D
ie Verkehrsnachrichten der Radiosender sind aktueller geworden.Früher wurden Staumeldun- gen ausschließlich von der Autobahnpolizei weitergege- ben. Diese kann aber nicht überall präsent sein. So küm- mern sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen ledig- lich 200 Beamte um ein Auto- bahnnetz von 2 100 Kilome- tern. Bei Unfällen stehen Staumeldungen deshalb zu- nächst hintenan, Vorrang hat natürlich die Rettung von Menschenleben.
Seit geraumer Zeit wer- den auf vielen Routen die Verkehrsbewegungen mit In- duktionsschlaufen erfaßt und an die Verkehrsleitzentralen der Regierungsbezirke über- mittelt. Von dort aus geht es weiter an die Sender und den ADAC. Dieser erhält außer- dem Informationen von rund 40 000 freiwilligen Staumel- dern, die per Mobiltelefon Staus und deren Auflösung weitergeben. Ein Teil dieser Staumelder wurde durch das Engagement der Radiosen-
der geworben. Verschiedene Sender verfügen auch über Melder, die direkt die Statio- nen beliefern.
Durch den Einsatz von Computern können die Ra- diosender die Verarbeitung der Meldungen deutlich be- schleunigen. Die Moderato- ren im Studio halten in der Regel längst kein Blatt Papier mehr in der Hand, sondern lesen vom Bildschirm ab.
Noch während die erste Mel-
dung verlesen wird, können neue hinzukommen, andere entfallen.
Moderne Autoradios er- möglichen das Abhören der Meldungen auch außerhalb der üblichen Informationsin- tervalle. Ein Sprachspeicher zeichnet auch bei ausgeschal- tetem Gerät die letzten Mel- dungen auf und hält sie per Knopfdruck jederzeit bereit.
Dieses Verfahren hat frei- lich auch Nachteile. Bei- spielsweise an Freitagnach- mittagen müssen mitunter bis zu zehn Minuten Mitteilun- gen abgehört werden. Hier helfen Geräte mit TMC (Traffic Message Channel) weiter. Solche Radios erhal- ten permanent durch RDS (Radio Daten System) sämt- liche Verkehrsinformationen.
Beim Start muß die ge- plante Route eingegeben werden, und nur für diese gibt das Radio dann die Verkehrs- meldungen wieder. Der Auf- preis für Radios mit TMC be- trägt derzeit rund 100 DM.
Außerdem gibt es bereits Na- vigationssysteme, die sich ebenfalls dieser Technik be- dienen.
Eine noch bessere Lösung stellt DAB (Digital Audio Broadcasting) dar. Das neue terrestrische digitale Radio verfügt über einen eigenen Kanal mit permanenten Ver- kehrsnachrichten auf einem Farbdisplay. Allerdings ko- sten derartige Geräte mo- mentan noch etwa 6 000 DM.
Auch private Firmen bie- ten gegen Entgelt Verkehrs- informationen an. Die Mobil- funkbetreiber ermöglichen die Abfrage der Staus über das Handy. Die Daten wer- den derzeit noch überwie- gend aus denselben Quellen gespeist wie die der Rund- funksender. Um jedoch aktu- eller zu sein, haben die Mo- bilfunkbetreiber inzwischen bundesweit rund 2 500 Ver- kehrsdetektoren in Betrieb genommen.
Im Mobilfunknetz D1 der Telekom heißt dieser Service Tegaron und kostet zur Zeit eine DM pro Anruf, zuzüg- lich der normalen Gesprächs- kosten. Für 2,15 DM pro Mi- nute extra gibt es dort auch eine persönliche Beratung.
D2-Mannesmann bietet den Passo-Verkehrsdienst zum Preis von 1,65 DM extra pro Minute an. Bei E-Plus gibt es nur eine persönliche Betreu- ung, ebenfalls zum zusätzli- chen Preis von 2,15 DM pro Minute.
Internet und Faxabruf
Natürlich kommen auch die Verkehrsmeldungen heu- te nicht mehr am Internet vorbei. Viele Rundfunkan- stalten (SWF, NDR, BR) offerieren diesen Service.
Der Westdeutsche Rundfunk zählte bereits mehr als 8 000 Zugriffe.
Verschiedene Sender bie- ten außerdem den Service, Verkehrsmeldungen per Fax abzurufen oder per Telefon abzuhören. Allen diesen An- geboten ist gemeinsam, daß sie vor der Fahrt aufgerufen werden müssen. Marc Seidel A-1320 (56) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 21, 22. Mai 1998
V A R I A AUTO UND VERKEHR
Verkehrsinformationen
Viele Wege führen am Stau vorbei
Der Verkehr auf den Straßen nimmt ständig zu – und die Staus werden immer länger. Bereits seit 30 Jahren informieren Radio- sender über die aktuelle Verkehrslage. Inzwischen stehen auch andere Systeme für Verkehrsinformationen zur Verfügung: un- ter anderem über neue Radiotechnik, Faxabruf und das Internet.
Das Ablesen vom Blatt ist längst Vergangenheit: Die Moderatoren der Rundfunk- anstalten (hier Radio „Eins Live“ vom WDR) nutzen den Computer. Foto: Marc Seidel