des Bundes und der Länder“, KBL) hat den Sicherstellungsauftrag für die am- bulante Versorgung übernommen und wird parlamentarisch kontrolliert. Die Großkasse definiert regionale Budgets auf der Basis einer epidemiologisch be- gründeten Planung des Versorgungsbe- darfs. Zudem schreibt sie die Teilnahme an der Versorgung aus, prüft Angebote und schließt Verträge mit den Lei- stungsanbietern. Zur Finanzierung der Einheitskasse werden alle Einkunftsar- ten der Versicherten als Bemessungs- grundlage herangezogen. Der KBL-Bei- tragssatz liegt bei 12,4 Prozent. Davon zahlt der Arbeitgeber auch hier einen fixen Anteil von 6,8 Prozent.
Kein „Gewinner-Szenario“
Zukunftsmusik oder realitätsferne Spin- nerei? Prof. Dr. James Kahan von der in- terdisziplinären Beratungsgesellschaft Rand Europe, der an dem Projekt der Bertelsmann-Stiftung beteiligt war, sieht durchaus Chancen für die Umsetzung einiger Formen verstärkter Eigenver- antwortung. Es bedürfe aber eines Kon- senses darüber, welche dies sein sollen und wie Solidarität sowie ein hoher Qualitätsstandard sichergestellt werden können. In drei ganztägigen „Szenario- Workshops“ diskutierte Kahan mit fast 100 Experten aus den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens die entwickelten Modelle. Das Ergebnis überraschte: Fast alle Teilnehmer konn- ten sich mit der Zukunft, in welche sie jeweils versetzt wurden, anfreunden.
„Prinzipiell sahen die Teilnehmer in je- dem Szenario eine leichte Verbesse- rung“, berichtete Kahan.
Mehrheitlich zählten die Gesund- heitsexperten die Qualitätssicherung zu einem zentralen Element künftiger Re- formbestrebungen. Zudem sei man übereingekommen, dass eine verstärkte Eigenverantwortung der Versicherten und Patienten vielfältig umgesetzt wer- den könne und deshalb weitere Analy- sen notwendig seien. Grundsätzlich ha- be das Projekt zu einem besseren Ver- ständnis der Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen geführt, resümierte Kahan. Ein eindeutiges „Gewinner- szenario“ habe es allerdings nicht ge-
geben. Samir Rabbata
P O L I T I K
A
A1166 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 182. Mai 2003
Gesundheitspersonal
Rückgang ist nachweisbar
Die Ausgaben für das Gesund- heitswesen steigen. Zugleich hat sich die Anzahl der Beschäftigten aber kaum verändert.
D
er Präsident des Statistischen Bundesamtes interpretiert gewiss gern Daten und gibt ungern politi- sche Statements ab. Dennoch konnte sich Johann Hahlen in der vergangenen Woche bei der Präsentation der Statisti- ken zu „Gesundheitsausgaben und Ge- sundheitspersonal 2001“ einen Hinweis darauf nicht verkneifen, dass Leistun- gen und Ausgaben des deutschen Ge- sundheitssystems selbst in der Kanzler- rede vom 14. März ein Thema waren.Kein Wunder: Um „peanuts“ geht es dabei wirklich nicht.
2001 wurden hierzulande knapp 226 Milliarden Euro für Gesundheitslei- stungen ausgegeben, dazu noch 67,5 Milliarden Euro für Einkommenslei- stungen wie Krankengeld und Er- werbsunfähigkeitsrenten. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoin- landsprodukt (BIP) lag bei 10,9 Pro- zent. Vor zehn Jahren, 1992, betrug
er noch 10,1 Prozent. In der Tendenz würden immer größere Teile des BIP für die Gesundheit ausgegeben, ver- deutlichte Hahlen: Während die Ge- sundheitsausgaben in den letzten zehn Jahren um 38,5 Prozent stiegen (nomi- nal, das heißt in jeweiligen Preisen ge- rechnet), erhöhte sich das BIP nur um 28,4 Prozent. Allerdings sind hier auch die Folgen der Wiedervereinigung ein- zubeziehen.
Auffällig ist, dass sich die Anzahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen dagegen in den letzten Jahren kaum verändert hat. Am Jahresende 2001 zählte das Statistische Bundesamt rund 4,1 Millionen Beschäftigte im Gesund- heitswesen, immerhin 10,3 Prozent al- ler Beschäftigten in Deutschland. Von 1997 bis 2000 ging ihre Zahl leicht zurück (um 19 000/–0,5 Prozent), im Folgejahr stieg sie an (um 35 000/+0,9 Prozent).
Für diese fünf Jahre lässt sich nach- weisen, dass sich die Zahl der Beschäf- tigten in den so genannten Gesundheits- dienstberufen (Ärzte, Zahnärzte, Apo- theker,Arzthelferinnen, Krankenschwe- stern, Hebammen und andere) und den sozialen Berufen (Altenpfleger, Heil- erziehungspfleger, Heilpädagogen) er- höhte. Bei den Gesundheitshandwer- kern, den sonstigen Gesundheitsfach- berufen und anderen Berufen sank sie. Neben echten Rückgängen spielen statistische Effekte eine Rolle. Wer- den beispielsweise Reinigungskräfte in
Krankenhäusern
„ausgelagert“ und von einer externen Firma beschäftigt, zählen sie nicht länger zu den im Gesundheitswesen Tätigen.
Ein echter Rück- gang ist in den am- bulanten Einrich- tungen (Praxen, Apotheken et cete- ra) zu verzeichnen.
Von 1997 auf 2001 sank die Zahl der Beschäftigten dort um 4,4 Prozent.
Betroffen waren 78 000 Arbeitneh- mer. Sabine Rieser Grafik
Entwicklung der Gesundheitsausgaben nach Leistungsarten
1Prävention/Gesundheitsschutz,Ausgleich krankheitsbedingter Folgen,Transporte, Forschung/Ausbildung/Investitionen.
Quelle: Statistisches Bundesamt 2003
Waren Unterkunft/Verpflegung
ärztliche Leistungen Verwaltungsleistungen
pflegerische/therapeutische Leistungen Sonstige1
Den Statistikern fielen die Steigerungen bei den Verwaltungs- (+3,9 Milliarden Euro) und bei den ärztlichen Leistungen (+13,3 Milliarden Euro) auf. „Waren“ sind Arznei- und Hilfsmittel, Zahnersatz und andere.