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Archiv "Akute Luftnot durch Erkrankungen des Kehlkopfes" (17.11.1977)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

NOTFALL IM BEREITSCHAFTSDIENST

Akute Luftnot

durch Erkrankungen des Kehlkopfes

Unter den zahlreichen Ursachen für eine akute Luftnot nehmen Störungen, die im Bereich des Kehlkopfs lokalisiert sind, in mehrfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Die Supraglottis, entwick- lungsgeschichtlich ein Teil der unteren Speisewege und beim Schlucken in ständigem Kontakt mit der Nahrung, neigt schnell zu massiven Ödemen und Hämatomen. Die eigentliche Glottis (Stimmbandre- gion) wird überwiegend von langsam wachsenden Einengungen wie malignen Tumoren, Papillomen usw. befallen und kann auf Grund ihrer schlitzförmigen Gestaltung und mit Hilfe des sich konisch erweiternden subglottischen Raumes Stenosen funktionell länger kompensieren als die Trachea. Die Toleranzbreite ist dabei aber so gering, daß bei Hinzukommen eines weiteren Reizes aus der chroni- schen rasch eine akute Luftnot werden kann. Der subglottische Raum wiederum zeichnet sich insbe- sondere beim Neugeborenen und beim Kleinkind durch eine erhöhte Schwellfähigkeit der Schleimhaut aus. Eine Insuffizienz des knorpeligen Stützskelets kann in allen drei Etagen Luftnot verursachen.

Schließlich sei an die komplexe motorische lnnervation des Kehlkopfinnern erinnert, durch die eine zu spät erkannte und dadurch länger bestehende beidseitige Rekurrensparese (Stimmlippen in Parame- dianstellung) beim älteren Menschen unweigerlich zu einem Rechtsherzversagen führt.

Symptomatik

Beim Neugeborenen:

Flatternder Stridor beim Schreien mit Einziehung des Jugulums bei klarer Stimme.

In- und exspiratorischer Stri- dor mit Heiserkeit.

Beim Kind:

In-, später auch exspiratori- scher Stridor bei klarer Stimme, aber kloßiger Spra- che mit Schluckbeschwerden im Rahmen eines fieberhaften Infekts.

Zunächst bellender Husten, später in- und exspiratori- scher Stridor im Rahmen ei- nes fieberhaften Infekts.

Wie oben, Kehlkopf jedoch mit weißlichen Belägen be- setzt, die nach Abhusten bluti- ge Stellen zurücklassen

Anfallsartiger inspiratorischer Stridor mit Zyanose bei Ra- chitis.

Diagnose

Stridor congenitus bei Weich- heit des knorpeligen Kehl- kopfgerüsts

Verdacht auf Membran im Be- reich der vorderen Glottis

Epiglottitis durch Haemophi- Ius influenzae, Zungengrund- tonsillitis, Peritonsillarabszeß oder sonstige Infekte des Hy- popharynx

Subglottische Laryngitis (Pseudokrupp)

Larynxdiphtherie (echter Krupp)

Glottiskrampf bei rachitischer Spasmophilie

Therapie

Zumeist harmlos, trotz Zyano- se. Hochnehmen des Kindes, Bauchlagerung. Sedieren, 0 2 . Einweisung mit Krankenwa- gen und Schwester in HNO- Klinik zur Laryngoskopie

Sofort Kortison (Solu Decortin H® 50-100 mg und Antibioti- kum i. v.), Klinikeinweisung mit Notarztwagen, dort zu- sätzlich Inhalationen

Wie oben, zusätzlich beim Transport 0 2 -Überdruckbeat- mung über Maske

Sofort Diphtherieserum geben (auch auf Verdacht), zusätz- lich Antibiotikum, Calcium 10% 10 ml. Mit Notarztwagen Klinikeinweisung

Krampf löst sich von selbst auf der Höhe des Anfalls. Eventu- ell Valium® 5 mg i. v.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 46 vom 17. November 1977 2745

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Akute Luftnot durch Erkrankungen des Kehlkopfes

Symptomatik

In allen Altersstufen:

Überwiegend inspiratorischer Stridor mit mittlerer Atemfre- quenz und großer Amplitude,

„spontan" oder nach Nah- rungsaufnahme

Wie oben, jedoch im Rahmen eines Infekts

In- und exspiratorischer Stri- dor nach „Verschlucken" ei- nes Fremdkörpers

Tönender in- und exspiratori- scher Stridor bei Struma oder nach Strumaoperation, auch im Rahmen einer Grippe Hochgradiger inspiratorischer Stridor bei bereits länger be- stehender leichterer Luftnot

Lauter inspiratorischer Stridor mit Erstickungsgefühl und Hy- perventilation

Diagnose

Allergisches Glottisödem durch aspirierte oder ver- schluckte Allergene bezie- hungsweise durch Insekten- stich

Viral oder bakteriell bedingtes Glottisödem

Aspirierter Fremdkörper im Kehlkopf-Trachea-Bereich

Stimmlippenstillstand bei beidseitiger Parese des Ra- mus recurrens nervi vagi

Verdacht auf endolaryngealen Tumor (ältere Männer) bezie- hungsweise Papillome (Kin- der)

Funktioneller Glottiskrampf (vor allem bei Frauen). Siche- res differentialdiagnostisches Zeichen: Husten gut möglich

Therapie

Sofort Kortison (Solu Decortin H® 100 mg, Calcium 10% 10 ml i. v.), Einweisung in HNO- Klinik mit Rettungswagen un- ter lntubationsbereitschaft Wie oben, zusätzlich sofort ein Antibiotikum i. v.

Sofortige Inspektion des Kehl- kopfs mit Extraktion, dann mit Rettungswagen in HNO-Klinik Sofortige Einweisung in HNO- Klinik mit Notarztwagen, eventuell sofortige lntubation und Digitalisieren

Sofortige Einweisung in HNO- Klinik unter Intubationsbereit- schaff zur direkten Laryngo- skopie

Sedativa (Valium® 10 mg i. v.) CO 2 -Anreicherung (gegen dichtes Tuch atmen lassen).

Nach dem Anfall Überweisung zum HNO-Arzt zu Fuß

Anschrift des Verfassers:

Privatdozent Dr. med. W. Prott Chefarzt der HNO-Klinik Zweckverband Stadt- und Kreiskrankenhaus

Bismarckstraße 6 4950 Minden/Westfalen

2746 Heft 46 vom 17. November 1977 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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