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Archiv "Die ärztliche Versorgung alter Menschen" (10.09.1981)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Geriatrie

Die ärztliche Versorgung alter Menschen

Die mittlere Lebenserwartung un- serer Bevölkerung hat in den letz- ten Jahrzehnten deutlich zuge- nommen. Dies ist eine Folge der Verbesserung der allgemeinen Lebenshygiene und der Beherr- schung der Infektionskrankhei- ten im Rahmen einer besseren ärztlichen Versorgung. Die Zahl alter Menschen nimmt laufend weiter zu. Jeder 5. unserer Mit- bürger ist älter als 60 Jahre und jeder 7. älter als 65. Die Sorge um diese alten Menschen und spe- ziell um die chronisch Kranken unter ihnen hat beträchtliche ärztliche Probleme aufgeworfen.

Die Krankheitserkennung und -behandlung, vorsorgliche und pflegerische Maßnahmen neh- men in der ärztlichen Arbeit heu- te einen großen Raum ein. Nur wenige der heute tätigen prakti- schen Ärzte und Fachärzte hatten während des Studiums Gelegen- heit, die Besonderheiten der Ge- rontologie kennenzulernen. So ist es ein begründetes Anliegen der Weiterbildung und der Fort- bildung, die Ärzte mit den Mög- lichkeiten der Betreuung älterer Menschen vertraut zu machen.

Aber auch der akademische Un- terricht muß sich dieser Fragen stärker annehmen. Das gilt insbe- sondere für die Vorsorge und die Früherkennung von Krankheiten im Alter.

Nur wenige ausgesprochene Al- terskrankheiten sind durch ge- staltliche Besonderheiten ge- prägt. Der Gesamtorganismus wie die einzelnen Organe reagie- ren auf Schädigungen relativ ein- förmig. Die Pneumonie oder das Magengeschwür zum Beispiel haben ihre vorgegebenen Er- scheinungsformen. Gleichgültig ist dabei jedoch nicht, ob sie bei einem jungen, abwehrkräftigen Menschen oder bei einem alten, durch zahlreiche Vorkrankheiten oder Verschleißerscheinungen geschwächten Menschen auftre-

ten. Die allgemeine und spezielle Abwehrbereitschaft des Organis- mus spielt für den Ablauf einer Krankheit im Wechselspiel zwi- schen krankmachenden Fakto- ren und somatischer Reaktion ei- ne große Rolle, ebenso die psy- chische Situation.

Das Altern ist innerhalb gewisser Grenzen genetisch bestimmt. Die meisten der im Alter auftretenden Krankheiten beruhen jedoch auf äußeren, das heißt auf erworbe- nen Schäden. Das gilt für die gro- ße Gruppe der in der Krankheits- und Todesursachenstatistik füh- renden Veränderungen an Herz und Gefäßen genauso wie für die zweitwichtigste Gruppe, die Krebskrankheiten. Wir verfügen zwar auch heute noch über nur geringe Kenntnisse bezüglich der krebsauslösenden Noxen, aber es gibt hierzu unbestreitbar ätio- logische Zusammenhänge.

Mit steigendem Lebensalter wächst die Gefahr, bei anhalten- den Schäden bösartige Krankhei- ten zu entwickeln, immer mehr.

Für die Entstehung und für den Ablauf dieser Krankheiten ist die immunologische Abwehrsi- tuation von großer Bedeutung.

Gerade auf dem Gebiet der Im- munabwehr hat die experimen- telle Forschung große Fortschrit- te gemacht, welche auch der praktischen Medizin zugute kom- men. Die Grundprinzipien des Al- terns in ihren Beziehungen zur Ätiologie, Pathogenese, Patholo- gie und Klinik der Alterskrankhei- ten sind auch weiterhin ein zen- trales Anliegen der Geriatrie und der Gerontologie.

Alle wissenschaftlichen Erkennt- nisse werden dazu führen, daß wir dem alten Menschen weitere, beschwerdearme Jahre vermit- teln können. Max Bürger hat schon vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, daß die allgemeine

EDITORIAL Lebensführung sch an frühzeitig die Weichen für Beg inn und Ab- lauf des Alterns stellt. Das gilt nicht nur für die Gestaltung der Arbeitswelt, sondern gerade in der heutigen Zeit auch für die Freizeitgestaltung. Wir Ärzte ha- ben besondere Verpflichtungen auch als Gesundheitsberater. Die moderne Medizin sieht ihre Auf- gaben nicht allein im Helfen und Heilen, sondern in zunehmen- dem Maße auch in der Vorsorge und Fürsorge. Zu beidem ist es nie zu spät. Gerade die Früher- kennung bösartiger Erkrankun- gen hat heute ihren festen Platz auch in der Betreuung alter Men- schen. Sie darf freilich nicht den Ärzten allein aufgebürdet wer- den, sondern muß Anliegen der gesamten Gesellschaft werden.

Vor allem der Familie kommt eine außerordentliche Bedeutung für das Wohlbefinden unserer alten Mitbürger zu. Der Haus- und Fa- miliendoktor kann sie in ihren Aufgaben unterstützen, darüber hinaus muß es aber ein Anliegen aller für die Gesundheit unserer Bürger verantwortlichen Stellen sein, sich intensiv um die bejahr- te Bevölkerung zu kümmern. Die gesamte Gesundheitsfürsorge und insbesondere die Sozialfür- sorge dürfen nicht nur die medi- zinischen Dienste einschließen, sondern müssen auch die prä- morbiden Phasen, in denen ein Mensch noch nicht krank, aber in seiner Befindlichkeit gestört und in seiner Leistungsfähigkeit ein- geschränkt ist, erfassen.

Bei alledem bleibt zu bedenken:

Entstehung und Ablauf der Krankheiten alter Menschen wer- den nun einmal durch den zwangsläufigen Verschleiß des Alterns mitbestimmt. Die natürli- che Lebenserwartung ist nach wie vor beschränkt, und so wird es auch immer bleiben. Als Auf- gaben der Geriatrie läßt es sich daher bezeichnen, dem einzel- nen zu mehr lebenswerten Jah- ren im vorgegebenen biologi- schen Rahmen zu verhelfen. DÄ

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 37 vom 10. September 1981 1729

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