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Archiv "Kongressbericht: Minimalinvasive Endoprothetik" (05.12.2003)

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M E D I Z I N

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A3250 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 495. Dezember 2003

M

inimalinvasive Verfahren ha- ben sich im Bereich der arthro- skopischen Chirurgie sowie der Wirbelsäulenchirurgie in den letzten Jahren etabliert. Durch die Entwick- lung neuer Biomaterialien und com- puterassistierter Operationstechniken gibt es auch viel versprechende Kon- zepte so genannter minimalinvasiver Operationsverfahren in der Endopro- thetik. Hauptanliegen des Symposiums

„Minimalinvasive Endoprothetik: ak- tueller Stand“, das vom 21. bis zum 22.

März 2003 in Köln stattfand, war es, ei- nen Überblick über die ver-

schiedenen zur Verfügung stehenden Verfahren und ei- nen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu geben.

Peer Eysel, Köln, und Heiko Reichel, Halle, gingen in ihren Vorträgen der Frage nach, inwieweit es sich bei dem Begriff minimalinvasi- ve Endoprothetik eher um einen Werbeslogan oder um ein tatsächliches Zukunfts- konzept handelt. Es wurde deutlich, dass die Knochen erhaltenden Verfahren im Bereich des Hüft- und Knie-

gelenks insbesondere im Hinblick auf zukünftige Wechseloperationen das eigentlich revolutionäre Konzept dar- stellen, während der Minimierung der Zugangswege bedingt durch die Größe der Implantate zurzeit noch Grenzen gesetzt sind.

Mit einer umfassenden Rekapitulie- rung der anatomischen Grundlagen führte Jochen Koebke, Köln, in das Themengebiet Hüftgelenk ein. Darauf aufbauend stellte Roland Wetzel, Bad Aiblingen, einen minimalinvasiven Zu- gangsweg zum Hüftgelenk vor, der im Wesentlichen aus einem kurzen ventralen und dorsalen Schnitt besteht und eines speziellen Instrumentariums

bedarf. Vorteile dieses Verfahrens sind eine Reduktion des perioperativen Blutverlustes, der OP-Zeit, der Liege- dauer und des postoperativen Schmer- zes sowie ein besseres kosmetisches Ergebnis. Ein Nachteil besteht in einer schlechteren Übersicht, insbesondere mit der Gefahr einer Pfannenfehlposi- tionierung.

Stephan Künzler, Frankfurt, aus der Arbeitsgruppe um Fridun Kerschbau- mer, präsentierte in Ergänzung zum minimalinvasiven Zugang zum Hüft- gelenk die Verwendung eines navigiert

arbeitenden Roboterarms, mit dem die Pfannenfräsung ausgeführt wird.

Eine Standortbestimmung der bio- mechanischen Grundlagen des Hüft- gelenks sowie über Abriebprobleme und Gleitpaarungen in der Endopro- thetik zeigte Michael Morlock, Ham- burg-Harburg, auf. Obwohl Keramik im Bezug auf die Abriebfestigkeit und Dauerhaltbarkeit ideale Eigenschaf- ten aufweist, scheint zurzeit unter modernen Fertigungsbedingungen die Kombination Metall/Metall unter Ver- wendung eines großen Kopf- und Pfan- nendurchmessers die besten Lang- zeitergebnisse hinsichtlich auf Abrieb, Luxationsneigung und Lockerungsten-

denz zu sein. Abzuwarten bleibt aller- dings die Langzeitwirkung des Metall- abriebs.

Das Prinzip der Metall/Metall-Le- gierung ist bei der so genannten Mc- Minn-Prothese verwirklicht, einem Ver- fahren, über welches sowohl die Ar- beitsgruppe um Andre Knecht, Halle, als auch Barbara Kiehn, Köln, berich- teten.

Der Vorteil dieses Verfahrens ist die minimal notwendige Knochen- resektion sowohl im Bereich der Pfan- ne als auch vor allem am Hüftkopf, so- dass diese Prothese auch bei jungen Patienten im- plantiert werden kann, bei denen noch mehrere Wech- seloperationen zu erwar- ten sind. Beide Arbeits- gruppen konnten überein- stimmend aufzeigen, dass die McMinn-Prothese (Ab- bildung 1) eine ausgespro- chen niedrige Komplika- tionsrate hat und zudem nach bisherigem Kenntnis- stand gute mittelfristige Er- gebnisse zu haben scheint, Langzeiterfahrungen stehen noch aus.

Neben dem Hüftkopfoberflächener- satz wurden weitere, schenkelhals- erhaltende Prothesenmodelle vorge- stellt. Koepke, Köln, referierte über die Entwicklung der so genannten Cut-Prothese nach anatomischen und spannungsoptischen Gesichtspunkten, wohingegen Wolfram Thomas, Rom, über die klinischen Erfahrungen mit dieser Prothese berichtete. Die Kraft- einleitung bei der Cut-Prothese findet sowohl am Calcar als auch in der Region unterhalb des Trochanters statt.

Die Verankerung beruht unter an- derem auf vermehrter Ossifikation im Bereich des so genannten Cuts am medialen distalen Ende der Prothese.

Kongressbericht

Minimalinvasive Endoprothetik

Abbildung 1: Fallbeispiel Mc Minn-Prothese, 48-jähriger Patient mit Hüftkopfnekrose beidseits. Rechtsseitig ist die Versorgung bereits erfolgt. Die Operation der Gegenseite wird in Kürze durchgeführt.

Frank Popken Dietmar P. König Peer Eysel

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Wolfgang Rüther, Hamburg, stellte die Daten von 374 Patienten nach Implantation einer Druckscheiben- prothese vor, wobei die Überlebensra- te der Prothese nach acht Jahren 89 Prozent betrug. Als Kontraindikatio- nen für die Druckscheibenprothese haben sich renale Osteodystrophien sowie ausgedehnte Hüftkopfnekrosen erwiesen. Kritisch wurde auch über den „Laschenschmerz“ diskutiert, der sich bei der Druckscheibenprothese unterhalb des Trochanter major ein- stellen kann.

Eine neuartige, schraubenähnliche, Spironprothese soll durch die meta- physäre Femurbelastung die Kno- chensubstanz erhalten und durch die Offset-Rekonstruktion die muskuläre Vorspannung erhalten. Björn Birken- hauer, Bad Kreuznach, schilderte die Entwicklung dieser Prothese und prä- sentierte darüber hinaus erste kli- nische, sehr viel versprechende Ergeb- nisse.

Kurzschaftprothesen, die ebenfalls weitgehend schenkelhalserhaltend und knochensparend sind, zählen auch zu den minimalinvasiven Verfahren. Rei- chel, fand bei einer Vergleichsstu- die der Mayo-Prothese mit einer kon- ventionellen Prothese eine signifikant

bessere postoperative Beweglichkeit sowie eine geringere Muskelinsuffizi- enz, sodass diese Kurzschaftprothese neben dem geringeren Knochenver- lust und der dadurch vereinfachten Wechselsituation auch funktionelle Vorteile zu haben scheint. Götz von Förster, Hamburg, stellte die Ergeb- nisse von 750 zwischen 1999 und 2002 implantierten CFP-Prothesen vor, wo- bei es bisher zu keiner aseptischen Lockerung gekommen war.

Die Implantate des Kniegelenks, dem zweiten großen Gelenk der En- doprothetik, sind weniger vielfältig als die Implantate für das Hüftgelenk.

Am Kniegelenk handelt es sich im We- sentlichen um die unikondyläre Schlit- tenprothese, die nur den von der Ar- throse befallenen Gelenkanteil er- setzt.

Nach der Information über den ak- tuellen Stand der anatomischen bezie- hungsweise biomechanischen Grund- lagen durch Koebke, und Wolfgang Potthast, Köln, stellte Dietmar Pierre König, Köln, die Operationstechnik und erste klinische Ergebnisse der Preservation-Knieprothese vor (Ab- bildung 2). Es handelt sich dabei um einen monokondylären, meist medial implantierten Schlitten, dessen Pla- teau sich auf der Tibiakortikalis ab- stützt und dadurch bessere Langzeit- ergebnisse liefern soll.

Gustav Bontemps, Remscheid, er- läuterte unter anderem die speziellen Materialeigenschaften der AMC-Uni- kondylär-Schlittenprothese, die sich durch eine spezielle verschleiß- und korrosionsresistente Titanium-Nitrid- Beschichtung auszeichnet, was über einen reduzierten Reibungskoeffizi- ent zu einem verminderten PE-Ver- schleiss führt.

Peter Aldinger, Tübingen, nannte zunächst die Vorteile eines mono- kondylären Ersatzes versus konven- tioneller Knie-TEP bei gegebener Indikation aus und stellte darauf auf- bauend die speziellen Eigenschaften der unikondylären Oxford-Schlitten- prothese vor, die ein sphärisches Femurteil und ein flaches Tibiateil mit einem mobilen Meniskus aufweist, welcher eine volle Kongruenz in allen Positionen und damit einen minimier- ten Abrieb bewirken soll.

Eine minimalinvasive Operations- technik in Verbindung mit dem Miller- Galante-monokondylären Schlitten, wel- che neben einer minimierten Schnitt- länge auf einer konventionellen Achs- ausrichtung ähnlich wie bei einer kon- ventionellen Knie-TEP beruhte, de- monstrierte Heinz Röttinger, München.

Im Ergebnis bewirkte dieses Verfahren eine frühere Mobilisation und Vollbe- lastung der Patienten mit konsekutiv kürzerem Klinikaufenthalt und kürze- rer Rehabilitation als bei konventio- neller Implantation der Prothese.

Minimalinvasive Techniken erschwe- ren oft aufgrund der verminderten Exposition der knöchernen Struktu- ren den Überblick über die korrekte Implantation der Prothese, sodass erst mithilfe von Navigationssystemen eine ausreichende Orientierung des Opera- teurs möglich ist. Einen umfangreichen Überblick über den aktuellen Stand der Navigationstechnik und mögliche zu- künftige Entwicklung, gab Jens Krug- mann, Heimstetten, wobei besonders die Nutzung von NMR-Daten sowie die Berechnung exakter, dreidimensio- naler Modelle anhand konventioneller Röntgenbilder besonders hervorzuhe- ben war.

Am Leichenpräparat veranschau- lichten Reichel und König den Zu- gangsweg zum Hüft- beziehungsweise Kniegelenk für den Oberflächenersatz am Hüftgelenk beziehungsweise zur minimalinvasiven Implantation eines monokondylären Schlittens. Zudem erhielten alle Workshopteilnehmer die Gelegenheit, eine Reihe von minima- linvasiven Prothesentypen am künstli- chen Knie- und Hüftgelenken selbst zu implantieren.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Peer Eysel Klinik und Poliklinik für Orthopädie der Universität zu Köln

Joseph-Stelzmann-Straße 9 50924 Köln

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Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 495. Dezember 2003 AA3251

Abbildung 2: Preservation-Knieprothese; in- traoperativer Situs nach erfolgter Implanta- tion

Referenzen

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