• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Fünfzig Jahre Marknagelung nach Gerhard Küntscher" (22.03.1990)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Fünfzig Jahre Marknagelung nach Gerhard Küntscher" (22.03.1990)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

KURZBERICHT

Fünfzig Jahre

Marknagelung nach Gerhard Küntscher

A

m 28. März 1940 — also vor jetzt

£2.50 Jahren — hat Gerhard Künt- scher in einer denkwürdigen Sitzung der Deutschen Gesellschaft für Chir- urgie in Berlin in seinem Vortrag über „Die Marknagelung von Kno- chenbrüchen" erstmals über seine Erfahrungen und erste Ergebnisse bei der Marknagelung von Schaft- frakturen der langen Röhrenkno- chen berichtet.

Im Rückblick auf die vergange- nen 50 Jahre der Knochenbruchbe- handlung im allgemeinen und der operativen Osteosynthese im speziel- len ist es ebenso gerechtfertigt wie faszinierend, diesem historischen Er- eignis Aufmerksamkeit zu schenken.

Die Geschichte der Marknagelung darf gleichsam als Protobeispiel für

Siegfried Weiler

und speziell unter den anwesenden chirurgischen Ordinarien eine äu- ßerst interessante und für die dama- lige Situation der Knochenbruchbe- handlung bezeichnende Diskussion entwickelt. Während eine Reihe von Diskussionsrednern, wie die Profes- soren Nordmann/Berlin, König,/

Würzburg, Schöne/Berlin und ande- re, dem Vorschlag Küntschers heftig

widersprachen, hat sich vor allem sein damaliger Chef A. W. Fischer/

Kiel hinter seinen Schüler gestellt und der neuen Methode eine große Zukunft vorhergesagt. Immerhin gipfelte jedoch das Resümee und die allgemeine Meinung am Ende der Diskussion darin, daß man G. Künt- scher davon abriet, „sein riskantes Verfahren" weiterzuverfolgen. I>

Abbildung 1: Gerhard Küntscher (1900 bis 1972)

die Eigengesetzlichkeit und Beson- derheit, vielleicht aber auch als Aus- druck der Periodik im Ablauf me- dizinischer Entwicklungen gesehen und gewertet werden.

Aufbauend auf den Erfahrungen der operativen Behandlung von Schenkelhals- und pertrochantären Oberschenkelfrakturen hat Gerhard Küntscher damals in seinem sehr ausführlichen und aufsehenerregen- den Referat bereits die wesentlichen biomechanischen Grundlagen der Osteosynthese im allgemeinen und der intramedullären Stabilisierung im speziellen angesprochen und da- zu grundlegende Ausführungen ge- macht.

Im Anschluß an den Vortrag

Küntschers hat sich im Auditorium Abbildung 2 A-938 (54) Dt. Ärztebl. 87, Heft 12, 22. März 1990

(2)

Zum Verständnis der mehrheit- lich ablehnenden Meinung muß zweifellos die damalige Situation im Hinblick auf den Kenntnisstand und die Infrastruktur der Medizin, spe- ziell der Chirurgie (Asepsis und Ste- rilität, Röntgen und Bildverstärker im OP, keine Antibiotika, Möglich- keit des Blutersatzes, Anästhesie usw.) berücksichtigt werden.

Wer die Person Küntschers noch erlebt und ihn gekannt hat, dem war klar, daß er den ernsthaften Mah- nungen und Ratschlägen nicht fol- gen würde. So ist aus diesen ersten, recht turbulenten Anfängen ein Le- benswerk entstanden, welches einer- seits von der Persönlichkeit und Ei- genheit Küntschers geprägt wurde, andererseits in eine Entwicklungspe- riode der Chirurgie, speziell der Knochenbruchbehandlung, gefallen ist, die mit zu den großen und be- merkenswerten Perioden der moder-

nen Medizin unseres Jahrhunderts gehört. In seiner 1962 erschienenen Monographie „Praxis der Marknage- lung" hat G. Küntscher bereits die bis heute noch gültige Beschreibung und Wertung des Marknagelverfah- rens bis ins Detail dargestellt. Er schreibt dort (Zitat): „Der Markna- gel stellt keinen Ersatz der bisheri- gen Osteosynthesemittel, wie etwa Schraube oder Draht, dar, deren An- wendung in der Chirurgie genau die- selbe ist wie in der Technik. Er wur- de nach ganz besonderen Prinzipien einzig und allein für den lebenden Knochen geschaffen. Seine Benut- zung stellt eine ganz neue Form der Chirurgie dar. Sie erfordert eine sehr große Erfahrung und Übung. Es gibt hier nicht — wie so häufig in der Me- dizin — Unklarheiten und Ungenauig- keiten. Die Ursache des Mißerfolges ist stets klar zu sehen, andererseits ist beim peinlich genauen Arbeiten

die Garantie des Erfolges gegeben."

(Soweit G. Küntscher im Jahre 1962, das heißt vor jetzt 28 Jahren!)

Entwicklung und Einführung des Marknagels in die Knochen- bruchbehandlung zählen mit zu den herausragenden medizinisch/chirur- gischen Pionierleistungen unseres Jahrhunderts. Der heutigen Ärzte- und Chirurgengeneration steht es gut an, sich an ein solch denkwürdi- ges Ereignis der Medizingeschichte zu erinnern, dessen Tragweite erst heute — nach fünfzig Jahren — ange- messen gewürdigt wird.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Siegfried Weller Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik

Schnarrenbergstraße 95 7400 Tübingen

Aspirin-Prävention mit niedriger Dosis

Die Autoren berichten über die Ergebnisse randomisierter Studien zur Wirkung von niedrig-dosiertem Aspirin bei der Behandlung und Verhütung kardiovaskulärer Erkran- kungen. Diese Studien umfaßten a) Personen mit einem durchgemach- ten kardiovaskulären Ereignis — Myokardinfarkt, Apoplex, instabile Angina pectoris, b) Patienten mit ei- nem sich entwickelnden Myokardin- farkt, c) gesunde Individuen.

In der Primärprävention führt die Behandlung mit Aspirin zu einer ein- deutigen Reduzierung des Risikos, einen Erstinfarkt zu erleiden. Auf- grund der unzureichenden Anzahl kardiovaskulärer Endpunktereignis- se in den US-amerikanischen und britischen Studien besteht jedoch Unsicherheit bezüglich der Wirkung auf die Mortalität durch Apoplex und Infarkt.

Gesichert ist dagegen die Wir- kung in der Sekundärprävention. Bei Patienten mit durchgemachtem In- farkt, Apoplex oder instabiler Angi- na reduziert Aspirin eindeutig das

Risiko eines zweiten Ereignisses be- ziehungsweise der kardiovaskulären Mortalität; 1985 wurde die Rezeptie- rung von Aspirin zur Behandlung von Patienten mit durchgemachtem Myokardinfarkt oder instabiler An- gina von der Amerikanischen Food and Drug Administration ausdrück- lich gebilligt. Ebenso wurde ein ein- deutig günstiger Effekt bei der Be- handlung eines vermutlich sich ent- wickelnden kardiovaskulären Ereig- nisses festgestellt. Für die Dosierung genügen dabei offenbar täglich etwa.

80 mg. 325 mg sind nicht weniger ef- fektiv als 1-1,5 g täglich. Diese ho- hen Dosen sind nicht mehr ange- zeigt.

Diese Ergebnisse müssen natür- lich im Zusammenhang mit den be- reits bekannten Daten über die Be- einflussung der kardiovaskulären Ri- sikofaktoren betrachtet werden. So wird durch eine zehnprozentige Sen- kung des Blutcholesterins das Risiko einer koronaren Herzkrankheit um etwa 20 Prozent gesenkt, eine Sen- kung des diastolischen Blutdrucks

um 6 mmHg führt zu einer zehnpro- zentigen Senkung des KHK-Risikos und zu einer fast 40prozentigen Senkung des Apoplexrisikos. Und schließlich senkt die Einstellung des Zigarettenrauchens das KHK-Risiko um 37 Prozent. Daher sollte eine Be- handlung mit Aspirin nur als mög- liche Zusatzmaßnahme, niemals als Alternative zur Risikofaktorreduzie- rung betrachtet werden und nur durch den Arzt vorgenommen wer- den. Im Einzelfall muß das kardio- vaskuläre Risikoprofil des betreffen- den Patienten ebenso mitberücksich- tigt werden wie die bekannten Ne- benwirkungen des Medikaments und seine nachgewiesenen günstigen Wirkungen bei verschiedenen Pa- tientengruppen. sht

Hennekens, C. H., R. Peto: Low-dose aspi- rin in the treatment and prevention of car- diovascular disease. Heartbeat 1989, 3, 1-2.

Dr. Charles H. Hennekens, Departments of Medicine and Preventive Medicine, Harvard Medical School, Boston, MA, USA

A-940 (56) Dt. Ärztebl. 87, Heft 12, 22. März 1990

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Bei allen 114 Patien- ten konnten vor immunologischer Behandlung Lymphomzellen im Kno- chenmark nachgewiesen werden, während nach Therapie im Knochen- mark von 57 Patienten keine

Für die stabile Angina pectoris fanden Ridker und Mitarbeiter (48) an einer Untergruppe der genannten amerikanischen Arztestudie bei zu- sammen 333 Männern mit einer Be-

Hieraus auf positive Effekte auch in akuten Krankheitsphasen wie zum Beispiel dem akuten Herzinfarkt oder der in- stabilen Angina pectoris zu extrapo- lieren, erscheint uns

Die beiden Leserbriefe stellen eine wertvolle und anregende Ergän- zung zu meinem Beitrag über die kardioprotektive Wirkung von ASS in Heft 36/1992 des DÄ dar, indem sie — mit

Nach wie vor ist Deutschlands auflagen- und reichweitenstärkste Zeit- schrift für Ärzte ein wirtschaftliches Standbein des Deut- schen Ärzte-Verlags, auch wenn sich seit der

Dies wiederum war Anlaß dazu, daß das Bundesarbeitsministerium im Oktober 1951 den Entwurf eines Ge- setzes über die Regelung der Bezie- hungen zwischen Ärzten und

senärztlichen Selbstverwaltung in die RVO. Das zur einzigen Errechnungsart für die Gesamtvergütung erklärte Kopf- pauschale — errechnet aus den Aus- gaben der einzelnen Krankenkassen

Diese nüchterne Darstellung des akademischen Lebensweges von Gerhard Theissing gibt eines nicht wieder, was zu seinem achtzigsten Geburtstag besonders hervorge- hoben werden