen häufig ausgesetzt. Im Vordergrund stehen dann Schmerzen und Sensibi
litätsausfälle im Innervationsgebiet (Handgelenk, Hand und dorsale 3V2-Finger).
Die Therapie ist in der Regel kon
servativ (Antiphlogistika, Ruhig
stellung).
Der R. profundus N. radialis kann beim Durchtritt durch den M. supi
nator besonders nach vermehrt aus
geübten kraftvollen Umwendbewe
gungen (z. B. Schraubendrehen) des Unterarms eingeengt werden. Die Schmerzausstrahlung wird häufig in den lateralen Epicondylus projiziert.
Klinisch steht der lokale Druck
schmerz über dem Supinatortunnel und Schmerzen bei der Supination oder Streckung des Mittelfingers ge
gen Widerstand im Vordergrund.
Die Diagnosebestätigung ist nur über eine detaillierte neurologische Untersuchung zu erbringen.
Therapeutisch ist die Dekompres
sion des tiefen Radialisastes die Be
handlung der Wahl.
Sudeck-Syndrom
Das auch unter dem Begriff Algo- dystrophie oder Reflexdystrophie bekannte Krankheitsbild ist hinsicht
lich seiner Ätiologie noch ungeklärt.
In 90% aller Fälle gehen jedoch Ver
letzungen verschiedenster Art mit unterschiedlicher Schwere voraus.
Prädisponiert sind Körperregionen mit nur geringer Weichteilpolsterung (Handgelenk oder Handrücken).
Als prädisponierende Faktoren wer
den wiederholte Repositionsmanö
ver von Frakturen und langdauernde Immobilisation angesehen.
Bei noch weitgehend ungeklärter Pathogenese spielt das Ödem als Verletzungsfolge mit resultierender Nervenfaserkompression eine ent
scheidende Rolle. Die Gefäße rea
gieren darauf mit einer Kontraktion, also einer verschlechterten Durch
blutungssituation.
Das klinische Bild ist häufig nicht charakteristisch für diese Erkran
kung und durchläuft auch nur selten die klassischen drei Stadien, was zu diagnostischen Schwierigkeiten füh
ren kann. Typisch ist jedoch der Schmerz, der, ausstrahlend in die Extremität, als brennend und zie
hend beschrieben wird. Das Ödem
Die Prophylaxe der Sudeck’schen Erkrankung beginnt mit der scho
nenden Reposition einer Fraktur und der Retention in einem gespal
tenen Gipsverband. Frühzeitige ak
tive Bewegungstherapie und Ödem
prophylaxe durch Hochlagerung er
gänzen die vorbeugenden Möglich
keiten. Therapeutisch kommen ge
fäßerweiternde Medikamente (auch Plexusanästhesien), Antiphlogisti
ka, Muskelrelaxantien mit leicht se- dierender Komponente und eine vorsichtig durchgeführte kranken
gymnastische und baineologische Behandlung in Frage. Dabei muß jedoch strikt beachtet werden, daß die Schmerzgrenze nicht überschrit
ten werden darf.
ist je nach Stadium der Reflexdystro
phie in unterschiedlichem Ausmaß vorhanden. Die funktionelle Ein
schränkung ist anfänglich durch die hypotone Muskulatur zu erklären, später durch die Muskelatrophie und im Endstadium durch die Gelenk
kapselschrumpfung. Trophische und sekretorische Störungen reichen von vermehrter oder verminderter Schweißsekretion über eine blasse, glänzende Haut bis hin zum zyanoti
schen Hautkolorit. Die Knochen
atrophie ist ein röntgenologisch dia
gnostizierbares Spätsyndrom, da sich erst ein Kalksalzmangel von 10% bis 20% erkennen läßt. Zahlreiche Be
funde wie die fleckige Osteoporose, der epimetaphysäre Knochen
schwund, die subchondralen Aufhel
lungen und die hypertrophischen Atrophie gehören zum röntgenmor
phologischen Bild.
Aseptische
Knochennekrosen Mondbeinnekrose (Lunatummalazie)
Chronische Traumatisierung (Preß
luftarbeit) und Formvarianten der Elle (Ulna-Minus-Variante) sollen ätiologisch zu der Erkrankung bei
tragen.
-11-
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181 Handgelenk — Klinik und konservative Therapie
Die Beschwerden werden zu
nächst belastungsabhängig, später auch in Ruhe diffus im dorsalen Handgelenk angegeben.
Klinisch imponiert dorsal eine Druckschmerzhaftigkeit, manchmal auch ein Stauchungsschmerz des Mittelhandstrahls und eine Bewe
gungseinschränkung.
Röntgenologisch erscheint das Mondbein je nach Stadium der Er
krankung sklerosiert, zystisch verän
dert, fragmentiert und gesintert mit oder ohne begleitende degenerative Veränderungen im Handgelenk (Abb. 4).
Bei radiologisch unklarem Befund kann die Knochenszintigraphie häu
fig weiterhelfen.
Therapeutisch kommt eine konse
quente Immobilisation über minde
stens zwei Monate in Frage, wobei die Wahrscheinlichkeit der Restitu
tion eher gering ist. Operativ bieten sich je nach Stadium der Erkrankung zahlreiche Möglichkeiten an (Hand-
Abbildung 4: Lunatummalazie mit bereits eingetretener Formveränderung des Mondbeins mit Ausprägung kleiner sklero
tischer Verdichtungszonen
gelenksdenervation, Verlängerung der Ulna oder Verkürzung des Ra
dius, autogene Knochenimplanta
tion, alloarthroplastischer Ersatz, Resektionsarthroplastiken, interkar- pale Arthrodesen).
Degenerative Erkrankungen der Gelenke
Arthrotische Veränderungen im Be
reich des Handgelenks sind meist posttraumatisch oder postarthritisch zu finden. Das Radiokarpalgelenk ist dabei am häufigsten betroffen.
Degenerative Veränderungen der Interkarpal-, Karpometakarpal- und Intermetakarpalgelenke sind eher selten.
Die Daumensattelgelenksarthrose (Rhizarthrose) ist häufig die Ursache belastungsabhängiger Handgelenks
beschwerden und läßt sich klinisch durch den lokalen Druck- und Stau
chungsschmerz des Daumens sowie die eingeschränkte Opposition und radiologisch sicher diagnostizieren (Abb. 5 und 6).
»Aktivierte« Arthrosen verursa
chen starke Schmerzen, gelegentlich Schwellung und Überwärmung so
wie eine Bewegungseinschränkung.
Zur konservativen Therapie bie
ten sich medikamentöse Behandlun
gen (Antiphlogistika, Kortikoide) und physikalische Maßnahmen an.
Operativ kommen die Denervie
rung, der alloarthroplastische Er
satz, Resektionsarthroplastiken oder Arthrodesen in Frage.
Entzündliche
Erkrankungen der Gelenke
Abgesehen von der Infektarthritis und den begleitenden Arthritiden bei Autoimmunerkrankungen oder Psoriasis steht die chronische Poly
arthritis im Vordergrund. Auf dem Boden der synovitischen Prolifera
tion entsteht die Arrosion von Knor
pel und Knochen sowie der Sehnen und der ligamentären Strukturen, was wiederum den entstehenden De
formitäten Vorschub leistet. Das Vollbild der rheumatischen Hand ist durch den Ulnardrift der Langfinger, Schwanenhals- und Knopflochdefor
mität, Caput-ulnae-Syndrom und viele andere charakteristische Fehl
stellungen unzweifelhaft zu erken
nen. Das Anfangsstadium kann je
doch diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Häufig ist keine Gelenk
schwellung oder Morgensteifigkeit vorhanden, auch synovitische Schwellungen können noch fehlen.
Diagnostisch helfen dann neben den Röntgenaufnahmen (Abb. 7) ausführliche labormedizinische Un
tersuchungen und die kurzfristige Befundkontrolle weiter.
d
Abbildung 5 Abbildung 6 Abbildung 5: Rhizarthrose (Daumensattel
gelenksarthrose) mit Gelenkspaltverschmä
lerung, subchondraler Sklerose und Exo- phytose
Abbildung 6: Zwei Wochen nach autoge
ner Sehneninterpositionsarthroplastik (Fle- xor-carpi-radialis-Sehne) und durchgeführ
ter Trapeziumexstirpation
-12-
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1 mg Cisaprid; Methyl-4-hydroxybenzoat u. Propyl-4-hydroxybenzoat (Parabene) als Konservierur^smittel. Anwendungsgebiete: Gastroin
testinale Motilitätsstörungen, wie R^uxkrankheit, diabetische u. postoperative Gastroparese, Reizmagen vom Dysmotilitätstyp, intestinale Pseudoobstruktion. Säugl. u. Klkdr. (nur Susp.): Gastrooesophagealer R^ux, wenn Lageveränderung u. diätetische Mitnahmen erfolglos waren. Gegenanzeigen: Säugl. u. Klkdr. nur mit Susp. behandeln. Vorsicht bei Patienten, bei denen Verstärkg. gastrointestinaler Motorik unerwünscht ist Epileptiker: sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung. Schwangerschaft, Stillzeit, Säugl. < 4 fVochen. Nebenwirkungen: Abdo
minale Krämpfe, Verdauungsgeräuscfie, Diarrhoe (bei Säugl. u. Klkdrn.: Dosis verringern). In Einzelf. vorüberg. leichte Kopfschm. od.
Benommenheit In zeitl. Zushg. mit der Einnahme selten zentrale Krampfanfälle. Susp.: evtl. Überempfindlichkeitsreaktion auf Parabene.
Wechselwirkungen: Durch gesteigerte Motorik kann Resorption anderer Medikamente beeinß. werden: Resorptionsbeschl. b. im Dünn
darm resorbierten Medikamenten; die Wirkung v. Benzodiazepinen u. Alkohol kann vorüberg. verstärkt werden. Bei gleichz. Einnahme v.
Hz-Blockern: Plasmaspiegelerhöhg. v. Cisaprid bzw. -erniedrigung v. H2-Blockern mögt Bei Medikamenten, die genaue Dosiseinhaltg. erfor
dern: Kontrolle d. Plasmaspiegel. Bei gleichz. Einnahme v. Antikoagulanzien evtl. Verlängerg. d. Koagulationszeit, daher: Kontrolle nach 1 Woche: evtl. Dosisanpassg. d. Antikoagulanzien. Die Wirkg v. PROPULSDI kann größtenteils d Anticf^incrgika ant^onisiert werden.
Hande^formen und Preise: AVP inkl. U ‘ -- -- .. .... _ ...
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Janssen GmbH, Raiffeisenstraße 8, Postfach 210440, 4040 Neuss 21, (02107) 79-0
*Trademark Propulsin-Servlce-Tfelefon: 0130/26 22
CmbH
182 Handgelenk — Klinik und konservative Therapie
Abbildung 7: Handgelenks- und Handwur
zeldestruktion bei florider chronischer Polyarthritis mit Reduktion des Kalksalzge
halts, multiplen kleinzystischen Degenera
tionen der Handwurzelknochen und be
reits stattgefundenem Kollaps der Hand
wurzel
Neben einer medikamentösen Ba
sistherapie stehen die Früh- und Spätsynovektomie, die Tenosyno- vektomie und der alloarthroplasti- sche Gelenkersatz als operative Maßnahmen zur Verfügung.
Traumatische Erkrankungen
Wenn der Schmerzbeginn in unmit
telbarem Zusammenhang zu einem
Abbildung 8; Frische Kahnbeinfraktur mit Bildung eines kleinen proximalen dislozier
ten Fragments
angeschuldigten, adäquaten Trauma steht, läßt sich durch Erhebung des klinischen Befundes und mit Hilfe angefertigter Röntgenaufnahmen die Diagnose meist rasch stellen (Abb. 8). Dabei ist orientierend die genaue Schilderung des Unfallme
chanismus von Bedeutung. Sollte sich trotz des klinischen Verdachts auf Vorliegen einer knöchernen Ver
letzung radiologisch kein krankhaf
ter Befund darstellen, ist die Ruhig
stellung der Hand und des Handge
lenks über ein bis zwei Wochen indi
ziert, um dann nochmals eine klini
sche und radiologische Befundkon
trolle anzuschließen.
Distorsionen oder chronische Überlastungsschäden sind sowohl differentialdiagnostisch als auch the
rapeutisch anspruchsvoll. Es emp
fiehlt sich hierbei je nach Ausprä
gung des Krankheitsbildes zunächst der Einsatz physikalischer und loka
ler Maßnahmen (Kälteapplikation, Salben, Nachtschienen) bei kurzfri
stiger Befundkontrolle. Als weiter
führende Maßnahmen kommen dann die konsequente Ruhigstellung einschließlich der angrenzenden Ge
lenke, eine orale medikamentöse Therapie oder lokale Infiltrationen in Frage. Bei Versagen dieser abge
stuften Therapie sollte mit weiter
führenden Untersuchungen (Ar- thrographie, Szintigraphie) nicht länger gewartet werden.
Literatur
1. Brown, D.E., und Lichtman, D.M.: The evaluation of chronic wrist pain. Orthop. Clin.
North. Am. 5, 183 (1984).
2. Cailliet, R.: Hand Pain and Impairment.
Ed. 3, F. A. Davis Company, Philadelphia 1982.
3. Green, D. P.: Operative Hand Surgery, 2nd ed., Vol. 1-3. Churchill Livingston, New York 1988.
4. Lister, G.: The Hand. Diagnosis and Indi
cations. 2nd ed. Churchill Livingstone, Edin
burgh 1984.
5. Nigst, H., Buck-Gramcko, D., und Millesi, H.: Handchirurgie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1981.
6. Rüdt, R.: Das schmerzhafte Handgelenk.
Akt. Rheumatol. 9, 149 (1984).
7. Verdan, C.: Diagnostic d’une douleur du poignet. In; Le Poignet. Expansion scientifi- que fran^aise, Paris 1983.
Anschrift für die Verfasser:
Priv.-Doz. Dr. med. R. Venbrocks Orthopädische Universitätsklinik Hufelandstraße 55
4300 Essen 1
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bei obstruktiver Bronchitis
183
Bernhard Verhestraeten*, Rolf Venbrocks und Renee Fuhrmann
Das schmerzhafte Handgelenk - allgemeiner Untersuchungsgang
Zusammenfassung: Das Symptom des schmerzhaften Handgelenkes ist ein in der Praxis des Allgemeinmediziners häufig vertretenes Krank
heitsbild, das durch die große Palette möglicher Ursachen diagnosti
sche Schwierigkeiten bereiten kann. Diese Arbeit gibt eine übersicht
liche Darstellung der wesentlichen Erkrankungen und ihrer zugehöri
gen Symptome. Neben den grundlegenden diagnostischen Möglich
keiten werden auch die gängigsten differentialdiagnostischen Alterna
tiven dargestellt.
Das Handgelenk im weiteren Sinn setzt sich zusammen aus dem proxi
malen Handgelenk (Articulatio ra- diocarpea), dem distalen Handge
lenk (Articulatio intercarpea), der ligamentär straff verbundenen pro
ximalen und distalen Handwurzel
reihe, den gelenkigen Verbindungen zwischen der distalen Handwurzel
reihe und den Mittelhandknochen (Articulatio carpometacarpea) sowie den Gelenken zwischen den einzel
nen Mittelhandknochen (Articulatio intermetacarpea). Der Bewegungs
umfang im Handgelenk ist entspre
chend seines vielgliedrigen Aufbaus mit Ausnahme der Rotation in allen Richtungen, die in Querebenen zum Arm liegen, groß.
Aus der * Orthopädischen Universitätskli
nik Bonn (Komm.-Direktor: Prof. Dr. K. J.
Münzenberg) und der Orthopädischen Uni
versitätsklinik Essen (Direktor: Prof. Dr.
K. F. Schlegel)
Diagnostisches Vorgehen:
Anamnese
Die Erhebung der familiären Ana
mnese ergibt Aufschluß über vererb
liche, angeborene Erkrankungen, wie beispielsweise die Madelungsche Deformität oder Synostosen im Handwurzelbereich.
Die Erhebung der Anamnese und Schilderung der Schmerzcharakteri
stika durch gezielte Fragestellung gibt weitere Hinweise auf die Ge
nese des Handgelenkschmerzes:
- Zeitpunkt des erstmalig aufgetre
tenen Schmerzes?
- Unfall mit Verletzung der Hand, intensive sportliche Betätigung oder vermehrte manuelle Tätig
keiten erinnerlich?
- Berufliche Anamnese (z. B. Preß
luftarbeit)?
- Wesentliche Vorerkrankungen
(Stoffwechselstörungen, Gefäßer
krankungen, neurologische Er
krankungen, entzündliche Er
krankungen des Bewegungsappa
rates, frühere Verletzungen an der Hand, stattgefundene Operatio
nen, Medikamente)?
- Schmerzen nur belastungsabhän
gig oder auch in Ruhestellung vor
handen?
- Morgensteifigkeit der Hand- und Fingergelenke oder Nacht
schmerz?
- Schwellung, Rötung und Überwär
mung festgestellt?
- Isolierter Befall eines Gelenkes oder mehrerer Gelenke?
- Schmerzqualität stechend, dumpf, brennend, lokalisiert oder aus
strahlend?
- Einschlafen oder »Ameisenlaufen«
in den Fingern?
Klinische Untersuchung
Die orientierende Untersuchung der Halswirbelsäulenbeweglichkeit zum Ausschluß radikulärer oder pseudo- radikulärer Symptome sowie die sei
tenvergleichende Inspektion, Palpa
tion und Funktionsüberprüfung bei
der Schulter- und Ellbogengelenke sollten der Untersuchung des Hand
gelenkes vorangehen. Dabei ist in
Z. Allg. Med. 66, 183 — 185 (1990). © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1990
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für Stunden
ist optimal verträglich durch hohe ß2-Selektivität des Fenoterol
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Berotec
befreit von Atemnot
184 Handgelenk — allgemeiner Untersuchungsgang
der Schulterregion auf Hinweise, die auf eine degenerative Veränderung der Rotatorenmanschette oder der Bizepssehne deuten, zu achten.
HWS, Schultern und
Ellenbogen mituntersuchen!
Die eigentliche Untersuchung des Handgelenkes beginnt mit der sei
tenvergleichenden Inspektion von dorsal und palmar unter besonderer Berücksichtigung der Handgelenks
konfiguration, vorhandener Entzün
dungszeichen (Rötung, Schwellung, Überwärmung), äußerer Verlet
zungszeichen (Hautläsionen, Häma
tome), des Muskelreliefs (Thenar-, Hypothenar- und Interosseus-Mus- kulatur), der Hautbeschaffenheit (Knotenbildung, Erythem) und tro- phischer Störungen.
Die Palpation der Handgelenksre
gion beginnt über dem dorsalen me
dianen Handgelenksspalt im Hin
blick auf tiefer liegende Ganglien und zur Beurteilung der Gleitfähig
keit der Handgelenks- und Finger
strecker unter dem Retinaculum ex- tensorum. Dorsoradial soll die Tast
untersuchung den Proc. styloideus radii, die anatomische Tabatiere bei Radialduktion der Hand (Erkran
kungen des Kahnbeins), das Dau
mensattelgelenk sowie das erste Strecksehnenfach (Ausschluß einer Tenosynovitis de Quervain) erfas
sen. Dorsoulnar kann die Tastunter
suchung bei Schmerzauslösung Hin
weise auf eine Erkrankung des sechsten Streckerfachs, des Discus articularis, des Proc. styloideus ulnae oder des Ellenköpfchens (Krankheitsbild der »federnden Elle«) geben. Die Palpation des vo
larseitigen Handgelenkes median soll eine Verdickung des Sehnen
gleitgewebes unter dem Retinacu
lum flexorum unter Funktionsbedin
gungen aufdecken. Gelegentlich er
weist sich auch die Auskultation zur Aufdeckung von Krepitationen des Sehnengleitlagers als nützlich. Die tiefe Palpation des Karpalkanals bei
gleichzeitiger maximaler Volarfle
xion bzw. Hyperextension des Hand
gelenkes (Phalen-Test) und das Be
klopfen dieser Region (Hoffmann- Tinel-Zeichen) kann elektrisierende Schmerzen oder Kribbelparästhesien hervorrufen, die dann auf das Vor
liegen einer Medianuskompression im Karpalkanal hinweisen. Gleiches gilt für den N. ulnaris in der Hypo- thenarregion des volarseitigen Handgelenkes. Die Tastuntersu
chung der Hohlhand ist im Hinblick auf knotige Veränderungen (Du- puytrensche Kontraktur) wichtig.
Nach distal hin schließt die Palpation der Gleitfähigkeit der Beugesehnen einzelner Finger unter dem jeweili
gen Ringband zum Ausschluß eines
»schnellenden Fingers« diesen Un
tersuchungsvorgang ab. Vorhandene Schwellungen müssen auf ihre Konsistenz, Verschieblichkeit und Druckschmerzhaftigkeit hin unter
sucht werden.
Neurologischerseits ist neben der exakten Überprüfung der Sensibili
tät die orientierende Erfassung der Muskelkraft für die Daumenadduk
tion, den Spitzgriff und die Spreizfä
higkeit der Langfinger von entschei
dender Bedeutung. Hautfarbe, -tem- peratur und -feuchte sowie die Pal
pation der A. radialis und ulnaris vervollständigen den Befund.
Die Überprüfung der Beweglich
keit im Handgelenk ist nur im Sei
tenvergleich und auch bei der Aus
führung gegen Widerstand aussage
kräftig. Die Funktionsüberprüfung der Finger kann sich auf den Faust
schluß, die Langfingerstreckung, die Berührung aller Langfingerkuppen mit dem Daumen sowie die Ab
spreizfähigkeit des Daumens be
schränken.
Apparative Diagnostik
Die Standardaufnahmen der Hand setzen sich zusammen aus einer Auf
sichtsaufnahme im dorsopalmaren Strahlengang mit Zentrierung auf den dritten Mittelhandstrahl und ei
ner Aufnahme in exakt seitlicher Po
sition. Hiermit lassen sich Verände
rungen im Kalksalzgehalt und in der Knochenstruktur, degenerative und entzündliche Veränderungen der Gelenke sowie die häufigsten Frak
turen oder Luxationen feststellen.
Zur Klärung bestimmter Fragestel
lungen müssen bei entsprechender klinischer Symptomatik häufig wei
tere Röntgenaufnahmen in definier
ten Positionen (Kahnbeinserie, Kar- paltunnelaufnahme) oder unter Funktionsbedingungen (Überprü
fung der Gelenkstabilität) ange
schlossen werden.
Bei unklaren tumorösen, nekroti
schen oder pseudarthrotischen Ver
änderungen der Knochenstruktur sind je nach Befund Tomographien sinnvoll.
Arthrographische Untersuchungen sind speziellen Fragestellungen Vor
behalten. Hierzu gehören beispiels
weise die Discus-articularis-Läsion, das Vorliegen einer karpalen Insta
bilität auf dem Boden einer ligamen- tären Verletzung oder okkulte Handgelenksganglien.
Angiographische Untersuchungen haben ihren Stellenwert in der Dia
gnostik von Tumoren oder zur Dar
stellung der zu- und abführenden Gefäße, wobei ihr Stellenwert mit der Weiterentwicklung der Doppler- Sonographie geringer geworden ist.
Die Computertomographie oder Kernspinuntersuchungen sind als bildgebende Verfahren an der Hand selten bei Weichteilprozessen unkla
rer Ausdehnung indiziert.
Die Knochenszintigraphie läßt durch Darstellung der Knochenstoff
wechselaktivität die Erkennung der entzündlichen, degenerativen und auch der meisten tumorösen Erkran
kungen zu.
Beim Verdacht auf Vorliegen ei
nes Nervenkompressionssyndroms sind weiterführende neurologische Untersuchungen wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und eine Elektromyographie der Kenn
muskeln sinnvoll.
Handgelenk — allgemeiner Untersuchungsgang 185
Wichtig für die Praxis!
Schwellung
Fraktur, Luxation, Weichteiltrauma, Tumor, Erkrankungen des Sehnengleitgewebes, rheumatische Erkrankungen, Sudeck- Syndrom
Schwellung - Überwärmung - Rötung
Weichteil- oder Gelenkinfektion, Sudeck-Syndrom Symptome
• Ruhe- oder Nachtschmerz: Nervenkompressionssyndrom, Knochentumor
• Belastungsschmerz: degenerative Erkrankungen der Gelenke oder des Sehnengleitgewebes, Knochennekrosen, Unfallfol
gen (Pseudarthrosen), Nervenkompressions-Syndrome
• Anlaufschmerz oder »Morgensteifigkeit«: Arthrose, Erkran
kungen des rheumatischen Formenkreises
• Kribbeln oder »Ameisenlaufen«: Nervenkompressionssyn- drome (Karpaltunnel-, Sulcus-ulnaris-Syndrom), Neuro
pathien
• Kraftlosigkeit: Nervenkompressionssyndrome, zervikale Wur
zelreizsyndrome, periphere Neuropathien
Laboruntersuchungen
Laborchemisch sind das Blutbild (eventuell mit Differentialblutbild) und die Blutsenkungsgeschwindig
keit meist ausreichend. Bei speziel
len Erkrankungen sind die Elektro
phorese, Blutzuckertagesprofil, Be-
Bücher für den Arzt
Stimmung der Harnsäure, der Rheu
mafaktoren und der alkalischen Phosphatase sinnvoll.
Anschrift für die Verfasser:
Privatdozent Dr. med. Rolf Venbrocks Orthopädische Universitätsklinik Hufelandstraße 55
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Herzphobie
Klassifikation, Diagnostik und Therapie D. O. Nutzinger et al.
Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1987. 187 Seiten, 48 Abbildungen, 43 Tabellen, kartoniert DM 64,-
Funktionelle Herzbeschwerden kön
nen mit und ohne Schmerzen einher
gehen. Mit funktionellen Herzbe
schwerden kommen wir im medizini
schen Alltag im allgemeinen gut zu
recht. »Herzphobien«, die in den Bereich der Neurosen neigen, sind jedoch aus psychopathologischer Sicht schwerer zu deuten und auch zu behandeln.
In dem vorgelegten Expertenbuch soll eine klinische Ordnung in der Klassifikation, Diagnostik und The
rapie der Herzphobie vorgenommen werden. Praktisch alle psychosoma
tischen Teilbereiche des Herz- Angst-Syndroms werden aus medizi
nischer und überwiegend medizi
nisch-psychologischer Sicht beschrie
ben, z. B. der Einfluß von Angst auf das Herz-Kreislauf-System, psychia
trische Aspekte des Mitralprolaps
syndroms, Behandlungsstrategien, psychosoziale Konsequenzen u. a.
Dem interessierten Leser ist diese Zusammenstellung sehr zu empfeh
len, dem nichtinteressierten zur Ver
ständnisvermittlung anzuraten!
W. Hardinghaus
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Urogenitalsyndrom Neuro'hormonale Reizblase
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b Schönfelder, H.: Behandlung der Reizblase und des prostatitischen Syndroms. Ergebnisse einer prospektiven Feldstudie. ZfA. 61, 569-570 (1985) Nomon* Kapseln, Liquidum,
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statitis-Syndrom; funktionelle und neuro-hormo- nale Reizblase. Gegenanzeigen; Schwere Pan
kreatitis. Nebenwirkungen; Bei Dauermedika
tion in seltenen Fällen Magenunverträglichkeits
erscheinungen.
Dosierungsanleitung: Im allgemeinen 3 mal täglich 1-2 Kapseln bzw. 30 Tropfen mit etwas Flüssigkeit nach den Mahlzeiten einnehmen über einen Zeitraum von mindestens 4 Wochen. Bei Prostatitis-Syndrom empfiehlt sich eine konse
quente Medikation über 3 Monate, auch nach Besserung der subjektiven Beschwerden.
Handelsformen:
100 Kapseln N3 DM19,92 100 ml Liquidum DM 17,92 Stand;Januar 1990
HOYER GmbH & Co.
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186
Peter Hahn, M. Knauf, S. Eren
Das schmerzhafte Handgelenk chirurgische Therapie
Zusammenfassung: Sowohl in der täglichen Praxis des Allgemeinarztes als auch in spezialisierten Handchirurgischen Abteilungen kommen viele Patienten zur Abklärung und Behandlung von Schmerzen. Der überwiegende Teil dieser Patienten klagt über Schmerzen im Bereich des Handgelenks. Wir stellen einige der vielfältigen Möglichkeiten des Handgelenkschmerzes vor und möchten kurz ihre Behandlung er
läutern.
Das Handgelenksganglion
Das Ganglion stellt die häufigste Ur
sache für Schmerzen im Bereich des Handgelenks dar. Gleichzeitig han
delt es sich um den häufigsten Tu
mor der Hand. Seine Prädilektions- orte sind typisch, es liegt entweder dorsal in der Mitte des Handgelenks (Abb. 1) oder volar radial (Abb. 2), jedoch sind auch andere Lokalisatio
nen beschrieben. Nicht selten liegt es direkt über der A. radialis. Seinen Ausgang nimmt das Ganglion von der Gelenkkapsel und den Band
strukturen der Handwurzelgelenke.
Seine Diagnostik erfolgt durch Pal
pation des typisch prallelastischen Tumors. Auf konservative Verfah
ren wie Zerdrücken oder Punktion folgt häufig ein Rezidiv. Die Thera
pie besteht in der Resektion des Tu
mors unter Schonung der umliegen-
Aus der Klinik für Verbrennungs- und Pla
stische Wiederherstellungschirurgie der RWTH Aachen (Direktor: Univ.-Prof. Dr. R.
Hettich)
den Strukturen und Eröffnung des scapholunären Bandes, da das Gan
glion dort häufig seinen intraartiku
lären Ausgang nimmt. Diese fenster
förmige Inzision wird nicht wieder verschlossen, da die Rezidivhäufig
keit durch dieses Vorgehen gesenkt wird. Jedoch ist auch bei sorgfältig
ster Operation ein Rezidiv in bis zu etwa 30% der Fälle möglich.
Das intraartikuläre Ganglion
Eine seltene Variante der Lokalisa
tion des Ganglions ist sein Sitz im Handgelenk oder dem Gelenk zwi
schen Lunatum und Scaphoid. Es besteht keine Vorwölbung nach au
ßen, jedoch ein Druckschmerz im dorsalen Handgelenksbereich mit Verstärkung bei Bewegung. Eine Besserung der Beschwerden nach Blockade des N. interosseus dorsalis mit einem Lokalanästhetikum nach Ausschluß anderer Ursachen spricht
Abbildung 1: Dorsales Handgelenksgan
glion
Abbildung 2: Volares Handgelenksgan
glion
für ein intraartikuläres Ganglion und ist nahezu beweisend. Die Therapie besteht in einer operativen Freile
gung des Gelenkes und einer Resek
tion des Ganglions. In einigen sonst therapieresistenten Fällen kann eine Resektion des N. interosseus dorsa
lis die Beschwerden bessern.
Z. Allg. Med. 66, 186—188 (1990). © Hippokrates Verlag GmbH, Stuttgart 1990
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Mg5-Longoral
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187 Handgelenk — chirurgische Therapie ZFA
Abbildung 3: Test zur Überprüfung einer Tendovaginitis stenosans de Quervain
Die Tendovaginitis stenosans de Quervain
Hier sind die Beschwerden über dem Proc. styloideus radii lokalisiert, und werden durch passive Volarflexion des Daumens bei Ulnarabduktion im Handgelenk verstärkt (Abh. 3). Oft besteht auch eine entzündliche Schwellung über dem ersten Streck
sehnenfach. Es handelt sich bei die
ser Erkrankung um eine Einengung der Sehnen des M. abductor pollicis longus und des M. extensor pollicis brevis im ersten Strecksehnenfach.
Diese Enge kann auch durch einen zu weit nach distal in den Sehnenka
nal hineinreichenden Muskelbauch der oben genannten Muskeln verur
sacht werden. Die Therapie besteht in einer operativen Spaltung des er
sten Strecksehnenfachs. Die Sym
ptome werden dadurch meist erheb
lich reduziert, die meist ursächliche entzündliche Grunderkrankung be
darf einer entsprechenden konserva
tiven Begleittherapie mit Antiphlo- gistika und Krankengymnastik der Halswirbelsäule sowie der betroffe
nen Extremität.
Karpaltunnelsyndrom
(CTS)
Das CTS ist die häufigste Nerven- kompression der Hand und des Ar
mes. Es handelt sich um eine Einen
gung des N. medianus im Karpalka- nal unter dem Retinaculum flexo- rum. Die Beschwerden sind meist ty
pisch; Nächtliche Schmerzen und Parästhesien, Kribbeln und Taubheit der Finger 1, 2 und 3, im späteren Stadium Muskelatrophie des The
nars und kompletter Sensibilitätsver
lust. Druck auf den Karpalkanal kann die Schmerzen auslösen, eine endradige Flexion oder Extension des Handgelenks kann die Kribbel- parästhesien verstärken (Phalen- Test) (Abb. 4). Wesentlich für die Diagnostik ist die Elektroneurogra- fie. Bei isolierten, über die Norm verlängerten Leitungszeiten des N.
medianus ist eine Operation mit Spaltung des Retinaculum flexorum und Gipsruhigstellung für 2 bis 3 Wochen indiziert. Bei grenzwertigen Befunden oder bei dem CTS in der Schwangerschaft kann eine konser
vative Therapie mit Gipsruhigstel
lung für 2 Wochen und Gabe von Antiphlogistika ausreichend sein.
Kompression des N. ulnaris in der Loge de Guyon
Analog zum Karpaltunnelsyndrom gibt es eine Kompression des N. ul
naris im Handgelenkbereich. Der N.
ulnaris läuft hier durch eine enge Rinne, deren Dach vom Ligamen
tum Piso-Hamatum gebildet wird.
Die Sensibilitätsstörungen betreffen die ulnare Handkante und den 4.
und 5. Finger.
Die Diagnose muß präoperativ durch EMG und ENG abgesichert werden. Die Therapie besteht in ei
ner Spaltung des Ligamentum Piso- Hamatum. Zur Operationsindika
tion und dem begleitenden Vorge
hen gilt der beim Karpaltunnelsyn-
Abbildung 4: Phalen-Test bei Verdacht auf Karpaltunnelsyndrom
drom aufgeführte Hinweis in Ana
logie.
Navikulare-Pseudarthrose
Ursache für die Navikulare-Pseud
arthrose ist immer ein Trauma in der Anamnese, welches den Patienten jedoch häufig nicht mehr erinnerlich ist. Es bestehen typische Schmerzen in der Tabatiere und im gesamten Handgelenk. Die Diagnose wird durch eine Röntgenaufnahme der Handwurzel in vier Ebenen gestellt.
Wann ist eine Rekonstruktion noch sinnvoll?
Die Therapie ist abhängig von der Form der Fraktur und dem Grad der arthrotischen Veränderungen.
Sind diese gering, kommt eine Re
konstruktion der Kontinuität des Navikulare mit einem Kortiko-spon- giösen Span (Matti-Russe-Plastik) in Frage. Bei Nekrose des proximalen Poles wird dieser nach Resektion durch die Spina ilaca ant. sup. oder ein eingerolltes Sehnenbällchen, z. B. vom M. palmaris longus, er
setzt. Bei fortgeschrittenen arthroti
schen Veränderungen ist eine rekon- struktive Operation nicht mehr sinn
voll. Es sollte dann entweder eine Schmerzausschaltung durch eine operative Handgelenksdenervation nach Wilhelm erfolgen oder das