• Keine Ergebnisse gefunden

(cnsr) in Verbindung gebracht, und sachlich wird dies auch richtig sein,

wenn

esauch noch zweifelhaft ist, ob die beiden Ausdrttcke sichauch sprachlich decken. Ghabirischeint aller-dings ein appellativer Begriff zu sein,

man

mufi sich aber er-innern, dafi auch der

Name

Hebraer

im

Sinne der Genealogien nicht blofi den Israeliten, sondern auch den Moabitern,

Am-monitern, Edomitern und Ismaeliten

zukommt

105), also lauter Stammen, die

um

diese Zeit noch in nomadischem oder halb-nomadischem Zustande gelebt haben mttssen.

Der Name —rr

Hebraer wird ja den Israeliten auch nur von den Auslandern gegeben, bezeichnet also einen nationalen oder kulturellen Gegensatz. DieChabiri sind die

Nomaden

der syrischen Wiiste, die von den Aegyptern als Sasu bezeichnet werden. Diesen Beduinen, welche damals in

immer

dichteren

Schwarmen

gegen das Kulturland von

Eana

can vordrangen, wurde dabei

zudem

von einerReihe von Dynasten teilsfreiwillig teilsnotgedrungen Vorschub geleistet, sei es daft sie mit deren Uilfe ihre Macht zu vergrSfiern hofften oder auch sich ihrer nicht

mehr

anders zu erwehren wuftten.

Auf

diese Weise wurde den Ghabiri, wie die konigstreuen Vasallen klagen, sowohl

im

nordlichen wie

im

stidlichen Palastina eine ganze Reihe von Stadten in die

Hande

gespielt; die Krieger von Gazri, Gimti und Kelti sind bereits Ghabiri, die dann

im Bunde

mit Milki-il und Suardata sogarRubuti(usiK

nnp =

Hebron) und dieStadt Blt-Ninib im Gebiete von Jerusalem (183, 5

13) erobern. Ja Abd-chiba wirft den Beamten des K5nigs geradezu vor, date sie die Chabiri bevorzugen und die (ansafiigen Lehns)ftirsten benachteiligen (179,19),und inderThatfinden wir,daSz.B. der Aegypter Amanchatbi mit denChabirigegen den treuen Fursten von Chazi

im Bunde

steht und dieselben mit seiner Billigung eine Reihe von Stadten plundern und verbrennen (Nr. 134).

I04

) H. Wixckler, Gesch.Israels I 15ff. Derselbe in Semitic stu-dies in memory of Alex. Kohut p. 605 if.

106

) Vgl. Gen. 10, 21.

t

Chronologische Untersuchungen. 683

Zu

den

dem

Konige ergebenen Dynasten standen die

Cha-9

biri freilich in der Regel im Gegensatz, dies schlofi abernicht aus, dafi auch letztereScharen derselben in ihrenSold nahmen, urn sich mit ihrer Hilfe ihrer Gegner zu erwehren.

Es mag

also oftgenug

vorgekommen

sein, daginden

Kampfen

zwischen den konigstreuen und den nach Unabhangigkeit strebenden Vasallen auf beiden SeitenChabiri dienten und gegen einander fochten, ganz wie in der spateren Kaiserzeit zahlreiche Goten, Franken,

Hunnen

etc. unter

dem

romischen Adler gegen ihre Landsleute ihr Blut verspritzten.

Wir

finden

SA.GAS

als SSldner des k5nigstreuen

Namjawaza

144, 27, ja vielleicht

auch in kSniglichen Diensten in Benin (Berut) 67, 2110°).

Bei den syrischen Hilfstruppen der Unreinen, welche

Ma-netho falschlich aus Jerusalem

kommen

lafit, werden wir dar-nach in erster Linie an Leute aus Mi^ri und Melucha d. i.

aus der Sinaihalbinsel und

dem

~a:n-d:?107) zu denken haben, also aus demjenigen Gebiet, in welches die hebraische Ueber-lieferung den Sitz des Stammgottes

Jahwe

und die Konsti-tuierung des Volkes Israel verlegt108).

Wir

haben aufderandern Seitegesehen, dafi gerade unter der Regierung Amenophis'

IV

die Chabiri oder

SA.GAS,

d. h.

die

Nomaden

der syrischen Wtlste auf der ganzen Linie

vom

stidlichen Juda bis hinauf nach Byblos gegen die festen Stadte des Kulturlandes vordringen und bereits

manche

derselben ilberwaltigt haben. Seit der letzten Zeit Amenophis' III und unter Amenophis

IV

und seinen unmittelbaren Nachfolgern wurde ihrem Treiben aber von agyptischer Seite kein

ernst-106

)

Wenn

die Uebersetzung 67, 19—21 aicher ware: „Und es ist

geraten Berut (Beruna) in seineGewalt, obgleich Chabiri-Truppen und

§treitw&gen darin lagenu. Doch stellt Winckler daneben die

M5g-lichkeit zur Erw&gung: flin seine und der Chabiri Gewalt, obgleich Streitw&gen darin waren*.

107

) S. darttber meine Fundamente israelitischer und jttd. Gesch.

S. 73 f. H. Winckler, Gesch. Israels S. 174. 192. Musri, Meluhha,

Ma'm

S. 10. 51 ff.

,08

) DaB die Madjaniter bezw. IsmaeliterVerbundete derAegypter waren, hat BtmiNGER, De coloniarum quarundam Phoeniciarum pri-mordiis p.27 (SBWA.Bd. 125, 1892) ausGen 37,25. 28.36. 39,1 scharf-sinnig erschlossen. Er glaubt, daB die Josephst&mme als Eriegsge-fan^ene nach Aegypten gefuhrt wurden, und bemerkt: Si Josephi iu-venis historiola non tota est ficta, victoriam de his hostibus captivi-atatemqueeorumAegyptii adepti sunt MadianitarumArabumque auxilio.

684 J-

M

ar

quart

liches Hindemis in den

Weg

gelegt.

Wir

mttssen daher an-nehmen, daft bei derWiederherstellungder agyptischen Herr-schaft iiber Syrien durch die ersten Ramessiden sich bereits einbetrachtlicher Teil des Kulturlandes von Palastina

im

festen Besitze der Chabiri d. i. der Hebraer befand.

Dazu

stimmt nun aufs beste, dafi die agyptischen Inschriften, wie

W. Max

Mcller nachgewiesen hat109), den

Stamm

A§er (*~s-ru, *aser) unter Seti I und

Ramses

II bereits in seinen spateren

Wohn-sitzenimHinterlande Siidphonikiens unddarllberhinaus kennen.

Der erste Feldzug Seti's I in Syrien richtete sich zunachst gegen dieSasu, d.h. dieChabiri des stldlichenPalastina, deren Hauptlinge sich vereinigt und auf

dem

Boden von

Charu

(Pa-lastina) festen Fufi gefafit hatten, so dafi hier allgemeine Anarchie herrschte, bei der jeder den andern tStete und

nie-mand

sich

um

die Vorschriften des (agyptischen) Hofes ktim-merte110).

Wir

mtlssen also annehmen, daft seit

dem Ende

der Regierung Amenophis* III die

Einwanderung der He-braer

in

Palastina begonnen

hat. Eine Episode aus diesem wechselvollen Prozefi hat die Ueberlieferung noch be-wahrt in der Geschichte

vom

Ueberfall der Brflder Simeon und Levi auf die Stadt Sichem. Ganz wie uns das Verhalt-nis zwischen den Chabiri und den nach Unabhangigkeit stre-benden Dynasten in den Keilschriftbriefen geschildert wird, sucht dieDynastie des

HamOr

in Sichem sich mitden Brtidern Levi und Simeon gut zu stellen und tritt sogar in Familien-verbindungen mit denselben ein; allein die tibermiitigen

No-maden

tlberfallen verraterischer Weise die Stadt und ermorden

die wehrfahige Bevolkerung und schleppen die

Weiber

und Kinder in Gefangenschaft (Gen. 34). Die Entriistung iiber dieseunerhorte Frechheit mufi aber so stark gewesen sein, daft die agyptische Regierung diesmal nicht

umhin

konnte, den Bitten der bedrangten Vasallen nachzugeben und Truppen nachPalastina zu schicken, welchedenbeiden

Nomadenstammen

eine vernichtende Niederlage beibrachten111). Die iibrigen

109

) W.

Max

MttLLER, Asien und Europa nach altagypt. Denk-malern S. 236 ff.

no

)Ed. Meyer, Festschrift f. G. Ebers S. 75 f.

1,1 DaB die kana'anaischen Fflrsten aus eigner Kraft sich

verei-I

Chronologische Untersuchungen. 685 Chabiri liefien ihre Briider

im

Stiche und suchten sich selbst

-^

reinzuwaschen und so wurden Levi und Simeon ganzlich zer-sprengt. Wahrscheinlichwurden die Gefangenen nach Aegyp-ten geschleppt und dort den

Tempeln

als Sklaven iiberwiesen.

Darauf bezieht sich die sehr alte Stelle im sog. Jakobsegen Gen. 49,

5—7

ll2)

:

Simeon und Levi sind Hyanen,

Gewaltthat haben vollendet ihre Anschl§ge;

in ihre Beratung gehe nicht meine Seele,

und mit ihrer

Versammlung

vereinige sich nichtmeineLeber.

Denn

in ihrem Zorne haben sie

Manner

erschlagen, und in ihrem

Grimme

Stiere gelahmt.

Verflucht sei ihr Zorn, so grimraig, und ihr

Grimm,

so grausam.

Verteilen will ich sie in Jacqob

Und

zerstreuen in Israel113)."

Nun

habe ich bereits seit

mehr

als 10 Jahren die Auf-fassung vertreten, daft der

Stamm

Joseph zu einer spateren Zeit in Palastina eingedrungen ist als die tibrigen israelitischen

Stamm

e, und zwar als diese bereits geraume Zeit in Palastina ansafiig waren. Sonst ware es ganz unbegreiflich, weshalb sich das

Haus

Joseph wie ein Eeil zwischen die

Leastamme

eingeschoben und diese auseinandergerissen hat. Ueberdies hatte der Dialekt der Ephraimiten mindestens noch in der Richterzeit wesentliche Eigenttlmlichkeiten bewahrt, die ihn

vom

Dialekt der Lea-Stamme, speziell

dem

von

GaTad

be-stimmt unterschieden und naher zu den arabischen als zu den hebraisch-kana'anaischen

Stammen

stellten(Richt.12, 6)114).

Dies spricht fiir einen naheren ethnischen

Zusammenhang

Jo-sephs mit den arabischen

Stammen

von Mufri und Melucha.

Andrerseits weifi die Ueberlieferung thatsachlich nur von naheren Beziehungen des Hauses Joseph (nebstBenjamin) so-wie der Familie Moses' und Aharons zu Aegypten. Speziell nigt und die Rauber geztichtigt hatten, ist nach den Schilderungen der Amarna-Briefe nicht anzunehmen.

"*) VgL auch Gen. 34, 30.

na

) Nach den Vorschlagen von Ball, The Book of Genesis in P. Haupt's Sacred Books of the 0. T. 1896.

114

) Vgl.meinenAufsatznrb'2ti

=

ephraimitischnb3Da.

ZATW.

1888.

*S. 151—155.

686 J-

Marquart.

fiir Benjamin l'aftt sich das Fortwirken dieser Beziehungen noch in weit spateren Zeiten in der Nomenklatur nachweisen, und

wenn

una Aehnliches fiir

Ephraim

versagt ist, so liegt dies sicfaer nur an der Beschaffenheit unserer Ueberlieferung.

Gleicb

dem

Schwiegervater Josephsist aucb^itdtb, der Schwie-gervater vonAharons

Sohn

El'azar (Ex. 6,25), ein Aegypter.

In der Ueberlieferung ist bier, wie so haufig, ein agyptischer Gottesname durch das althebraische ^K ersetzt worden; der

Name

lautete also ursprttnglichp3-di-{-Gottesname'derwelchen derGottN.(Hor,

Re

1u.s.w.)geschenktbat'.

Aucb

El'azarsSohn cnrc tragt einen agyptischen

Namen,

wie noch 'Ell's Sohne

•:en und onrc 1. Sam. 1, 3. 2, 34 u. s. w. Ebenso istdie qor-bitiscbe gens ncK Osir agyptisch benannt Ex. 6, 24.

Die

Annahme

liegt daher sebr nahe, date nur der

Stamm

Joseph in Aegypten gewesenist, und zwarmufi ernach unsern Darlegungen

um

dieselbe Zeit nach Aegypten gezogen sein, als die Lea-Stamrae unter

dem Namen

Chabiri das Ostjordan-land besetzten und in Palastina eindrangen.

Nach

der oben erwahnten Niederlage und Auflosung des

Stammes

Levi durch die agyptischen Truppen werden auch Reste dieses

Stammes

als Gefangene nach Aegypten gebracht worden sein. Doch

lafitsichderZeitpunktdieserDeportationnichtnaherfeststellen.

Nicht der Auszug aus, sondern die

Einwanderung

der He-braer nach Aegyptenbildete also den Hintergrund dervon

Ma-netho, Chairemon und

dem

Papyrus tiberlieferten Erzahlungen.

Die Entlebnung des agyptischen Marchens von den beiden Brildern (Papyrus d'Orbiney) und der babylonischen Aus-setzungsgeschichte des altenSargonvon

Agade und

ihre Ueber-tragung auf den Heros eponymosJoseph und den Gesetzgeber Moses durch die Ephraimiten weisen darauf hin, dafi der Auf-enthalt der Israeliten oder besser des Hauses Joseph in Ae-gypten in die Zeit fallt, als das Babylonische noch die

all-gemeine Verkehrssprache in Vorderasien war und nicht blofi lexikaliscbeListen,sondern auchmythologische Texte auf Keil-schrifttafeln an den Nil wanderten und auf diesem

Wege zum

Gemeingut des internationalen Sagenschatzes wurden. Die uns erhaltene Handschrift des Marchens von den beiden Brtidern, des Vorbildes der Geschichte von Joseph und der Frau des

Chronologische Untersuchungen. 687 Potiphre* (der sog. Papyrus d'Orbiney) ist unter Konig Mer-neptah,

dem

Nachfolger Ramses' II, geschrieben.

Genaueres fiber das Schicksal dieser eingewanderten Se-miten l'afit sich einstweilen nicht feststellen.

Nach

der he-br'aischen Ueberlieferung waren sie zunachst als Hirten im Landegeblieben undh'attensich mit Bewilligung derRegierung hauptsachlich in der Landschaft pw iin ostlichen Delta ange-siedelt (Gen. 45, 10. 46, 28 u. s. w.). Die

Verbannung

in die Steinbrtiche von Tura bei Memphis, welche nach der Nieder-werfung derUnrein en erfolgt zu denken ist (s. o.), wird zwar bei Manetho auf diese beschrankt (Jos. c. Ap. 1, 235); doch

istes nicht unmoglich, dafi davon auchihre syrischen Bundes-genossen betroffen wurden.

Nach

Ex. 1, 11 ff. wurden die

Hebraer durch einen Konig der neuen Dynastie zu Fron-arbeiten bei der

Erbauung

der Vorratsstadte Pithom und Ra'-meses gezwungen116). In derDatierung derBedrtickung bezw.

der Vertreibung der Syrer stimmen die hebraischen und agyp-tisch-griechischenQuellenvollkommentiberein; nurdafi letztere begreiflicherweise die

Vertreibung

der Syrer unmittelbar auf ihre Ueberwaltigung folgen lassen. Bei Manetho ist es 'Sethos, der auch Harnesses genannt wird', eine Verschmelzung

Seti's I und Ramses' II, bei Chairemon Ramesses,

im

Papyrus

ein Konig, welcher 55 Jahre regieren soil und denWilcken mit Recht mit Manetho's Sethos gleichgesetzt hat, welche der Gewaltherrschaft derUnreinen ein

Ende machen

und die Syrer vertreiben. Unter

dem

neuen Konig, der nach Josephs Tode in Aegypten auftrat und von Joseph nichts wuSte und die Israeliten mit Frondiensten bedrtickte, ist, wie

man

langst aus seiner langen Regierung (Ex. 2, 23) und

dem Namen

der von

ihm

erbauten Stadt

Ra

lmeses (Ex. 1, 11) geschlossenhat, kein anderer zu verstehen als

Ramses

II, der bis ins 67. Jahr re-giert hat116).

Es

spricht ftlr die Treue der Ueberlieferung

l16

) Die in den agyptischen Inschriften von der XIII. bis zur XX.

Dynastie nicht selten genannten 'apuriu, in denen man vielfach die Hebraer wiederfinden wollte, sind nach Ed. Meyer, Gesch. des alten Aegypten397 N.2 garkein Volksstamm, das betr.Wort bedeutet

viel-mehr Arbeiter. Vgl. auch Maspero 1. 1. II 443 n. 3.

,18

) Lieblein, L'Exode desH^breux. PSBA.vol.XX, 1898 p.277ss.

sieht dagegen in Thutmosis III den Pharao der Bedruckung, und ver-legt denExodus unterAmenophisIII. Nach ihmfallt unterRamsesII

688 J.

Marquart,

des altesten Kerns der Auszugsgeschichte , daft nach den Er-gebnissen derneuestenAusgrabungen die Restaurationsarbeiten

im

ostlichen Delta eben unter

Ramses

II oder friihestens unter SetiI begonnen haben. Hier war es vor alien Tanis,

welchem

sich Ramses'Ftlrsorge zuwandte und das er aus einem

Ruinen-httgel zu einer der glanzendsten StadteAegyptens machte117).

Gleich beim Beginn seiner Regierung erbaute er ganz

im

Osten des Delta eine neue Residenz, pe(r) Ra'meses *6nechi

'das sehr feste

Hans

des Ramses', deren Herrlichkeit die Hof-dichter in tlberschwanglichen AusdrUcken schildern.

Es war

eine starke Festung, deren genaue Lage aber uoch nicht be-kannt ist.

Nur

soviel steht fest, dafi sie in nachster

Nahe

des Meeres zu suchen ist. Vielleicht hatte bereits Seti I den

Grund

zu dieser Festung gelegt118). Die Lage der Stadt Pi-tom, einer andernGrtindung Ramses' II, ag. pe(r)-Tum fc

Haus

des Turn', ist dagegen bekanntlich durch Naville's

Ausgra-bungen beim heutigen Tell el Masxuta

im

ostlichen Teile des

Wadi

Tumllat festgestelltwordenn9).

Es

ist undenkbar, dafi diese

Angaben

des sog. Elohisten erst

im

8. oder gar 7. Jahr-hundert auf

Grund

eigener Kenntnis des Landes nachtraglich zurecht gemacbtwaren.

Um

diese Zeit besafi

man

in

Aegyp-ten selbst nur sehr dtlrftige Kenntnis von jenen langst ver-gangenenZeiten,

und

es ware hochstauffallig, dafi ein Ephra-imit in so sp'ater Zeit ganz zufallig aus den verschiedenen Grenzfestungen im Osten des Delta gerade diejenigen heraus-gefunden und

dem

kneuen Konig* zugeschrieben hatte, welche

Ramses

II thats'achlich erbaut hat.

Wenn man

die Haupt-sachen fest

im Auge

behalt, so mufi

man

sagen, dafi er eine merkwttrdig korrekte Vorstellung

vom

Verlauf deragyptischen Geschichte von Amenophis

IV

bis

Ramses

II zeigt, die er sich

kaum

bei einemBesuche Aegyptens

die hieroglyphischenund hieratischen

Urkunden

waren

ihm

doch sicherunzuganglich

hatte verschaffen konnen. In diesem Falle hatte er sicherlich

die endgiltige Redaktion des Auszugsberichts des Elohisten, and sind die

Namen

BDO»i

pK

Gen.47,11 und

DD&m

Exod. 1,11 Anachronismen.

n7

) Maspero I. 1. 422ss.

n8

) Ed. Meyer. Geech. des altenAegypten296. Maspebo 1.1.388s.

"•) Naville, The Store-City of Pithom1885. Ed.

Meyer

a. a. 0.

297. Maspero 1. 1. 442.

Chronologische Untereuchungen. 689 nicht verfehlt, auch die

Nam en

der von

ihm

erwahnten agyp-tischenKonige beizuftigen, wie dies derVerfasser von Gen. 14 in der Tat tut. Der alteste Kern der Josephs- und Exodus-geschichte mufi vielmehr auf eine

im

wesentlichen gleichzei-tige Ueberlieferung zuruckgehen, unbeschadet der spateren Ueberarbeitungen, bei denen naturgemafi manches Detail ilber

Bord geworfen wurde. Unser Ergebnis weicht von

dem

der orthodoxen wie der radikalen Theologen und Historiker freilich starkab, allein mir

kommt

es vor allem darauf an, die lite-rarische Ueberlieferung an den gleichzeitigen Denkmalern zu messen undso

dem

tatsachlichenHintergrund gewissermarkanter Episoden auf die Spur zu

kommen.

1st auf diese Weise ein fester Punkt gewonnen, so kann

man

es wagen, den

Weg,

den die Ueberlieferung zurtickgelegt hat bis zu

dem

uns vor-liegenden Texte, zurtickzuwandern und Alter und

Wert

der Quellen zu bestimmen. Die Josephsgeschichte in ihrer ur-sprttnglichen

Form

ist ftlr mich somit ein neuer glanzender Beweis fttr die hohe Alterttimlichkeit der Erzahlungen des alteren Elohisten.

Auf

welchem

Wege

sie sich bis zu uns gerettet haben, ist eine andere Frage.

Auf

die Gestaltung der agyptischen Ueberlieferung haben einen wesentlichenEinflufi die

Kampfe

ausgetlbt, welche SetiI

sowohl wie sein Sohn

Ramses

II. in Syrien, vor allem gegen

die Chettiter, zu ftlhren hatten.

Ueber die Zeit des Auszugs ist

dem

Berichte Ex. 2, 23.

4, 19nichts weiter zu entnehmen, als dagderselbe unter einem der Nachfolger Ramses' II stattgefunden haben mufi.

Man

hat sich daher vielfach ftir die Regierung Merneptah's, des Sohnes und Nachfolgers Ramses' II. entschieden und in

ihm

den KOnig Amenophis wiedererkennen wollen, mit welchem

Manetho

und Chairemon den Exodus in Verbindung bringen.

Der

letztere

Grand

ist indessen hinfallig, da, wie wir gesehen haben, unter jenem Amenophis der KonigAmenophis

HI

ge-meint ist. Allein auch die neugefundene Siegesinschrift Mer-neptah's aus dessen 5. Regierungsjahre entscheidet die Sache

nicht. Diese Inschrift verherrlicht den Sieg des KSnigs tiber die Libyer und die Seevolker, dann heifit es Z. 26 nach der Uebersetzung Spiegelberg's:

„Niemand

unter den

Neunbogen-^ Philologns,Supplementband VII viertceHeft. 44

690 J-

Marquart,

volkern erhebt sein Haupt. Verwtistet ist Tehenw, Cheta

zur Ruhe

gebracht, das Kana'an ist niit allem Schlechten (?)

ge-fangen (?). Fortgeftthrt istAskalon, Gazer

genommen, Jeno'am

ist zu nichts gemacht, Israel ist verwfistet und seine Saaten vernichtet, Chor [Palaestina] ist wie die

Wittwen Aegyptens

geworden, alle Lander insgesamt sind in Frieden. Jeder,

der

umherschweifte, ist von

dem

K&nig Merneptah gezttchtigt

wor-den*120). Diese Stelle hat

man

sofort bei ihrem Bekanntwer-den mit

dem

Exodus in

Zusammenhang

bringen wollen, aber davon kann offenbar gar keineRede sein.

Wie

es sich auch mit den sonst nirgends erwahnten Siegen Merneptahs in Pala-stina verhalten moge, soviel ist klar, daft Israel im 5. Jahre des Merneptah in Palaestina bereits fest ansassig

war und

Ackerbau trieb121). Sein Gebiet haben wir uns der Inschrift zufolge

im Westen

begrenzt zu denken durch Askalon

und

Gazer in der Sefela, im

Norden

durch Jeno'am (landeinwarts von Tyros)122). Charu, der traditionelle Ausdruck fur

Palae-120

) Spiegelberg, ZAS. 1896, S. 14. 28f.

1S1

) Spiegelberg a. a. O. S. 23 zeigt durch Parallelatellen aus den Inschriften, daG unter prt Getreidesamen zuverstehen sei.

Da

die betreffende Wendung ('die Saaten vernichten') auch von andern V51-kern als Israel gebraucht wird, so halt sie Spiegelberg lediglich for eine allgemeine rhetorische Wendung ohne besondere historische An-spielungen.

Ed-Naville, Recueil de Traveaux

XX

(angeftthrt

PSBA

XX,1898, p. 54/5) verteidigt die Beziehung der Inschrift auf den Auszug der Hebraer und ubersetzt die fragliche Stelle: „Kheta est en paix, Kana-an eat prisonnier de tous les maux; [car] Askalon est amene. prispar Ghezer [et] Iamnia n'existe plus; Israel est aneanti, il n'a pas de

po-sterity. LaSyrie est comme les veuves de T^gypte, tousles pays sans exception sont en paix, car quiconque remuait a 6te* chatie* par le roi

M6nephtaha.

Nach Naville ist in der Inschrift nicht von agyptischen Siegen in Syrien die Rede, sondern es wirdeine ahnliche Situation geschildert wie in der Amarnaperiode, indem die genannten Stadte sich durch blutigeFehden selbst vernichtet hatten und so fur Aegypten unschad-lich wurden. Waredies der Erfolg agyptischer Siegegewesen, so ware

es im Texte eingehend geruhmt worden. Dies ist in der That sehr wahrscheinlich, freilichkann ich michderGleichsetzung desbekannten Jeno'am mitJamnia (hebr. n:2! 2 Chr. 26, 6) nicht anschlieBen.

Die Israel betreffende Bemerkung soil sich nach Naville auf die Zeit des Durchzuges der Israeliten durch die Wttste beziehen, als sie

Die Israel betreffende Bemerkung soil sich nach Naville auf die Zeit des Durchzuges der Israeliten durch die Wttste beziehen, als sie