VARIA AUS UNTERNEHMEN
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s ist heute davon auszu- gehen, daß etwa jeder zweite Diabetiker neu- rologische Defizite aufweist.Parästhesien, Schmerzen, Krämpfe, kardiovaskuläre Störungen, Gastroparese - all dies sind klinische Zeichen der diabetischen Polyneuro- pathie. Sie umfaßt Störungen der Funktion und Struktur sensibler, motorischer und autonomer Nerven, was den systemischen Charakter der Erkrankung unterstreicht.
Typ-I-Diabetiker wie Typ-II- Diabetiker sind von ihr be- troffen. Die Entwicklung der diabetischen Neuropathie kann sich bereits früh im Ge- folge der Diabetesmanifesta- tion entwickeln, so daß sie nicht - wie die Mikroangio- pathien - als Spätkomplikati- on des Diabetes, sondern als Begleiterkrankung angese- hen werden muß.
Obligate Basismaßnahme in der Behandlung der diabe- tischen Polyneuropathie ist nach wie vor die optimierte Diabeteseinstellung. Die Kli- niker wissen jedoch von der Schwierigkeit dieses Vorha- bens. Großer Bedarf besteht daher für spezifisch neurotro- pe Substanzen. Als Mittel der ersten Wahl gilt heute die Thioctsäure (alpha-Li- ponsäure). Sie ist eine natür- lich vorkommende Substanz, die gleich an verschiedenen Orten korrigierend in die Pa- thogenese der diabetischen Polyneuropathie eingreift.
Neuesten Erkenntnissen zufolge kann Thioctsäure die Glukose-Aufnahme in die periphere Zelle - ergänzend zur Insulinwirkung - steigern.
Neben einer Antioxidanz- und Radikalfängerwirkung fungiert sie auch als Co-En- zym bei der oxidativen De- carboxylierung der alpha-Ke- tonsäuren. Frühzeitig ergän- zend zu einer kontrollierten Stoffwechseleinstellung zu- geführt, vermag Thioctsäure durch die verbesserte Gluko- severwertung schmerzhafte sensible Neuropathien und motorische Ausfälle günstig zu beeinflussen.
Als langjähriger Herstel- ler von Thioctsäure (Thiocta-
Dia oetische
cid® informierte Asta Medica auf einem Presse-Workshop in München über die Phar- makokinetik der Substanz.
Oral verabreichte Thioctsäu- re wird rasch und nahezu vollständig resorbiert, unter- liegt jedoch einem ausgepräg- ten First-pass-Effekt durch die Leber, was eine verringer- te Bioverfügbarkei zur Folge hat. Einige Untersuchungen aus dem Hause Asta zeigen, daß die absolute Bioverfüg- barkeit der Thioctsäure aus oralen Darreichungsformen bei Diabetikern hingegen höher war als bei gesunden Probanden.
Das bedeutet, daß Moti- litäts- und Magenentlee- rungsstörungen als Ausdruck einer diabetischen Gastropa- rese nicht von vornherein mit einer Verringerung der Bio- verfügbarkeit einhergehen.
Andere Faktoren müssen hier jedoch mit ins Kalkül ge- zogen werden, so zum Bei- spiel diabetische Leberstoff-. wechselstörungen mit daraus resultierender verminderter Metabolisierungsleistung und somit vermindertem
„first-pass-effect".
Unterschiede der Analytik
Die Mitteilung aus dem Hause Pharmacia, daß auf- grund ihrer Untersuchungen eine abolute Bioverfügbar- keit oral verabreichter alpha- Liponsäure von nahezu 70 Prozent versus 30 Prozent (Asta) vorliegt, führte zu hef- tigen, leider zum Teil recht unsachlichen Diskussionen.
Die Diskrepanz in der Bio- verfügbarkeit könnte, wie Pharmacia folgerte, in unter- schiedlicher Analyse- und Extraktionsmethodik bei der Messung von alpha-Li-
ponsäure im Serum und in unterschiedlichen Bedingun- gen der Analytik und Metho- dik begründet sein. Ein Fak- tum, das zusätzlichen Wis- sensgewinn über die Substanz bedeuten kann.
Über eigene Bioverfüg- barkeitsuntersuchungen von Thioctsäure berichtete Dr. C.
Rosak (Frankfurt) bei 24 Typ-Il-Diabetikern, bei de- nen randomisiert oral und in- travenös 200 mg und 600 mg Thioctsäure angewendet wurden. Ein wichtiges Ergeb- nis der Studie war, daß die Bioverfügbarkeit nach intra- venöser Applikation deutlich besser war als nach oraler Gabe. Des weiteren war die hochdosierte Einmal-Appli- kation von 600 mg der drei- maligen Verabreichung von 200 mg - sowohl oral als auch intravenös - überlegen. Kon- sequenz für den Kliniker:
Hochdosierte intravenöse Anwendung bevorzugen!
Die Studienergebnisse be- stätigen den Weg, der viel- fach in der Paxis bereits ein- geschlagen wurde, so der Neurologe Dr. H. Kissel (München). Die Thioctacid®- Einleitung sollte als Infusi- onsserie erfolgen. Neben der besseren Bioverfügbarkeit mit rascherem und zuverlässi- gerem Therapieeffekt spielen in der täglichen Praxis noch andere Kriterien eine wichti- ge Rolle: Keine Compliance- Probleme, eine zuverlässige Therapiekontrolle durch den täglichen Kontakt zum Pati- enten und der nicht zu verges- sende „Zuwendungseffekt"
bei der Infusionsbehandlung, die dem Patienten das Gefühl vermittelt, ernst genommen zu werden, so Kissel weiter.
Orale Gabe von alpha-Li- ponsäure sollte stets Ausnah- me bleiben, wenn unumgäng- lich, dann einmalig hochdo- siert 600 mg, was sich aus pra-
xisorganisatorischen Grün- den an Wochenenden anbie- tet. Die Behandlung der dia- betischen Neuropathie mit Thioctsäure ist immer eine Langzeitbehandlung. Thera- pieauslaßversuche setzen das Verschwinden der neuropa- thischen Symptome voraus und bedingen die stetige Kontrolle des neurologischen Status. Dr. Gerlinde Rabe
Lungenembo ie
Schneller Labortest
Eine der häufigsten Fehl- diagnosen in der Klinik ist er- fahrungsgemäß die nicht er- kannte und damit tödlich ver- laufende Lungenembolie.
Zur schnellen Klärung, ob ei- ne Lungenembolie vorliegt, hat das Unternehmen Boeh- ringer Mannheim nunmehr einen sicheren automatisier- ten Test entwickelt: Tina- quant® a D-Dimer.
Mehrere internationale Studien haben gezeigt, daß der Fibrinolyse-Marker D- Dimer eine wichtige Hilfe- stellung beim Verdacht auf Lungenembolie gibt. Mit dem neuen Labortest, so teilt Boehringer mit, ist es nun in weniger als 15 Minuten mög- lich, mit höchster analyti- scher und diagnostischer Prä- zision das Vorhandensein ei- ner Lungenembolie auszu- schließen. Es handelt sich um einen sogenannten homoge- nen Immunoassay, der auf den Analyseautomaten im Notfall-Labor problemlos be- stimmt werden kann. Mit Ti- na-quant® a D-Dimer sind ebenfalls Früherkennung und Monitoring allgemein throm- b oembolytischer Ereignisse (Venenthrombosen, Aktivie- rungszustände des Gerin- nungs- und Fibirinolysesy- stems bei Sepsis oder Schock) möglich. Der neue Labortest ist gegenüber den herkömm- lichen Verfahren wie die ELI- SA-Methoden schneller, zu- verlässiger und kosteneinspa- rend. Pe
\euro oathie
Thioctsäure als Infusionsserie
A-1112 (58) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 15, 14. April 1995