253
Die Inschrift Mesa's.
Transscription und Uebersetzung revidirt nach Ganneau's und
Warren's letzten Textdarstellungen von
Konst, Schlottmann ■).
[-nn] ■^Vi: äns -,1 yjju s:n I i
-sb73 s'rNT nö rsh'ä lab br "ibia ■'ai< 1 -«ihi 9
;-t't: - '*; r -I-i • t > •
r-?3 n72l3 nmps "diaab hnt n-aan -byxi : ^ax in« 3
1-. - j ' :• - t - — r'-r ■
[-i7?y ^)]^"-\ '^T^ ''^^ "pV'i'vi ^=3'? n 4
f—iNai na] tiz'D n:Nn -'S "sa'i asü pn bin-a-' -rbi: i 5
L . - . J . 1-.j _ . T. - I . ^ ... ■• T ; ■ IV V
[•:57:]3 -I7J1N ^Tj^'a t; asb ns irys-Nn na "imn^t i:? nbbn^i | ni: III 6 [-]>] nN ^'i?::' dn^i ebi- nas« ia« bsnä^T | ninaai na n-.ni '"7
[nI^i] ri-i!lys'nx n:a[i xn asb nsi:?;;!] na aa.';i Nann72['ii 8
[nba]«; [bni nb]n na "OjyNi isi? bya nN laNT ::''7_2^a 'ii723 n'a IV 9
[~: 'iy?!'-! iT'- 3^5^? Ct;^;'!!?] [^'j?''] "-j ■•^'n] I 'i?? 10
haN Dy]n bs nN a'inNi nrnsi ipa annbNi ; hpn] pn bNiia 11
*- V -* l-'i • *•* V: ■■"T X-t T '•- ••- : VT '* T t
PN Da7: asNi I aN72 bN •,i725b n^-i ijf[a] 12
[-n . n'isä]kX pni i^a cn pn na aa'Ni ! n^^iipa 1257:3 n 13
i'PaVni] I bN'ito': by na: pn thn t^^ »7:5 ■'b i7rT ;'; p-nra V 14
|-n"pi<'m]Ni I a-nns ny p'nnan ypi.a na nnnbNi n'rVafrn 15
■cVn nya» nbs a-nsji nn [np] ig
[pn] aa57: npNi .... nnnn is::? n'ndy'j n7: 17
I-N nira bNnis^ nb7 1 : -rEb cfnN]dnrplNi nw --bs VI 18
L •.• Jti •■ t ; • fv ; • : - i t J ..i ' ;j - t : ~ •• :
f-1 •':1s': «'-3 nicn;^i 1 ■'a nsnnbna na aa^i yn-^ [n] 19
Lj -Jt* : ' i l~ • — i .,.■— j- i-j
n[TlnNiL^J-. t-ST'aI ; JnJ«öNil ■•■- I' nian bs. «5n \T\m,i'T T aNi:7:T npN 20 Z. 1. [nn] Conjectur Nöldeke's. Z. 4 "abisn. N.ich "^V.irren : ■35nn [■jpbnn?]. Z. 7 NnN']. W.: NnN. Z. 13— 'l4 nnn-i'(n n'n.S] Conjectur
J. Derenbourg's. Z. 17 P7: nach W. Z. 18 a[PN] ■an[p]N1 nach W.
1) Vgl. desseu Schrift: „Die Siegessäule Mesa's." Halle, Verlag des W.iisen- hauses, 1870.
254 Seldottmann , die Inschrift Mesa\
r\-!2r.i anyin-t:- n7:n- nnnpt:'t ^nn'-t d':s•t ■jh'''^' ■ - r^'tA:• VII
-NT I rrribnji: ^nia 3':nt rp-iJ'is ■<n:i abNibislyn 22
T : ' T ; : • • • r • r : ivt: • • t • t : LI vJ.. t
[ainpa n-i — t-xn ^xba iniay absi -ib?: na inia ab 23
L J :•>:•: I • T-i T •■: • • • r • r : 'v v •■ . . ^ .
-b] rey Dir; bab nuNi nnnpa npn anpa nai | np[n] 24
[■? iiiü]^? i^n'li;'? firi1372n inna abNi ] niniaa na -iTN a|"9l 25
■jbnNa nbD72n iniay abNi nyn[y] in:a abs bsniafi n] VIII 26
[inlsy 13 nj:a inra abN 1 «n onn 13 nba na in:a [abNl 27
L J ; r • '•*■■■ • • T • r ' \ \ r • r ■• • • 1 L • t J
[-nN]b72 abNi 1 ny73a7a fain ba 13 ■jis73n i'ain ^[is na] 28
[in]:3 abNi | ynsn by insa; nä« inp a nx [i^uii 1] 29
[:\ä7:]3 PN Dffi Niasi ■jy'? bya nai | inban nai 30
1 ana I aai-i'r -p'nini : '| vn^nf VI T IX 3]
[nTn]5*i I linina ünnbn nn d733 ib n7p[N] 32
■ay by 17:1a 12:7:2 n 33
NT I p a 34
Z. 21 nCOb. Meine Conjectur bestätigt durcii W. Z. 22 [p7:]yn nach
W. Z. 24—25 0[3b]. Meine Conjectur bestätigt durch W. Z. 32 Tl.
Nach W. Die Übrigen Aenderungen nach Ganneau.
Uebersetzung.
1. Die Siege Mesa's über Israel.
I. (Zeile 1—4 des Originals.)
Ich Mesa, Sohn des Kamos[nadab?] , König von Moab, der
Dibonite. Mein Vater herrschte über Moab 30 Jahre und ich
herrschte uach meinem Vater. Und ich machte diese Opferhöhe
dem Kamos in Korcha, eiue Höhe der Errettung, denn er errettete
mich von allen Feinden und liess mich meine Lust sehen an alleu
meiuen Hassern.
IL (Z. 4—6.)
Es zog herauf Omri, der König von Israel, und bedrückte Moab
viele Tage, denn es zürnte Kamos wider [ihn und wider] sein Land,
ünd es folgte ihm seiu Sohu nach und auch er sprach: Ich will
Moab bedrücken.
m. (Z. 6—9.)
In meinen Tagen sprach K[amos]: So will ich denn ihn uud
sein Haus ansehn und Israel geht unter in ewigem Untergang. Und
es bemächtigte sich Omri [der Stadt] Medeba und sass darinnen
[uud sie bedrückten Moab, er und] seiu Sohn, vierzig Jahre. [Da
sähe] ihu (deri Moab) Kamos an in meinen Tageu.
IV. (Z. 9—14.)
Und ich baute {befestigte) Baal Meon und machte daran [Mauer
und Graben]. Und ich belagerte die Stadt Kirjathaim; und die
Männer von Gad [wohnten] in dem Bezirk [von Kirjathaim] seit
Schlottmann , die Inschrift Mesa's, 255
uralters und es baute {befestii/te) sich der König von Israel Kir¬
jathaim. Und ich liämplte wider die Stadt uud nahm sie ein uud
ich erwürgte alles Volk das iu der Stadt war, zum Wohlgefallen
dem Kamos, dera Gott Moab's. Uud ich nahm vou dort .... [die
Opfergerälhe Jehova's uud weihete sie] vor dem Angesicht des Kamos
in Kirjathaim. Und ich liess darinnen wohnen die Männer von
Schiräu und die Männer von Zereth Schacharath.
V. (Z. 14—18.)
Und es sprach zu mir Kamos : Gehe hiu ! nimm eiu {die Stadt)
Nebo wider Israel! Und ich ging hin während der Nacht und
kämpfte wider sie vom Aufgang der Morgenröthe bis zum Mittag
und ich nahm ein dieselbige Stadt und ich erwürgte alle darinnen,
sieben Stammfürsten ....
7?! der folgenden Lücke standen weitere Angaben über die
Niede)-metzelung der Bewohner. Die Motivirung folgt in den
Worten: deun dem Astar Kamos (gehörte) der Bannfluch ....
Und ich nahm vou dort alle Opfergerälhe (Gefässe) Jehova's und
weihte dieselben vor dem Augesicht des Kamos.
VI. (Z. 18—21.)
Und es baute {befestigte) der König von Israel Jahaz uud
sass darinnen , indem er wider mich kämpfte, und es verlrieb ihu
Kamos vor meinem Angesicht. Und ich nahm aus Moab zwei¬
hundert Mann, die volle Zahl. Und ich belagerte Jahaz und nahm
es ein, es hinzufügend zu Dibon.
2. Die Bauten uud Anordnungen des Königs.
VII. (Z. 21—26.)
Ich baute Korcha, die Mauer nach dem Walde zu und die
Mauer [nach dem Thale zu] und ich baute seine Thore und ich
baute seine Thürme ; und ich baute das Königshaus ; und ich machte
Behältnisse für die Bergwasser inmillen der Stadl. Und Cisternen
waren nicht inmitten der Sladt, in Korcha; und ich sprach zu allem
Volk: Machet [euch] ein jeder eine Cisterne in seinem Hause!
Es folgt noch ein Satz mit schwierigen Atisdrücken zu An¬
fang und einer Lücke in der Mitte, JSfur als Vermutliung stehe
hier: Und ieh verhängte das Verbot für l^orcha gegen [die Ge¬
nossenschaft mit dem Volk] Israels.
VIII. (Z. 26—30.)
Ich baule Aroiir uud ich machte die Strasse am Arnon. Ich
baule Belh-Bamoth, deuu es war zerstört. Ich baule Bezer, deun
es [bezwangeu dasselbe] Männer von Dibon, ihrer fünfzig, denu
ganz Dibon war unterthänig; und ich füllte [mit Bewohnern] Bikrän,
welches ieh hinzufügte zu dem Laude. Und ich baute
und deu Tempel von Diblathaim und den Tempel von Baal Meon
und brachte dorthin den K[amos].
256 Schlottmnnn, die Inschrift Mesa's.
3. Kampf im Süden des Landes (gegen Edom).
IX. (Z. 31—34.)
Nach einer Lücke stehen hiei- die Worte:
— das Land. Uud Horonaim — es wohnte darin ... Es folgte
wahrsclieinlich de)- Name eines Edomifisclien Sfammhaupfes oder
OescJdechtes. Dann wieder nach einer Lücke:
Es sprach zu mir Kamos : ziehe hiuab ! Ijämpfe wider Horonaim
und [nimm es ein] !
Jn der zuletzt folgenden Lücke von mehr als zxoei Zeilen
sind ausser vereinzdteti Buclistaben nur die Worte „Kamos in
meinen Tagen" zu lesen. Ohne Zweifel wurde hier berichtet, wie
dei- König mit Kamos' Hülfe die IStadt erobert habe.
Bei Abfassung meiner am 2. Apr. d. J. in den ersten Exem¬
plaren ausgegebenen Erklärung der Inschrift konnte ich die durch
das Märzheft der Kevue Archeologique gebrachte Textrevision Gan¬
neau's noch nicht benutzen. So weit diese da, wo ich frühere Lücken
vermutbungsweise ergänzt hatte, die sichere Ergänzung nach dem
Original brachte, bestätigte sie alle meine Vermuthungen ausser
denen zu Z. 4 und 6, wo die unhebräischen Singularformen iiy,
MS» und das in der ersten französischen Lithographie an die falsche
Stelle gesetzte Tii iu Z. 6 mich irre leiteten '). Doch wurde da¬
durch die Richtigkeit meiner Auffassung des Zusammenhangs im
Wesentlichen nicht beeinträchtigt, weil meine hierfür am meisten
entscheidende Ergänzung der Lücken in Z. 5 sich als dem Original
entsprechend erwiesen hat ^). Ebenso sind die allgemeinen geschicht¬
lichen Erörterungen in meiner Schrift durch die oben gegebenen
Textveränderungen unberührt geblieben, wohl aber ist in Folge der¬
selben Einiges, was ich mit „wahrscheinlich" und „vielleicht" be¬
zeichnete (z. B. S. 32. 34), zur Gewissheit geworden.
1) Scliarfsinuig Imtte , wie ich selie , Geiger die Zusaminengehüriglieit des Tli — a und damit zugleicli die richtige Bedeutuug des Jlbn gleich anfangs er¬
kannt (S. Z. d. D. M. G. XXIV 218).
2) Ich ergänzte ni:[-|i<31 Ta} «523 tl5N[iD 33"! B72]'' PN iryi . In der frUheren ersten Lücke liest Ganneau jetzt (abgesehen von den nicht zu errathenden grammatisch abweichenden Formen) VVort für Wort ebenso. In der zweiten hat er wenigstens das 3 hinter IS'iS als sicher hingestellt. — Es sei gestattet anzugeben , wo nocb sonst meine Vermuthungen durch G. bestätigt sind : In Z. 1 3NM . In Z. 2 die Angabe der Regierungsjahre des Vorgängers Mesa's. In Z. 12 war meine Vennuthung des lD"in der Sache nach richtig;
der Ausdruck hat sich in der parallelen Stelle Z. 17 gefunden. Ebenso sind meine Annahmen bestätigt, dass in den früheren grosseren Lücken Z. 12. 13 und Z. 16—18 von der Verwandlung Israelitischer Heiligthümer in heidnische die Rede gewesen sei und dass in den beiden Lücken am Ende von Z. 13 die Namen Moabitischer Geschlechter gestanden haben. Endlich ist meine Auffassung des n"i5 = Jahr Z. 8 (uud dainit auch des vorhergehenden TlZ^ durch das Vorkommen eben jenes Wortes in Z. 2 zweifellos geworden.
Schlottmann , die Inschrift Mesa's. 257
Auch jene Textrevision Ganneau's gründete sich nicht auf eine Ver¬
gleichung der heiden aus der Zertrümmerung geretteten grösseren Frag¬
mente der Inschrift, soudern auf ein weiteres Studium der sämmtlicheu
au ihu gelangten Papierabklatsche. Solche hatte sich von jenen
beiden Fragmenten auch der Capitän Warren verschafft uud Ab¬
zeichnungen davon nach England geschickt. Indem dort ein ver¬
dienstvoller Gelehrter, Emanuel Deutsch, die starken Unterschiede
dieses Textes von dem Ganneau's wahrnahm, entstand in ihm der
Verdacht, Ganneau habe sich den seiuen mit Geschick, aber mit
grosser Willkühr zurechtgelegt. Er warnte daher die „gelehrte
Welt" in deu stärksten Ausdrücken, an einem so unsichern Object
ihre Zeit nicht zu verschwenden (Times 3. und 21. März). Und
doch zeigten schou einige vou ihm selbst bemerkte Missverständnisse
Ganneau's (z. B. die Verkennung des Städtenamens na: in Z. 14),
dass letzterer deu Text nicht nach seiuem Verständuiss sich ge¬
macht habe.
Ich habe zu deneu gehört, welche von Anfang an aus paläo¬
graphischen und sprachlichen Gründen in dem von Ganneau con-
stituirten Text das Ergebniss eines objectiven, ebeuso geschickten,
als sorgfältigen und gewissenhaften Verfahrens erkannten, ohne da¬
mit uatürlich einzelne Verseheu auszuschliessen (vgl. m. Schrift
S. 7. 40). Diese Ansicht hat seitdem durch die Vergleichung des
Warren'schen Textes, wie er durch das Comite der Englischen Ge¬
sellschaft zur Erforschung Palästina's photographisch vervielfältigt
uud diu'ch die Güte des Prof. Max Müller auch mir zugekommen
ist, eine neue Bekräftigung erhalten. Warren, dessen grossartige
Leistungen auf einem ganz anderen Gebiete liegen, hat rein mechanisch
die schwerleserlichen Züge der Abklatsche nachgezeichnet, dabei
aber eine ansehnliche Menge der handgreiflichsten Copirfehler unter¬
laufen lassen ^) , deren Entstehung sich aus dem Gauneau'schen
Texte vollkommen begreifen lässt, während sie ohne diesen die In¬
schrift als so unverständlich mussten erscheinen lassen, wie sie der
obengenannte gelehrte Correspondent der Times darstellt. — Um so
überraschender und erfreulicher ist es, dass dennoch Warreu, weil
sein Abklatsch an einzelnen Stellen deutlicher uud vollständiger ge¬
ll Kinige Beispiele weiden genügen. In Z. 2 liest W. SNTj "3^ Ulhti statt Y"-; '» z. 3 rsB n;:an statt rsr n^ian; in z. 5 Y'- statt ^r'^, as:
statt ai57- . Von dem zweiten grossesten Fragment liefert VV. die Abzeichnung zweier Abklatsche , Nr. 3 und Nr. 4. In beiden liest er Z. 20 XäülZ statt
■nxr. In Z. 23 hat statt Nr. 3 nnr drei vollständige Buchstaben
. • • 3, Kr. 4 "b: pa. In z. 19 statt nnnn'ma hat Nr. 3 nirnabpa,
Nr. 4 n-:nnb3a . in Z. lO hat Nr. 3 bn rns . Nr. 4 übereinstimmend
mit Ganneau (der nur nocb mehre Buehstaben hat) bt< nyaC [Zwischen den beiden Wörtern hat VV. sowohl in Nr. 3 als in Nr. 4 einen unter die Zeile reichenden Stricb, der violleicht nur einen Riss iin Steine darstellt. Oder sollte CS der Rest eiues Zahlzeichens sein'?|.
Bd. XXIV. 17
268 SMoUmann , die Inschrift Mesa'i
wesen ist als der Ganneau's, uus einiges neues Material darbietet,
welcbes ich in der obigen revidirten Transscription und Uebersetzung
zu verwerthen gesucht habe. Hierzu werden einige erläuternde und
begründende Bemerkungen nöthig sein.
Z. 17. nu . Wahrscheinlich von der Wurzel m?2auf den Tod
der ausgerotteten Israeliten bezüglich. Denkbar wäre auch nM[a]. —
Z. 18. D[nNjm[p]i<T . W. hat in Nr. 4 Dn.üJl.riNi. Er be'zeich-
net aber alle Buchstaben ausser dem letzten D als unsicher. Dar¬
nach habe ich, in Analogie andrer ähnlicher Schreibfehler bei W.,
die obige Lesung gewagt. Vielleicht ist DnN DnriNT noch annehm¬
licher. Denn n konnte leichter als p von W. für ein ü genommen
werden (doch vgl. S. 257 Anm.); und der Strich, welcher das T von "i
unterscheidet, ist auch in Nr. 3 erkennbar. G. hat nur das t im
Anfang und das an zu Ende. Darnach vermuthete ich erst onnunrni
oder nnnisnp.ni (das Suffix wie in DniN?« Deut. 32, 26). Aber
das N nach' dem' s ist bei W. auch in Nr. 3 vollkommen deutlich. —
Z. 21. naob. W. hat nao'?, was keinen befriedigenden Sinn giebt.
Er hat aber auch an zwei anderen Stellen das b verkannt: in Z. 18
liest er ijab statt 'Dsb, in Z. 29 in-idi statt insD"'. So darf ich
iu seinem naob wohl eine Bestätigung des von mir in meiner Schrift
ergänzten n[DD]b erblicken. — Z. 22. [p73]yn. W. hat in Nr. 3
. :yn , in Nr. 4 . asn . Der den beiden Abschriften gemeinsame von
rechts nach links unterwärts gebogene Strich des dritten Buchstabens
kann auch einem 72 angehören. Darnach habe ich p72 ergänzt. —
Z. 25. Das 72 vor ias< kaiiu keinem anderen Worte angehören als
dem von mir schou früher hier ergänzten Dsb. — Z. 32. Tn voll¬
kommen deutlich in Nr. 3 u. 4 (vgl. 1 Sam. 23, 4). Ich ziehe
es dalier dem N . Ganneau's (was sich zu «[a] oder besser N[it]
ergänzen lässt) vor.
Das noch vorhandene Original des von Z. 16—33 reichenden
Fragments wird hinsichtlich aller dieser Punkte hoffentlich die volle
Gewissheit darbieten. Möge durch Photographien, die naeh sorg¬
fältigen neuen Abklatschen der beiden noch erhalteneu grösseren
Fragmente und nach dem einzig vorhandenen der gauzen Inschrift
zu nehmen sind, bald der Forschung das zu wünschende möglichst
genaue Material geboten werden. Dies wäre namentlich auch für
die Ergänzung mancher Lücken, bei der es auf genaue Abmessung
der letzteren ankommt, von höchster Bedeutung.
Ich füge meiner Transscription und Uebersetzung noch folgende
Bemerkungen bei: — Z. 1—2 •'33''[nn]. Hitzig schlug mir in
eiuem Briefe vom 7. April ^saisn vor (mit Berufuug auf 2 Kön.
22, 48). Dadurch kam ich selbst auf die Lesung 'Dainn, die ich
Jetzt nach Nöldeke's Vorgang vorziehe, obgleich meine frühere Ver¬
muthung 123" 13 nicht mit Sicherheit zu verwerfen ist (vgl. ijan,
Oaßvi 1 Kön. 16, 21). — Z. 4 labia nehme ich = Feinde, wört-
ScMottmann, die Inschrift Mesa's. 259
lieh = die zu Boden Werfenden (Jer. 14, 16; Hi. 18, 7), synonym
mit Di"ini£, üisnin. Mau könnte auch (nach der verwandten Hehr.
W. nVia) an die Bedeutung „die Scheuchenden, Jagenden" (Jes.
16, 2) denken. Doch scheint mir dies weniger leicht. Immerhin
hat das Wort etwas Auffälliges. Das s bezeichnet G. als zweifel¬
haft. Naeh W. (dessen Abschrift freilich hier besonders ungenau
ist, seine Schriftzüge sehen aus wie aibi) könnte man, indem raan
das Dreieck seines ersten i als 1 läse, vermuthen: pbi = ^pbi
(Klagl. 4, 19; Ps. 10, 2) oder auch dies letzte Wort selbst. Oder
sollte der lauge Strich jenes 1 auf eiu m hinweisen, statt dessen G.
a gelesen hätte? So ergäbe sich lab??. Dies vermuthet Hitzig und
glaubt desshalb die Inschrift später als 2 Kön. 3 setzen zu müssen,
was mir der Inhalt von Z. 4—21 uicht zu gestatten scheint. Denk¬
bar wäre aber, dass Mesa schon unter Ahab, kurz vor dessen
Untergänge, die Stadt Baal Meon befestigte (Z. 9) und dass bei
dem Kampf im Süden (Z. 31 ff.) nebeu Edom auch Juda im Spiele
war. So liesse sich der Ausdruck „Kamos rettete mich von allen
den Königen" vielleicht erklären. Andrerseits spricht der Parallelis¬
mus des nachfolgenden iNais ba mehr für ein Wort, das deu Begriff
der Feindschaft iu sich schliesst. Nöldeke führt als ansprechende
Conjectur Levi's ibbiii au, findet aber das zweite b mit Recht
graphisch bedenklich. Diese schwierige Stelle gehört dem schon
seit mehreren Monaten in Ganneau's Händen befindlichen Fragment
des Steines au (s. Times 25. März) : grade auch hier ist eine baldige
genaue Auskunft über das Original zu wünschen. — Z. 4 ,
Z. 5 iSTN. Das 1 erkläre ich nach Arab. Weise als beibehaltenen
Wurzelbuchstaben (i:yi oder n:5>i oder auch <i5S';, isyi), so dass
dadurch die Terdächtig'eu Formen' iian Deut. 32, i8, i2fn Jer. 3, 6
eine gewisse Stütze erhalten. Gegen Nöldeke's Auffassung des t als
Suff, der 3. Pers. (nach Aram. Weise auf deu folgenden Accus, bezüglich) spricht schon die durchgängige Orthographie der Inschrift. — Z. 5 C)5Nn ist , wenn von Ganneau richtig gelesen, Tif'al oder Taf'al , wie das re¬
flexive Minn (Jer. 12,5; 22,5). Es entspricht deu Arab. Conj. V und VI
und den noch entwickelteren Aethiopisehen Reflexivbildungen, insbe¬
sondere deneu des einfachen Stammes wie '. md '\''][\Z, .'
(vgl. Dillmann S. 124 ff.). — Z. 12 n^i ist zusammengezogen eutweder G
aus n^ii (vgl. 11, Arab. und die mannichfachen bildlichen An¬
wendungen der Wurzel mi im Hebr.), oder aus n^ijil , oder aus n^yi ,
wofür J. Derenbourg die Aramäische Schreibung riiyi für nil an¬
führt. Die Analogie dieses Moabitischen Namens (wozu man
U'l Gen. 11, 18 vergleiche) ist so frappant, dass ich darnach über¬
setzt habe. — Z. 13 iits. Nach Targ. Hierosol. zu Num. 32, 38
identiseh mit der früher Rubenitischen Ortschaft Sibmah , wie
J. Derenbourg bemerkt. Ingeniös liest derselbe, die folgende Lücke
ergänzend, ninta[n nis ajN nsi. welcher Name Jos. 13, 19 neben
17*
260 Schlottmann, die Insclirift Mesa'a.
JiMSiB steht und daber auch hier, da die Lücke durch die betreflfen¬
den Buchstaben genau ausgefüllt wird, eine hohe Wahrscheinlich¬
keit hat. Darnach ist anch in ninian Z. 15 statt des von G. als
zweifelhaft bezeichneten n am Eude wahrscheinlich n zu lesen.
Z. 16 nü. Dies habe ich nach Ganneau's erster Abschrift steben
lassen, obgleich er jetzt nur eiu n liest. — Z. 17. Die Lücke
nach Dinn kann man sich iu sehr verschiedener Weise ausgefüllt
denken. Wäre Dinn der Rest einer Verbalform, so wäre etwa
["ipri njji'inri zu lesen. Für [npn injwnpn wäre die Lücke
zu klein. 'Vielleicht wäre auch npn TiMnnn"möglich. An das
npn würde sich das folgende Dan gut ansehliessen. — Z. 23.
Hinter der Lücke, welche auf ösn folgt und eine nicht beschrieben gewesene schadhafte Stelle des Steines sein dürfte, liest G. jetzt y .
Statt des i hatte er früher eiu Zeichen, dessen Dreieck man als n
nehmen durfte, und statt des ■) eine Lücke, daher ich [n]naNn las.
Das jetzige ^ scheint mir, da es von der früheren Zeichniing so
völlig abweicht, fraglich ; das l habe ich keinen Grund zu bezweifeln.
Ich lese daher TliüNn (vgl. Num. 21, 15) und bleibe bei meiner
früheren wenn auch ausdrücklich als problematisch hingestellten
Erklärung, da keine andre bis jetzt versuchte Deutung mir einen
passenden Sinn zu geben scheint. — Z. 30. Hier setzt G. jetzt
als letzteu lesbaren Buchstaben eiu M, während das früher dort
stehende Zeichen als 3 zu ergänzen am nächsten lag. Aueh hier
lasse ich meine frühere Vermuthung, wenn gleich als zweifelhaft,
stehen.
Dies möge hier genügen. In meiner Schrift Erörtertes habe ich
nicht wiederholen wollen. Die Auseinandersetzung mit abweichen¬
den Auffassungen behalte ich mir für einen anderen Ort vor. Es
hat mich gefreut zu sehen, dass ein so ausgezeichneter Sprach¬
forscher, wie Nöldeke, dessen Arbeit bald nach der meinigeu er¬
schien, in den wichtigsten Punkten der sprachlichen Erklärung un¬
abhängig mit mir zu den gleichen Resultaten gelangt ist. Somit
ist ein fester Grund zu der Erkläruug der Inschrift gelegt, welche
er mit Recht als die wichtigste aller bisher gefundenen semitischen
Inschriften bezeichnet. Jeden weiteren Fortschritt in dem Ver¬
ständniss derselben wollen wir mit Freuden begrüssen.
Halle, d. 13. Mai 1870.
261
Erster Brief Jakob's von Edessa an Johannes
Dieser Brief findet sicli in einem Manuscript des Britischen
Museums, add. 12172 bezeichnet, welches eine Sammluug von
Briefen des Jakob v. Edessa enthält. Es ist, wie mir Dr. Wrüjht
gütigst mittheilt, Quart und in der Schrift geschrieben, von der
Land (Anecdota Syr. I tab. Xll) Proben mitgetheilt hat. Jener
Gelehrte glaubt, dass die Haudschrift, die übrigens sehr correct
ist, dem 9. spätestens dem 10. Jahrhunderte angehöre. Von deu
Briefen, die lol. 1—79 stehen, und vou denen der auf fol. 65 - 78
von einer andern Hand geschrieben ist, weiss ich nur, dass sie
auch Jakob v. Edessa zum Verfasser haben; die aber von fol. 79—134,
17 an Zahl, aus denen Hr. Dr. Wright den 12. und 13. in Journal
of saered litterature X (New Series) p. 430 if. veröffentlicht hat,
sind mit einer einzigen Ausnahme solche, welche Jakob von Edessa
an einen gewissen Johannes den Styliten gerichtet hat. Dies
geht aus dem Titel hervor, der sich fol. 79a findet:
w.otfoj; I^oocdaS)/ .z>Qkai^ |ju^o l^xn«.? o^;
„Wieder Briefe des ehrwürdigen und heiligen Mar Jacob, Bischof
vou der Stadt Edessa, an Johann deu Styliten, Presbyter von
Jatreb".
Eines Fragmentes von einem Briefe Jakob's von Edessa an
Johann den Styliten erwähnt auch Assemani: Bibliotheca Orient.
tom. 1. pag. 486: |1jq^/ Lo^j J'-^s^/- Fragmentum ejus,
fügt er bei, exstat in Ordine ßeuedictionis Aquae in nocte Epipha-
niae in Rituali Jacobitarum p. 274 Cod. Ecchell. 4.
Vou einem Johannes dem Styliten wird im Catalog des Ebed¬
jesu mitgetheilt (Bibl. Or. III pars 1. p. 256), dass er eine (syrische)
Grammatik geschrieben habe: oo) ^/ ».a.^ j«JO ^ CX>/ ^.»Q .
veröffentlicht von Dr. Robert Schröter.
Bd. XXIV 18