Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Zytostatische Therapie gastrointestinaler Tumoren
7. Dünndarmkarzinoid
Beim inoperablen Dünndarmkarzi- noid bewährt sich die Kombination von 5-FU und Cyclophosphamid, die allerdings nur bei gesichertem pro- gredientem Verlauf eingesetzt wer- den sollte. In ca. 25 bis 30% sind Remissionen möglich.
Auch Streptozotocin hat einen the- rapeutischen Effekt, besonders in Kombination mit 5-FU (4)_
Neue Tendenzen
Derzeit wird an verschiedenen Orten geprüft, ob sich die Behandlungsre- sultate gastrointestinaler Karzinome durch eine postoperative adjuvante Chemotherapie und/oder adjuvante Immuntherapie verbessern lassen.
Erste Ergebnisse nicht kontrollierter Studien stimmten zunächst optimi- stisch. Bei 213 Patienten mit kolo- rektalen Karzinomen ließ sich durch die postoperative Anwendung von 5- FU die Zahl der Patienten, die nach 5 Jahren noch lebten; steigern (15).
Auch in 2 großen kontrollierten Be- handlungsserien mit insgesamt 1118 Patienten mit Kolonkarzinomen ließ sich zumindest der Trend aufzeigen, daß sich die Überlebenszeiten bei Patienten mit nicht mehr radikal zu operierenden Kolonkarzinomen durch eine postoperative 5-FU-Be- handlung verbessern lassen (10).
Diese günstigen Ergebnisse waren statistisch jedoch nicht signifikant.
Auch in anderen Studien, in denen 5-FU in adjuvanter Chemotherapie eingesetzt wurde, ließ sich eine Le- bensverlängerung statistisch nicht sichern (8, 13, 28). Die alleinige Ga- be von 5-FU scheint demnach auch in Zukunft wenig sinnvoll zu sein (31). Man kann hoffen, daß aggressi- vere Chemotherapieprogramme, ad- juvant eingesetzt, größere Erfolge bringen werden, wie zum Beispiel die Kombination 5-FU und Methyl- CCNU. Derartige Studien sind ange- laufen. Inwieweit eine Immunthera- pie (17, 18) die Behandlungsresulta- te positiv beeinflussen kann, ist noch ungeklärt. Erste Ergebnisse sind jedoch positiv zu beurteilen.
Zusammenfassung
Bei der zytostatischen Behandlung gastrointestinaler Karzinome sind in den vergangenen Jahren Fortschrit- te erzielt worden, nicht so sehr durch neue, wirksamere Mittel, son- dern durch eine sinnvolle Kombina- tionsbehandlung. Heute sind zumin- dest bei kolorektalen und Magen- karzinomen in etwa 40 Prozent Tu- morrückbildungen zu erzielen. Die Überlebenszeiten lassen sich da- durch häufig aber nur gering beein- flussen. Bei kritischer Beurteilung der Möglichkeiten kann man bis heute noch nicht allgemein empfeh- len, bei allen nicht operablen gastro- intestinalen Karzinomen eine Che- motherapie durchzuführen. Eine In- dikation zur Chemotherapie ist bei erheblichen Beschwerden gegeben, die symptomatisch nicht behoben werden können, bei raschem Tu- morwachstum bei noch gutem All- gemeinzustand sowie bei Gefahr tumorbedingter Komplikationen.
Literatur
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Privatdozent Dr. Gunther Hartwich Oberarzt der
Medizinischen Universitätsklinik Krankenhausstraße 12
8520 Erlangen
FÜR SIE GELESEN
Hämatokrit und Gefäßerkrankungen
Die pathophysiologische Rolle des Hämatokrit bei Gefäßerkrankungen, sowohl bei der koronaren Herzer- krankung und der peripheren arte- riellen Verschlußkrankheit als auch bei zerebraler Blutminderversor- gung infolge Zerebralsklerose ist bedeutender als bisher angenom- men. Mit steigendem Hämatokrit nimmt die Blutviskosität zu. Bei ei- nem Hämatokritwert von 47 bis 53 Prozent ist die mittels Isotopenme- thodik gemessene zerebrale Durch- blutung signifikant niedriger als bei einer Kontrollgruppe mit HK-Werten von 36 bis 46 Prozent. Die Autoren fanden bei 19 Patienten mit höheren HK-Ausgangswerten nach einem einfachen Aderlaß eine Steigerungs- rate der zerebralen Durchblutung um 50 Prozent. Diese Befunde stim- men übrigens mit zahlreichen empi- risch mitgeteilten Besserungen sub- jektiver Beschwerden bei Patienten mit einer arteriellen Verschlußkrank- heit (Stadium IV nach Fontaine) nach Hämodilution überein. Darüber hinaus belegt die vorliegende Stu- die, daß Patienten mit Angina pecto- ris gegenüber Kontrollgruppen eine signifikant höhere Gesamtblutvisko- sität aufweisen. Nach einer Senkung des erhöhten Hämatokrits auf Nor- malwerte war kein Unterschied in der Gesamtblutviskosität mehr nachweisbar. Es wurde ferner ein- drucksvoll gezeigt, daß das Hämato- krit für die Gesamtblutviskosität be- deutungsvoller ist als das Fibrino- gen. Eine geringgradige Hämatokrit- erhöhung steigert die Blutviskosität stärker als eine entsprechende mä- ßiggradige Zunahme des Fibrino- gens. Dem
Thomas, D. J., Marshall, J., Ross Russe!, R. W., Wetherley-Mein, G., du Boulay, G. H., Pearson, T. C., Symon, L., and Zilkha, E.: Effect of haematocrit an cerebral blood-flow in man, Lancet 2 (1977) 941, Institute of Neurology and St. Thomas' Hospital, London - Nicolaides, A.
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