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Archiv "Indikationen für eine systemische Kortikoidtherapie" (01.11.1996)

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gebracht. Trotz sicherer und effekti- ver Wirkung in der Hand des umsich- tigen Therapeuten muß derzeit eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden, um einem Patienten die Vor- teile einer Therapie mit externen Glu- kokortikosteroiden plausibel zu ma- chen. Ein wesentlicher Aspekt ist zum Beispiel, daß die Nebenwirkungen ei- gentlich keine Nebenwirkungen im engeren Sinne sind, sondern – abgese- hen von der Kortikoidallergie – im- mer aus einem Zuviel an gewolltem Effekt resultieren. Das Zeitintervall vom Beginn einer äußerlichen Korti- kosteroid-Therapie bis zum Auftre- ten von Nebenwirkungen kann in et- wa mit zwei Wochen angegeben wer- den. Von diesen Nebenwirkungen soll besonders auf die Atrophie hingewie- sen werden, die überproportional häufig bei jüngerer, aber auch beson- ders bei alter Haut auftritt. Weiterhin sind zu nennen Rubeosis, Teleangiek- tasien, Purpura und Striae rubrae di- stensae sowie die periorale rosazeaar- tige Dermatitis, die regelmäßig bei mißbräuchlicher Anwendung von Steroiden im Gesichtsbereich auftritt.

Eine nicht seltene Nebenwirkung ist die Allergie gegen Kortikosteroide selbst, die natürlich nicht leicht zu ve- rifizieren ist, da Steroide generell eine allergische Reaktion an der Haut un- terdrücken.

Eine Suppression der Hypothala- mus-Hypophysenvorderlappen-Ne- bennierenrindenachse wird man nur ausnahmsweise bei außerordentlich großflächiger Anwendung mit hoch- potenten Steroiden, bei Okklusion oder bei Kindern sehen.

Kombinationspräparate

Zahlreiche äußerliche Steroide enthalten zusätzlich antimikrobielle Substanzen wie Antibiotika, Antimy- zetika oder Antiseptika. Solche Kom- binationspräparate sollten nicht kritik- los eingesetzt werden. Jedoch kann ein derartiges Präparat durchaus sinnvoll sein, wenn zum Beispiel ein superinfi- ziertes Ekzem vorliegt. Es sollte je- doch nur nach eingehender Diagnostik verabreicht werden. Abzulehnen ist ei- ne Kombination von Steroiden mit Antibiotika plus Antimyzetika, ist sie doch nur ein Zeichen einer nicht kor- rekt gestellten Diagnose.

Zusätze von Keratolytika und Keratoplastika wie Salicylsäure und Harnstoff führen infolge verbesserter Penetration zu einer Verstärkung des Steroideffektes. Das gilt auch, wenn Penetrationsvermittler wie Propy- lenglykol oder ähnliches zugesetzt werden.

Systemische Anwendung

Die Krankheitsintensität und der Befall tiefer gelegener Hautkompar- timente sowie das Ausmaß der befal- lenen Hautareale sind wegweisend für die Entscheidung zur systemi- schen Kortikoidtherapie (relative In- dikation). Wenn zum Beispiel eine

tief gelegene Vaskulitis vorliegt oder wenn die Dermatose mehr als 20 Pro- zent der Körperoberfläche einnimmt, wäre es umständlich und unwirt- schaftlich, nur äußerlich zu therapie- ren. Bei einer Reihe von Erkrankun- gen wie malignen Lymphomen wer- den Kortikoide mit der zytostatischen Medikation zusammen appliziert (et- wa MOPP- oder COPP-Schema).

Die Kriterien für die innerliche Gabe von Kortikosteroiden bei Der- matosen unterscheiden sich nicht von denen bei anderen Erkrankungen.

Zahlreiche, zum Teil sehr schwere oder in der Tiefe gelegene dermatolo- gische Erkrankungen bedürfen obli- gat der Kortikosteroidtherapie (abso- lute Indikation), wie akute lebensbe- drohliche Erkrankungen (anaphylak- tischer Schock, toxische epidermale Nekrolyse und ähnliches) oder auch Autoimmunerkrankungen (Pemphi- gusgruppe, Lupus erythematodes, Dermatomyositis) (Textkasten „Indi- kationen für eine systemische Kortiko- idtherapie“).

Wie auch bei äußerlicher An- wendung führt die systemische Gabe von Steroiden zu Nebenwirkungen an der Haut. Besonders zu nennen sind Hirsutismus, Ekchymosen, Stero- idakne und periorale rosazeaartige Dermatitis sowie Atrophie des Haut- organs, die sich an den Augenlidern, Axillen und Thorax als Striae disten- sae oder zigarettenpapierdünne Haut zeigen. Auch Pseudonarben (pseudo- cicatrices stellaires spontanées) mit erhöhter Verletzlichkeit der Haut sind zu beobachten.

Dosierung

Die Dosierung der Kortikoide ist abhängig von der Art und dem Aus- maß der Erkrankung. Als hohe Do- sierung sind Mengen von 80 bis 150 mg Prednisolon pro Tag anzusehen, eine mittlere Dosis beträgt 40 bis 80 mg und eine niedrige 7,5 bis 40 mg Prednisolonäquivalent. Gelegentlich kommt man mit noch geringeren Do- sen aus (vier, drei oder gar nur zwei Milligramm). Diese Dosis herauszuti- trieren ist eine mühsame, aber loh- nenswerte Kunst, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert. Die Dosierungen zu den einzelnen Der- matosen finden sich in Tabelle 2.

A-2871

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 44, 1. November 1996 (55) ZUR FORTBILDUNG

Indikationen für eine

systemische Kortikoidtherapie

Allergische Dermatosen mit systemischer Beteiligung Schwere akute Urtikaria Quincke-Ödem

Toxische epidermale Nekrolyse Schwere Arzneimittelexantheme Autoimmunerkrankungen Pemphigus

Bullöses Pemphigold

Systemischer Lupus erythematodes Panarteriitis nodosa

Arteriitis temporalis Progressive systemische Sklerodermie

Mixed connective tissue disease Dermatitis herpetiformis Duhring Entzündliche Dermatosen

Schwere großflächige Dermatitiden Schwere Dyshidrose

Erythema exsudtivum multiforme Erythema nodosum

Erythrodermien

Lichen ruber exanthematicus Akute febrile neutrophile Dermatose (Sweet)

Granulomatöse Erkrankungen der Haut

Sarkoidose

Cheilitis granulomatosa Andere Hauterkrankungen Postzosterische Neuralgie Jarisch-Herxheimer-Reaktion bei Therapie der Lues

Kavernöses Hämangiom Morbus Behcet

Pyoderma gangraenosum Maligne Lymphome

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