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Archiv "Hodentumoren. Ist der Rückgang der Mortalität in der Bundesrepublik Deutschland zu langsam erfolgt?: Schlußwort" (04.09.1992)

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Academic year: 2022

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erfolgen und sollte auch detaillierte Aussagen über Risikogruppen bzw.

Therapiemodalitäten enthalten.

Deshalb unterstützen wir die Forde- rung der Autoren, daß die Register neben klinisch epidemiologischen Daten auch die Versorgungsnähe hinsichtlich der eingeschlagenen Therapie und der Nachsorge des Pa- tienten enthalten müssen. Solange die Datenschutzgesetze einer bun- desweiten zentralen Erfassung wi- dersprechen, sollten im Rahmen re- gionaler Tumorzentren möglichst lückenlose Dokumentationen aller Patienten mit diesem in Deutschland jährlich etwa 2000mal auftretenden Tumor erfolgen.

Literatur

1. Urogenitaltumoren. Empfehlungen zur Dia- gnostik, Therapie und Nachsorge: Manual des Tumorzentrums München (1989) 2. Aass, N.; Klepp, 0.; Cavallin-Stahl, E. et al.:

Prognostic factors in unselected patients with nonseminomatous metastatic testicular can- cer: a multicenter experience. Journal of Clinical Oncology 9 (1991) 818 — 826 3. Clemm, Ch.; Sauer, H.; Hartenstein, R.: Be-

handlung nicht-seminomatöser Hodentumo- ren im Stadium I—IIB. DMW 114 (1989) 1276-1282

Priv.-Doz. Dr. med.

Christoph Clemm

Prof. Dr. med. Wolfgang Wilmanns Med. Klinik III

Klinikum Großhadern der Universität München

Marchionistraße 15 W-8000 München 70

Prof. Dr. med. R. Hartenstein IV. Medizinische Abteilung Städtisches Krankenhaus München-Harlaching Sanatoriumsplatz 2 W-8000 München 90

Schlußwort

Der Rückgang der Mortalität des Hodentumors ist ein Beispiel da- für, daß innovative Therapieansätze etwa 10 Jahre bis zur flächendecken- den Wirksamkeit brauchen. (Sterbe- fälle BRD 1978: 418, 1979: 372, .. .

1988: 209, 1989: 213, 1990: 221, Stadt

München 1990: 0) (1). Es ist zu hof- fen, daß 1988 mit dem bisherigen Minimum von 209 Sterbefällen (0,7 je 100 000 Männer) die therapeuti-

schen Möglichkeiten mit einer Hei- lungsrate von 90 Prozent ausge- schöpft sind.

In der ehemaligen DDR gab es ein landesweites Krebsregister. 1988 wurden 730 Neuerkrankungen (2) und 141 Sterbefälle (1,7 je 100 000 Männer) ermittelt. Für die neuen Bundesländer könnte deshalb noch ein ca. 50prozentiger Rückgang der Mortalität des Hodentumors in den nächsten Jahren möglich sein, das heißt wenn die Daten vergleichbar sind, könnten jährlich etwa 60 bis 70 junge Männer durch eine stadienge- rechte Behandlung gerettet werden.

Richtig ist sicherlich der Hin- weis von Christoph Clemm, daß sich in den zehn Jahren des Rückgangs die Gründe für die jahrelang erhöhte Sterberate veränderten. Während anfänglich die innovative Cis-Platin- Therapie nicht alle Patienten er- reichte, dürfte später — und viel- leicht auch heute noch in Einzelfäl- len — die unzureichende Wahrneh- mung der Tumornachsorge im Vor- dergrund gestanden haben. Wird die adjuvante Therapie strenger indi- ziert, so steigt die Bedeutung der Tu- mornachsorge. Die malignen Keim- zelltumoren des Hodens sind eine der wenigen verbliebenen Krebser- krankungen, bei denen die apparati- ve Diagnostik in den ersten fünf Jah- ren lebensrettend sein kann!

Unverständlich ist, daß trotz Tausender vermeidbarer Sterbefälle in der Bundesrepublik als wohl einzi- gem Land der Welt kein Lösungsweg zu finden ist, die Restriktionen von Bundesstatistik- und Datenschutzge- setzen für eine versorgungsorientier- te Forschung zu mildern (4, 5). Re- chenschaft über die öffentliche Ge- sundheit in regional überschaubaren Gebieten abzulegen ist Aufgabe der Versorgungsträger. Diese Aufgabe kann aufgrund der Rechtslage zum Schaden der Bevölkerung nicht wahrgenommen werden.

Ein zweiter Punkt ist zu nennen.

Nicht selten wird bei aktuellen Pro- blemen auf die Lawine medizini- schen Wissens und die kurze Halb- wertszeit des einmal erworbenen

Wissens verwiesen. Wieviel überhol- te, zu toxische, als unwirksam nach- gewiesene Schemata werden in der Krebstherapie vielleicht noch einge- setzt? Wieviel optimierte Strategien bleiben zunächst unbeachtet? Wie häufig bleiben die Erkenntnisse mo- derner Tumorschmerztherapie unge- nützt? Wie schnell wird der Einsatz der apparativen Diagnostik in der Nachsorge wegen der geringen Ef- fektivität jetzt wieder reduziert?

Trotz modernster Informations- technologie pflegen wir antiquierte Methoden der Wissensvermittlung.

Es ist dem einzelnen überlassen, sei- ne Wissensbasis für die Hunderte von verschiedenen, häufigen oder seltenen Entscheidungen aktuell zu halten. Eine systematische Unter- stützung dafür gibt es nicht. Spärlich geförderte Forschungsaktivitäten zur nützlichen Anwendung von Compu- tern (Expertensysteme) zielen auf die Brillanz des komplexen, ärztlich logischen Denkens. Der Alltag der täglichen, unter Hektik geforderten und deshalb fehleranfälligen ärzt- lichen Entscheidungen bleibt im Schatten. Versorgungsrelevante In- novationen wie die innovative Thera- pie des Hodentumors können des- halb Jahre übersehen werden.

Literatur

1. Frau U. Pletzer, Herr Hammer, Statistisches Landesamt Bayern, Statistisches Bundesamt Wiesbaden, persönliche Mitteilung 2. Krebsinzidenz in der DDR 1987, Zentralin-

stitut für Krebsforschung, Berlin (1989) 3. Das Gesundheitswesen der DDR 1989, Ber-

lin (1989)

4. Hölzel, D.: Todesbescheinigungen und To- desursachenstatistik. MMW 131 (1991) 572 5. Kornhuber, B.: Positionspapier der Deut- schen Krebsgesellschaft e. V. zur Einrichtung bevölkerungsbezogener Krebsregister. Dt.

Krebsgesellschaft Mitteilung Heft 3, (1991) 110

Prof. Dr. rer. biol. hum.

Dieter Hölzel

Klinikum Großhadern/IBE Marchionistraße 15

W-8000 München 70 A1-2882 (66) Dt. Ärztebl. 89, Heft 36, 4. September 1992

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