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Archiv "Intrathekales Interferon bremst Schübe der Multiplen Sklerose" (12.11.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

AUS DER INDUSTRIE

Intrathekales Interferon bremst Schübe der Multiplen Sklerose

D

ie intensive Grundla- genforschung der letz- ten Jahre auf dem Ge- biet der BRM-Substanzen (Biological Response Modi- fiers) zeigt nun zunehmend auch Konsequenzen für die klinische Praxis. Insbesonde- re die Interferone gewinnen im therapeutischen Bereich immer mehr an Bedeutung.

Konzentrierte sich die For- schung zunächst hauptsäch- lich auf ihre antiproliferative Wirkung, so mußte man schon bald ernüchtert fest- stellen, daß die Interferone nicht — wie anfangs erhofft — die ersehnte Wunderwaffe gegen den Krebs darstellen.

Dafür jedoch machte man sich in zunehmendem Maße ihre antivirale Aktivität zu- nutze. Letzteres mit so gro- ßem Erfolg und sogar bei so unterschiedlichen Indikatio- nen, daß manche Fachleute heute bereits von den Interfe- ronen als dem „ersten antivi- ralen Breitbandtherapeuti- kum" sprechen.

Doch auch die immunmo- dulierende Wirkung — drittes Charakteristikum der Inter- ferone neben ihrer antiproli- ferativen und antiviralen Ak- tivität — stößt auf zunehmen- des therapeutisches Interes- se. So wirkt sich Fibrobla- steninterferon bei Erkran-

kungen mit vermutlich auto- immuner Genese — etwa bei der Multiplen Sklerose oder dem Morbus Crohn — günstig auf den Krankheitsverlauf aus. In der Universitäts-Ner- venklinik Bonn berichtete jetzt Prof. Dr. L. Jacobs von der New York School of Me- dicine, Buffalo, über Erfolge bei der Behandlung der Mul- tiplen Sklerose durch intra- thekale Interferon-Injektion.

Die Veranstaltung wurde von der Firma Dr. Rentschler, Laupheim, unterstützt.

Bereits 1981 hatte Jacobs erstmals seine Beobachtung publiziert, wonach die Schub- rate der MS bei Patienten, die mit Interferon behandelt wurden, deutlich absank. Um diese Beobachtung zu bele- gen, wurde über einen Zeit- raum von zwei Jahren eine großangelegte Multicenter- Studie durchgeführt, die — randornisiert, doppelblind und placebo-kontrolliert — den Effekt von intrathekal verabreichtem Fibroblasten- interferon auf den Verlauf der Multiplen Sklerose kon- trollieren sollte.

Insgesamt 69 MS-Patien-

ten mit einer durchschnitt- lichen Krankheitsdauer von 5,7 Jahren und hohen Schub- raten wurden in die Studie aufgenommen 34 Patienten der Verum-Gruppe wurde natürliches, humanes Fibro- blasteninterferon (IFN-B) in einer Dosierung von 1 x 10 6 I.E. zunächst einmal wö- chentlich für vier Wochen, anschließend einmal monat- lich über insgesamt fünf Mo- nate durch Lumbalpunktion verabreicht. 35 Patienten der Kontrollgruppe wurden nach dem gleichen Schema mit Placebos behandelt. Die über einen Zeitaum von zwei Jah- ren durchgeführten Kontroll- untersuchungen erbrachten folgendes Ergebnis: In bei- den Gruppen fiel die Schub- rate ab, allerdings mit einem statistisch signifikanten Un- terschied zugunsten der In- terferon-Gruppe. Die cha- rakteristischen Nebenwir- kungen einer systemischen Interferontherapie (Fieber, Kopf- und Gliederschmer- zen, Übelkeit, starkes allge- meines Krankheitsgefühl) traten bei der intrathekalen Injektion in geringerem Ma-

ße auf und konnten durch niedrig dosiertes Indometa- zin weiter unterdrückt wer- den.

Auf Grund dieser Ergeb- nisse hält Jacobs die Einfüh- rung der intrathekalen Inter- ferontherapie in die klinische Praxis für gerechtfertigt. Ge- rade bei dem noch immer weit verbreiteten therapeuti- schen Nihilismus in der Be- treuung von MS-Patienten stelle sie einen deutlichen Fortschritt dar. Weitere Ver- besserungen der Therapieer- gebnisse ließen sich durch ei- ne Optimierung der Dosie- rung und des Behandlungs- schemas erreichen. Entspre- chende Studien hierzu seien in Arbeit.

Angesprochen auf die Wirkungsweise von intrathe- kalem IFN-B mußte Jacobs allerdings passen. Angesichts der letztlich noch immer un- geklärten Ätiologie der MS auf der einen und den äußerst komplexen immunmodulie- renden Wirkmechanismen der Interferone auf der ande- ren Seite konstatierte der amerikanische Neurologe ebenso knapp wie ehrlich:

„How it works, — we just don't know."

Dr. med.

Bernd Kleine-Gunk

A

ls bei Boehringer Mannheim die Ent- scheidung anstand, in die gentechnische Pharma- forschung einzusteigen, ha- ben wir uns entschlossen, als erstes rekombinantes Pro- dukt das Erythropoietin be- reitzustellen. Dies erklärte Prof. Uwe Bicker, Leiter der Produktentwicklung bei Boehringer, Ende August in Karlsruhe bei einer Fachpres- sekonferenz anläßlich der diesjährigen Therapiewoche.

Mit dem gentechnisch herge- stellten Peptidhormon, für welches das Unternehmen Anfang 1988 den Zulassungs- antrag stellen will, werden die renale Anämie bei termi- nal Niereninsuffizienten und wahrscheinlich auch andere,

bislang therapierefraktäre Anämien behandelbar.

Vor kurzem erst ist es Wissenschaftlern am Gene- tics Institute, Cambridge, USA, gelungen, den geneti- schen Code von Erythro- poietin zu entschlüsseln, ei- nem Glykoprotein, welches die Erythropoese stimuliert.

Boehringer Mannheim und Genetics Institute haben ei- nen Kooperationsvertrag ab- geschlossen — die Rohsub- stanz wird derzeit noch in den USA produziert, in der Bun- desrepublik läuft die galeni- sche , präklinische und klini-

sche Entwicklung des rekom- binanten Erythropoietins.

Wie die Zwischenergeb- nisse einer kontrollierten Stu- die an 94 terminal nierenin- suffizienten Patienten doku- mentieren, läßt sich die rena- le Anämie durch die Substi- tutionstherapie mit intrave- nös appliziertem Erythro- poietin erfolgreich korrigie- ren: die körperliche Lei- stungsfähigkeit nimmt zu, es sind keine Transfusionen mehr erforderlich, die Eisen- überladung wird abgebaut, und das Herz verkleinert sich. Die wichtigsten Neben-

wirkungen sind Eisenmangel (der allerdings durch eine entsprechende Eisen-Substi- tution leicht behoben werden kann), Hypertonus sowie ein Anstieg der Retentionswerte von Kalium, Harnstoff und/

oder Phosphat.

Ursprünglich war befürch- tet worden, daß die Blutfi- steln, über die die Patienten dialysiert werden, unter der

Erythropoietin-Therapie thrombosieren könnten. Die- ses Risiko scheint nur bei Problemfisteln erhöht zu sein. Bislang trat bei drei Pa- tienten eine Shuntthrombose auf, wobei in zwei dieser Fäl- le bereits vor der Behandlung wiederholt eine Shuntrevi- sion notwendig geworden war. vi Rekombinantes Erythropoietin:

Renale Anämie wird therapierbar

A-3182 (120) Dt. Ärztebl. 84, Heft 46, 12. November 1987

Referenzen

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