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Archiv "NS-ZEIT: Die Wende" (08.06.1989)

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HYPERFORAT®

Depressionen, psychische und nervöse Störungen, Wetterfühligkeit, Migräne.

Vegetativ stabilisierend, gut verträglich.

Zusammensetzung: Hyperforat-Tropfen: 100 g enthalten:

Extr. fl. Herb. Hyperici perf. 100 g, stand. auf 0,2 mg Hypericin* pro ml. Enth. 50 Vol.-% Alkohol. Hyperforat- Dragees: 1 Dragee

a

0,5 g enthält: Extr. sicc. Herb. Hyperici perf. 40 mg, stand. auf 0,05 mg Hypericin* Vit. B-Komplex 1 mg. und verwandte Verbindungen, berechnet auf Hypericin.

Anwendungsgebiete: Depressionen, auch im Klimak- terium, nervöse Unruhe und Erschöpfung, Wetterfühlig- keit, Migräne, vegetative Dystonie.

Tropfen in der Kinderpraxis: Enuresis, Stottern, psychi- sche Hemmungen, Reizüberflutungssyndrom.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen: Photosensibi- lisierung.

Dosierung: Hyperforat-Tropfen: 2-3 xtäglich 20 -30Trop- fen vor dem Essen in etwas Flüssigkeit einnehmen.

Hyperforat-Dragees: 2-3 x täglich 1-2 Dragees vor dem Essen einnehmen. Zur Beachtung: Bei Kindern entspre- chend geringer dosieren. Die letzte tägliche Einnahme möglichstvordem Abend. Häufig ist eine einschleichende Dosierung besonders wirksam.

Handelsformen und Preise:

Hyperforat-Tropfen:

30 ml DM 9,27; 50 ml DM 14,47; 100 ml DM 24,46.

Hyperfo rat-Dragees:

30 St. DM 7,48; 100 St. DM 18,96.

Dr. Gustav Klein,

Arzneipflanzenforschung, 7615 Zeii-Harmersbach Schwarzwald

A-1728 (8) Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989

sen wurden, und sogar völlig unbeteiligte Personen nur aufgrund einer Namensver- wechslung, und niemand da- für zur Rechenschaft gezogen wurde, regierte die Angst.

Man wußte nicht, wem man trauen konnte; ein unbedach- tes Wort einem vermeint- lichen Freund gegenüber konnte ins Gefängnis oder ins KZ führen. Ich will Prof.

Ewalds Verdienst nicht schmälern, aber er hatte mei- nes Wissens im Ersten Welt- krieg einen Arm verloren und hatte somit bei der Verherrli- chung des Krieges durch die Nationalsozialisten einen ge- wissen Bonus als Schwer- kriegsbeschädigter. Ändern konnte er allerdings auch nichts.

Wenn ein totalitäres Regi- me - was der heutigen Gene- ration hoffentlich erspart bleibt - wieder Fuß fassen würde, so werden die Men- schen wieder genauso mit Angst oder Willfährigkeit oder einer Mischung aus bei- dem reagieren, wie sie es auch unter Stalin taten und es heute unter Khomeni tun.

Dr. Clara Schürmann, Grillparzerstraße 27, 6000 Frankfurt 1

Gedenken überliefern

... Ich glaube, daß es sehr verdienstvoll ist, daß Sie die- sen Beitrag wiederum veröf- fentlicht haben.

Der Sinn meines Schrei- bens ist aber auch, daß ich darauf hinweisen möchte, daß am 6. Mai 1983 anläßlich einer Direktorenkonferenz eine Gedenkfeier am Mahn- mal für die Opfer der Eutha- nasie in Irsee stattfand. Dort habe ich auch eine Ansprache gehalten ...

So unbedingt wichtig ist natürlich diese Ansprache nicht, dennoch sollte sie in einschlägige Literaturver- zeichnisse doch eingehen, da- mit sie sozusagen doch für die Nachwelt überliefert wird, denn schließlich war es uns Direktoren damals ja ein An- liegen, speziell auch mir, daß wir eine Gedenkfeier an dem Mahnmal in Irsee abhalten.

Mir lag dies persönlich deshalb auch am Herzen, weil ich ja selbst in einer soge- nannten Heil- und Pflegean- stalt, in Kutzenberg bei Staf- felstein, geboren und aufge- wachsen bin. Mein Vater war 38 Jahre lang in der Psychia- trie tätig. So bin ich auch be- reits in meiner Jugendzeit so- zusagen hautnah mit den Pro- blemen der Euthanasie be- kannt geworden.

Dr. Sebastian Maier, ehern. Direktor des Nerven- krankenhauses Regensburg, Obermaierstraße 16, 8400 Regensburg

Die Wende

Lieber Klaus, das ist die Wende! Das "Deutsche Ärzteblatt" mit Deinem Auf- satz über faschistische Di- mensionen unseres Berufs- standes, wenn auch 45 Jahre nach Auschwitz, Hadamar und anderer medizinisch-völ- kischer Vernichtungskaser- nen. Ich kann nur hoffen, daß Du und die Redaktion die Flut empörter und relativie- render Kommentare gegen Deinen Aufsatz publizierst.

Zu lange lag die Decke des Schweigens über der brau- nen, zum Teil bereits zu Hu- mus gewordenen Geschichte der Psychiatrie.

Ich möchte Dir aus meiner Ecke folgende kritische Be- merkung anbieten. Du bist mit Deinem Aufsatz zurück- gefallen hinter Deinem Erst- lingswerk: "Bürger und Irre", in dem Du minutiös die Ver- schränkung gesellschaftli- cher- und Produktionsver- hältnisse mit der Kasernie- rung und Dressur der Irren beschreiben konntest. Deine Bemerkung in dem vorliegen- den Aufsatz über den Men- schen und seinem industriel- len Nutzwert greift kürzer und schlägt zu rasch die Brücke zur "abendländischen Denktradition" als Quelle fa- schistischer Ausrottungspra- xis.

Konsequenterweise heißt Deine jetzige Antwort, wenn auch skeptisch tönend, "Be-

~ Weiter auf Seite A-1732

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Fortschritt und Fortbildung in der Medizin

Herz-Kreislauf- erkrankungen

Täglich werden vom Arzt in Praxis und Krankenhaus Entscheidungen gefordert, welche Therapie bei Herz- Kreislauferkrankungen not- wendig und damit auch im.

Rahmen der Kostendämp- fung vertretbar ist.

Die Buchreihe der Bun- desärztekammer „Fortschritt und Fortbildung in der Medi- zin" bietet hierzu wertvolle Entscheidungshilfen promi- nenter Wissenschaftler. Un- ter anderen praxisrelevanten Themen in

Band 8: Therapie der ve- nösen Insuffizienz und Schrittmachertherapie

Band 11: Rationelle The- rapie koronarer Durchblu- tungsstörungen und Neue diagnostische und therapeuti- sche Möglichkeiten bei peri- pheren arteriellen Durchblu- tungsstörungen

Aktuelle Fragen der Phar- makotherapie (Antihyper- tensiva, Hypolipidämika) werden in Band 13 behan- delt, der 1989 erscheint.

Die Bände sind erhältlich

— auch im Abonnement — bei der BÄK, Postfach 41 02 20, 5000 Köln 41 (Band 3 bis 9 zum Sonderpreis von 12 DM;

ab Band 10 gegen Schutzge- bühr von 35 DM je Band).

Der Katalog ärztlicher Fortbildungsfilme der Bundesärztekammer 1988/89 ist vergriffen. Die nächste Ausgabe er- scheint im Januar 1990.

Vormerkungen sind mög- lich; Interessenten wer- den in die Abonnentenli- ste aufgenommen. Bitte denken Sie daran, An- schriftenänderungen der Bundesärztekammer (Postfach 41 02 20, 5000 Köln 41) mitzuteilen, da- mit die Abonnentenliste auf dem letzten Stand ge- halten werden kann.

... UNSER ANTIHYPERTONIKUM

Zusammensetzung: 1 Filmtablette Betasemid mild enthält 20 mg Penbutololsulfat und 10 mg Furosem id. 1 Filmtablette Betasemid enthält 40 mg Penbutololsulfat und 20 mg Furosemid.

Anwendungsgebiete: Betasemid mild: Milde Hyper- tonie. Betasemid: Alle Formen und Schweregrade der Hypertonie.

Gegenanzeigen: Ausgeprägte Bradykardie, AV- Block 2. und 3. Grades, sinuatrialer Block, Sick- Sinus-Syndrom, nicht kompensierte Herzinsuffi- zienz, akuter Herzinfarkt mit niedrigem Füllungs- druck und Schock, obstruktive Atemwegserkran- kungen, periphere Durchblutungsstörungen mit ischämischem Ruheschmerz und/oder Nekrosen, Phäochromozytom (solange nicht mit a-Rezep- torenblockern vorbehandelt), metabolische Azi- dose, Nierenversagen mitAnurie,Coma hepaticum, Hypokaliämie, Hyponatriämie und/oder Hypo- volämie mit oder ohne Hypotonie, Uberempfind- lichkeitgegen Penbutolol sowie Furosemid und Sul- fonamide, terminale Niereninsuffizienz. Nicht an- wenden in der Schwangerschaft; bei stillenden Müttern ist abzustillen.

Nebenwirkungen: Gelegentlich gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Ver- stopfung). In Einzelfällen übermäßiger Blutdruck- abfall und orthostatische Dysregulation. Allergische Reaktionen (Hautausschläge, Rhinitis), Kältegefühl und Kribbeln in den Extremitäten oder Atembe- schwerden sind selten. Bei Gichtpatienten kann die Serum-Harnsäure ansteigen. Bei Diabetikern kann es zu einer verstärkten Neigung zu Hypoglykämie (Symptome verschleiert) oder auch zurVerschlech- terung einer diabetischen Stoffwechsellage kom- men. Aufgrund der Furosemidkomponente kom- men darüber hinaus in Betracht: Kalium- und Kal- ziumverlust (bei Frühgeborenen kann es zur Ne- phrokalzinose kommen), bei stark eingeschränkter Kochsalzzufuhr Salzmangel-Syndrom (allgemeine Schwäche,'Wadenkrämpfe etc.), vorübergehender Anstieg von Serumkreatinin . und -harnstoff, der Cholesterin- und Triglyzeridwerte sowie Blutbild- veränderungen (z. B. Leukopenie, Agranulozytose, Anämie, Thrombozytopenie), interstitielle Nephritis, Vaskulitis, Fieber, Pankreatitis, reversible Hörstö- rungen (vor allem bei parenteralerAnwendung und Vorliegen einer Niereninsuffizienz). Penbutolol kann in Ausnahmefällen zu Bradykardie führen, darüber

hinaus können Kopf-

schmerzen, Schwindel,

Hoechst

Müdigkeit Schlafstörungen und psychische Störun- gen (zB. depressive Verstimmungen, Angstzustände, Halluzinationen) sowie Potenzstörungen beim Mann auftreten. FernerAnstiegderTriglyzeride mög- lich, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik, bei Prinzmetal-Angina pektanginöse Beschwerden, bei Claudicatio intermittens verstärkte Schmerzen.

Betablockade kann Myokardinsuffizienz und AV- Uberleitungsstörungen verstärken. Einen möglichen verminderten Tränenfluß bei Kontaktlinsenträgern be- achten. Einschränkung der Verkehrstüchtigkeit be- sonders bei Behandlungsbeginn, Präparatewechsel und im Zusammenwirken mit Alkohol möglich.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Die blut- druck- und frequenzsenkende Wirkungvon Betase- mid bzw. Betasemid mild wird durch gleichzeitige Gabe anderer blutdruck- oder frequenzsenkender Mittel verstärkt. Gleichzeitige Anwendung von Anti- arrhythmika sowie Kalziumantagonisten vom Vera- pamil- bzw. Diltiazemtyp können die Tendenz zu AV-Uberleitungsstörungen und Arrhythmien ver- stärken. Die i.v. Gabe von Verapamil ist zu ver- meiden. Im Falle eines Kaliummangels besteht erhöhte Digitalisempfindlichkeit.

Wirkungsweise: Je nach Entstehungsursache und Verlaufsstadium einer Hypertonie beteiligen sich kardiale, renale, vaskuläre und zentrale Mechanis- men in unterschiedlichem Ausmaß an der antihy- pertensiven Wirkung von Betasemid und Betase- mid mild. Dieses multifaktorielle Zusammenwirken gewährleistet eine allmählich und schonend ein- setzende, besonders zuverlässige Blutdrucksen- kung bei nahezu allen Fällen der Hypertonie.

Dosierung: Je nach Schweregrad von 1 Tablette Betasemid mild bzw. 1/2 Tablette Betasemid bis maximal 2 Tabletten Betasemid.

Handelsformen und Preise: Betasemid mild: N 1:

30 Filmtabletten DM 29,45, N 2: 50 Filmtabletten DM 45,50, N 3: 100 Filmtabletten DM 85,00, Krankenhauspackungen. Betasemid: N 1: 30 Filmtabletten DM 48,60, N 2: 50 Film- tabletten DM 76,35,

N 3:100 Filmtabletten DM 141,50, Krankenhaus- packungen. Stand bei Drucklegung März1989.

Betasemi Eh,

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(3)

HEXAt - Herz-Kreislauf-

Programm

AteHexal ® 50 AteHexal® 100

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Herz-Kreislauf-Programm

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AteHexar 50, AteHexar 100. Zus.: 1 Filmtbl, enth, 50 mg bzw. 100 mg Atenolol. Anwend.: Funktionelle Herz-Kreislauf-Beschwerden, Hypertonie, Koronare Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen Gegenanz.: AV-Block II. und III. Grades, Sinusknoten-Syndrom, SA-Block, Schock, manifeste Herzinsuffizienz, Bradykardie, Hypotonie, Azidose, Spätstadien peripherer Durchblutungsstörungen, Bronchialasthma. Bes. strenge Indikationsstellung bei Schwangerschaff. Nebenwirk.: Magen-Darm-Beschwerden, Hautrötungen, Juckreiz, verminderter Tränenfluß, Muskelschwäche, Muskel- krämpfe, Kribbeln und Kältegefühl in den Gliedmaßen, Hypotonie, Bradykardie, AV-Überleitungsstörungen, Verstärkung einer latenten Herzinsuffizienz, Claudicatio intermiffens und Raynaud'sche Krankheit. Wechselwirk.: Wirkungsverstärkung von anderen Antihypertensiva, von Insulin und oralen Antidiabetika sowie Narkosemitteln. Hinweise: Vorsicht bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Dos.: Hypertonie, Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen: 1 mal tgl. 1 Filmtbl. AteHexal ® 50 bis 1 mal tgl. 1 Filmtbl. AteHexal ® 100, Funktionelle Herz-Kreislaufstör.: 1 mal tgl. 1 Filmtbl. AteHexal ® 50. Weitere Angaben s. wiss. Gebrauchsinformation. Hexal .-Pharma GmbH & Co. KG, 8150 Holzkirchen

Fortbildung mit der 13undesärztekammer

rGradl II

23. Internationaler Seminar- kongreß, 27. August bis 8. Sep- tember 1989— Einwöchige Seminare für Immuno- logie, Phlebologie, Orthopädie, Pulmologie, Kie- ferchirurgie, Manuelle Medizin, Neurologie/Neu- rochirurgie, Organtransplantation, Dermatologie, Rheumatologie, Psychotherapie, Rechtsmedizin, Unfallchirurgie, Ophthalmologie, Pädiatrie, Kin- der- und Jugendpsychiatrie, Labormedizin, Ar-

j

beitsmedizin, Sportmedizin, Autogenes Training k sowie ein Medizinhistorisches Seminar und ein Seminar „Praxis-Management und Einführungs- kurs in die Kassenärztliche Versorgung". Auch ein EKG-Kurs und (nach KBV-Richtlinien) Kurse für Echokardiographie, Sonographie und Dopp- ler-Sonographie. Für Fachkundenachweis „Arzt im Rettungsdienst" diesmal wieder den Teil A.

Meran 11

37. Internationaler Fortbil-

_

dungskongreß, 10. bis 15. Sep- tember 1989 — Dieser Kongreß wird ein breit an- gelegtes Fortbildungsprogramm während einer Woche bieten. Themen: Herz-Kreislauferkran- kungen, Infektionskrankheiten, Pharmakothera- pie., Orthopädie, Neurologie, Urologie, Kinderheil- kunde, Gynäkologie, Sexualmedizin, Autogenes Training; Seminare und Kurse für Sonographie, Labormedizin, Sportmedizin, Manuelle Medizin sowie Berufspolitik. Ergänzend ein Symptom- Seminar „Akute Bewußtlosigkeit". Für verschie- dene Kurse können Teilnahmebescheinigungen ausgestellt werden. Mit Problemen der Ethik in der Medizin wird sich der Eröffnungsvortrag befassen sowie eine Abendveranstaltung der Evange- lischen und Katholischen Akademikerschaft.

Auskünfte: Kongreßbüro der Bundesärztekammer, Postfach 41 02 20, D-5000 Köln 41 (Lindenthai), Tele- fon (02 21) 40 04-2 22 bis -2 24

Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989 (11) A-1731

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..,.. Forts. von Seite A-1728 kenne - protestantisch - Lie- be- mehr Liebe". Ob dieses Modell nicht schon zu viel ge- dacht und zu wenig prakti- ziert wurde? Ob dieses Liebe- Auftragsspiel nicht die Kehr- seite einer Medaille ist, zu der Haß und Ausgrenzung und Einzigartigkeit zählen?

Ob Akzeptanz, Toleranz und staunende Neugier über das andere und den anderen mehr Hoffnung und mehr Humanität ermöglichen und ob ökologisch-wirtschaftliche Veränderungen hierfür Vor- aussetzungen schaffen?

Prof. Dr. med. Alfred Drees, Klinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Städt.

Kliniken, Maiblumenstraße 3-7, 4100 Duisburg 14

Schlußwort

Zum Leserbrief von Herrn Dr. Schulze-Aussel ist zu be- merken, daß ein nicht gerin- ger Teil seines Berichtes lei- der in den Bereich der Legen- de gehört. Richtig an seiner Erzählung ist, daß man alle Psychiater, die damals in Lan- deskrankenhäusern arbeite- ten, individuell würdigen muß; gegenüber der Verstrik- kung in die Euthanasie- Mordaktionen hat jeder an- ders reagiert - von der begei- sterten Zustimmung über zahllose Formen qualvoller Ambivalenz bis zur bedin- gungslosen Verweigerung, Herrn Romatowski, der die Geschichte des Fahnenflüch- tigen anzweifelt, kann ich Einblick in die Unterlagen anbieten.

Etwas ausführlicher möch- te ich auf den Leserbrief von Frau Dr. Schürmann einge- hen: es nützt den jüngeren Menschen heute nicht, wenn wir Älteren ständig predigen, man könne sich heute die NS- Zeit gar nicht mehr richtig vorstellen. Die Jüngeren sind auf ihre Wahrnehmungsmög- lichkeiten angewiesen. Zu- dem zeigt ein Blick in die ständig wachsende Literatur der letzten zehn Jahre zu die- sem Thema, daß die psychia-

trisch -historischen Veröffent- lichungen der jüngeren Gene- ration die NS-Psychiatrie we- sentlich differenzierter be- schreiben, als uns dies früher möglich gewesen ist, und da- her der Wahrheit meist we- nigstens ein Stück näher kom- men. Was im übrigen die Er- fahrungen in der Frankfurter Nervenklinik angeht: D.!e Na- zis waren gegenüber Arzten in Universitätskliniken hin- sichtlich der Zumutung der Mord-Verstrickungen sehr viel gnädiger als gegenüber Ärzten in Landeskranken- häusern, womit sie eine alte und ungute Tradition der deutschen Psychiatrie fort- setzten.

Herrn Dr. Sebastian Maier möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal herzlich danken: seine Re- de, in seiner damaligen Ei- genschaft als Vorsitzendem der psychiatrischen "Bundes- direktorenkonferenz", am Mahnmal für die Opfer der Euthanasie in Irsee vom 6.

Mai 1983 war meines Wissens die erste offizielle Reaktion der bundesdeutschen Psych- iatrie auf die Euthanasie- Mordaktionen seit 1945.

Zum Schluß noch eine Be- merkung zum Leserbrief mei- nes Freundes, Prof. Dr. Al- fred Drees: zunächst muß ich ihn enttäuschen: entgegen seiner Erwartung gab es kei- ne "Flut empörter und relati- vierender Kommentare" ge- gen meinen Aufsatz. Viel- mehr habe ich eine Flut sehr persönlicher Briefe, insbeson- dere von älteren Psychiatern und Ärzten erhalten, aus de- nen hervorgeht, wie quälend sie sich bis heute hinsichtlich ihrer damaligen Handlungen mit ihrem Gewissen herum- schlagen. Und was schließlich seine Kritik im letzten Absatz angeht: die heute zunehmen- de Begeisterung für die auch aktive Sterbehilfe, die zuneh- mende Neigung, Menschen mit Behinderung entweder abzutreiben oder nach der Geburt sterben zu lassen, die Befürwortung der Sterilisie- rung von nicht einwilligungs- fähigen Behinderten im Re- gierungsentwurf zum neuen A-1732 (12) Dt. Ärztebl. 86, Heft 23, 8. Juni 1989

Die Redaktion ver- öffentlicht keine ano- nymen Zuschriften. In besonderen Fällen wer- den Briefe ohne Na- mensnennung publi- ziert - aber nur dann, wenn der Absender be- kannt ist. DÄ Vormundschaftsgesetz und die geringen Bedenken ge- genüber den neuen Möglich- keiten der Gentechnologie - gerade in den westlichen Län- dern teilweise noch drasti- scher ausgeprägt als bei uns - machen mir Sorge. Diese Haltungen entstammen in der Tat einem wesentlichen Teil unserer "abendländischen Denktraditionen", nämlich dem liberalistischen, utilitari- stischen und wissenschafts- gläubigen Glauben an den unterschiedlichen Wert und Nutzwert der Menschen, im Namen des Kampfes des In- dividuums für seine Freiheit, wogegen die Ideale der Gleichheit und Brüderlich- keit der Menschen zuneh- mend auf der Strecke bleiben.

Die NS-Medizin mit ihren Verbrechen verdanken wir nicht zuletzt gerade auch die- sem heute wieder so wirksa- men Teil unserer Denktradi- tion.

Prof. Dr. Dr. Klaus Dör- ner, leitender Arzt der Westf.

Klinik für Psychiatrie, Her- mann-Simön-Straße 7, 4830 Gütersloh.

PRIMÄRARZT

Zu dem Beitrag "Die Ökono- men werden uns nicht mehr aus den Fängen lassen" -eine (heftige) interdisziplinäre Diskussion über Reformvorschläge des Sachver- ständigenrates, in Heft 19/1989:

Bessere Steuerung

Derzeit ist die Lage so, daß die Rolle des Primärarz- tes auf den Patienten selbst übergega:')gen ist. Direkt oder nach Uberweisung "auf Wunsch" ~.erden gleichzeitig mehrere Arzte konsultiert, die voneinander nichts wissen und die aus engem Fachblick- winkel verordnen.

Jedem gewissenhaften Notdienstarzt fallen die Pa- tienten auf, welche auf genü-

gend ernstes Nachfragen eine Unmenge von Medikamenten

vorleg~n, die von verschiede- nen Arzten verordnet wur- den, so als ob der Kranke sei- ne Organsysteme in getrenn- ten Plastikbeuteln hätte.

Ein Fall aus jüngster Ver- gangenheit: fünf Psychophar- maka von der Ambulanz ei- nes psychiatrischen Kranken- hauses, drei Naturheilmittel vom Allgemeinarzt, Thyroxin und zwei andere Mittel vom Internisten und Sexualhor- mone und zwei andere Mittel von der Frauenärztin. Kei- ne Kontakte untereinander, Pharmakatherapie kreuz und quer.

Die Ursache sehe ich drin, daß der Versicherte soviel Krankenscheine ausgeben darf, wie es ihm paßt (statt nur einen pro Quartal für den führenden und therapiekoor- dinierenden Arzt, der an Ge- bietsärzte überweist und von diesen Therapievorschläge erhält). Natürlich kann der Primärarzt auch ein Gebiets- arzt sein, wenn die führende Krankheit diesem zugeordnet werden muß. Daß aber alle Verordnungen koordiniert werden sollen und zwar von einem einzigen Arzt, das ist schon wegen der Interaktio- nen der Pharmaka dringend vonnöten. Und daß dieser therapieleitende Arzt in der Zusammenfassung die Thera- pievorschäge einengt, etwa auf maximal drei bis vier Mit- tel, das ist in den meisten Fäl- len sicher kein Fehler.

Der derzeitige Zustand, daß der Patient von mehreren Ärzten ein Dutzend Präskrip- tionen erhält und diese nach Gutdünken ausführt, ist si- cher kein Idealzustand, medi- zinisch nicht und auch ökono- misch wenig erstrebenswert.

In der Regelung der fünfziger Jahre "ein Patient vergibt ei- nen Krankenschein pro Quar- tal an einen ,Leibarzt'" lagen bessere Steuerungsmöglich- keiten als in der Überga- be der Fallführung an den regenbogenpressegebildeten mündigen Patienten.

Dr. med. Friedrich W. De- genring, Goethestraße 3 a, 6944 Herosbach/Bergstraße

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