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Bonfils, P. (1992). Ausscheidung von forstlichen Genreservaten. In B. Oester (Ed.), Berichte der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft: Vol. 334. Sanasilva Abschlussbericht (pp. 53-54). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wa

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Academic year: 2022

Aktie "Bonfils, P. (1992). Ausscheidung von forstlichen Genreservaten. In B. Oester (Ed.), Berichte der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft: Vol. 334. Sanasilva Abschlussbericht (pp. 53-54). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wa"

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13 Ausscheidung von forstlichen Genreservaten

Patrick Bonfils

13.1 Problemstellung

Unsere Wälder sind heute einem beträchtlichen Um- weltstress ausgesetzt. Seit den fünfziger Jahren haben sich die Schadstoffemissionen vervielfacht und allen Bemühungen zum Trotz werden gewisse Schadstoffe wie NOx und HC auch in Zukunft kaum reduziert werden können (REBER 1988). Der C02-Gehalt der At- mosphäre steigt seit dem Beginn der Industrialisierung ständig an und wird uns, gemäss den Aussagen von Experten, in nicht allzu ferner Zukunft (50-100 Jahre) eine Erhöhung der globalen Mitteltemperatur um 1,5- 4,5 Grad Celsius bescheren (BossEL 1990). Kurzum:

unsere Umwelt verändert sich. Dass solche Verände- rungen nicht ohne Einfluss auf unsere Vegetation blei- ben, darf angenommen werden. Gerade langlebige, standortsgebundene Organismen wie unsere Wald- bäume sind in einer solchen Situation auf ihre Fähigkeit angewiesen, sich an verschiedenste Umweltsituatio- nen anpassen zu können. Je grösser dabei die geneti- sche Diversität einer Population ist, umso grösser ist auch ihre Fähigkeit, sich an veränderte Umweltbedin- gungen anzupassen. Sehr homogene, genetisch ge- sprochen arme Populationen, werden sich in einer in Raum und Zeit stark heterogenen Umwelt kaum halten können. Deshalb ist es von grössterWichtigkeit, unsere genetisch wertvollen Waldbaumpopulationen zu er- kennen und zu erhalten.

13.2 Ziel des Projektes

Das Ziel des Projektes ist die Erhaltung von genetisch wertvollen Waldbaumpopulationen oder, wie dies im Projekttitel zum Ausdruck gebracht wird, die Ausschei- dung von forstlichen Genreservaten. Gesucht werden in erster Linie autochthone Populationen, die seit vielen Baumgenerationen an ihren Standort angepasst sind und nicht oder kaum mit auswärtigen Provenienzen in Kontakt gekommen sind. Man erwartet, dass diese autochthonen Populationen ein besonderes Erbmate- rial aufweisen und betrachtet sie deshalb als wertvoll und erhaltenswert. Ziel ist ein Netz von Genreservaten, welches alle einheimischen Baumarten berücksichtigt und die ganze Schweiz abdeckt.

13.3 Methoden

In einem Genreservat soll einer Baumpopulation opti- male Bedingungen für die Erhaltung des eigenen Gen- potentials gegeben werden. Dies soll dadurch erreicht werden, dass keine fremden Provenienzen eingeführt werden und strikte mit natürlicher Verjüngung gearbei- tet wird. Mit dem Waldeigentümer wird eine entspre- chende Vereinbarung getroffen. Vor allem die Auswahl der möglichen Genreservate stellt das Projekt vor eini- ge Probleme. Nach gewissen einfachen Auswahlkrite- rien wie Bestandesgrösse, Lage im Gelände (Fremd- polleneinflug!), standortsgerechte Baumart, etc. ist zwar eine grobe Ausscheidung möglich; das wichtigste Kri- terium aber, die Autochthonie, ist sehr schwer abzu- schätzen. Durch geschichtliche Recherchen können interessante Hinweise gewonnen werden. Um aber in bezug auf die genetische Diversität einer Population eine gesicherte Aussage machen zu können, ist der Einsatz von lsoenzymanalysen notwendig.

Leider waren die Möglichkeiten, mit solchen Metho- den zu arbeiten, bisher kaum vorhanden. Es wäre daher von grossem Vorteil, über die nötige Infrastruktur (La- bor) verfügen zu können, denn die sorgfältige Aus- scheidung von geeigneten Reservatsflächen ist ent- scheidend für die Güte eines zukünftigen Genreser- vatsnetzes.

13.4 Projektverlauf

Das Projekt wurde zu Beginn von Herrn Dr. R. Marvie bearbeitet. Dieser übernahm aber Ende 1988 die Be- treuung des Sanasilva-Teilprojektes Nr. 11, so dass das Projekt Genreservate vorübergehend verwaiste.

Ende 1989 hat der jetzige Sachbearbeiter diese Aufga- be übernommen.

In einer ersten Phase (1988 bis Mitte 1990) wurde vor allem auf konzeptioneller Ebene gearbeitet und die Realisierung eines Pilotprojektes (Genreservat Galm, Kanton Freiburg) an die Hand genommen. Nachdem Ende Mai 1990 die Kantonsoberförsterkonferenz (KOK) über den Stand des Projektes informiert worden war, zeitigte eine im September durchgeführte gesamt- schweizerische Umfrage bei den Kreisforstämtern eine

Ber. Eidgenöss. Forsch.anst. Wald Schnee Landsch. 334, 1992

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Anzahl potentiell geeigneter Reservatsflächen. Zufolge erfreulichen Rückhaltes in der Praxis befindet sich das Projekt heute am Anfang einer «Realisierungsphase».

Das Pilotprojekt Galm wurde soweit konkretisiert, dass Verhandlungen mit dem Kanton Freiburg über den Abschluss einer Vereinbarung aufgenommen werden können. Dank intensiver Zusammenarbeit mit der Grup- pe Forstgenetik an der WSL wurden zahlreiche poten- tielle Genreservate in ein Projekt zur Untersuchung der genetischen Variation der Fichte übernommen. Die Resultate dieser Untersuchung sollen wesentliche Hin- weise auf die Anzahl nötiger Genreservate für diese Baumart liefern.

13.5 Aktivitäten

In konzeptionellen Arbeiten1 wurden grundlegende Ge- danken zur Erhaltung der Erbsubstanz unserer Baum- arten sowie die konkrete Einrichtung und Gestaltung von Genreservaten behandelt. Diese Konzepte wurden interessierten Kreisen vorgestellt (Kantone/Forstkrei- se).

Neben der eigenen Suche nach geeigneten Flächen zur Realisierung des Reservatskonzeptes wurde auch auf die Zusammenarbeit und Koordination mit beste- henden oder geplanten Waldreservaten Wert gelegt2 •

Kontakte zu Universitäten und Forschungsanstal- ten des benachbarten Auslands3 bestätigen die in den schweizerischen Konzepten eingeschlagenen Wege und eröffnen zukünftig Möglichkeiten der internationa- len Zusammenarbeit.

Nachdem die Arbeiten am Pilotprojekt Galm (FR) für die Einrichtung eines einzelnen Genreservates bereits weit fortgeschritten sind, wird sich die Projektleitung in nächster Zukunft darauf konzentrieren, ein «Pilot-Re- servatsnetz» für eine Baumart (Fichte) zu realisieren.

Dabei wird es vor allem um die Ermittlung der optimalen Anzahl und Verteilung von Genreservatsflächen gehen.

Vorbereitende Arbeiten für die Realisierung weiterer Genreservate bei anderen Baumarten werden eben- falls weitergeführt.

13.6 Ergebnisse

Als wichtigstes Ergebnis aus der bisherigen Arbeit resultiert die Erkenntnis, dass die Erhaltung der gene- tischen Vielfalt unserer Baumpopulationen ( -> wirkli- ches Ziel des Projektes!) eine Daueraufgabe ist, die nicht mit einem befristeten Projekt bewältigt werden kann. Durch die personellen Probleme, mit denen das Projekt zu kämpfen hatte und der begrenzten Arbeits- kapazität des einzigen Sachbearbeiters, konnten die geplanten Arbeiten nicht im erhofften Umfang realisiert werden, um so mehr, als man den Aufwand für die Umsetzung der formulierten Ziele wohl eindeutig unter- schätzt hatte. Dank der bisher geleisteten Aufbauarbeit wird es der Projektleitung aber in Zukunft möglich sein, die konkrete Realisierung von Genreservaten an die Hand zu nehmen. Voraussetzung dafür ist jedoch eine adäquate finanzielle und vor allem personelle Dotie- rung des Projektes.

13. 7 Bedeutung für Praxis und Forschung

Die Erhaltung der Stabilität und Vitalität unserer Wälder ist vor allem im Gebirge (aber auch andernorts) von existen- tieller Bedeutung und muss daher Priorität geniessen. Die Erhaltung der genetischen Vielfalt von Populationen ist in diesem Zusammenhang von grösster Bedeutung. Die Ausscheidung von Genreservaten für unsere einheimi- schen Baumarten ist ein erster Schritt in diese Richtung.

Unser Wissen um genökologische Zusammenhän- ge ist zur Zeit noch bescheiden. Genreservate sollen die Möglichkeit bieten, solchen Fragen nachzugehen und sowohl Forscher als auch Praktiker zur Zusam- menarbeit auf diesem Gebiete anzuregen.

13.8 Literatur

BosseL, H., 1990: Umweltwissen. Berlin, Springer-Verlag.169 S.

ReeeR, U., 1988: Von Menschen verursachte Schadstoffemis- sionen in der Schweiz 1950-2010. Bern, BUS-Bulletin 1 /1988,

s.

22-26.

1 1987: Ein schweizerisches Konzept für die Erhaltung der Erbsubstanz unserer Baumarten durch Schaffung von Genreservaten. Arbeitsgruppe

•Genreservate• OKOK

1990: Forstliche Genreservate: Ziele und Einrichtungsgrundsätze. Arbeitsgruppe ccGenreservate" OKOK 2 - Waldreservate ETH: J.-F. Matter

- Koordinationsstelle für Dauerbeobachtungsflächen und Waldreservate WSL: Dr. N. Kuhn 3 - INRA, Station de Recherche Forestiere de Bordeaux-Cestas (F), Dr. M. Arbez

- Institut für Forstgenetik und Forstpflanzenzüchtung, Göttingen (D), Prof. Dr. H.H. Hattemer

Ber. Eldgenöss. Forsch.anst. Wald Schnee Landsch. 334, 1992

Referenzen

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