PHILOLOGUS
ZEITSCHRIFT
FUR
DA8 CLASSISCHE ALTERTHUM
BEGRttNDET
vonF.
W. SCHNEIDEWIN
tod E.t.LEUTSCH,
HERAUSGEGEBEN
VON
OTTO CRUSIUS
INHEIDELBERG.
Supplementband
VII.LEIPZIG,
DIETERICHSCHE VERLAGS-BUCHHANDLUNG.
THEODOB
WEICHER,1899.
CHRONOLOfilSCHE TOTERSUCHDNGEN
VON
J.
MAEQUAET.
Chronologische Untersuchungen.
1.
Berossos und
diebaby lonische Konigsliste.
Den
Ausgangspunkt f(lrdieWiederherstellung der Chrono- logie des Berossos hat, wie zuerst V. Ploiol gesehen*), dieAngabe
des auf Berossos fufienden Abydenos zu bilden: „In dieser Weise rechnen die Chaldaer dieKonige desLandes von Aloros bis auf Alexandras.Um
Ninosund Semiramis ktlmmernsie sich garnicht"2).
Da6
hier unterden Chaldaern nurBeros- sos verstanden werden kann, zeigt ein Blick auf die ent- sprechende Stelle des PolyhistorEuseb. Chron. 110 ed. Aucheb=
I 7 ed. SchOne.Auf
dieseAngabe
hat neuerdings wieder Peiser, ZA.VI
264ff. aufmerksam gemacht, ohne, wie es scheint, von Floigl'sVorgang
zu wissen. Praglich kann nur sein, ob Alexander selbst unter jeneKonige einzurechnen oder auszuschlieften ist.Der Wortlaut aber weist deutlich daraufhin, dafi Berossosmit einem Alexander abschlofi3), dann abernatttrlichmit
dem
Tode des jungen Alexander II im Jahre 312, so dag er seinWerk
bis
zum
Beginne der Seleukidendra,dem
ersten Nisan 311 v.Chr. herabftlhrte.
Als letzte babylonische Dynastie ftlhrt der Auszug des Eusebios aus Alexander Polyhistor eine Dynastie von 45
K5-
nigen mit 526 Jahren auf4). Darauf heifit es p. 41 Auchebl
) Die Chronologie der Bibel, desManetho nodBeros. Leipzig 1880
S.259. Geschichte des semitischenAltertams inTabellen. Leipzig1882 S. 7.
") Euseb. Chron. I 76-77 ed. Aucheb I 53 ed. SchOne.
8
) Vgl. schon Floigl, Geschichte des semitischen Altertums. S. 7.
4
)
Man
hat diese Dynastie bekanntlichvielfach als 'assyrische' be- zeichnet, weil im Texte unmittelbar die Worte voransgehen: 'nach welchen Jahren auch Semiramis, wie er berichtet, uber die Assyrer 1 geherrscht habe*. Vgl. aber unten S. 8.638 J-
Marquart,
=
p. 25 SchOkb:„Nach
diesen, sagt er6), lebte einE5nig
der Chaldaer, dessenName
Fulos ist, den au&erdem dieGe-
schichte der Hebraer erwahnt und Fulos nennt, von
dem
sie sagen,dager tiberdasLand
Judaa kam.Und
nachihm, sagt der Polyhistor, sei Senek'erib KSniggewesen, den die Schriften der Hebraererwahnen. DieserregierteunterKonigEzekiasundunterdem
Profeten Esaias* u. s. w. Unter der hier zitierten 'Ge- schichte der Hebraer' ist ein jtidischer Hellenist zu verstehen, wie dieForm
OoOXo; gegentiberdem OouA
d. i.OouA
derLXX
4 Baa. 15, 19beweisi Berossosselbst kann nicht OoOXo*gesagt haben, wiehier behauptet wird, sondern nur etwa IIoO- Xo$,babyl. Palu,
im
ptol.Kanon
U&po<;6).Es
ist also klar, da£der Polyhistor diebei
dem
jttdischen Hellenisten vorgefundeneForm
auchdem
Berossos untergeschoben hat. Ebenso deutlichist, dafi die Herausstellung derjenigen babylonischen Konige, welche mit den Juden in irgend welche Beziehungen getreten waren7), nicht auf Berossos zurtickgeht, sondern ein
Werk
des Polyhistor ist. Schon durch dieseErwagung
mtifiteman
zudem
Schlussekommen,
dagjene beim Polyhistorbesondersauf- gezahlten und eingehender behandeltenKonige nichtnach, son- dern unter jene Dynastie von 45 Konigen gehdren. Floigl8) halt es ftir moglich, dafi der armenische Uebersetzer einwv
(iexa(5u) als fie*' &v verlesen habe.
Naher
liegt indessen dieAnnahme
einerVerschreibungvon ursprtinglichemxaJ'
o5s in (!£*' o5;.Diese
Vermutung
wird aber zur Gewifiheit erhoben durch eine hochst schatzenswerte Notiz desAbydenos, die bishernur von Floigl richtig verwertet worden ist: „In jener Zeitwurde
als ftinfundzwanzigster auch Senacherib mit Mtlhe unter den Regenten gefunden, welcher Babylon unterseineFaust beugte
und
unterwarf* u.s. w.9). Dafi hierSenacherib alsKonig
von Babylon, nicht als solcher von Assyrien aufzufassen ist, zeigt der Polyhistor bei Euseb. I 43—
44 Aucher. Jene Notiz desB
)jet oroc ase
=
jjls^' oOg, qprjofv.e
) Vgl. n&Ac(1. n&AAc bezw. naA(o)c) bei Menandroa von Tyros (Jos. dfcpx- 9, 284), woronter Tiglatpileser III zu verstehen ist, wie
v. Landau, Beitr&ge zurAltertumskundedesOrients I 1ff. gezeigt hat.
7
)Euseb. Chron. I 41—45 Aucher. I 25—31 SchOne.
8
) Chronolocie der Bibel, des Manetho und Beros S. 257.
9
) Euseb. Chron. I 53 Aucher. I 35 SchOne.
+
Chronologische Untersuchungen. 639 Abydenos will offenbar besagen, dafi Senacherib der 25. jener
&
Dynastie von 45 KQnigen war, aber als solcher nur mitMuhe
erkannt werden konnte. Senacherib war
nun
nach der baby- lonischen Eonigliste10) zweimal Herrscher von Babylon, das erstemal von704—703,
daszweitemal von691—682.
Fur die letztere Periode verzeichnet der ptolemaischeEanon
sowohl als die babylonische Chronik das Fehlen eines K5nigs, da Senache- rib nicht in legitimerWeise dieWiirde eines K5nigs von Ba- bylon erworben hatte, und das pafit vorzttglichzum
Ausdruck des Abydenos, dafi er 4mit Mtthe' (ur urernn=
fioycs) unter denRegenten(t'agavoreloc'n=
(JaatXeuoavKov, nichtfagavorac'n=
(JaatXetov!) gefunden wurde.Rechnen wir nun von der zweitenHerrschaft Senacheribs in Babylon abwarts, wobei zu beachten ist, dafi Berossos in der Perserzeit dieUsurpatoren nichtmitrechnete11), so
kommen
wir mit
dem
45. Herrscher genau auf Dareios III., wie die Tafel aufS. 640 und 641 zeigt.Alexander und sein Sohn bildeten also eine eigene
Dy-
nastie, die beim Polyhistor gleich den letzten Perserkonigen Qbergangen ist. Die Herrschaftder45 Kdnigebeginnt dann 526 Jahre vor
dem
Einzug Alexanders inBabylon (Herbst 331)d.i.331
—
1+
526= 856
v.Chr.Urndiese Zeit regierteaberinAssy- rien SalmanassarH
(859—
826), der in seinem 8. Regierungs-10
) S. KeilinschriftlicheBibliothek, hsg. vonEberhabd Schbadeb
n
287.") Dies ergibtsich aus Polyhistor bei Euseb. I 29,34—87 SchOnb.
") Anm.zuS.641. Diese beiden Zahlen bat Eusebios in derThat beim Polyhistor vorgefunden, wie seine Summierung beweist: von Sinek'erim bis Nabukodrosor (exkl.) 88 Jahre. Die Zahl 18 findet sich bei Eusebios zweimal.
1S
) Anm.zu S.641. AbydenosbeiEuseb.154ed.AncHEBBusalossoros.
DaBBerossos den Sin-§ar-iskun(Sapaxog) nichtalsbabylonischenKOnig rechnete, ergibtsichsowohl ausAbydenoswieaus Polyhistor. Beidiesem folgte auf Sardanapal unmittelbar Nabupalsar, Abydenos aber sagt ausdrucklich:,NachSardanapallosherrschteSarakosfiber dieAssyrer.*
**) Anm. zu S. 641. 1. NagoxoA<;p>aoodpou.
"1 Anm. zu S. 641. 1. <'Aji>tXoapoofidxou
=
Amilu-Warudak.ia
) Anm. zu S. 641. 1. N-qpiyAccoo^p^aoodpoo.
u) Anm. zu S. 641. So zu lesen Jos. c. Ap. 1, 147.
po
18
) Anm.zuS.641. Jos. c.Ap.1,148 Xapopoooapxodoc
=
XajJoooapdoxoc,Abydenos bei Euseb. Chron. I 60
Auchbb
Labossorakos, rcporc. s&oyy.9, 41 Xapaooodpaoxos
=
XajJaoooap(5)axog d. i. Lab a§(i)-W
arda(o)k.Von Polyhistor bei Euseb. Chron. I 45 wird er ubergangen.
640
J.Marquart,
Jahre Babylonische K5nigsliste
Babylonische Chro-
nik Jahre
Kol.IVt1925.
vm
Sin-ax-erba ohne KOnigvni
26. Asur-ax-(iddin) Asur-ax-iddina (XUI)
27. .... vSamas-sum-(ukra) Samas-sum-ukrn 28. .... Kan-dal(-a-nu)
[16 Ill KOnige
29. [XXI Nabu-apal-ucur]
25 30. [XLIII Nabu-kudurri-ucur]
31. [" Amelu Marduk]
32. [IV Nergal-sar-ucur] i
33 [IX M. LabaSi-Marduk]
34. [XVII Nabu-naYd]
30 Unteraehrift Tafelxand
[VI LXXVIII IXM.
KOnige, Dynastic von Kaldu]
35. IX Ku-ras
36. VIII Ka-am-bu-zi-ia 37.
XXXVI
Da-ri-ia-mus38. Xi-£i-i-ar-su
39. Ar-ta-'a-xa-at-su
40. Xi-si-'i-ar-su II
41. Da-ri-ia-nius II
42. Ar-ta-'a-xa-at-su II
43. U-wa-su
44. 'Oipoi^
45. Da-ri-ia-mus III
xl
208 KCnige der Dyn.von Persien
Cbronologische Untersuchungen. 641
Kanon des Ptolemaios
'AfJao&EOxa 'AoapcfiCvou
loLOobouxivox)
KtvyjXafidvoi)
Na(JottoXaaodpoo
NajioxoXaoodpou14) 'IXXoapouddpou16
)
N-qptYccaoXaoodpoo16)
Napova&ioo
§X7J Berossos Jabre
7j Sinek'erim tY ,sein Sohn
I
x ,Saramugee
T
21
xji iSardanapallos, 8. Bruder 21
HT
<
Kupou Kccjipoooo
AapSLOi) rcpa>xou
Esp£ou
'Apxagdpfcoo rcpc&xou
Aapsiou dsuxipou Apxagdpfcou deoxdpou
'Apcoyoi) [1. 'QdpCou]
Aapeteu xpftoo
Philologus, SuppleraentbandVII,vierteg Heft.
0-
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Nabupalsar18) Nabukodro^oros Amilmarudok'08 N-qptyXiaoopdoopcg17)
Aa(Jaooodpdaxo£18j
20 43 12
4
9M.
17 88
K0po$
Kambyses Dareb
Xerxes und die ubrigen Perser
41
642 J-
Marquart,
jahre (852/1) nach Babylon zog, urn den Tronstreit zwischen den S5hnen NabQ-aplu-iddina's, Marduk-nadin-§um
und Mar-
duk-bel-usati zu schlichten und ersteren wieder in Babylon einzusetzen, wobei er dieses zu einem assyrischen Klientelstaat herabdriickte.
Zum
erstenmal seit Tiglatpileser 1(am 1006
v. Chr.19))
war
damit Babylonien in Abhangigkeit von Assy- rien geraten. Berossos begann somitseine Dynastievon 45 Ko- nigen mitdem
Todedes Nabu-aplu-iddina. Jetzt wtirde sichauch
die unserer Dynastie der45 Konige unmittelbarvoraufgehende Notiz des Polyhistor als berossisch erklaren: (iexa toutwv xa
Ittjxal 2e|iipa|uvforopeixupieuaaiitbv'Aaaupttov,0).
Das
Proto- typ der Semiramis ist jaSammuramat,
die Gemahlin des assyrisclienKdnigs Rainman-nirarTIII (811—
783), dieeine be- deutende Rolle gespielt haben mufi, da sie ganz aufiergewShn- lich auf einer Inschrift nebendem
Kdnig erwahnt wird21).Wir
sehen also, dafi Berossos eine andere Dynastienein- teilung befolgte als die Konigsliste. Nr. 13—
24 des Berossosentsprechen den KSnigen von Ukln-zer bis Musezib-Marduk (731
—
689) in der Konigsliste.Vor
Ukln-zer steht in dieser zwischen zwei Trennungsstrichen eineSummierung
„XXIl.M
)
Dynastie von Babylon*. Die Frage, ob dieseZahl eine Jahres- oder
Regentensumme
darstellt, ist jetzt vonC. F. Lehmann end- giltig gelost worden.Vor
jenerSummierung
sindamAnfang
von Kol.
IV
ffinfZeilen mit vierlesbarenNamen
und zweiRe-
19
) S. C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der altorientalischen Chronologie 1898 S. 40 ff. 89 ff.
80
)jet oroc' amac' ev Samiramajtvipagre tirelAsorestaneac'.
21
) Vgl. iiber Sammuramat C. F. Lehmann, Berl. Philol. Wochen-
schrift 1894 Sp. 239 f. Berossos kannte keine babylonische KSnigin Semiramis, wie Abydenos ausdrucklich bezeugt (s. o. S. 3). Nach Jo- eephoe polemisierte er gegen die Ansicht der griechischen Geechichts- schreiber, daO Babylon von der assyrischenEOnigin Semiramis gegrun- det worden sei; vgl. contra Ap. 1, § 142: TaOxa jisv oOxcog Cor6pifjxsv uepl xoO 7ipo6ipYj|jivou jJaoiX£a>c xal noXkbrcpdc xo6xot^ *v xfl tpCx^ p£J&q»
xfflv XaX&aixaW, 4v $ ptpyexou xotg 'EXX^vixotc ouyYpa^sDotv d>$ jidxYjv olo- jj^vac bnb 2e|iipd|iSQ>( xfjg 'Aoouptacxxto{H)vat xrjv BajtoX&va xal xdt &a»- adota xaxaoxsuao^voct rcepl aoryjv6^ fcxeivqcSpya 4*t)dd>cysypa^dou Auf
Berossos geht auch durch verschiedene Mittelglieder Diod. 2, 10, 1
zuruck, der gegen Etesias polemisierte. Vgl. meine Assyriaka dee Etesias S. 535.
**) Diese Lesung ist jetzt durch Lehmann, Zwei Hauptprobleme
S. 15 festgestelltworden. Fruherlas
man
31 (Pinches und Wincjcleu) oder 21 (Delitzsch).Chronologische Untersuchungen. 643 gierungszahlen erhalten. Davor kann hdchstens (aberunwahr-
^
scheinlich) noch eine Zeile gestanden haben.Am Ende
von Kol. Ill sind,vom
letztenTrennungsstrich an gerechnet, nochdrei Zeilenreste mit zwei Regierungszahlen erhalten. Dahinter kdnnen aber, wie schon C.P. Tiele betont undjtingstKnudtzon und C. F.Lehmann abermals
am
Original festgestellthaben*3), nur noch 9, allerhochstens, aber sehr unwahrscheinlich lOZeilen gestanden haben.Es
ist also klar, dag indem
zur Verftigung stehendenRaume
unmoglich 22Eonigsnamen Platz hatten, dieSumme
22 kann sichdemnach
nicht auf Konige, sondern nur aufJahre beziehen. Die Dynastievon Babylon, welche 22Jahre regierte, kann folglich nur die 5 (oder hochstens 6) K5nigeam
Anfange von Kol.IV
umfafithaben.Dann mu6
abermin- destensam Ende
vonKol. Ill eineSummierung
gestandensein,und es ergibt sich, daft Kol. Ill mit einer Dynastie von 11 oder hochstens 12 KSnigen (3
+ 9/10—1)
abschloS. (Dyn. H).Die 12 ersten Herrscher der berossischen Dynastie von 45 K5nigensetzen sichnun
zusammen
ausden 5(h5chstens6)Ko-
nigenderDynastievon Babylon(Dyn. I) und 7 (ev. 6) von den 11 Herrschern derDynastieH am
Schlusse vonKol. III.Nach
Be- rossos beginnt seine Dynastie mitdem
Tode des Nabu-aplu-iddina, es konnen
demnach am
Anfange der erschlossenenDy-
nastie von 11 Konigen bis auf Naba-aplu-iddina nur 4 (hoch- stens 5) Kdnige gestanden haben.
Mit diesem von mir langst gewonnenen Resultate stimmt es nun vortrefflich, daft jetzt Lehmann auf
Grund
ganz andererErwagungen
und Berechnungen ebenfalls zudem
Ergebnis ge- langt, daft Naba-aplu-iddina erst der 4. K5nig der Dynastieam
Schluft von Kol. Ill gewesen sein kann (S. 119 ff.).Machen
wirjetzteineProbe von oben her! „Von
Xisuthrosund
der Flut bis die Meder Babylon einnahmen, rechnet ins-gesamt 86 K5nigeder Polyhistor, und erwahnt einen jeden be- sonders namentlich aus
dem
Buche des Berossos.Und
dieZeit 8amtlicher von ihnen bringt er auf die Zahl von 30 MyriadenM
) C. P.Tiele,Babylonisch-assyrischeGeschichte 1886S.105Anm.2.Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnengott. I60. II277. C.F.
Lehmann, a. a. 0. 24 ff. Dadurch erledigen sich die kecken Behaup- tungen von P. Rost, Untersuchungen zur alten Geschichte S. 12 (Mit-
^teilungen der Vorderasiat. Ges. 1897, 2, S. 116).
*
41*644
J-Marquart, and
3 TauBenden und 91Jahren*
4
).
Und nachdem
diese nach einander in derartiger Festigkeit regiert hatten, sammelten on-^
erwartet die
Meder
ein Heer gegen Babylon, urn es zunehmen und
daselbst Tyrannen aus sich einzusetzen. Darauf setzt er auch dieNamen
derTyrannen der Meder, an Zahl8, und ihre Jahre 224.Und
wiederum 11 Eonigeund
. . . Jahre.*Hier ist nach dem,
was
wir bis jetzt von der babyloni- schen Geschichte aus monumentalen Quellen wissen, zunachst zweierlei klar: 1) da£ unterdem
plotzlichenEinfall derMeder
nor der Einbruch fremder Eroberer aus den elamitisch-medi- schen Gebirgen verstanden werden kann, bei welchem derRaub
der Statue der Gottin
Nana
vonUruk
durch KSnigKudur-
nachundi vonElam
stattfand, dessenDatum
uns durchAssur- banipal ziemlich genau bekannt ist>5); 2) dafi der Polyhistor eine Verwirrung gemacht haben mufi,
wenn
er die folgenden 8 Herrscher als 'medische Tyrannen' bezeichnet. Unter diesen kdnnten nur die elamitischen Premdherrscher gemeint sein.Allein die Denkmaler lehren uns bis jetzt nur die
Namen
von h5chstens 5 Herrschern elamitischer Herkunft kennen, welcheum
die hier in Betrachtkommende
Zeit inBabylonien erobernd aufgetreten sind oder daselbst eine Herrscbaft ausgeubthaben:Kudur-Nachundi,
Kudur-Mabuk,
den Sohn des Simti-Silchak, seinen SohnRim-EN.ZU,
den Konig von Larsa, Kutur-nuch-gamar
und wahrscheinlich nocheinen Ri-im-a-nu-um*6).Von
diesen sind aber
Kudur-Mabuk, Rim-EN.ZU
und Kutur-nuch-") Liesd(4)filrg(3).DieZahlbuchstabenfur4und3,d und g werden
inarmeniacherSchrift Behrleicbt verwechselt. Synkellosp. 147, 12gibt 30000-f-,&H' (4090), unddaneben nach demSexagesimalsystem 9 Saren (32400)
+
2Neren(1200}+
8 Soaaen(480), also84080Jahre.Man
hataichnunbiaherdurchweganletztereZahlgehalten,da8iedurchdiegenaueAn- gabeinNerenundSo88enkontrolliertsei. Allein dieandereungerade Zahl 34091istdoppeltbezeugtund ihreEntstehungwQrdeaichdurchausnicht erklaren laasen, und so hattederandere SchluG nahergelegen, daG der Synkellos die fiberdie8 SoasenUberachuGigenEiner vernachlaasigt babe.
* 5
) Ber08808 hat den Ausdruck aeiner Quelle, vermutlich Anzan oder
Umman
Manda, nach dem Stande des ethnographischenWisaena aeiner Zeit wiedergegeben, wie er auch denNamen
des Landea, in welchemKyros aeinenUntergangfand, nach den ethnographiachen Ver- naltniaaen aeiner Zeit durch Adat ubersetzte*6
) Scheil, Notes <T epigraphie et d' archeologie aeayr. nr.
XXXIV
inRecueil detraveaux rel. a la philologie et a l'archlologie egypt et aaayr. vol.XX.zitiertbeiLkhmann, ZweiHauptproblemederaltoriental.
Chronologie 207.
Chronologische Untersuchuogen. 645
gamar
Zeitgenossenund zwarentwederinderWeise, da£ Kutur- nuchgamarderNachfolgerdesKudur-Mabuk,
desaddavonJamut- bal bezw. vonMAR-TU
und beidedie Lehnsherren des KonigsRim-EN.ZU
von Larsa waren27)t oder aber so, da£ Kudur-Mabuk
der Lehnsherr desRim-EN.ZU,
als seinOberherr aber wieder Kutur-nuehgamar, der Konig vonElam
(Susa) zu be- trachten ware28}.Wenn
Scheil'sVermutung
sick bestatigt, da& der inDa-
tierungen von Kontrakttafeln genannte KdnigRi-im-a-nu-
um
identisch ist mitRi-im-a-gur
(gam)-umIV
R. 35 Nr.8, wofttr Ri-im-a-ttu-um zu lesen ware, somu&
derselbe gleich- falls ein Zeitgenoese desKudur-Mabuk
und dann Vorganger desRi-im-EN.ZU
sein.Denn
es hei&tIV
R. 35 Nr. 8: „im Jahre daRi-i m-a-gur-um,
der K5nig und deradda
von Jamutbalu[mit] denHorden von I§nunnaIsin niederwarfen*29}„Die Einnahine Isins, nacb welcher noch unter Rim-Sin bisina
Jahr 28 datiert wird, gait aber offenbar als dasjenige Ereig-
nia, welches die Einsetzung eines elamitischen Vasallenkonigs inLarsainaugurierte.
Es
ergabesich also folgendes Verhaltnis:Eutur-nuchga- mar(-DDub-nD) Kflmgs von Elam.
Ri-im-A-nu-um1 KOnige von Larsa, Ri-im-EN.ZU J Vasallen des
Kudur-Mabak,
adda
v.Jamutbalu,, , MAR.TU', Vasallen des
Ftir Babylonien
kommen
also als von den lMedern' d. i.den Elamiten eingesetzte Tyrannen nur
zwei
dieserHerrscher inBetracht,wozu dann nochderErobererKudur-Nachundi kame.Daraus ergibtsich, dafi dieZahl 8 sich ursprtlnglich nicht auf die 'medischen' Tyrannen, sondernnur, wie
man
auchbis- her allgemeinangenommen
hat, auf die nachstfolgenden ein- heimischen Herrscher, d. h. die erste Dynastie von Babylon bezogen haben kann. Die Zahl der Premdherrscher ist beim Polyhistor ausgefallen und wiederherzustellen: Efta xaE 6v6- jiaxa xupavvcov t&v MifjStovi^ayet<y
? xal £ttj autwv . . . (xeO4'o0$ xai XaXSauov(iaaiXets> 6xxd) xod £ttj aui&v ax5.
Hommel hat nun, einer
Anregung
Lauth's folgend, dadurch*7
) SoHommel, DiealtisraelitischeUeberlieferung in inschriftlicher Beleuchtung S. 168. 174.
2B
) So Lehmaj*n a. a. 0. S. 81 f.
M
)Hommel
a. a. 0. 169.646 J-
Marquart,
eine Uebereinstimmung zwischen Berossos und derKonigsliste herzustellen versucht, daft er das „et rursum
[darz eal =
TtaXtv] reges undecim" bei der III. nachflutlichenDynastie des Polyhistor in
dem
Sinne auslegte, dag dervorausgehendenDy-
nastie ebenfalls 11 Herrscher zu geben seien30). Dabei bleibt jedoch,
um
vonallem andern abzusehen, dieJahressummevdllig unbertlcksichtigt. Rechnetman
aber auf der K5nigsliste die Jahre der 8 letzten Herrscher der I. babylonischen Dynastie zusammen, so erhaltman
240 (18+
30+
55+
35+ 254-25 +
21+
31). Die 224JahredesBerossosaber, welcheauch dieQewahrsmannerdesSynkellos(AnnianosundPanodoros) bei
Eu-
sebios gelesenhaben31),ftihrennns ans
Ende
derRegierungApil- Sins, des vierten Herrschers der ersten babylonischen Dynastie.Das
Anfangsjahrwar
ohne Zweifel der Einbruch der 'Meder' und die Einsetzung medischer Tyrannen in Babylonien (wohl durch Kudur-Nachundi), die beiBerossos alsEpochenjahr gilt.Bisjetzt ist nochunbekannt, unter welchem babylonischen Konlg der Einfall desKudur-Nachundi erfolgte. Allein bereits Carl Niebuhr, Mitteil. der
VAG.
1897, 292 hat ausdem Da- tum
eines beiMeissner, Beitr&gezum
altbabylonischen Privat- recht Nr. 32 verBffentlichten Vertrags aus der Zeit Sin-mu-ballits geschlossen, daft die
Einnahme
Isins durchRim-Sin
(bezw.
Rim-Anum)
noch unter Sin-muballit stattgefundenhatte.Inder Tatwird
man
dieWorte MU.
I-SI-IN-KIIN-DIB-[BA]
„Jahr der
Einnahme
Isins* nicht auf eine sonst ganzlich un- bekannte Eroberung dieser Stadt durch Sin-muballit beziehen dtirfen, sondern nur aufdiebekannte durchKudur-Mabuk und
Rim-A-gur-ura. Zwischen dieser elamitischenEroberungund dem
Einfall unter Kudur-Nachundi werden wir aber keinen allzugrofien Zwischenraumannehmen
dtirfen. Andrerseits hat Niebuhr festgestellt, dafiSin-muballit der erste baby- lonische Herrscher
ist,welcher
indenVertragen
— allerdings
bisjetzt nur einmal — denK5nigs-
titel
erhalt
(KB.IV
Z. 16).80
) Lauth, PSBA. 1881 p. 47 Hommel, Geach. Aseyriens und Ba- byloniens S. 174. Vgl. dazu H. Winckler, Unters. sur altorient.
Gesch. 4. 6.
81
) Sie runden nach dem Dezimal system zu 225 auf. Synk, ed.
Bonn. p. 169, 18.
«
>
Chronologische Untersuchungen. 647
Aus
denWorten
des Synkellos p. 147, 12: (JefiaaiXeuxevat XaXSatcovxal
MifjSwv fiaatXets n% (86)h
xptojiupiotc lieoi y.alSy
konnteman
schlie&en wollen, daft Berossos die 'Meder' noch unter seinen 86 Konigen verrechnet habe, da ihre Herr- schaft ja nur eineArt Interregnum war.Dagegen
macht frei- lich seine Angabe, wornach unter jenen 86 nur zweiChaldaer, die vonEusebios allein mitNamen
genannten Eufjxoo^undXo-
u.cca(5r)Xos, die tibrigen 84 aber Meder gewesen waxen, mis-
trauisch.
Denn
dies beweist, dafi der Verfasser dieser Notiz nur den Text des Eusebios, nicht aber denPolyhistor vorsich hatte32).Auch
der Wortlaut desEusebios spricht gegen eine solche Auffassung.An
Stelle der 8 'Meder' des Eusebios gibt Synkellos folgenden Wortlaut: dnb 8k xo6xou xoO xpovou x&vTztf (86o ulvXaXSafcov (JaatX^cov, Ebriypiou xaEX(0|xaopifjXou,
n&
8k Mifj8(!)v) Zcopoaaxprjv xaE zobq |xex' aiix&v £' XaX8aca>v (3aat- Xet? eteayet, exrj xpar/jaavxas TfjXtaxa
ptf (190) 6 aOx&s IIoXu- faxcop. Daraus kOnnte
man
folgern, dafi dieGewahrsmanner
des Synkellos, Annianos und Panodoros, diese Dynastie noch richtig als chaldaische bezeichnet und die Nachricht vorfanden, da£ die ersten derselben gleichzeitig mit den medischen Ty- rannen und unter deren Oberhoheit regierten.
Wem
dieEin- schmuggelung desZoroasterzur Lastfallt, lafitsichnicht sicher feststellen. Sie wtirde Ubrigensdem
Polyhistor ganz ahnlich sehen.Man
konnte dann weiter vermuten, dag ursprunglich den Medern 34 und den 7 (richtig 6) chaldaischen Konigen nach ihrer Vertreibung durchChammurabi
190 Jahre beige- legt waren38). In der Tat betragt die Jahressumme der 6 letzten Herrscher der I. Dynastie vonChammurabi
abwarts 192 Jahre (55+
35+
25+ 25+21 +
31).Auf
jeden Fallwerden wir aber anzunehmen haben, da£ Berossos die Jahre der medischen Tyrannen in seiner zweitenDynastie von 8
K5-
nigen verrechnete. Die Dynastien von Ur, Isin, Uruk,Agade und
die 3 erstenE5nige von Babylon,wenn
letzteretiberhaupt aufgefilhrt waren, hatte er dagegen unterseine erstenachflut- liche Dynastie von 86 K5nigen eingereiht.**) Daa Umgekehrte, 84 Chaldaer und 2 Meder ware richtiger gewesen.
88
) Vgl. A. v. Gutschmid, Kl. Schr. II 100 N. 1.
648 J-
Marquart,
Zieht
man
nun die schon von Ndebuhe verwertete Notiz des Simplikiosim Kommentar
zu Aristoteles' Schrift nepl o£h pavoO II 12 heran, da£ Eallisthenes (+327) aufWunsch
des Aristoteles die in Babylonien vorhandenen aatronomischen Be- obachtungen nach Griechenland gesandt babe und da£ nach Porphyrios solche Beobachtungen fttr 1903 Jahre34) bis auf die Zeit Alexanders d. Gr. (£(0$x&v 'AXe$dv8pou xoOMaxeoovoc Xpovwv) yorgelegen h'atten, so erbaltman
unter der zunachst- liegenden Voraussetzung, dafi dieBerechnung auf das Jahr des Einzug8 Alexanders in Babylon (Herbst 331 v. Chr.) gestellt war, das Jahr 2233 (331+
1903—1)
als Anfangsjahr jener Beobachtungen.Nimmt man
dann weiter mit Lkhxann an, dag diesesDatum
in die RegierungGhammurabis
fallt bezw.dem
TerminderBesiegung desRim-Sinund derEinigungBaby-
lonienszu einem gesamtbabylonischen Reiche unter
Ghammurabi
entspricht, so erhalt
man
als Epoche des Einfalls derMeder
unter Apil-Sin und des Beginns der II. berossisehen Dynastie:
2233
-f- x Jahre
Ghammurabis
vordem
Siege tiberRim-Sin
-+- 30 „ Sinmuballits
+
18—
(240-
224=)
16=
2 Jahre Apil-Sins 2265—
1+X.
Unter obiger Voraussetzung nun, dafi die
Dauer
der Fremdherrschaft 224—
190=
34 Jahre betrug, beginnt die- selbe im 17.Jahre Apil-Sins und endet mitdem
2. JahreGham-
murabis (34
—(2 +30) =
2).Als genaues
Datum
ihres Beginnes ergabe sichdemnach
2265—
1+
2= 2266.
DieWegftthrungderStatue derNana
vonUruk
durch Eudur-Naehundi fand aber 1635 Jahre vordem
Jahre statt, in welchem Asurbanipal Susa eroberte und dieselbe wieder ausElam
zurtickbrachte. Leider ist diesesDa- tum
bis jetzt nicht genauer zu fixieren.Man
begntigt sioh84
) Diese Zahl bietet die lateinische Uebersetzung von
Moerbeka
(1271 n. Chr.), wabrend die ietzt bekannten griecbischen Has. x^**"
xal jiiipta8(ov xptwv
=
81000 geben. Dibls bei Lehmann, Zwei Haupt-probleme der altorient. Cbronologie 110 erklart dies aus einer Ver- wecbslungdes Zablzeichens1?
=
900 mitM =
10000. So wurde,a1Tr:
XtX(o)v xal ivaxoofoov xpiuW zu ,AMr: x^tov *a* Jii>pid8a>v Tpi&v. Vgl.
hierzu Rost, Unters. zur altorient. Gesch. S. 7. 136f. Lehmaxn, Zwei Hauptprobleme 109 ff. 210.
Chronologische Untersuchungen. 649 gewohnlich mit
dem
ungefahren Ansatze 645, wornach ersteres Ereignis ins Jahr ca. 2280 (genauer 2279) fiele.Wenn
sich auch diesesDatum
mitdem
aus Berossos undKallistheneser- rechnetenDatum
des Einfalls der 'Meder' nicht vollig deckt, so kann doch das nahe Zusammentreffenbeiderunm5glich Zu-fall sein. Die Zahl des Synkellos, 190, wtirde genau die Zeit der 6 letzten Kftnige der
L
babylonischen Dynastievom
Sturze der Dynastie von Larsa ab ergeben.Von dem
Epochenjahr2266 =
Jahr 17 desApil-Sin aus gewinnen wir also ohne weiteres folgende Daten:Sumu-abi 15 J. 2346
—2332
Sumu-la-ilu 35 „
2331—2297 Immeru
in Sippar36)Zabtl 14 „
2296—2283
Apil-Sin 18 „
2282—2265
Einfall des Kudur-Nachundi
2266
Sin-muballit 30 J. 2264—2235
Eroberung von Isin durch
Eudur-Mabuk Chammurabi
55 J. 2234—2180
Sieg ftber
Kudur-nuchgamar
2233 Samsu-iluna 35 J. 2179—2145
EbiSum
25 ,2144—2120 Ammisatana
25 „2119—2095 Ammisadugga
21 „2094—2074
Samsu-satan a 31 ,
2073—2043
11Konige
(M4)"jSre~2346"^2643
8Kdnige 224 „ 2266—2043.
Sollte sich aber einmal inschriftlich herausstellen, da& dieBe- siegung des Rim-Sin in,einspateres Regierungsjahr des
Cham-
murabi fallt, so vraren nattirlich samtlicheDatenentsprechend zu erbohen undman
hatte von den 190 Jahren des Synkellos ganzlich abzusehen.[DieneugefundenechronologischeListe Bu. 91
—
3—
9, 284 aus der Regierung desAmmi-zadugga
86), des 10. Kftnigs derL
babylonischen Dynastie gibt ftlr die 7 erstenKonige diesers ») Nach Bu. 91,
5—9
, 318. Cuneiform Texte from Babylonian Tablets in the British Museum. P. Ill—VI.80
) Uebersetzt von A. H. Sayce in den PSBA, vol. XXI, January 1899p. 10—17.
650 J-
Marquart,
Dynastie folgende Zahlen, denen ich die der Konigsliste in
Elammern
beisetze:Su(mu)-abu 14 Jahre (15) Sumu-la-ilu 36 „ (35)
Zabum
14 „ (14)Abil-Sin 18 , (18)
Sin-muballit 20 , (30)
Chammurabi
43 „ (55) Samsu-iluna 38 „ (35)Beim
17. Jahre desSin-muballitheifit es:„The
yearwhen
the city of Isin * Dies bezieht sich offenbar auf die oben S. 646 erwahnte
Einnahme
vonIsin, worunter die in den Vertragen aus Larsa alsEpochenjahr geltendeEroberung dieser Stadt durchKudur-Mabuk
und Rim-Sin zu verstehen ist. Die Besiegung des Rim-Sin yon Larsaund seines Oberherrn Kutur-nuchgamar
vonElam
und die Einigung Babyloniens durchChammurabi
ist nach der Tafel in die Jahre 30—
32 diesesKonigs zu setzen. Die Jahre
23—28
sind allerdings ganzlich abgebrochen, aber unter den Jahren30—32
heifit es:„30.
The
yearwhen
thearmy
ofElam ....
31.
The
yearwhen
the land ofEmudfbalum] ....
32.
The
yearwhen
thearmy
of theland[ofEmudbalum]
...* Verbindetman
dies mitdem
von Scheil ver5ffentlichten Briefe desChammurabi
an Sin-idinnam von Larsa, inwelchem
die Besiegung des Kutur-nuchgamar und des Landes Jamutbal er-wahnt
wird, so kannman
nicht zweifeln, dafi uns die Tafel dasDatum
dieserKampfe
erhalten hat.Setzt
man
an Stelle der Zahlen#der K5nigsliste die der chronologischen Tafel ein, so erh'altman
fQr die letzten 8K6-
nige der I. Dynastie 221 Jahre(18+20+43+38+25+25+
21+31),
also nurum
3 weniger als Berossos, eine Different die geringfilgig genug ist und sich durchleichte Varianten bei einzelnenZahlen unschwer erklart.Man
mufi dannannehmen, daJ BerossosdenEinfall derMedergleichzeitig mit der Thron- besteigung des Abil-Sin gesetzt hat.Der
nahere Grand, wes- halb Berossos seine zweite Dynastie mit Abil-Sin beginnenlafit, lafit sich jetzt gleichfallsaus der neuenTafelerschlie&en.
Satce hat bereits daraufaufmerksam gemacht, dafidie vonder
Chronologische Untersuchungen. 651 Kdnigsliste alsDynastie von Babylonbezeichneten Kflnige nach Ausweis der Tafel nicht von
Anfang
an in Babylon, sondern inUr
in Siidbabylonien residiert zu haben scheinen, wahrenddie
Erbauung
der Festung Babylon erst unterdem
5. Jahre des zweiten K5nigs Sumu-la-ilu berichtet wird. Vermutlich wurde Babylon erst damals erobert.Es
ist nun sicher kein Zufall, dag die Tafel unterdem
1. Jahre des Abil-Sin dieErbauung
der Festung Borsippa, der Schwesterstadt Babylons, verzeichnet, urn so weniger, als auch die Jahre 2 und 3 diesesKonigs nach
Werken
benannt sind, die sich auf Babylon be- ziehen und auf eine erhohteFtirsorge ffirdieseStadt schliessen lassen. Vermutlich hat alsozuerst Abil-Sin die Residenz nach Babylon verlegt und zwar wird diese Mafiregel durch dieEin- falle der Elamiter nach Siid-Babylonien veranlafit sein, vor denen er sich inUr
nichtmehr
halten konnte.Halt
man
weiter an derHypothesefest, dafi dasJahr 2233 mitdem
Jahre der Besiegung des Rim-Sin und der Elamiter durchChammurabi
zusammenfallt, so ergibt sich dieGleichung:
Jahr 32 des
Chammurabi =
2233 v. Chr.Dementsprechend wtlrden wir die Daten erhalten:
Abil-Sin
2302-2285
Einfall des Kudur-Nachundi 2302 Sin-muballit
2284—2265
Einnahme
von Isin durchRim-A-gur-um
2268Chammurabi 2364—2222
u. s. w.Allein das so gewonnene
Datum
ftir den Einfall desKu-
dur-Nachundi ware mit denInschriften Asurbanipals nicht ver- einbar. Setztman
dagegen das Jahr 2233 gleichdem
ersten Regierungsjahre Chammurabis, so erhaltman:
Sumu-abi
2335—2322
Sumu-la-ilu
2321-2286 Zabu 2285—2272
Abil-Sin
2271—2254
Einfall des Kudur-Nachundi 2271 Sin-muballit
2253—2234
Einnahme
von Isin 2237Chammurabi 2233—2191
652 J-
Marquart,
Besiegung des
Kudurnuchgamar
2202 Samsu-iluna2190—2153
Ebisum 2152—2128 Ammisatana 2127-2103 Ammisadugga 2102—2082
Samsu-satana2081—
2051]37).Mit diesem Resultat stiramt die GuTscHMn/sche Hypothese
freilich nicht, da£ die
Summe
der Jahre aller nachflutlichen Dynastien tod Berossos in die cyklische Zahl von 10 Saren=
36000 Jabren eingeschlossen worden sei. Ziehtman nam-
lich von dieserZahl die
34091
Jahre der erstennachflutlichen Dynastie ab, so erhaltman
1909 Jahre fur den Zeitraumvom
Beginne der II. biszum
Endjahr der letzten Dynastie des Be-rossos.
Es
istvom
philologischen Standpunkte aus ganz un-statthaft, der bis auf die Einer hinaus genauen Zahl 34 091
die
vom
Synkellos daneben in Saren, Neren und Sossen ange- gebene Zahl 34080 vorzuziehen88).Nimmt man
ferner an, daft der letzteSaros mitdem
Jahre312 v. Chr.,dem
Todesjahr Alexanders II abschlofi, so ergabesich 2220 (312+ 1909—1)
als Anfangsjahr des Apil-Sin, des vierten Herrschers der
L
babylonischen Dynastie und Epoche der Einsetzung medischer Tyrannen inBabylonien, also ein
am
46 Jahre niedrigeresDa- tum
als das oben gewonnene.Suchen wir nun zunachst das Verhaltnis der Anzahl der Kdnige derfolgenden berossischenDynastien zuderder Kdnigs-
liste klarzustellen.
Auf
die oben erorterten 8 Kdnige folgen zunachst 11 Kbnige, dann 49 Chaldaer und darauf 9 Araber.Jene 11 K5nige entsprechen, wie allgemein anerkannt wird, den 11 Konigen der II. babylonischen Dynastie.
Den
49 Chal- daern und 9 Arabern stehen in der Konigsliste gegenfiber:36 Ka&Siten (Dyn. C)
11 Konige der Dyn. Pa-8e (Isin?) (Dyn. D) 3 „ » » des Meerlandes (Dyn. E) 3 „ , „ von Bazi (Dyn. P)
1 Elamit (Dyn. G)
37
) Der in eckige Klammern eingeschlosaene Paasus ist Korrektur- zusatz. 17/VII. 99.
88
) S. o. S. 644 Anm. 24.
4
Chronologische Untersuchungen. 653 4 (ev. 5) Konige der abgebrochenen Dynastie von 11 K5- nigen
am
Schlufi von Kol. Ill (Dyn.H)
58 (59) Kdnige, alsogenau dieselbe Gesamtzahl!
Wahrend
aber Berossos in der Gesamtzahl der Kftnige vollig mit der Kdnigsliste ubereinstirumt, weichter von dieserwiederum in der
Anordnung
der K6nige nach Dynastien ab.Seine 49 Chaldaer setzen sich
zusammen
aus:36 KaSSiten
11 Konigen der Dyn. von Pa-se
2 B „ „ des Meerlandes (Nr. 1 und 2).
Die 9 Araber zerlegen sich dagegen in 1 K5nig des Meerlandes (Nr. 3) 3 Konige der Dyn. von Bazi
1 Elamit
4 Konige der Dyn. H.
Der erste von diesen 4 Kdnigen regierte nach der Konigsliste 36 Jafare39), der zweite 8Monate und 12 oder 13 Tage.
Von
der Regiernngszahl des dritten sind die Kopfe zweier senk- rechter Keile erhalten, au&erdem bietet Knudtzon's Kollation die Spitze einesWinkelhakens. Die Zahl
war
also wahrschein- lich 2 oder 12. Diese 4 Konige sind nach den Untersuchungen Lehmann'8 Nabu-lcln-abli (regierte mindestens 24 Jahre)40),SamaS-mudammiq
41), Nabtl-sum-igkun41), beide Zeitgenossen des K6nig8 Adad-nirftri II von Assyrien (911(?)—
891), undNabtl-abal-iddin, Zeitgenosse Salmanassars II von Assyrien (regierte mindestens 31 Jahre)48).
Weit
schwieriger ist es, die Jahressummen des Eusebios mit denen der Konigslistein Einklangzubringen, dadieselben in der Ueberlieferung, wie schon ein Blick aufdievorliegende Textbeschaffenheit zeigt, sehr gelitten haben.Bei der III. Dynastie des Berossos ist das erste Zeichen derJahre8summe in der Handschrift von Edschmiacin, welche,
") So Delitzsch, AsByriologische Miszellen. SB. der s&chs. Ges.
der Wiss. 1893, 183 ff. Knudtzon, Assyrische Gebete an den Sonnen- gott (1895) I S. 60. II 277. Lehmann, Zwei Hauptprobleme der alt- orient. Chronologie S. 21.
*°) Peisek,
KB
IVS. 82 ff.41
) Svachronistische Gesch. Kol. HI 1-25.
42
) Vgl. Winckler, Unters. »uraltor. Gesch. 25.
654 J-
Marquart,
wieMommsen gezeigt hat48), als die direkteVorlage der dbrigen Handschriften zu gelien hat und aufVeranlassung der Berliner
Akademie
photographiert worden ist,im
Texte verwischt.Man
kann sich aber auf der Photographic fol.
5b
leicht ttberzeugen, da£ ursprCLnglichIE =
28 dastand*4), was dannam Rande
inXE =
48 verbessert worden ist. Diese Zahl steht natdrlich in gar keinem Verhaltnis zu den368
Jahren der Kdnigsliste. Die folgendeDynastievon 49 Chaldaern erhalt 458Jahre,wahrend
sichausder Kdnigsliste576 Jahre und9Monate
+
132(3)Jahreund 6 Monate
+18
Jahre und 5 Monate=
727\8Jahreund
4 Monate ergeben. Ich glaube aber, dafi jene 458 Jahre
Ton
derIII.Dynastie hieher verschoben sind und dafi 458 ein alter Fehler entweder fur 358 oder 368 (HHHHPPIII fur
HHHPPIH
oder HHHPAPIII) ist. Die Zahl28
dagegen, welche jetzt derIII. berossischen Dynastie zugeteilt ist, gehort vielmehr den 49 Chaldaern und entspricht den 727\8 Jahren, welche sich aus der Kdnigsliste fur dieselben ergeben, wobei freilich die Hunderter (CT
=
700) ausgefallen sind.Nach
derPhotographieist indessen vor
dem
halbverwischten I=
20 nochRaum
fttr einen Buchstaben,und
es ist daher moglich, dafi in derHand-
8chrift das Zahlzeichen fttr 700 ursprttnglich davorstand
und
spater durch
Wasser
verwischt wurde. Die Korrektur48 am Rande
hat dagegen keinerlei selbstandigen Wert,Die
Summe
245 beiden 9 ,Arabern'46) stehtingar keinem Verhaltnis zu den Daten der Kdnigsliste.Aus
dieserund
an- dern keilinschriftlichen Quellen ergeben sich:Ka§§u-n&din-ach, Dyn. desMeerlandes 3 Jahre
3 Konige der Dyn. von Bazi 20 „ 3
Mon.
1 Elarait 6 „
(Naba-kln-abli) 36 „
(Sama§-mudammiq)
8 „ 12/3T.(Nabtl-Sum-i§kun) 12(?)9
(Nabu-abal-iddina) S1
,!^
9 Konige
109+X
Jahre.48
) Th. Mommsen, Die armeniechen Handechriften derGhronik dee Eusebiua. Hermes 80, 1895, S. 321—338.
u
) Da mir leider koine armenischen Typen zur Verfdgong etehen, so
muG
ichmichmiteinerUmschneibungin lateinischeBachstbehelfen.46
) Synkellosp. 172,16 hatnur 6KGnigederAraber mit 215Jahren.
Chronologische Untersuchungen. 655
Man
kSnnte nach Synkellos vermuten, dafiMXE
ausMZE
^
(215) verdorben sei, eineAnnahme,
die freilich palaographisch keineswegs einleuchtet und uns auch sonst nicht viel helfen wtirde.Nehmen
wir nun an, dafi das 31. Jahr des Nabu-abal- iddin sein letztes und die grofitenteils abgebrochene Zahl des dritten K8nigs der Dyn.H
wirklich 12 war, so ergibt sich nach der Kbnigsliste folgendes Schema:Nabu-abal-iddin 887--857 Nabu-§um-i§kun 899--888
SamaS-mudammiq
899 Naba-kln-abli 935--900
Der Elamit 941-
-936
3 Dynastie von Bazi
962-
-942 Ea§sa-nadin-ach 965--963
9 ,Araber'
965—857
Ea-mukin-zer 966
Simma§§i(chu)
984/3—966
11 Dynastie von Pa-se1117/6—985/4
36 Ka§§iten 1693/2—1118/7.Addieren wir
nun
hiezu die 368Jahre der Konigsliste fttr die II. Dynastie, so erhalten wir 2061/0—1694/3, was ttber das oben gefundene Endjahr der I. Dynastie 2043 fast urn 20 Jahre hinausfUhren wtirde.Wir kamen
aber aufdiese Weisedem
durch Asurbanipalan dieHand
gegebenenDatum
derEin-nahme
vonUruk
durch Kudur-Nachundi noch naher, und das Epochenjahr der ersten Dynastie des Berossos, das mit der Einsetzung ,medischer' Tyrannen zusammenfallt, trafe auf das Jahr 2285 v. Chr. (2062+224), woraus sich alsDatum
der EroberungSusas durch Asurbanipal dasJahr (2285—
1635) 651v. Chr. ergabe. Diesist jedoch unm5glich, da derKrieggegen Elam, welcher mit derZerstorung Susasendete, erst nach
dem
Falle Babylons 648v. Chr. stattgefunden haben kann.
Naher
ftlhrt uns
zum
Ziele die in 358 verbesserte Zahl 458 desEu-
sebios. Die 368Jahre ftlr 11 Konige sind ja so wie so durch ihre Lange aufierordentlich anstossig.
Dann
verschieben sich die Daten folgendermafien:656 J-
Marquart,
IV. berossischeDyn. 49 KSuige
<7>
28Jahre1693/2—966/5
III. „ „ (II. d. Kdnigsliste) 11 K5nige
558
Jahre 2051/0")—
1694/3I. Dyn. 11 Konige 304 Jahre
2355-2052
II. berossische Dyn. 8 KSnige 224 „
2275—2052
Apil-Sin 18 „
2291—2274
Sin-muballit 30 „
2273—2244 Chammurabi
58 „2343—2189
Sieg tlber
Kudur-nuchgamar
2233 (11. Jahr),wobei
nattlrlich mit einem Spielraum von ca. 5
—
7 Jahren nach oben zu rechnen ist, da wir die genaue Regierungszeit des Naba-abal-iddina und seines Vorgangers noch nicht kennen.2.
Zur Chronologie der Hyksos.
Auf
die XIV. Dynastie der 76 Hirten lassen dieAuszuge
des Afrikanus undEusebios bekanntlich eine lang andauernde Fremdherr8chaft inAegypten folgen, die der sog. Hyksos. Bei Afrikanus folgt zunachst die
XV.
Dynastie von 6 Hirten, die namentlich aufgezahlt werden, 284 Jahre, dann dieXVL Dy-
nastie von32 weiteren Hirten 518 Jahre, und endlich die
XVTL
Dynastie, 151 Jahre, wahrend welcher 43 weitere Hirten
und
43 thebanische Konige neben einander regierten.Eusebios hat zunachst eine
XV.
Dynastie vonKonigen
aus Dioepolis (Theben, ohneAngabe
der Zahl), die 250 Jahre regieren, dann eine XVI. Dynastie von 5 thebanischenKonigen
mit 190 Jahren, und erst auf sie folgtdieXVII. Dynastie von 4 namentlich aufgefilhrten Kdnigen mit 103Jahren. Josephos geg. Ap. 1, 75 ff. endlich hat zuerst eineDynastie von 6 na- mentlich aufgefilhrten Hirtenkftnigen mit 259 Jahren 10Mo-
naten, auf welche nach
dem
gegenwartigen Texte c. Ap. 1, 84 eine zweite Hirtendynastie folgt. Die Gesamtdauer beiderHir- tendynastien scheint derVerfasser auf511 Jahre zu berechnen(s. u. S. 661).
Die namentlich aufgefilhrten Hyksosk5nige bei Josephos, Afrikanus und Eusebios entsprechen sich folgendernia&en
:
48
) [Vgl. jetzt oben S. 652. Dieses Zusammentreffen im Anfangs- jahr der IIL berossischen Dynastie von zwei ganz verschiedenen Er- wagungen ana wird