B R I E F E
Krankenversorgungssystems, näm- lich dem Wegbrechen der Einnahme- basis durch hohe Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne (gefordert von Wirt- schaftsvertretern), die Zunahme von freiberuflichen Nebeneinkommen, die nicht automatisch von der Bei- tragspflicht erfasst werden, beson- ders im akademischen Bereich, ganz allgemein durch das Absinken des realen Einkommens unterer und mitt- lerer Schichten . . .
Dr. med. Michael Stiel, Herpenstraße 22, 53117 Bonn
Gesundheitsbewusstes Verhalten fördern
Die steigenden Kosten im Gesund- heitswesen werden unentwegt allein der zunehmenden Überalterung und dem medizinischen Fortschritt an- gelastet. Völlig ausgeblendet wird dabei, dass die Solidaritätsgemein- schaft der Krankenversicherten durch das bewusst gesundheits- schädliche Verhalten eines großen Teils ihrer Mitglieder in hohem Maße belastet wird. Während in kei- ner anderen Versicherung leichtfer- tig provozierte Schäden übernom- men werden, besteht in der Kran- kenversicherung keinerlei Ver- pflichtung, das versicherte Gut, d. h.
die eigene Gesundheit, vor vermeid- baren Schäden zu bewahren. Die da- durch anfallenden Kosten insbeson- dere durch Übergewicht, Alkohol- und Nikotinmissbrauch gehen dabei in die Zigmilliarden mit steigender Tendenz. Diese müssten daher durch gestaffelte Beiträge bzw.
Gesundheitszuschläge auf Alkohol- und Tabakwaren ausgeglichen wer- den. Das populistische Ansinnen, Unfälle bei Freizeitsportlern künftig auszugrenzen, kann man dagegen nur als absurd bezeichnen. Dadurch würden gerade ein gesundheits- bewusstes Verhalten bestraft und zudem ein aufwendiges Kontroll- system in Gang gesetzt werden.
Damit unser Gesundheitssystem nicht weiter ruiniert wird, helfen keine finanziell „sozialverträgli- chen“ Tricksereien (Prämien, Pau- schalen, Fonds, Soli-Zuschläge, Pools . . .), sondern mehr Eigenvor- sorge, d. h. mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit, und zwar in
erster Linie durch ein gesundheits- bewusstes Verhalten und dann erst in zweiter Linie durch eine finanzi- elle Absicherung . . .
Dr. Bonifaz Ullrich,Schillerstraße 32, 66440 Blieskastel
EINKOMMEN
Die Selbstverwal- tung kritisiert Ge- sundheitsfonds und kleine Kopfprämie (DÄ 27/2006: „Dro- hende Staatsmedi- zin“).
Nicht mehr als A 12
. . . Dass unser Gesundheitssystem zunehmend durch kapitalistische Machenschaften und Lohndumping imponiert, sollten Ihre Autoren eben- so wachsam verfolgen wie die „dro- hende Staatsmedizin“ an die Wand
zu malen. Es ist grotesk: Dass zuneh- mend ärztliche Kollegen im staatli- chen Gesundheitssystem in Großbri- tannien arbeiten und dort deutlich mehr Geld verdienen als hier, wird unzureichend „wahrgenommen“.
Wenn ich als nunmehr 60-Jähriger mein Einkommen mit Freunden in Justiz, Verwaltung und Bundeswehr vergleiche, so bin ich nicht über A 12 hinausgekommen (weniger als das damalige Einstiegsgehalt). Ich will hier nicht jammern, A 12 ist ein ganz ordentliches Gehalt, doch dass ich durch ISO-Zertifizierung, Datenver- arbeitung und Weiterbildung aus die- sem Gehalt noch zu den Praxiskosten dazuschießen muss, ist ein Skandal, der im DÄ zu wenig thematisiert wird. Wenn für mich mein Beruf nicht gleichzeitig mein Hobby wäre, wäre meine Situation unerträglich und der Burn-out unausweichlich.
Dr. med. Michael A. Ullmann,Karlstraße 6, 86150 Augsburg
Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 37⏐⏐15. September 2006 A2377