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A2480 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 39½½½½28. September 2001
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a es bisher in Deutschland nur we- nige epidemiologische Daten zur Häufigkeit von arteriellen Gefäß- erkrankungen gibt, wird die hiesige Si- tuation aufgrund von Zahlen aus dem Ausland extrapoliert. Die „German Epi- demiological Trial on Ankle Brachial Index“ – kurz getABI-Studie genannt – soll jetzt eine verlässliche epidemiologi- sche Basis zu dieser dringenden Fra- gestellung schaffen. Sie wird in den nächsten Wochen gestartetPeriphere arterielle Verschlusskrank- heit, koronare Herzkrankheit und zere- brovaskuläre Erkrankung treten häufig gemeinsam in Erscheinung. Als AVK wird im Allgemeinen eine Manifestati- on der Atherosklerose unterhalb der Aortenbifurkation definiert. Studien bei Patienten mit einer Claudicatio in- termittens ergaben, dass bis zu 90 Pro- zent auch Zeichen einer koronaren Herzkrankheit aufwiesen.
Patienten aus Hausarztpraxen
Der Nachweis einer degenerativen Ver- änderung des peripheren Gefäßsystems ist damit ein Hinweis auf den Allgemein- zustand des Gefäßsystems. Andererseits leidet nur eine Minderheit der Patienten mit einer nachweisbaren AVK an einer manifesten Claudicatio intermittens. Die Diagnose wird daher häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt.
Eine unkomplizierte, indirekte und nichtinvasive Methode zur Diagnose pe- ripherer Gefäßveränderungen und zum Nachweis atherosklerotischer Verände- rungen des Gefäßsystems ist die Messung des Knöchel-Arm-(Druck-)Index (ABI).
In der getABI-Studie wird diese Technik angewendet, um den Gefäßstatus der Pa- tienten zu untersuchen. Die Druckdiffe-
renz wird mittels eines Doppler-Ultra- schallgerätes unter standardisierten Be- dingungen ermittelt. Verglichen wird der systolische Blutdruck am distalen Ende der Wade mit dem der Arteria brachialis.
Ziel der getABI-Sudie ist es, Präva- lenz, Inzidenz und Risiken der periphe- ren arteriellen Verschlusskrankheit in einer repräsentativen Stichprobe älte- rer Patienten in hausärztlicher Betreu- ung zu erheben. Zusätzlich wird das Problembewusstsein der behandelnden Ärzte im Hinblick auf die Erkrankung AVK bestimmt (Physical-Awareness- Fragebogen). Für die Studie sollen 6 000 Patienten ab einem Lebensalter von 65 Jahren über drei Studienjahre prospek- tiv untersucht und beobachtet werden, unabhängig davon, ob bereits Symptome einer AVK vorhanden sind oder nicht.
Die Studie wird verteilt über 25 Regio- nen in Deutschland in 250 allgemeinärzt- lichen Praxen durchgeführt. Jeder Arzt betreut während des Studienzeitraums etwa 20 Patienten. Alle Teilnehmer er- halten die vollständige, ihrer Grunder- krankung angemessene Therapie.
Die getABI-Studie, die von Sanofi- Synthelabo unterstützt wird, untersucht den Unterschied hinsichtlich der Mor- talität beziehungsweise der Häufigkeit atherothrombotischer Ereignisse zwi- schen Patienten mit einer diagnostizier- ten AVK zu Beginn der Studie und Pati- enten, bei denen keine AVK festgestellt wird. Neben Untersuchungen zur Häu- figkeit und Risikofaktoren werden Da- ten erhoben, die den bisher nicht hinrei- chend belegten Zusammenhang zwi- schen einer diagnostizierten AVK und dem Risiko kardio-, zerebro- oder peri- pher-vaskulärer Ereignisse aufklären sollen. Unterschiedliche Behandlungs- arme verschiedener Patientenpopula- tionen sind dabei nicht vorgesehen. EB
Arterielle Gefäßerkrankungen
Epidemiologische Studie wird gestartet
Durch die getABI-Untersuchung sollen endlich klare Zahlen zur Häufigkeit in Deutschland evaluiert werden.
Medizinreport
P O L I T I K