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Archiv "Vertragsärztliche Versorgung: Viel Unmut an der Basis" (14.10.2011)

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A 2130 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 41

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14. Oktober 2011

VERTRAGSÄRZTLICHE VERSORGUNG

Viel Unmut an der Basis

Der Präsident der Bundesärztekammer zeigt Verständnis für die Nöte der Vertragsärzte.

Grundlegende Änderungen seien aber nicht auf die Schnelle zu erwarten.

D

er Präsident der Bundesärz- tekammer (BÄK) hat eine Mission: „Wir müssen wieder ver- suchen, alle Ärzte zusammenzu- bringen, um gemeinsam für die Zu- kunft zu streiten.“ Zu diesem Zweck hat Dr. med. Frank-Ulrich Montgomery verschiedene Ärzte- verbände am 20. Oktober zu einem Treffen nach Berlin eingeladen, da- für reist er durch die Republik und sucht den Dialog mit der Basis, wie etwa am 5. Oktober im Düsseldor- fer Hilton, wohin er einer Einla- dung der Freien Ärzteschaft (FÄ) zu einer Podiumsdiskussion mit der nordrhein-westfälischen Gesund- heitsministerin Barbara Steffens und dem FÄ-Präsidenten Martin Grauduszus gefolgt ist. Letzterer scheint geneigt, mit ins gemeinsa- me Boot zu kommen; denn „vieles von dem, was der Bundesärztekam- mer-Präsident zu den Belangen der niedergelassenen Ärzteschaft ge- sagt hat, hat uns aufhorchen las- sen“. Und auch für Montgomery gibt es gar nicht so viel Wider- sprüchliches zwischen Grauduszus und ihm. „Wenn man das vertrags- ärztliche Abrechnungssystem von außen betrachtet, dann wirkt das wie ein in sich geschlossenes Wahnsystem – aber: Wir werden ei- ne Lösung nicht revolutionär inner- halb kürzester Zeit bekommen, es braucht ein wenig Geduld.“ Dass mehr Geld für den Erhalt eines leis- tungsfähigen Gesundheitssystems nötig sei, werde von der Bundesärz- tekammer schon seit Jahren rekla- miert, betont Montgomery. Aber angesichts der derzeitigen Wirt- schaftslage sei hier vorerst nichts zu erwarten.

„Ich brauche aber jemanden, der mir jetzt hilft – und Sie lassen mich mit diesem unsäglichen Regelleis- tungsvolumen im Regen stehen“, lautet dazu der Kommentar einer

Zuhörerin. Der Geduldsfaden bei den Anhängern der Freien Ärzte- schaft im Saal scheint zum Zerrei- ßen gespannt. Der Ärger über die Arbeitsbedingungen und Honorare ist groß und wird bereitwillig arti- kuliert – viel zu knapp bemessene Regelleistungsvolumina (RLV), un- erträgliche Anforderungen der Kos- tenträger, überbordende Bürokratie oder Anspruchsdenken von Patien- ten werden unter anderem genannt.

Viele empfinden den Umstand, dass die Krankenkassen ihre Bilanzen nicht öffentlich machen müssen, als ein großes Ärgernis. „Der Versi- cherte zahlt sein gutes Geld bei der

Kasse ein, es liegt dort in Geisel- haft. Wir versuchen, es dort heraus- zubekommen, und die Kassen sa- gen uns nicht, wie sie ihre Gelder verteilen, es ist völlig intranspa- rent“, unterstreicht der stellvertre- tende Vorsitzende der Kassenärztli- chen Vereinigung Rheinland-Pfalz, Dr. med. Peter Heinz, diesen Sach- verhalt.

Allerdings wollen die Teilnehmer auf dem Podium nicht die Verant- wortung für diese Missstände über- nehmen. So betont NRW-Gesund- heitsministerin Steffens mehrfach, sie habe sich mit allem Nachdruck für die Anhebung der vertragsärztli- chen Honorare in Nordrhein-West- falen auf einen Bundesdurch- schnittswert eingesetzt, sei damit aber bei den meisten Ministerkolle- gen auf Granit gestoßen. Dieses Problem könne nicht auf Länder-

ebene gelöst werden. „Hier braucht man eine einvernehmliche Lösung zwischen Ärzten und Politik.“ Und auch bei den RLV weist sie die Ver- antwortung von sich: „Ich bin dafür nicht zuständig; dann würde es die- se so nicht geben.“ Allein mit der Durchsetzung einer bundeseinheit - lichen Honorierung sei es bei den derzeit bestehenden vertragsärztli- chen Versorgungsproblemen nicht getan, merkt dazu Grauduszus an.

Anstatt mit großen Geldsummen zahllose Zusatzverträge zu finanzie- ren, wodurch sich in den vergange- nen Jahren die ärztliche Versorgung insgesamt nicht verbessert habe,

sollte das gesamte Ho- norar in die Regelver- sorgung fließen.

Grundsätzlich kom- me man aber nicht an der Priorisierungsde- batte vorbei, die sein Vorgänger im Amt des BÄK-Präsidenten an- gestoßen habe, führt Montgomery aus. Werde diese nicht weitergeführt, würde zwangsläufig die ungesteuerte Rationierung auf der Mikroebene immer mehr zu- nehmen, das heißt, den Ärzten blie- be nichts anderes übrig, als die Ra- tionierung vor Ort zu exekutieren.

Für die unzufriedenen niedergelas- senen Ärzte hält BÄK-Präsident Montgomery einen Tipp bereit:

„Wenn Sie mit Ihrer Tätigkeit in- nerhalb des KV-Systems hadern, dann müssen Sie sich auf den Weg in die KV-Gremien machen, ohne auf dem Weg dorthin all diejenigen zu verprellen, die nicht hundertpro- zentig Ihrer Meinung sind.“ Und wenn es gar zu schlimm und uner- träglich werde, dann müsse man über die Auflösung des Vertragsver- hältnisses nachdenken. „Ich halte dies für nachvollziehbar.“

Thomas Gerst

Wer sagt, ich will nicht mehr im vertrags- ärztlichen Bereich behandeln, der muss über die Auflösung des Vertrags nachdenken.

Ich halte dies für nachvollziehbar.

Frank-Ulrich Montgomery

P O L I T I K

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