des Amenophis,
nahm
die hi. Tiere, befahl die Gdtterbilder sorgfaltig zu verbergen und vertraute seinen 5jahrigenSohn
Sethos, der auch Harnesses hiefi, derObhut
eines Freundesan. Hierauf zog ermit 300000
Mann
gegen die Feinde, wagte aber nicht gegen den Willen der Gotter zu kampfen. So kehrte er um,nahm
die hi. Tieremit undzog mitdem
Heere nach Aethiopien,wo
er vondem
dortigen Konig freundlichaufgenommen
wurde. Die Hirten von Jerusalem aber be-machtigten sich mit denUnreinenzusammen
des ganzenLan-des, steckten Dorfer und Stadte inBrand, pltlnderten die Tern-pel und verstummelten die Gotterbilder, ja sie
zwangen
die Priester und Priesterinnen, die hi. Tiere zu schlachten und verjagten sie ausdem
Amte. Der Ordner ihrer Gesetzewar
der Osirispriester Osarsiph aus Heliopolis, der nachherMoyses genannt wurde.
Nach
Ablauf der 13 Jahre aber kehrtenAme-nophis und sein
Sohn Kampses
aus Aethiopien mit grosser Heeresmacht zurQck, besiegten die Hirten und Unreinen und verjagten sie bis nach Syrien.Der hier genannte
Konig
Amenophis, der die Gotter zu schauen wttnscht, wie der frtihere K8nig*Qp, ist keinanderer als derfromme Amenhotep
HI., unter welchem Amenophis, derSohn
des Paapis lebte. In der Konigsliste desManetho
(c. Ap. I 96) ftthrt er selbst den
Namen
TQpo£, der nochun-Cbronologische Untersuchungen. 669 erklart ist71).
Denn
es kann keinem Zweifel unterliegen, dafi derKonig
TQpo£, welcher nachManetho
36 J. und 5 Monateregiert, identisch ist mit
Amenhotep
III., vonwelchem
auf den Denkmalern das 36. Regierungsjahr genannt wird.Amen-hotep, der Sohn des Paapis (Hapu), bekleidete unter Konig
Amenhotep
III. nach einander drei Stellungen: die eines 4 ko-niglichen Schreibers unterer Ordnung', eines 'koniglichen Schreibers obererOrdnung
der jnngenMannschaft' und end-lich die eines Oberbaumeisters.Man
hat frtther geglaubt,Amenhotep
sei der Erbauer der beiden Memnonskolosse, dochlafit sich diese
Annahme,
wieSethe gezeigt hat, nicht halten72).Er
standim
Rufe grosser Weisheit, weshalb er in ptole-maischer Zeit (wahrscheinlich unter Ptolemaios IX. Euer-getesII.) zu einem Gotte wurde und als solcher in mehrerenTempeln
des westlichenTheben
verehrt erscheint. In ptole-m'aischer Zeit wurdenihm
Sprtlche untergeschoben, die denen der 7 Weisen nachgebildetund
von denen jiingst Bruchstiicke auf einem Ealksteinostrakon ausdem
3.Jahrh. v. Chr. aufge-funden worden sind73).Die Unreinen (jjuapoi) oder Aussatzigen, welche die
Tem-pel sch'anden und die hi. Tiere toten, sind offenbar die
An-hanger des Ichu-n-iten. 4Unreine' heifien sie, weil sie die hi. Tiere toten und essen.Was
denNamen
„Au8satzige" an-langt, so erinnertman
sich, dag auch die Hyksos, mit deren71
) Es nutzt nichts, an den agyptischen Kftnig Xu-u-ri-[ia] zu
er-innern, an welchen der Chettiterkflnig Su-ub-bi-lu-li-u-ma einen Brief gchickt (Winckler, Die Thontafeln von Tell-el Amarna Nr. 35. J. A.
Knudtzon, ZaS.
XXXV,
1897, S.141f. Winckleb,Orientalist. Litera-turztg. 1898 Nr. 8, Sp. 88 f.)- Letzterer ist identisch mit dem Cheta-kOnig S3-p3-nvrw, welcher nach dem Chetavertrag aus dem Jahre 21 Ramses1II zuerst mit einem derVorfahren des letztern einen Friedens-vertrag abschlofi. Nach dem Wortlaute des Briefes ist Subbiluliuma schonmit dem Yater des Adressaten in freundschaftlichem Verkehr gestanden. Unter Xu-u~ri-iakann also nur Amenophis IV verstanden werden, der sonst indenBriefenNapxururiaheiGt, derFharao aber mit welchemSubbiluliuma (S3p3nvrw) zuerst einen FriedensvertragschlieOt, ist kein anderer als Amenophis III, welcher Syrien nordlich von Phd-nikien und das Amorriterland den Chettitern formell preisgab. Vgl.schon
W. Max
Miller, Asien und Europa S. 250. 275.72
) Kurt Sethe, Amenhotep, der Sohn des Hapu. Aegyptiaca, Festschrift far G. Ebers S. 107 ff.
78
) U. Wilcken, eb. S. 142 ff.
670 J-
Marquart,
ehemaliger Gewaltherrschaft die derUnreinen verglichen wird
(I 248) , im Papyrus Sallier I die 'Elenden (j3dViw),
wort-lich die 'Fieberleute' genannt werden, d. h. die, welche das
in den Sflmpfen des Delta faaufige Malariafieber bringen74).
In der Grabschrift des agyptischen Kapitans
Tahmose
si-Abina Z. 21 wird dieserName
den Nubiern beigelegt. Vermutlichist es derselbe agyptische Ausdruck, welcher derBezeichnung derUnreinen als XercpoC bei
Manetho
zu Grande liegt, eswar
dies also nureine verachtliche Bezeichnnng, an wirkliche
Ans-eatzige brancht dabei nicht gedacht zu werden76). Dafi ein Priester aus Heliopolis an der Spitze steht, stimmt ganz gut zu den wirklichen Verhaltnissen, da ja von Heliopolis hochst wahrscheinlich die monotheistische
Bewegung
ausgegangenist76).
Wenn
derK5nig Amenophis
sichzum E5nig
von Aethi-opien zuriickzieht und vonihm
freundlichaufgenommen
wird, so ist zunachst klar, dafi die Erzahlung in vorliegenderForm
sich erst gebildethaben kann,
nachdem
inEusch(Nubien) ein machtiges Reich mit der HauptstadtNapataam
GebelBarkal entstanden war, und zwar setzt die Erzahlung voraus, dafi in Aethiopien die Priesterherrschaft schon vollstandig durchge-ftihrt war, so dafi dieses als das Ideal einesfrommen
Staates gelten konnte.Das
Reich vonNapata ist hdchst wahrschein-lich vonNachkommen
des thebanischen Oberpriesters Hrihor gegrUndet worden, als dieselben sich in Theben gegen die Taniten (XXI. Dyn.) nichtmehr
behaupten konnten. Dafdrspricht, dafi sich derbei den erstenE5nigen von
Eusch
mehr-fach wiederkehrendeName
Pi-'anchi auch in der FamilieHri-74
) G. Maspebo, Hist, ancienne dee peuples de TOrient classique II 57 n. 4.
75
) Vgl. schon V. Floigl, Die Chronologic der Bibel, des Manetho undBeros. (1880)S.201.
—
Denkbarware, daB darinauch eineBerfick-sicbtigung jttdiscber Tradition zu erblicken ware, derzufolge sich den ausziebendenIsraelitenaucbzablreichefremdeElemente(pr\a^BEx.12,38,*pDBDItn Num.11,4
=
colluvies, "irr Jos.8,35 [feblt 0']) angeschlossen batten. Vgl.Max
BtroiNGER, EgyptiscbeEinwirkungen aufbebr&ische Culte.SBWA.
Bd. 72, 1872, S. 476. Bd. 75, 1873, 8. 17—20. Decolo-niarum quarundam Pboeniciarum primordiis cum Hebraeorum exodo coniunctis p. 2.
SBWA.
Bd. 125 (1892), Nr.X.") Vgl. Ed.
Meter
a. a. O. § 226. Gesch. des alten AegypteraS. 261 ff. G. Maspbro, 1. 1. p. 314 sqq.
Chronologische TJntersuchungen. 671 hors findet, vor allem aber, daft der neue Staat ein
vollstan-|[ diger Priesterstaat
war
77).Offenbar liegt aber der Erzahlung nocb eine Erinnerung daran zu Grunde, dafi es der
Konig
Amenophis III. gewesen war, welcher inSoleb in Nubien einen gewaltigen Tempel er-baut undam
Berge Barkaldem Amon-Re
c,dem
Landesgott von Nubien ein Heiligtum geweiht und auch sonst nebenRamses
II.am
meisten dazu beigetragen hatte, das „elende Kusch" in ein Kulturland zu verwandeln.Es
scheint, dafi er zuerst dieVorteile der Lageam
Gebel Barkal erkannteund bemtiht war, ausdem
barbarischen Dorfe Napata eine grofie agyptische Stadt zumachen
78).Der Grttnder der neuenDynastie derRamessiden, welcher die beiden
Namen
Sethos und Ramesses fllhrt, wird in dieser Erzahlung alsSohn
Amenophis' III. bezeichnet.Es
ist ein den agyptischen Marchen charakteristischerZug,
den letztenals legitim betrachtetenHerrscher unmittelbar mit
dem
Grttn-der einer neuen Dynastie zu verkniipfen und so dieFremd-herrschaften oder als illegitim betrachteten Regierungen zu tibergehen. Dasbekannteste Beispielhieftlr istder Alexander-roman, in
welchem
Alexander unmittelbar an den letzten nationalagyptischenKonig
Nektanebos angeschlossen wird79).Dafi die Unreinen zuerst in die Steinbrtiche geschickt wer-den und dann die verSdete Stadt Auaris eingeraumt er-halten, ist nattirlich widersinnig, wie schon Josephos c. Ap.
I § 260) gesehen hat. Das UrsprHngliche ist offenbar, dafi die 'Unreinen'
nach ihrer Bewaltigung
in die Stein-brtiche deportiert wurden,um
sie unschadlich zumachen und
es ist ganz wahrscheinlich, dafi diese Strafe nach
dem
Siege der Reaktion gegen dieAnhanger
des Iten zahlreich verhangt wurde. Die gegenwartige Reihenfolge der Erzahlung ist ver-anlasst durcheine falsche AuffassungderBezeichnung 'Unreine'T7
) Vgl. Maspebo 1. 1. p. 565s.
78
) Vgl. Maspebo 1. 1. 299—302.
79
) Vgl. noch die agyptische Version aber die Abstammung des Kainby8e8 bei Her. y 2 und Deinon und LykeaB von Naukratis bei Athen. 18, 10 p. 560, sowie dasMarchen uber die Geburt desSahu-r©e, Wsrkaf und Kakiu (V.Dyn.) imPapyrus Westcar(Ebman, DieMarchen des Papyrus Westcar. I.
H
Ed. Meyeb, GeBch. des alten AegyptensS. 129 ff.)
672 J-
Marquart,
oder 'Aussatzige', sowie durch dieVerknllpfung derGeschichte mit den Hyksos.
Eine ganz ahnliche Erzahlung wie Manetho gab
auch
Chairemon.Nach ihm
tadelt Isisim Traume
denKonig
Ame-nophis, weil ihr
Tempel im
Kriege zerstSrt worden war.Auf
den Rat des £spoypa|Ji(taie6g Phritibautes, Aegypten von
den
Unreinen zu saubern, versammelt derKonig nun
250000 der-selben undvertreibt sie. IhreFtlhrer waren die Eepoya|i(iaTels Moses, agyptisch Tiai&iv, und Joseph, agyptisch EeTeo^cp ge-nannt. Siekamen
nach Pelusion,wo
sie auf 380000Mann
stiefien, die von
Amenophis
zurftckgelassen worden waren.Mit
diesen schlofien sie Freundschaft
und
zogen gegen Aegypten, woraufAmenophis
nachAethiopien entfloh unterZurUcklassung seinerschwangerenFrau, diedann ineinerHohle den Harnesses gebar. Dieser vertrieb,zum Manne
herangewachsen, diegegen200000 Mann
starken Juden nach Syrien und ftthrte seinen VaterAmenophis
aus Aethiopien zurilck.Auch
in dieser Erzahlung werden die Ramessiden un-mittelbar auf Amenophis III zurttckgefiihrt. Der agyptischeName
des Joseph, HeTeo^cp d. i. 'der den der GottSeph
ge-schenkt hat', entspricht hier offenbardem
angeblichen agypt.Namen
des Moses bei Manetho, 'Oaapcr/jcp. Letzterer ist zu-nachst ein vondem
Gottesnamen Osar-Sip entlehnter Per-sonenname80), Osar-Sip ist ein religioser Synkretismus wie Osar-Hapi (Osiris-Apis, Sapaxct^),Amon-Re
e,Atum-Re
c u. a.In Tiaifriv,
dem
agyptischenNamen
des Moses nachChaire-mon
steckt aber, wasman
bisher nicht beachtet hat, derName
derSonnenscheibe Iten, gewifi einesehr guteBeglaubig-ung
fur den altenKern
der Geschichte.In jfingster Zeit sind
nun
Papyrusbruchstucke einer Schrift aufgetaucht, die sich, wie U. Wilcken81) gezeigt hat, hftchst wahrscheinlich auf dieselben Ereignisse beziehen. Sie sind nach Wesselyim
2. oder 3. Jh. n. Chr. geschrieben.Es
ist die Uebersetzung einer agyptischen Schrift, betitelt &no\c-yta xepaftewg izpb<z 'A|uvG>tciv faaikia. 7iepc xfi>v t$ AfyuTrctp fteXX6vxa)v, d. h. die Selbstverteidigung eines Topfers
gegen-80
) Ed. Meyer, Gesch. des alten Aegyptens S. 277 Anm. 2.
81
) Aegyptiaca S. 146 ff.
Chronologische Untersuchungen. 673
liber
dem
K5nig Amenophis, betreffend die Zukunft Aegyptens.Soweit die Bruchstttcke zu sehen gestatten, wird hier einem Topfer eine ganz ahnliche Prophezeihung zugeschrieben wie bei Manetho
dem
weisen Amenophis, daft nach einer Zeitder Erniedrigung ein gltickseliges Zeitalter unter einem neuenKonig
beginnen werde. Darauf fallt der TSpfer tot urn, dasBuch
aber (worin seine Rede verzeichnet war) wurde aufbe-wahrt.Von
der Prophezeihung liegen leider nur Fetzen vor.Es
spielen darin die 'Gttrteltrager' (£o)vocp6poi) dieselbe Rolle wie bei Manetho die Unreinen oder Aussatzigen.An
einer Stelle scheinen sie dvoaioi genannt zu werden, an einerandern werden sie als Tucpamoi bezeichnet, wie Auaris die Stadt der Aussatzigen bei Manetho (Jos. c. Ap. 1, 237). Sie sind eben-sowenigAuslander alsdieAussatzigendes Manetho. Es scheint, dafi sieZuzug
aus Syrien erhalten((ijefrefet 6£ 1% Suptag 6...),von einer Gleichsetzung mit den Juden aber weifi der Papy-rus nichts.
Die Verbindung dieser Syrer mit Jerusalem und den
Hyk-sos ist nattirlich ein
Werk
des Manetho oderder antijiidischenPolemik, welche in Aegypten immerhin schon recht alt sein kann. Jerusalem bedurfte zur Zeit Amenophis*
IV
selbst dringend der Hilfe Aegyptens gegen die Chabiri,war
daher nicht in der Lage,dem
Pharao Hilfsvolker zu sen den. Die Verknfipfung mit denHyksos konnte durch die agyptische Be-zeichnung dieser Syrer, Sasu, begtinstigt worden sein. Ueber die Verwttstung Aegyptens durch die Feinde und ihre Ver-treibung istim
Papyrus wenig erhalten. Nachher wird die Stadt der Gttrteltrager verodet sein, die Stadtam
Meere (Man.Auaris,ChairemonPelusion)wird
zum
Fischerdorfe herabsinken.Der
Schlufi scheint auf den Beginn einer neuenSothisperiode hinauszulaufen, welcheuntereinem vonRe
e stammenden Konig, der 55 Jahre regiert, stattfinden soil.Diese Erzahlungen sind sicherlich falschlich auf den Aus-zug der Juden unter Moses bezogen worden. Dagegen ist
unverkennbar, dafi die