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Die kurmäßige Behandlung der nicht ulzerösen Dyspepsie mit Wis- mutsalzen ist bei bestimmungsgemä- ßem Gebrauch sicher (8), nebenwir- kungsarm und wahrscheinlich auch wirksam (9, 20, 29), wobei die Di- mension des therapeutischen Ge- winns bisher allerdings noch unge- klärt ist (siehe 3). Bei unselektiver Applikation auf alle CP-positiven Dyspepsieformen dürfte der die Pla- zebowirksamkeit übersteigende Zu- wachs an symptomatischer Besse- rung eher gering ausfallen. Die Su- che nach Untergruppen im großen Formenkreis der nicht ulzerösen Dyspepsie (12) mit geringer sponta- ner Besserungstendenz und gutem Ansprechen auf eine CP-wirksame Therapie wäre eine wichtige zukünf- tige Zielsetzung (siehe 3).
Die bisher vorliegenden Daten zur CP-orientierten Therapie der nicht ulzerösen Dyspepsie sind da- her insgesamt noch spärlich und las- sen rational begründete generelle Therapieempfehlungen nicht zu.
Dies schließt keineswegs aus, daß in Ermangelung lohnender therapeuti- scher Alternativen mit der Ausnah- me der Prokinetika schon jetzt im Einzelfall bei Therapiewunsch oder Therapiebedürftigkeit eine CP- orientierte Therapieform pragma- tisch zum Einsatz kommt oder daß sich ein einzelner Therapeut unter Abwägung der offenen Fragen indi- viduell für eine solche Therapieform entscheidet. Als Therapie-Option ist dieses Vorgehen gerechtfertigt; von einer generellen Empfehlung zu ei- ner CP-orientierten Therapie bei CP-positiven Ulkus- oder NUD-Pa- tienten kann aber noch keine Rede sein. Erst recht stellt der Befund ei- ner asymptomatischen CP-Kolonisa- tion keine Veranlassung zu thera- peutischem Handeln dar.
ei Ausblick
Das Wissen um Campylobacter pylori ist eine der wesentlichen neu- en Erkenntnisse der letzten Jahre in der Gastroenterologie. Die Bedeu- tung dieser Erreger liegt derzeit aber vor allem im wissenschaftlichen Be- reich als keineswegs neuem, jedoch lange übersehenem, wichtigem
pathogenen Faktor für Gastritis und Ulkuskrankheit. Ihre kausale Rolle findet mosaiksteinartig rasch weitere Bestätigung und zunehmend auch allgemeine Beachtung.
Der bakterielle Faktor in der Genese der Gastritis und der Ulkus- krankheit eröffent neue therapeuti- sche Möglichkeiten, die sich von bis- herigen Ansätzen grundsätzlich un- terscheiden. Basierend auf den ver- fügbaren Pharmaka sind die Impli- kationen für die praktische Therapie im Hinblick auf generelle Therapie- Empfehlungen derzeit aber noch gering. Die einfachen und neben- wirkungsarmen Therapieverfahren (Wismutsalze) sind nur gering effek- tiv, die wirksamen antibiotischen Kombinations-Schemata dagegen kaum als sicher oder für die Routi- neanwendung als praktikabel anzu- sehen, zumal die Verfügbarkeit al- ternativer Medikamente zum Bei- spiel bei der Ulkustherapie in die Überlegungen mit einbezogen wer- den muß.
Es besteht in der Campylobac- ter-Therapie Bedarf an einfachen, nebenwirkungsarmen und zugleich wirksamen Therapeutika, die dann weitergehende Therapieempfehlun- gen und eine erhebliche Änderung bisheriger Behandlungspraktiken nach sich ziehen würden. Die Pri- märprophylaxe der CP-Kolonisation durch aktive Immunisierung könnte langfristig die Anforderungen an ein.
ideales — präventives — Therapieregi- me erfüllen. Ob sie effektiv und je realisierbar sein wird, bleibt eine der vielen derzeit offenen Fragen der Campylobacterforschung.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das beim Verfasser anzufor- dernde Literaturverzeichnis im Son- derdruck.
Anschrift des Verfassers:
Privatdozent Dr. med.
Gereon Börsch Medizinische Klinik am St.-Josef-Hospital Gudrunstraße 56 4630 Bochum
(ab 1. 10. 1988: Medizinische Klinik des Elisabeth-Krankenhauses, Molt- kestraße 61, 4300 Essen)
HIV-Antikörper-Test:
Jeder macht es anders
Ein Fragebogen zur Vorgehens- weise bei der Anwendung des HIV- Antikörper-Tests wurde im Januar 1987 an 200 Krankenhäuser in den USA, die ein Lehrprogramm für In- fektionskrankheiten (ID = infectio- us diseases) durchführen (US-ID- Krankenhäuser), und an alle 171 Akut-Krankenhäuser in Minnesota versandt. Es kamen Informationen zurück von 189 der US-ID-Kranken- häuser (94,5 Prozent) und von 160 (94 Prozent) Krankenhäusern in Minnesota.
Nur 49 Prozent der US-ID- Krankenhäuser und 37 Prozent der Krankenhäuser in Minnesota gaben eine Vorgehensweise zur Anord- nung von HIV-Antikörper-Tests an;
47 Prozent der US-ID-Krankenhäu- ser und 39 Prozent der Krankenhäu- ser in Minnesota verfügten über ein.
spezifisches Weiterbildungspro- gramm für Ärzte über den HIV-An- tikörper-Test. 62 Prozent der US- ID-Krankenhäuser und 41 Prozent der Krankenhäuser in Minnesota be- folgten bei Autopsien von AIDS-Pa- tienten besondere Schutzmaßnah- men. Deutliche Unterschiede be- standen in der Behandlung der Test- Ergebnisse, dem Einholen der Pa- tientenzustimmung und der Weiter- gabe von Informationen zur Risiko- reduzierung zwischen den befragten Krankenhäusern.
Die Autoren meinen, daß diese Fakten auf den Bedarf eines Kon- senses zur optimalen Anwendung von HIV-Antikörper-Tests in den Krankenhäusern hinweisen. Lng
Henry, K. et al: Human Immunodefi- ciency Virus Antibody Testing, JAMA 259 (1988) 1819-1822.
Dr. Keith Henry, Section of Infectious Diseases, St. Paul-Ramsey Medical Cen- ter, St. Paul, MN 55101, U.S.A.
A-2430 (46) Dt. Ärztebl. 85, Heft 36, 8. September 1988