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Archiv "Mitteilungen „Aus der UAW-Datenbank“: Akute schwere Atemnot nach Tamsulosin" (15.06.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 24⏐⏐15. Juni 2007 A1769

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Tamsulosin ist ein adrenerger Alpha-1-Rezeptorenblocker. Zwei Gruppenvertreter (Doxazosin und Terazosin) wurden primär als Antihypertensiva entwickelt, Alfuzosin und Tamsulosin da- gegen direkt als Prostata-Arzneimittel. Indiziert sind sie zur Behandlung von Miktionsstörungen bei benigner Prostatahy- perplasie, wobei der therapeutische Nutzen der vier Substanzen im Wesentlichen identisch ist. Die Alpha-1-Rezeptorenblocker wirken rein symptomatisch durch eine Relaxierung der glatten Muskelzellen in der Prostata, der prostatischen Harnröhre und im Bereich des Blasenhalses. Die Größe der Prostata wird nicht beeinflusst. Tamsulosin wurde 2005 mit 132 Mio. DDD und mit gegenüber dem Vorjahr steigender Tendenz (+16,4 %) verord- net (1).

Die aufgrund pharmakokinetischer und -dynamischer Unter- schiede angenommenen Besonderheiten in den Nebenwir- kungsprofilen der vier Substanzen finden sich in kontrollierten Studien nicht sowie in der täglichen Praxis. Die wichtigste un- erwünschte Arzneimittelwirkung (UAW) ist die auf dem Wirk- mechanismus beruhende Blutdrucksenkung. Sie ist besonders deutlich bei Behandlungsbeginn, weshalb eine erhöhte Vorsicht bei Erstverschreibung und ggf. eine einschleichende Dosierung angeraten wird. Letztere ist für Doxazosin und Alfuzosin expli- zit vorgeschrieben.

Der AkdÄ wird nun von einem 66-jährigen Mann berichtet (Fall-Nr. 144119), bei dem sieben Stunden nach erstmaliger Einnahme von 0,4 mg Tamsulosin in retardierter Form (Alna® Ocas®) eine als schwer empfundene Atemnot auftrat. Die Sym- ptomatik hielt etwa eine Stunde an und bildete sich innerhalb von drei Stunden allmählich zurück. Weder vorher noch nach- her wurden bei dem Patienten ähnliche Symptome festgestellt, eine Reexposition mit dem Arzneimittel fand nicht statt. Anam- nestisch fanden sich keine Hinweise auf eine atopische Diathe- se. Der Schilderung nach ist schwer zu differenzieren, ob es sich um eine Obstruktion im Bereich der oberen oder der unte- ren Luftwege handelte. Auch eine starke Blutdrucksenkung als Ursache der subjektiven Beschwerden ist nicht völlig auszu- schließen.

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: Februar 2007) sind 218 Ver- dachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen nach Gabe von Tamsulosin erfasst. Hiervon beziehen sich 22 (10 %) auf Symptome des Respirationstraktes. Fünfmal werden Dyspnoe, je zweimal Bronchospasmus und Lungenödem sowie einmal Larynxödem genannt. Befunde an den oberen Atemwegen wer- den in der DrugDex Datenbank (2) unter Tamsulosin recht häu- fig aufgeführt: Rhinitis (13–18 %), Pharyngitis (5–6 %) und Si-

nusitis (2–4 %). Auch Husten (nicht näher spezifiziert) wird im Prozentbereich genannt (3–4 %).

Atemnotartige Symptome nach Tamsulosin sind somit nicht außergewöhnlich, sodass auch bei dem gemeldeten Fall von ei- ner UAW ausgegangen werden muss. Auch wenn das Auftreten von Atemnotsymptomen unter Tamsulosin grundsätzlich be- kannt ist, hat sich die AkdÄ angesichts der hohen Verschrei- bungsfrequenz zu dieser Mitteilung entschlossen. Bisher ist in den Fachinformationen zu Tamsulosin (Alna®Ocas®, Stand Ju- li 2006, sowie zahlreiche Generika) als unerwünschtes Sym- ptom im Respirationstrakt lediglich die Rhinitis aufgeführt (3).

Auch eine zusammenfassende Arbeit zur Pharmakovigilanz von Tamsulosin nennt trotz eines großen Zahlenmaterials schwere Atemnot als UAW nicht (4). Nach mündlicher Aus- kunft des BfArM wurde inzwischen im Rahmen des Verfahrens zur Verlängerung der arzneimittelrechtlichen Zulassung die Fachinformation überarbeitet und die UAW „Atembeschwer- den“ aufgenommen.

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkun- gen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regel- mäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletz- ten Umschlagseite abgedruckten Berichtsbogen verwenden oder diesen aus der AkdÄ-Internetpräsenz www.akdae.de ab- rufen.

LITERATUR

1. Mühlbauer B, Osswald H: Urologika. In: Schwabe U, Paffrath D (Hrsg.): Arzneiver- ordnungs-Report 2006. Berlin, Heidelberg, New York: Springer-Verlag, 2007;

925–44.

2. DrugDex: www.thomsonhc.com. Thomson MICROMEDEX®Healthcare Series, Stand: Februar 2007.

3. Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG: Fachinformation „Alna®Ocas® 0,4 mg Retardtabletten“. Stand: Juli 2006.

4. Mann RD, Biswas P, Freemantle S et al.: The pharmacovigilance of tamsulosin:

event data on 12 484 patients. BJU Int 2000; 85: 446–50.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert- Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: 0 30/40 04 56-5 55, E-Mail:

info@akdae.de, Internet: www.akdae.de )

„Richtlinie

der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung

in der Mikrobiologie“

Der Vorstand der Bundesärztekammer hat am 13. Mai 2007 auf entsprechenden Antrag das Referenzinstitut für Bioanalytik der Deutschen Vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und La- boratoriumsmedizin e.V. als Referenzinstitution für die Durch- führung von Ringversuchen gemäß der „Richtlinie der Bundes- ärztekammer zur Qualitätssicherung in der Mikrobiologie“ be- rufen. Ringversuchsleiter ist Prof. Dr. K. P. Kohse. ) B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

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ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT

„Aus der UAW-Datenbank“

Akute schwere Atemnot

nach Tamsulosin

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