In den beiden Entwicklungssträngen dieser Geschichte haben sich aber
wieder die von Paul Hacker in seiner Prahläda-Monographie formulierten
Prinzipien der Umgestaltung beobachten lassen: auf der einen Seite „möglichst viel oder alles, was zu dem gerade bearbeiteten mythischen oder legendären
Gegenstand überliefert war, sinnvoll zusammenzufassen, auch und gerade wenn
es bisher getrennten oder gar disparaten Traditionen angehört hatte", auf der
anderen Seite das „Streben nach Motivation: Charakter und Handeln der Per¬
sonen sollen durch die Vorgeschichte begründeter, erklärlicher erscheinen, als es bei der früheren Fassung der Fall war"".
Ich hoffe, beide Tendenzen deutlich gemacht zu haben, und möchte noch
eine weitere Entwicklungstendenz hervorheben, die sich an die zweite eben ge¬
nannte anschließt: die zur Verdinglichung oder Konlcretisierung; während in der
vedischen Schicht die Knochen selbst magisch wirksam sind, werden vom Epos
an erst Waffen daraus hergestellt; in den späteren puränischen Versionen müssen sie dazu erst vom Fleisch befreit werden - man sieht also: die Vorstellung wird immer konkreter, immer „naturalistischer".
DIE SANSKRIT-TEXTE IN LAN-TSHA
UND IN TIBETISCHER (DBU-CAN) SCHRIFT
AUF DER IM JAHRE 1346 GEGOSSENEN GLOCKE
DES TEMPELS YEON-BOG-JEOL IN KOREA
Von Akira Yuyama
Diese bronzene Glocke fmdet sich noch im Turm der südlichen grossen
Pforte von Gae-seong, der Hauptstadt der Koryö Dynastie (918-1392). Nach der
chinesischen Inschrift darauf ist sie im Auftrage des Kaisers Ch'ung-mok-wang (reg. 1344-1348) (und seinerGemahlin) im zweiten Jahre seiner Regierung, d.h.
1346, gegossen worden. Sie wollten diese Glocke dem Tempel Yeon-bog-jeol
stiften. Es ist sehr wichtig, festzuhalten, daß diese Glocke im Jahre 1346 ge¬
gossen woden ist. Das Jahr 1346 ist genau das sechste Jahr der Chih-cheng Ara der Yüan-Dynastie ( 1 271 -1 368). Es steht femer auf der Glocke geschrieben, daß
ein mongolischer Handwerker nach Gae-seong kam, um sie auf kaiserhchen
Befehl zu gießen.
23 Paul Hacker, Prahläda. Werden und Wandlungen einer Idcalgestalt. Wiesbaden 1959.
430 Akira Yuyama
Auf dieser Glocke findet man einen zweiteiligen sogenannten .Hüften-
gürtel'. Jeder Gürtel - einer ist oben und der andere in der Mitte der Glocke - besteht aus zwei Zeilen. Die ersten drei Zeilen sind in der in Tibet „Laü-tsha", in Nepal „Rafija" oder „Raüjanä" genannten Schrift gegossen. Bei dieser Lan-
tsha-Schrift muß es sich um eine primitive Form, mit anderen Worten um einen
undekoradven Stil ohne Bart oder Schwanz, handeln. Die vierte Zeile ist in
tibetischer dBu-can-Schrift gegossen. Diese ist schmal, geradezu niedlich. Der ,Hüftengürter ist fast sechs Meter lang. Man kann daraus ersehen, wie groß diese Glocke ist. Sie ist übrigens schon vor mehr als sechzig Jahren von den Archäo¬
logen entdeckt woden. Insbesondere hat sie bei japanischen Archäologen Beach¬
tung gefunden. Aber bis jetzt hat niemand die S anskrit-Texte identifiziert. (Siehe
dazu Suematsu's Einleitungsaufsatz in Töyö Gakuhö, LXVI, 1985, pp.
319-324).
Die Sanskrit-Texte in Lafi-tsha-Schrift enthalten eine Version der Usni-
savijayadhäranl (Zeile 1 bis 3: siehe „Rekonstruierte Texte", Text A). Ihr folgt
eine kleine Mantra-dhäranT: omähürh (Text B) an den Tathägata Vauocana im
Garbhadhätu-Mandala oder vielleicht an Usmsavijaya, weil äh ein „bija" für
Vairocana oder UsnTsavijayä ist. Dann kommt die berühmte Dhäranl om mani
padme hüm, und DhäranTs an den Bodhisattva Samantabhadra, sc. om saman¬
tabhadra sam svähä, und an Manjus'ri, sc. om arapacana dhih svähä (Text C). In Zeile 3 werden diese letzten drei MantradhäranTs dreimal wiederholt, alledings
nicht ganz vollständig. Das letzte Wort, svähä, fehlt, einfach wegen Raum¬
mangels. In diesen drei DhäranTs findet man viele Transkriptionsfehler. Es ist aber natürlich sehr einfach, diese DhäranTs zu rekonstruieren. Arapacana ist, als der sogenannte fünfwörtige Bodhisattva Mafijus'ri, i.e. a-ra-pa-ca-na in fünf aksaras, in Ostasien, insbesondere im japanischen Tantrismus, wohlbekannt.
Die dritte Sammlung von DhäranTs findet sich in Zeile 4 in tibetischer dBu-
can-Schrift (Text D 1-5). Zuerst kommt eine Sammlung von DhäranTs für die
fünf Buddhas im Vajradhätu-Mandala, d.h. die Tathägatas Vairocana, Akso-
bhya, Ratnasaipbhava, Amitäbha und Amoghasiddhi. Sie lautet om vairocana
om svähä, om aksobhya hum svähä, om ratnasambhava träm svähä, otfi amitä¬
bha hrlh svähä und om amoghasiddhi ah svähä. Selbstverständlich steht im
Mandala der Tathägata Vairocana im Zentrum, Aksobhya im Osten, Amitäbha
im Westen, Ratnasainbhava im Süden und Amoghasiddhi im Norden.
Nach diesen MantradhäranTs für die fünf Tathägatas folgt eine Sammlung für
Tärä, Samantabhadra, MafijuSriund Candamahärosana (Text D 6-9): om täre tu
täre tu re svähä (für A valokites'vara-Tärä), om samantabhadra sam svähä und om
arapacana dhih svähä (nochmals für die Bodhisattvas Samantabhadra und
Mafijus'ri) und om candamahärosana hüm phat (für Vidyäräja Acala). Es ist klar,
daß auch diese DhäranT-Sammlung dreimal wiederholt werden müßte. Die
letzten beiden DhäranTs fehlen jedoch, wiederum aus Platzmangel. Hier muß
man einige Lesungen kurz notieren. Im allgemeinen ist das „bTja" für Vairocana
väm, und nicht, wie hier, om, und das für Ratnasambhava träh, nicht träm. Die DharanT für Tärä ist nicht ganz sicher. Aber der Name Tärä ist nicht von trai-, träyate, „schützt", sondem von tr-, tärayati, „führt hinüber", abzuleiten, und ist vielleicht mit dem indischen Wort tärä „Stem", verwandt. Also lese ich pro¬
visorisch am täre tu täre tu re svähä.
Alle MantradhäranTs haben sich erweitert und entwickelt. Gleichzeidg sind sie verderbt überliefert worden. In Ostasien haben einige Lehrer-Priester ihren
Schülem zwar manchmal empfohlen, solche komplizierten DhäranTs einfacher
zu rezitieren; ein kleiner Fehler mache nichts! Aber natürlich waren in der
Überlieferung der MantradhäranTs die Buddhisten im grossen und ganzen der
Meinung, daß sie durch fehlerhafte Rezitation kein Punya bekommen könnten.
Deswegen hat zum Beispiel Kaiser Ch'ien-lung-ti( 1711-1799, reg. 1736-1796) ein großes Projekt der vollständigen Sammlung aller DhäranTs aus dem Tripitaka in mandjurischer, chinesischer, mongolischer und tibetischer Schrift geplant.
Dieses Projekt, im Jahre 1749 begonnen, wurde 1759 beendet und das Ergebnis 1773 in 80 Faszikeln gedruckt.
Der interessanteste Text auf dieser Glocke ist natürlich die Usnlsavijaya- dhäraiu. Diese DharanT scheint extrem populär gewesen zu sein. Man kann nicht ohne Schwierigkeit kalkulieren, wieviele Versionen dieser Dhäranl es gibt bzw.
gegeben hat. Es ist aber bemerkenswert, daß die Version vom Tempel Yeon-
bog-jeol exakt identisch mit der berühmten, in sechs verschiedenen Schriften
abgefaßten Version auf der östlichen Wand des Grenzübergangs Chü-yung-
kuan ist. Es ist allgemein anerkannt, daß die Chü-yung-kuan im September 1345, dem fünften Jahr der Chih-cheng Ära, fertiggestellt worden i.st. Deswegen ist es wahrscheinlich, daß die Inschrift der Usnisavijaya-dhäraru in Laü-tsha-, tibe¬
tischer, ' Phags-pa-, uighurischer, Hsi-hsia- (oder tangutischer) und chinesischer Schrift im folgenden Jahre, also 1346, geschrieben worden ist. Die Inschrift auf der Glocke des Tempels Yeon-bog-jeol ist, wie gesagt, im selben Jahre (1346)
gegossen worden. Es ist deshalb sehr wohl möglich, daß die Version des
Tempels Yeon-bog-jeol in Korea und des Grenzüber/Chü-yung-kuan in China
eine autoritative Version der Yüan Dynastie war. Im folgenden möchte ich
einige weitere in diesem Zusammenhang wichtige Materialien betrachten.
Soweit ich weiß, gibt es nur zwei weitere bronzene Glocken (und nur in
Japan), auf denen man die Usriisavijaya-dhärmi findet: eine ist die circa 1165
gegossene Glocke, die sich jetzt im Westlichen Hongwan-ji-Tempel in Kyoto
befindet. Bei der zweiten handelt es sich um eine 1319 gegossene Glocke, die
jetzt der Tempel Shinnyo-ji in Osaka verwahrt.
In Japan gibt es femer drei interessante inschriftliche Versionen dieser Dhäranl auf Steinen. Eine davon ist 1 864 gemeißelt worden. Der Stein steht im
Tempel Sensö-ji in Tokyo. Diese Inschrift ist schon 1884 von Friedrich Max
Müller und Bunyiu Nanjio in ihrer Ausgabe der Höryüji-Handschrift aus Ox¬
ford nachgedruckt worden: Anecdota Oxoniensia, Aryan Series, 1-3, Plate V.
432 Akira Yuyama
Sehr wahrscheinhch hat Gankai vom Hieizan das Original im Jahre 1853
geschrieben. Die andere interessante Inschrift wird jetzt im Tempel Tö-ji in
Kyoto aufbewahrt. Sie ist in Ringform von dem berühmten Sanskritisten und
Priester Shüen (1786-1859) geschrieben worden (s. Bonji Taikan, Tokyo 1983,
p. 119 f.).
Bemerkenswert sind auch die Inschriften der Usnisavijaya-dhäram in der
Provinz Yünnan in China. Walter Liebenthal (s. MS', VII, 1947, p. 36: Nr. 18A, und SIS, V, 1955, pp. 58-61, mit Plate II), Louis Finot et Victor Goloubew (s.
BEFEO, XXV, 1925, p. 447 f., mit Planche LI) und Sung T'ai-ch'u (Peking
1983) haben sie schon ausführlich untersucht. Alle diese Inschriften sind auf
Grabsteine geschrieben. In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß man
eine erhabene und spiegelverkehrte Steininschrift im bekannten Tempel Shao-
lin-ssu findet. Daijö Tokiwa (s. Chügoku Bunka Shiseki, II, Kyoto 1976, Plate
XCIX, auch Kommentar-Band 1, p. 78 f.) und R.H. van Gulik (s. Siddham, Nag¬
pur 1956, p. 77 f.) sind beide der Meinung, daß diese Inschrift für den Druck auf
Trauerkleidung gebraucht woden ist.
In seinem Inventar beschreibt A.F. Rudolf Hoemle eine Tunhuang-Hand- schrift zuerst in Aurel Stein's Serindia (s. Band II, 1921, p. 1448 a; IV, 1921, Plate CXLVII) als einen Text in einer unbekannten Sprache. Später hat er diesen Text publiziert: JRAS 1911, pp. 460-462, Plate V. Man erfährt daraus, daß der
Text eine Version der Usnisavijaya-dhäram in einer hybriden Sprache ist.
Ein Fragment eines Blockdruckes der Usnisavijaya-dhäram imdex. sich in der Berliner Turfan-Sammlung. Lore Sander hat es ausführlich studiert: Sanskrit¬
handschriften aus den Turfanfunden, V, 1985, Tafel LXXIX (Faksimile) und p.
185 f.: Kat.-Nr. 1191 (insbesondere im Vergleich mit der Chü-yung-kuan-Ver¬
sion).
Aus Tunhuang kamen auch viele chinesische Handschriften der Usnisa¬
vijaya-dhäram , die Akira Fujieda sorgfältig untersucht hat: Festschrift Küchi-
rö Kanda (Tokyo 1957), pp. 403^21. Es ist interessant, daß fast alle 49
Tunhuang-Handschriften der Stein-Sammlung in der Briüsh Library in London
die Version des Buddhapäli (7. Jahrhundert) repräsentieren. Wir finden aber
schon in diesen Handschriften viele verschiedene Fassungen dieser Version. (Zu
Buddhapäh: Etienne Lamotte, TP, XLVIII, 1961, pp. 86-88).
Die Taishö-Ausgabe des chinesischen Kanons enthält fünfzehn Versionen:
Taishö Nr. 967-974 F, 978-979. Außerdem gibt es noch eine andere Version,
von Dharmapäla (962-1058) (s. van Gulik, op. cit., p. 76 f.). Als einer der im
vorliegenden Zusammenhang interessantesten Texte erscheint mir die Version
in chinesischer Schrift von Chih-kung (1236-1363), dessen indischer Name
Dhyänabhadra lautet (Taishö Nr. 979: Band XIX, p. 410a 4-b7). Fast zur glei¬
chen Zeit, in der Kaiser Ch'ung-mok-wang die Glocke herstellen ließ, war er
sehr aktiv auf der koreanischen Halbinsel: s. Arthur Waley, MCB, I, 1932, pp.
335-376. Den Kolophon am Ende der Version Dhyänabhadras kann man als om
bhrüm svähä / amitäyurdade svähä I iyam ärya-usnisavijaya näma dhäranl samäptä II ins Sanskrit rekonstruieren. Sonst ist seine Version sehr wenig ver¬
schieden von der Yeon-bog-jeoI-Version. Es ist deswegen möglich, daß diese
Version eine autoritative Version der Usnisavijaya-dhäram nicht nur des Yüan-
Reiches, sondem auch der Koryö-Dynastie war.
Auch in Tibet muß diese DharanT sehr populär gewesen sein. In der Tat findet
man fünf Versionen in den tibetischen Tripitakas, z.B. Peking-Ausgabe Nr.
197-201. Auch im sogenannten Lhan-dkar-ma-Katalog ist der Text bereits ver¬
zeichnet (Nr. 348 in den Ausgaben von Marcelle Lalou und von Shyuki Yo-
shimura). Das bedeutet, daß die Usnisavijaya-dhäram am Anfang des 9. Jahr¬
hunderts schon ins Tibetische übersetzt worden war-wahrscheinlich zuerst von
Jinamitra, Surendrabodhi und Ye-ses sde. Übrigens hat anläßlich des „Inter¬
national Seminar on Tibetan Studies" im Juli 1985 die Münchener Staats¬
bibliothek eine sehr schöne Birkenrindenhandschrift dieser DhäranT in tibe¬
tischer dBu-med-Schrift ausgestellt: Tibetica in der Bayerischen Staatsbiblio¬
thek, Katalog von Günter Grönbold (München 1985), p. 6 (Kat.-Nr. 1)
(Cod.tibet. 49-^).
In Nepal hat man viele DhäranT-Samgrahas gefunden. Leider hatte ich aber
keine Gelegenheit, diese Sammlungen zu untersuchen: s. z.B. L.D. Barnett,
British Museum Quarterly, XVI, 3 (1951), p. 68 (Or. 11,788). Ich glaube jedoch, daß es viele verschiedene Versionen gibt. Es ist keine einfache Arbeit, alle diese
Versionen zu vergleichen und überdies ein Stemma der Überlieferungen zu
erstellen. Hierzu gibt es einige lehrreiche Aufsätze: z.B. von Ryüshö Hikata in
Mikkyö Kenkyü, Nr. 68 (1939), pp. 34-72; Unrai Wogihara in Mikkyö, II, 1
(1911), pp. 120 (588)-144 (612); Seiryü Nasu in Taishö Daigaku Gakuhö, Nr.
38 (1952), pp. 13-28.
Die Usnisavijaya-dhäram scheint noch jetzt im Osten in Gebrauch zu sein.
Ich vermute, daß der in Japan verwendete Text dieser DhäranT im allgemeinen eine Version von Jögon (1639-1702) ist. Er hat 1680 eine Sammlung der Dhära¬
nTs herausgegeben. Die Usnisavijaya-dhäram findet sich als Nr. 50 in seiner
Futsü Shingon-zö [Sammlung gebräuchlicher DhäranTs]: Photomechanischer
Nachdruck mit Kommentar von Yüsen Inaya (Osaka 1979), pp. 48-52.
Aus Platzmangel muß ich hier meinen kurzen Aufsatz schließen. Jedenfalls sind diese koreanische Glocke und die Sanskrit-Texte darauf nicht nur philolo¬
gisch, sondern auch historisch sehr interessant. Soweit ich weiß, liefert diese
bronzene Glocke den östiichsten Beleg für die Laü-tsha- und die tibetische
Schrift. Deswegen möchte ich hiermit Herm Professor Kazuyasu Suematsu
herzlich dafür danken, daß er mich auf dieses wichtige Material aufmerksam
gemacht hat. Für weitere Details verweise ich auf meinen Artikel „Enpukuji
Döshö-no Bongo Meibun Oboegaki [Bemerkungen zu den Sanskrit-Inschriften auf der bronzenen Glocke des Tempels Yeon-bog-jeol]", Töyö Gakuhö: Journal
of the Research Department of the Toyo Bunko, LXVI [Collected Papers in
434 Akira Yuyama
Commemoration of tlie 60tii Anniversary of tlie Toyo Bunko] (1985), pp.
325-362 (mit englischer Zusammenfassung, p. *13*-*14*). Für ausführliche
Studien üt^er die Chü-yung-kuan-Version der Usnisavijaya-dhäram s. Kyo-
yökan-Chü-yung-kuan: The Buddhist Arch of the Fourteenth Century AD. at
the Pass of the Great Wall Northwest of Peking, edited by Jiro Murata, Vol. I:
Text (Faculty of Engineering, Kyoto University, 1957), bes. pp. 119-223 (auf
Japanisch) und pp. 335-344 (englische Zusammenfassung) [Beiträge zum Text
von Gadjin M. Nagao, Atsuuji Ashikaga, Minoru Gö, Akira Fujieda und Yüichi
Kajiyama].
OSTASIENWISSENSCHAFTEN
Leitung: H. Steininger
JIN HE'S KURZGESCHICHTE
„DIE FISCHER UND DIE ANGLER"
- von den Schwierigkeiten der neuen Beamten
im heutigen China*
Von Lutz Bieg, Berlin
Das Leben Ein Netz Bei Dao'
Noch immer ist der „winzige Bestandteil der Essenz Kunst", den Pasternaks Doktor Schiwago, wie er in seinem Tagebuch notierte, als „die Seele, das Wesen und die Grundlage des Ganzen" in einem Werk ansaht in der chinesischen
Gegenwartsliteratur klein und schwach - zumindest von einem wesdichen Ver¬
ständnis von Literatur und Kunst aus gesehen. Nicht .unsere Sache' wird hier
verhandelt, kommt zur Sprache und rührt uns von daher an, sondern es ist eine in ihrer Themenstellung uns ferne, überwiegend didaktische Literatur, die vor¬
gegebenen Zielen und Anforderungen gerecht zu werden sucht, die politische
Leitvorstellungen - konfuzianisch gesprochen: das dao j|. - umsetzen und ver-
* Überarbeitete und um Anmerkungen erweiterte Fassung eines auf dem 23. Deutschen Orientalistentag in Würzburg am 19. September 1985 gehaltenen Vortrags.
1 Vgl. für den Text des Gedichts „Aufzeichnungen aus der Stadt der Sonne", aus dem hier der letzte Vers (Ein Netz) zusammen mit seinem Untertitel ziüert ist. Bei Dao jt^A'orei from the City of Sun. Poems by Bei Dao. Edited and uanslated by Bonnie S. McDougall. Revised edition 1984. Ithaca, New York: China-Japan Program, Cornell University 1984, S. 87/88.
2 Boris Pasternak: Doktor Schiwago, Frankfurt: Fischer 1960, S. 336. - Anlaßlich einer Konferenz, die sich mit Problemen der „chinesischen kommunistischen Literatur" beschäf¬
tigte, entwickelte Cyril Birch aus diesem Pasternak-Zitat den Titel seines Einleitungsreferats The Particle of An, m: Chinese Communist Literature. New York: Praeger 1963, S. 3-14.